Montag, 3. Februar 2014

Das Große Goldene (Privatisierung 6)

Landeshauptmann Dr. Michael Häupl überreichte dem renommierten Kunstsammler Prof. DDr.Dr.h.c. Herbert Batliner das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. (2007)

Offer of loan (Texte im Museum 455)

Offer of loan for the Mona Lisa. Office of the Secretary Records, The Metropolitan Museum of Art Archives

Donnerstag, 30. Januar 2014

Der Blick ins Freie


Im April 1867 erhielt Claude Monet vom Superintendenten des Louvre die Erlaubnis, im Museum malen zu dürfen. Das Malen, das Studium von Kunstwerken in Galerien, Sammlungen und Museen hatte zu diesem Zeitpunkt eine jahrhundertelange Tradition. Zeitweise gehörte das Kopieren von 'Meisterwerken' zum festen Bestandteil der akademischen Ausbildung und viele Museen regelten den Besuch von Kunststudierenden mit besonderen Öffnungszeiten, etwa getrennt angesetzt vom allgemeinen Besuch.
Nur vor diesem Hintergrund versteht man den Bruch, den dieses Gemälde darstellt. Monet kehrte dem Kanon der musealisierten Werke den Rücken und malte die Aussicht aus einem der Fenster, den Blick auf die Eglise St.-Germain-l'Auxerroise und die in der gleissenden Sonne flanierenden Menschen vor ihr.
Das Gemälde ist also mehr als nur ein Bild, es ist auch eine Geste. Eine Geste der Abkehr, gesetzt etwa zu der Zeit als die Kritik am Museum, am Museum als solches, nicht nur am Louvre, fundamental zu werden begann und in museoklastische Appelle mündete. Der Ruf nach dem Anzünden des Louvre (als Inbegriff einer eine überfordernde wie belastende und überholte Tradition hinter sich zu lassen) wurde wenige Jahre nach Monets "Besuch" im Louvre wahr. 1871 schickten sich die Aufständischen der Commune an, die Parole in die Tat umzusetzten, wurde aber von beherzten Menschen davon abgehalten. So blieb es bei der Brandstiftung an den Tuilerien, die so beschädigt wurden, daß man sie wenige Jahre später abbrach.
Spielen Museen bei der Ausbildung von Künstlern noch eine Rolle? Wenn, dann sicher nicht mehr im Sinn des 18. oder 19. Jahrhunderts. Und das Kopieren? Ich habe bei meinen Besuchen im Kunsthistorischen Museum noch oft Kopisten gesehen und erinnere mich an den starken und angenehmen Geruch der Farbe, der die gesamte Wahrnehmung der Säle und der Werke veränderte. Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen, allerdings eine Frau, die in der Lucien Freud Ausstellung gezeichnet hat...
Schauen wir aus dem Fenster, in Museen? Sicher, wenn dieser Blick ohnehin inszeniert ist, wie etwa in Hans Holleins Museum am Abteiberg in Mönchengladbach, oder Heinz Tesars Essl-Museum in Klosterneuburg oder gar im Vorarlberger Landesmuseum, das einen eigenen Raum besitzt, der dem Blick nach draußen gewidmet ist und sonst nichts.
Doch am Blickbleibt die Kränkung des Museums, vor allem der Dinge haften, wie in der Fotografie Lenkkeris. Er ist eine Abwendung von den Dingen, aber, wie in diesem Fall, scheint er melancholisch das Museum und die Verfasstheit der Dinge zu reflektieren.
Die Museen wehren sich gegen unsere Abschweifung, mit dem Vorwand konservatorischer Bedenken. Schützende Jalousien, raffinierte Fensterkonstruktionen nehmen uns diese Möglichkeit, wir werden blind für das, was draußen vorgeht, so lange wir im Museum weilen und seiner geschlossenen und immersiven Welt. Bis jemand kommt und das Fenster öffnet...
Ville Lenkkeri: Looking out of a museum window. 2004

Der orientalische Louvre

Besucher in der Ausstellung Birth of a Museum in der Abu Dhabi Louvre Gallery, 2013. Die Fertigstellung des Museums wird derzeit mit 2015 angegeben

Nach links (Texte im Museum 454)

Wegweise zum Louvre in Lens

Mittwoch, 29. Januar 2014

& Batliner. Privatisierung (3)


Ein Coup - und was draus werden könnte

Hier (Interview), im "Salzburger Fenster" spricht Sabine Breitwieser ausführlicher als bisher über die Perspektiven ihrer Aufgabe am Museum der Moderne in Salzburg. Weder Interviewerin noch Befragte hatten irgendeine Neigung, sich mit dem zu beschäftigen, was die Koopeartion Generali und Salzburger Museum so fragwürdig macht. Aber es gibt mehr Informationen über das künftige Profil des Museums und die Vorstellungen, die die künftige Leiterin hat.

Ein bißerl dochnichtschon Erinnern

Das ist einen Querverweis wert: als Kolumnist der PRESSE berichtet Kurt Scholz, daß von der Stiftertafel des Kunsthistorischen Museums ein Namen verschwunden ist. Der von Gräfin Margit Batthany-Thyssen. Es wird vermutet, daß sie am Massaker an Zwangsarbeitern im burgenländischen Rechnitz, das am Palmsonntag 1945 stattfand, mitverantwortlich oder beteiligt war. Die Vorgänge sind nicht genau geklärt. Kurt Scholz fragt, ob sich denn das Kunsthistorische Museum der ehedem genannten Gönnerin nicht mehr erinnern will. Und er nennt es bemerkenswert, was ja nun wirklich so etwas wie die berühmte österreichische, also-und-vielleicht-sowohl-als-auch-Lösung (unabsichtlich-absichtlich) ist. Der Schriftzug wurde gelöscht, aber so, daß er lesbar blieb. Damnatio memoriae. Aber dann auch ein bißerl doch wieder nicht.

Hier der ganze Beitrag von Kurt Scholz hier.

Sonntag, 26. Januar 2014

Monet bis Picasso und Champagner bis Prosciutto . Privatisierung (2)

Bereits Dierk Engelken bezeichnete Kunst als Lebensmittel! "Die Kunst ist das Salz in der Suppe, nicht die Petersilie obendrauf!" Deshalb erschien es SPAR und ALBERTINA naheliegend, eine Kooperation einzugehen und Kunst einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. SPAR-Gourmet-Kunden haben nun die Möglichkeit, mit einem Gutschein die Ausstellungen der ALBERTINA um nur 5 Euro zu besuchen.   
Monet bis Picasso und Champagner bis Prosciutto
Am 13. und 14. Mai gibt's bei SPAR-Gourmet Gutscheine für eine Eintrittsermäßigung in die ALBERTINA. Statt 9,50 EURO können SPAR-Gourmet-Kunden das Museum um nur 5 EURO besuchen. "Mit dieser Kooperation bewegen wir uns von der Genusskultur für jedermann zum
Kulturgenuss für jedermann! Die Albertina präsentiert Monet bis Picasso und SPAR-Gourmet Champagner bis Prosciutto.", bringt es Alois Huber, SPAR-Geschäftsführer, auf den Punkt.
(2011)

Freitag, 24. Januar 2014

Ein Coup. Beginnt jetzt erst die Diskussion? Generali Foundation + Museum der Moderne Salzburg

Mehr als ein Dutzend Lehrende der Akademie der Bildenden Künste Wien haben in Der Standard einen Kommentar zur "Fusion" der Generali Foundation publiziert. Der Standard macht dieses Thema nun zu einem Schwerpunkt, der aber - abgesehen von den älteren Beiträgen der Zeitung - vorerst nur in zwei kurzen Kommentaren von Ann Kathrin Fessler besteht.
In ihrem Beitrag "Die Angst vor dem Scherbenhaufen" (hier) wird im Umzug von Wien nach Salzburg eine Rettung der Foundation angesichts der restriktiven Unternehmenspolitik der Generali und damit als Rettung des Werks von Noch-Vorstandsmitglied Karner gedeutet.
Fessler räumt ein, daß der Deal der Generali ziemlich billig kommen wird: "Auch die Behauptung, das Budget für die Foundation werde gleich hoch bleiben, relativierte sich bei der Pressekonferenz auf die Bereiche Ankauf und Ausstellung. Einsparungen ergeben sich durch den Abbau von neun Mitarbeitern. Ob die Generali die Kosten für den Bau des Depots übernimmt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden."
In ihrem zweiten Kommentar, "Kodex für Institutionen" (hier) stellt sie die Frage "...ob eine Kooperation eines privaten Unternehmens mit einem Museum der ­öffentlichen Hand überhaupt in dieser Art statthaft ist. (...) Für Häuser der öffentlichen Hand sollte geregelt werden, ob nur Schenkungen legitim sind – oder auch Dauerleih­gaben, die in der Erhaltung Geld kosten. Sind zumindest Zeitspannen von 25 Jahren akzeptabel?" Deshalb sei ein Kodex zu fordern.

Der Kommentar (hier) der Lehrenden der Akademie hätte den Titel "Schlauer Umzug?" tragen sollen. Der Standard hat daraus "Ein Schlag ins Gesicht der Wiener Kunstszene" gemacht (was dem Text eine andere und viel engere als die intendierte Bedeutung gibt).
Die Autorinnen und Autoren des Textes bringen einen bislang nicht diskutierten, wie mir scheint gewichtigen Umstand, in Diskussion. Eine über langen Zeitraum entwickelte spezifische und vielfach mit anderen Institutionen, wie der Akademie der Bildenden Künste) vernetzte Öffentlichkeit lasse sich so einfach verpflanzen.
Die Foundation "....ist ein Ort, der sich im Namen eines institutions- und gesellschaftskritischen Diskurses und der damit adressierten Öffentlichkeiten etablieren konnte und der nicht zuletzt durch diese seine Bedeutung erlangt hat. Neben lokalen und überregionalen Kunst- und Kulturszenen gehören dazu auch politische Akteure und Akteurinnen, Autoren und Autorinnen sowie Vermittler und Vermittlerinnen, deren Engagement und inhaltliche Beiträge zum internationalen Ruf der Generali Foundation beigetragen haben. (...) Aber das gilt auch umgekehrt: Es war immer auch die Präsenz einer partizipierenden Öffentlichkeit, ihre Bereitschaft zur Kooperation sowie ihr Engagement bei Konferenzen und Diskussionen, die die Generali Foundation belebt und bereichert haben."
Die Art und Weise, wie die Entscheidung gefällt und kommuniziert wurde, stelle den Ruf der Foundation in Frage.
Der Vorgang wird in einen weit über den einzelnen Fall hinaus größeren Zusammenhang gerückt. Der staatliche Sparkurs zwingt den öffentlichen Einrichtungen - keineswegs nur den Museen - geradezu Kooperationen mit "Privaten" auf. In unterschiedlichen und durchaus kritikwürdigen Bedingungen: "Es stellt sich auch die Frage, in welcher Form öffentliche Museen in Österreich zukünftig mit privatwirtschaftlichen Einrichtungen kooperieren können oder müssen. Wie steht es um die langfristigen kulturpolitischen Folgen, die die Zusammenführung einer öffentlichen und einer privatwirtschaftlichen Institution in einer Hand bedeutet?"

Unter dem Titel "Abschied der Generali Foundation" berichtet Almuth Spiegler in Die Presse (hier) von der Eröffnung der Ausstellung Wäre ich von Stoff, ich würde mich färben. Retrospektive Ulrike Grossarth in der Foundation (der wahrscheinlich vorletzten am Wiener Standort). Aus ihrem Artikel erfährt man, daß die Zukunft des Wiener Foundation-Teams einschließlich die der Leiterin, Sabine Folie, noch immer nicht geklärt ist. Auch sie, die eher wehmütig als kritisch berichtet, wundert sich über den Deal: "Unterm Strich bleibt für die Generali jedenfalls eine saftige Einsparung. Wurden in Wien zwölf Mitarbeiter beschäftigt, sollen in Salzburg nur noch drei finanziert werden. Die Kosten für Infrastruktur und Raum fallen weg – was mit ihm passiert, ist unklar. Nur das Budget für Ausstellungen und Ankäufe bleibt gleich (Summen werden keine genannt)."

Im Bericht der Salzburger Nachrichten Generali Foundation übersiedelt: "Natürlich Einsparung" (hier) wird das Bemühen des Vorstandsmitglieds der Generali, Dietrich Karner hervorgehoben, die von ihm initiierte Foundation angesichts der sich ändernden Konzerpolitik langfristig abzusichern. Er räumt ein, daß sich Generali dabei Geld erspare und daß die Errichtung des Depots und die Infrastruktur Sache des Museums seinen. Er hat sich für den Umgang mit Sabine Folie und dem Team mit dem Hinweis entschuldigt, amn habe alles geheim vorbereitet, um Querschüsse auszuschließen. Dennoch mutet man offenbar ihr und dem Team zu, die Übersiedlung abzuwickeln. Karner verteidigte den Umzug unter anderem mit dem Hinweis auf größere Ausstellungsflächen und größere Besucherzahlen.

In der Wiener Zeitung nimmt Brigitte Borchhardt-Birbaumer ihre Ausstellungsbesprechung, Das Fallen der Würfel ins Grün, zum Anlass kurz auf die Absiedlung der Generali Foundation bezug (hier), wie manche andere Kommentatoren wesentlich unterm Stichwort "Verlust" (für Wien): "Da die Sammlung wesentliche Werke der sechziger Jahre von Valie Export über Isa Genzken und Dan Graham bis Franz West enthält, kann das Wiener Kunstpublikum nur als Zeuge trauernd hinnehmen, wie das heute in der fortschreitenden Verquickung von Wirtschaft mit Kultur und Wissenschaft vor sich geht: Die stärkeren Argumente gewinnen."

24.1. - Der erste Post zum Thema mit diversen Links findet sich hier