Glasgow Museums Resource Center |
Montag, 11. Februar 2013
Sonntag, 10. Februar 2013
Audience Development
Das Ende der Harmlosigkeit. Übers Vermitteln (Teil 1)
Das Ende der
Harmlosigkeit
Tagung mediamus, Lenzburg Vermittlung
im Museum. Stellenwert und Handlungsspielräume.
Diese Überlegungen sind im Zusammenhang
mit der Tagung Vermittlung im Museum.
Stellenwert und Handlungsspielräume entstanden, die mediamus im September 2012 auf der Lenzburg (CH) stattfand. Alle
Beobachtungen zur aktuellen „Vermittlungsszene“ sind sehr subjektiv und
bruchstückhaft. Während ich am Beginn meiner Beschäftigung mit dem Museum viele
Kontakte pflegte, ist heute die Aufmerksamkeit für Fragen der Vermittlung auf
Grund anderer Arbeitsschwerpunkte in den Hintergrund gerückt. Dennoch hat es
mich interessiert, aus Anlass der genannten Tagung, meine Beobachtungen einmal
zusammenzufassen und jene Fragen zu stellen, die den Veranstalterinnen wichtig
war: welchen Stellenwert und welche Handlungsspielräume hat „Vermittlung“?
(zum Teil 2 hier)
(zum Teil 2 hier)
Ausstellung "Leidenschaften". Hygiene-Museum Dresden 2013 |
Museum should transform themselves
from beeing about something to being for somebody.
Stephen Weil
Das Feld der Vermittlung
Seit ich in den 80er-Jahren
mit Museumspädagogik, so hieß das damals noch, wofür heute meist ‚Vermittlung’
verwendet wird, in Berührung gekommen bin, Akteure und Projekte kennengelernt
habe und schließlich mit Freunden Weiterbildungsprojekte entwickelt habe, hat
sich die Szene – ich kann nur von Österreich sprechen -, verändert. Es gibt
mehr Museen denn je, die ihr eigenes Vermittlungspersonal und einschlägige
Programme haben und seit einigen Jahren gibt es eine staatliche Kampagne in der
Kombination von freiem Eintritt in Bundesmuseen für Kinder und Jugendliche und
Projektgeldern für Vermittlung. Das Museum, an dem ich arbeite, beschäftigt,
z.T. geringfügig, über einhundert in der Vermittlung tätige Personen.
Im Gegenzug dazu ist die
ehedem bunte und innovative freie Szene geschrumpft. Entweder ist sie in Museen
untergekommen oder hat angesichts der institutionellen Konkurrenz aufgegeben.
Das Resultat ist weder in
Hinblick auf die Ziele und Inhalte der Arbeit noch in Hinblick auf die
Beschäftigungssituation eindeutig. Die Beschäftigungssituation hat sich
vielleicht weniger verändert als man denkt, weil auch im Museum Vermittlung
meist einen geringen Status hat und von prekär Beschäftigten geleistet wird - selbst
dort, wo das Museum von der Attraktivität der Programme zählbar – und darum
geht es Museumsleitungen oft – profitiert.
Der Organisationsgrad ist
höher denn je, es gibt Verbände, Zeitschriften, Webauftritte, Tagungen und
ungleich mehr an verschiedenartigsten Weiterbildungsangeboten als noch vor 20,
25 Jahren.
Was Inhalte und Methoden
betrifft, so ist mein – sehr subjektiver Eindruck, daß es in Österreich -, und
nur von Österreich, ich wiederhole mich, kann ich sprechen -, eine Stagnation
gibt. Innovative Projekte scheint es eher in unabhängigen Gruppen zu geben oder
solchen, die projektbezogen und daher zeitlich begrenzt mit Museen
zusammenarbeiten.
Es scheint sehr viel Routine
zu geben, viel Weiterverwenden des Bewährten und einen geringen Bedarf, Praxis
und Theorie untereinander abzugleichen und an den Wandel des Museums, seines
Umfeldes und seines Publikums anzupassen.
Trotz des vielfältigen
Weiterbildungsangebotes sehe ich weit und breit keine echte Ausbildung, was
aber nach wie vor für die Museumskernberufe generell auch weiter gilt, wo ja
die fachliche, akademisch-wissenschaftliche Ausbildung nach wie vor der
Königsweg zu den Schlüsselpositionen des Museums ist. Solange es kein
einigermaßen klar definiertes Berufsfeld ‚Vermittlung’ gibt, kann es auch kaum
so etwas wie eine Ausbildung geben: keine Professionalisierung ohne Profession.
Auch im Hinblick auf
Erfahrungen und Beobachtungen aus der Institution, an der ich arbeite, schließe
ich, daß sich im Kern an der Situation der Vermittlung in den letzten Jahren
und Jahrzehnten nicht sehr viel geändert hat. In Status, Bezahlung und
Machtpositionierung rangiert die Vermittlung meist noch immer im unteren Viertel
der Machthierarchie, mit der Konsequenz, daß sie selbst kaum aus einer -
freiwillig angenommenen oder aufgezwungenen -, innerinstitutionellen
,Dienstleister‘-Rolle herauskommt und diverse von ihr nicht hinterfragbare
Zielsetzungen bedient. Und das mit Vermittlungsformen, die unter
Harmlosigkeits- oder Verharmlosungsverdacht stehen, wie Kindergeburtstage,
VIP-Führung, Ferienspiele, Nacht-im-Museum, Schatzsuchen, Malen und Basteln im
Museum usw.
VermittlerInnen
(MuseumspädagogInnen usw.) sehen sich im Museum in einer Rolle, die zwischen
zwei Polen situiert ist: entweder als verantwortliche und aktive Akteure, die
sich mit neuen technisch-medialen und sozialen Fragen konfrontiert sehen oder
als passiv Ausführende von vorgegeben Aufgaben.
Marcel Broodthaers: Projet pour un musée sur un ile d´serte, Ile du Musée. 1971 |
Gerade die reflektierteren
Tendenzen der Vermittlungsarbeit geraten dabei m.M. nach in eine mehrfach
geschichtete Situation der Überforderung. Vereinfacht gesagt, weil sie
einerseits den aktuell wichtiger werdenden und problematischen
,dienstleisterischen‘ und ,marktorientierten‘ Museumsstrategien zuwiderlaufende
Ziele verfolgen, gleichzeitig aber selten gewahr werden, daß sie im Grunde
immer auch schon ein Stück weit einer dem Museum seit je inhärentes Ziel
verfolgen, nämlich eine letztlich analytische, selbstbewußte, kritische
Öffentlichkeit zu generieren. Paradoxerweise tendiert gerade die reflektiertere
Spielart der Vermittlung an ihrer Selbstabschaffung. An ihrer Auflösung in
einer komplexen Museumspraxis, in der ja Vermittlung immer ein essentieller
Bestandteil war. Avantgarde in der Vermittlerszene sein, heißt, so stellt es
sich für mich dar, eher eine von institutionellen Praktiken in jeder Hinsicht
abgekoppelte und sehr eigensinnige und selbstbewusste Arbeit zu betreiben, die
viele Schnittstellen mit anderen kulturellen Praktiken hat, mit der
Theaterarbeit, der Stadtteilarbeit, der künstlerischen Intervention und anderem
mehr.
Die museologische und
vermittlungstheoretische Tradition, in die sie sich einschreiben könnten,
nehmen sie dabei selten als Potential wahr. Wie das Museum in seiner
Alltagspraxis agiert auch die Vermittlung eigentümlich ‚geschichtslos’.
Wenn ich, was eher nur noch selten
passiert, ein einschlägiges Projekt kennenlerne oder auf einer Fachtagung Gast
bin, verhärtet sich das Gefühl, daß sowohl die Diskussionen - gerade in Bezug
auf die grundsätzlichen Fragen - auf der Stelle treten als auch, daß sich das
Methodenspektrum kaum erweitert hat.
Bei der Entwicklung einer
kohärente Theorie als Grundlage der Vermittlung hat man vom Museum keine
Unterstützung zu erwarten haben, weil es ja auch eher nur an kurzfristig-pragmatischen
Zielen orientiert ist, an medialer Aufmerksamkeit, Besucher‘umsatz‘, politischer
Akklamation usw. Und weil museologische Theoriebildung kaum an Museen
stattfindet und umgekehrt auch kaum Anwendung findet. Museologie und Museum
existieren in parallen Universen.
Die Herausforderung, die in
dieser Situation steckt, läßt sich so zusammenfassen: spricht die Institution Museum
gewissermaßen durch die Vermittlung hindurch und vollzieht Vermittlung die
autoritative, hegemonialae Rolle der Institution fraglos mit? Oder ist Vermittlung
in der Lage und Willens, so etwas wie eine Gegenöffentlichkeit innerhalb der
Institution zu bilden? Erhebt Vermittlung eine eigne Stimme und soll und kann
sie die haben, wenn man anerkennt, daß das Museum „Vermittlung ist“?
Der beschriebene prekäre
Status der Vermittlung hat verschiedene Ursachen, über die ich bestenfalls
Vermutungen anstellen kann. Eine Ursache ist wohl ein grundlegender
struktureller Widerspruch. Der, ich wiederhole mich, daß Vermittlung ein Teil
einer selbst vermittelnden Institution ist. Alles am Museum, von der Auswahl
der Objekte über die wissenschaftliche Bearbeitung bis zur Ausstellung und der
Erzeugung von Bedeutung durch Positionierung und Texte und anderes mehr, das ist Vermittlung. In ihr ist schon
alles einbezogen, der, der über die Bedeutungen verfügt, sie „erzeugt“, in der
privilegierten Position des „Sprechers“ (Autors) ist, all die Exponate, Dinge,
Medien, Szenografien, Texte, mit deren Hilfe Bedeutungen kommuniziert werden
und last but not least der Besucher, der wie der Leser oder Kinogänger den „Text“
mit produziert und immer schon „im Bild ist“ (W.Kemp). Wo hat hier die
„Vermittlung“ als besondere Funktion oder Rolle ihren Platz?
Die relative
Geringschätzung, der sich Vermittlung vielerorts noch ausgesetzt sieht, und die
sich in einer diskriminierenden Situierung in der Hierarchie und der
diskriminierenden Bezahlung niederschlägt, hat womöglich mit diesem
strukturellen Widerspruch zu tun. Für die, die im Museum traditionellerweise
die Machtpositionen besetzen, die fachlich-akademische ausgebildeten Kuratoren,
mag Vermittlung als überflüssige Fleißaufgabe erscheinen, wenn nicht sogar als
Konkurrenz um eine zentrale Aufgabe, die der (Re)präsentation, Visualisierung,
kurzum des Ausstellens. Da nützt es noch immer wenig, wenn man darauf hinweist,
daß diese sehr spezifische, zwischen Kunst und Wissenschaft oszillierende
Kompetenz, in der akademische-fachlichen Ausbildung nahezu nie vermittelt wird,
während andrerseits Vermittler oft sehr komplexe einschlägige Qualifikationen
haben.
Technisches Museum. Wien. Semipermanente Ausstellung "In Arbeit". 2011ff |
Das museologische Feld
Einige Stichworte, die in
den letzten Jahren immer wieder aufgetaucht sind: Inklusion, Neue Museologie,
Partizipation, Social Inclusion, Museum 2.0, Audience Development u.a.m. Allen
Stichworten gemeinsam sind zwei Aspekte: alle beziehen sich auf das Verhältnis
Museum - Öffentlichkeit – BesucherInnen und alle sind Chiffren für den Wunsch
nach Veränderung, Reform, Entwicklung des Museums.
Derartige Schlagworte
drücken den Wunsch nach Transformation des Museums aus, nach größerer
Publikumsnähe, Nutzung neuer Kommunikationsformen Wobei immer wieder die New Museology
als museologischer Bezugspunkt gewählt wird, (obwohl die inzwischen so ‚new’
nicht mehr ist) und alle verraten ein Missbehagen am herkömmlichen
pragmatischen Selbstverständnis des Museums. Dessen Wappenschild ist die ,ICOM-Definition‘, die so viele vor
sich hertragen, um sich und das Museum vor unangenehmen Fragen
und Einsichten zu schützen.
Ich kann aber nicht
erkennen, daß sich dieses Missbehagen, das sich in den Schlagworten ausdrückt,
sich nachhaltig formiert und als in die Praxis wirkend und eingreifend
etabliert hätte.
All den Beschwörungen, die
ihre wiederkehrenden Formeln haben wie etwa den Kampfrufen ,Neue Museologie!‘
oder ,Partizipation!‘, haftet wegen der Ineffektivität im Feld der Praxis etwas
Geisterhaftes an, so als ob diese Forderungsrituale eher nur den Zweck hätten,
gelegentlich durch Berufung auf das ganz
Andere die herrschende öde Realität unangetastet lassen zu können. Oder ist
ein bisschen so wie in Robert Musil es (in seinen nachgelassenen Fragmenten
nachzulesen) im Mann ohne Eigenschaften
analysiert hat, daß die Menschen nicht gut, schön und wahrhaftig
sind, sondern es lieber sein wollen?[1]
Die Dynamik des Museums wird
sicher nicht von den fachlichen Debatten um Museum 2.0 oder Partizipation
bestimmt, nicht von idealen Projektionen, die überdies fatal nach naiver
Technik- und Mediengläubigkeit schmecken, deren praktische Einlösung aber nirgendwo
stattfindet. Die Dynamik der Transformation des Museums kommt nicht aus dem
Kern der Institution, nicht einmal aus den auf sie bezogenen Metadiskursen. Sondern
überwiegend an das Museum von außen herangetragenen und von sehr
unterschiedlichen Interessen getragenen Entwicklungen.
Positiv z. B. von der
beispiellosen Entwicklung der Museumsarchitektur, der Museumsgestaltung
(Szenografie usw. - nebenbei gesagt der inzwischen wohl bestorganisierte und
offensivst aufgestellte museumsaffine Berufsstand), künstlerischen
Interventionen und Experimenten.
Negativ vom allseits um sich
greifenden Spardiktat, das heißt von der erzwungenen Erosion des
wohlfahrtsstaatlichen Konzepts auch des Museums im Kontext einer umfassenden
Verabschiedung der Politik von diesem Gesellschaftsmodell. Konkret von der von
den Museen eilfertig vorangetriebenen Dienstleistungsorientierung,
Ökonomisierung oder den Tendenzen der Reprivatisierung wenn nicht
Refeudalisierung.
Den großen
Herausforderungen, denen sich Museen heute gegenüber sehen, Kürzung der Mittel,
verstärktes Vordringen privater Interessen, Konkurrenz anderer Medien oder
Wandel des Publikumsinteresses und demografische Veränderung des Publikums
(etwa Schrumpfen des Bildungsbürgertums), begegnen Museen eher defensiv oder
gar willfährig. Der Kunsthistoriker und Museologe Walter Grasskamp hat unlängst
festgestellt, daß Museen immer weniger imstande sind, sich zu legitimieren,
ihre Existenz zu rechtfertigen, ihre Arbeit öffentlich zu deklarieren.
Die sozialtechnologischen
Strategien, die sich etwa hinter dem Stichwort Web 2.0 verbergen oder dem der
social inclusion, ignorieren den historisch-gesellschaftlichen Kontext, in dem
Museen entstanden sind, wirken und zu entwickeln wären. Sie bieten punktuelles
Basteln im Interesse eines reibungsloseren Funktionierens innerhalb der als
Sachzwang hingenommenen und weitgehend affirmierten Gegenwartspraxis der Museen
an.
Marco Lulic: Museum of Revolution. Wien 2010 |
Museum should transform themselves from beeing about something to being
for somebody.
Der Satz von Stephen Weil, den ich wie ein Motto über diesen Text gestellt
habe, scheint ebenso trivial zu sein, wie die Forderung nach mehr oder anderer
Öffentlichkeit. Denn waren Museen nicht immer öffentlich in einem essentiellen
und emphatischen Sinn, das heißt, nicht bloß Dienstleistungsinstrumente, die eben
auch ein Publikum hatten, sondern Gefäße der Herstellung (bürgerlicher)
Öffentlichkeit, ein zivilierendes Ritual (C. Duncan. Sabine Offe), der immer
auch schon ein subversives, Demokratie ermöglichendes und mit herstellendes
Moment eingeschrieben war.
Wenn man heute feststellt,
daß mit der Museumsöffentlichkeit etwas defizitär zu sein scheint, dann wäre es
doch an der Zeit, einmal einen museumssoziologisch und museumsgeschichtlich
unterfütterten Begriff vom Museum zu entwickeln, um präzise bestimmen zu
können, woran genau es mangelt und wohin denn die Entwicklungsreise gehen soll.
Wer will eigentlich was vom Museum?
Unglücklicherweise fehlt den
Museen etwas, was andere kulturelle Institutionen selbstverständlich kennen:
Kritik. So etwas wie Ausstellungskritik, die ihren Namen verdient, gibt es
kaum. Museumskritik, die der Komplexität der Institution gerecht würde, kenne
ich nehezu überhaupt nicht. Es gibt kaum eine Analyse der spezifischen
Medialität und Disposition, mit der Inhalte transportiert und Bildungsziele und
Erfahrungsmöglichkeiten anvisiert werden. Also entfällt auch eine Reflexion,
die über das Mantra der Erbsenzählerei von Besuchern hinaus eine qualitative
Bestimmung von Öffentlichkeit leisten könnte und damit – vor diesem Hintergrund
– eine von Vermittlung. Warum soll mit welchen Zielen wem etwas vermittelt werden?
[1] „Darum ist es das
Lebenerhaltende schlechthin, daß es der Menschheit gelungen ist, anstatt
dessen, ‚wofür es sich wirklich zu leben lohnt’, das ‚dafür’leben zu erfinden
oder, mit anderen Worten, an die Stelle ihres Idealzustands den ihres
Idealismus zu setzen.“ Mit dem „Dienst am Ideal“ wird „das Ideal selbst
ausgeschlossen“. Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Reinbek 2010. S.1458ff., Zitat S. 1460 und
1460f.
Samstag, 9. Februar 2013
Hier lang... (Texte im Museum 380)
Von Jörn Borchers Facebook-Album geklaut, weils aber auch zu schön ist. (S)Ein Foto aus dem Louvre von 2007
Das "Open Museum" in Glasgow. Die Idee der Vermitllung und der Partizipation auf dem Prüfstand
Eins der - fast zur Mode gewordenen - Stichworte der gegenwärtigen Museumsdebatten ist 'Partizipation'. Es wird unter diesem Etikett über Beteiligung, Einschluß, Selbstermächtigung diskutiert. Die Spannweite ist groß, wie man sich Partizipation vosrstellt. Das reicht vom bloßen mitmachen bis zum selbst verantworteten Tun.
Konsequent zu Ende gedacht, stößt man auf einen Widerspruch. Wenn man jede autoritative Einflußnahme aufgibt, wenn sozusagen der Ort der Macht den Platz wirklich wechselt, dann hört es auf, Partizipation zu sein. Partizipation wird ja vor dem Hintergrund von gesellschaftlichen und institutionellen Machtstrukturen diskutiert. Wie ist es möglich, diese - bezüglich des Museums oft sehr diskreten, versteckten, aber umso wirksameren Strukturen aufzuweichen oder eben auch ganz aufzulösen? Wenn alle Einflußnahme aufgegeben wird, dann ist aber auch das, was dann entsteht, für den- oder diejenigen, die ein partizipatives Projekt initiiert haben, völlig unverfügbar. Es wird irgendetwas sein, nicht mehr kontrollierbar, vielleicht auch weit weg von dem, was man landläufig unter Museums- oder Vermittlungsarbeit versteht.
Ich sage weder daß das gut und wünschenwert ist, noch daß es es nicht machbar und abzulehnen ist. Ich möchte nur auf diesen Widerspruch hinweisen und ein Programm vorstellen, das die kommunalen Museen in Glasgow gemeinsam betreuen, das "Open Museum", und bei dem man ganz praktisch prüfen kann, wo Partizipation anfängt oder endet.
Dieses Programm ist einfach und es ist erfolgreich. Ob man es ein partizipatives Projekt nennen kann? Ich bin nicht sicher, denn der Grad an Eigeninitiative und -verantwortung jener Gruppen, Communities, Teams, Stadtteilbewohnern, Schulklassen usw., die es nutzen, ist hoch.
Was ist das "Open Museum"?
Die städtischen Museen Glasgows betreiben eine gemeinsames Ressourcen-Center, was schon aus finanziellen und logistischen Gründen vernünftig erscheint. Es gibt ein gemeinsames Depot, das übrigens nach gewissen, einfachen Spielregeln für jedermann nutzbar ist, es gibt gemeinsame Verwaltungs- und Laborressourcen, Forschung und eben das "Open Museum".
Es wird von einer handvoll Personen betreut, die z.B. Stadtteilinitiativen bei der Erstellung von Ausstellungen unterstützen, die aber auch Objekte jedermann, der sich das wünscht, zur Verfügung stellen.
Zu dem Zweck werden Kisten gebastelt, in die thematisch zusammenpassende Objekte mit begleitenden Text- und Bildmaterial verstaut werden. Dazu gibt es eine eigne Werkstatt, eine Wunderkammer an Bastelmaterial, Werkstoffen, Farben, Klebern, Dingen und - Ideen.
Wenn z.B. eine Kiste zum Thema "Radfahren" realisiert werden soll, dann werden etwa zwanzig oder dreißig oder vielleicht auch mehr Objekte, fast ausnahmslos Originale aus den Sammlungsbeständen, zusammengestellt und eine passgenaue robuste und ansprechend gestaltete Kiste gepackt. Man muß sich das vielleicht so vosrstellen wie einen Picknickkorb. Jedes Teil hat sein passgenaues 'Bett', in das es schützend gelegt werden kann.
Das allein macht schon Lust, sich mit den Dingen zu befassen und die Sorgfalt, mit der das Behältnis herrgestellt ist, iat auch Ausdruck der Wertschätzung der Objekte.
Die Objekte ergeben keine Erzählung und keine Botschaft. Auch die beigefügten Materialien haben keine bestimmte pädagogische Absicht oder den Zweck der Wissensvermittlung. Es wird kein Lehrziel formuliert. Was man vor sich hat ist weder Exponat noch Lehrbehelf, es ist zunächst Material, Spielmaterial, Diskussionsstoff, den man nach eigenem Gutdünken nutzen kann.
Die Kisten werden an Gruppen verliehen, einige Wochen lang und es gibt dazu keinerlei vorgaben (wenn ich mich recht erinnere, gibt es auch keine Leihgebühr). Das "Open Museum" verzichtet auf jedes 'Briefing' und evaluiert nicht. Es gibt auch keine Bedenken, daß etwas zu Bruch gehen könnte. Obwohl die Objekte, die verliehen werden durchaus ihren Wert und ihre Bedeutung haben können, es ist beileibe kein Ramsch aus dem Depot, ganz im Gegenteil, und auch wenn manche Objekte wirklich schön, interessant, rätselhaft, ansprechend usw. sind, trägt man es mit Fassung, wenn, was selten passsiert, etwas kaputt geht.
Ich habe das "Open Museum" im Rahmen einer Exkursion gesehen und die Reaktion der Gruppe war paradox. Einerseits haben an keiner Station der Exkursion die Augen so geleuchtet und nirgendwo begann gleich ein so begeistertes Stöbern, Probieren, Phantasieren. Es hat großen Spaß gemacht. Andrerseits war die Diskussion danach polarisiert. Begeisterung hier, große Skepsis da. Für die Skepsis gibt es eine, sicher nicht vollständige Erklärung. Im "Open Museum" wird der 'Vermittler' obsolet. Es gibt den "Bastler" und es gibt zwei Personen, die Ideen entwickeln, Objekte aussuchen, den Verleih organisieren (ich nehme mal an, von einer Adminstration unterstützt). Das "Open Museum" benötigt keine Instanz mehr 'zwischen' Objekt(en) und Personen. Damit fällt nicht nur eine (Berufs)Rolle weg, und deren Legitimation, sondern auch die autoritative Geste des Zeigens, Bedeutens, (Be)Lehrens usw.
Was an Autorität oder Deutungsmacht übrig bleibt, steckt in der vorbereitenden Arbeit, im Auswählen der Objekte (und davor schon, im Prozess, in dem die Museumssammlungen zustandegekommen sind - mehr oder weniger ja auch eine Wahl mit Interessen und Ideolgien). Man kann darüber nachdenken, wie stark oder wie schwach die Vorgaben sind, die in einem solchen Koffer stecken oder darüber, was durch das Setting, die Handhabe des Projekts alles ermöglicht wird und was nicht. Sicher ist, daß in dem Moment, in dem so eine Kiste außer Haus geht, keinerlei Einfluß auf das genommen wird, was dann passiert.
Ab diesem Zeitpunkt ist es keine Partizipation mehr, oder? Die Nutzer, Spieler, (Gedanken)Bastler, Ausprobierer, Nachdenker sind sich selbst genug, sie beteiligen sich nicht "an etwas", sie machen 'es' selbst. Es ist eine Reise ins Offene.
Konsequent zu Ende gedacht, stößt man auf einen Widerspruch. Wenn man jede autoritative Einflußnahme aufgibt, wenn sozusagen der Ort der Macht den Platz wirklich wechselt, dann hört es auf, Partizipation zu sein. Partizipation wird ja vor dem Hintergrund von gesellschaftlichen und institutionellen Machtstrukturen diskutiert. Wie ist es möglich, diese - bezüglich des Museums oft sehr diskreten, versteckten, aber umso wirksameren Strukturen aufzuweichen oder eben auch ganz aufzulösen? Wenn alle Einflußnahme aufgegeben wird, dann ist aber auch das, was dann entsteht, für den- oder diejenigen, die ein partizipatives Projekt initiiert haben, völlig unverfügbar. Es wird irgendetwas sein, nicht mehr kontrollierbar, vielleicht auch weit weg von dem, was man landläufig unter Museums- oder Vermittlungsarbeit versteht.
Ich sage weder daß das gut und wünschenwert ist, noch daß es es nicht machbar und abzulehnen ist. Ich möchte nur auf diesen Widerspruch hinweisen und ein Programm vorstellen, das die kommunalen Museen in Glasgow gemeinsam betreuen, das "Open Museum", und bei dem man ganz praktisch prüfen kann, wo Partizipation anfängt oder endet.
Dieses Programm ist einfach und es ist erfolgreich. Ob man es ein partizipatives Projekt nennen kann? Ich bin nicht sicher, denn der Grad an Eigeninitiative und -verantwortung jener Gruppen, Communities, Teams, Stadtteilbewohnern, Schulklassen usw., die es nutzen, ist hoch.
Was ist das "Open Museum"?
Die städtischen Museen Glasgows betreiben eine gemeinsames Ressourcen-Center, was schon aus finanziellen und logistischen Gründen vernünftig erscheint. Es gibt ein gemeinsames Depot, das übrigens nach gewissen, einfachen Spielregeln für jedermann nutzbar ist, es gibt gemeinsame Verwaltungs- und Laborressourcen, Forschung und eben das "Open Museum".
Es wird von einer handvoll Personen betreut, die z.B. Stadtteilinitiativen bei der Erstellung von Ausstellungen unterstützen, die aber auch Objekte jedermann, der sich das wünscht, zur Verfügung stellen.
Zu dem Zweck werden Kisten gebastelt, in die thematisch zusammenpassende Objekte mit begleitenden Text- und Bildmaterial verstaut werden. Dazu gibt es eine eigne Werkstatt, eine Wunderkammer an Bastelmaterial, Werkstoffen, Farben, Klebern, Dingen und - Ideen.
Wenn z.B. eine Kiste zum Thema "Radfahren" realisiert werden soll, dann werden etwa zwanzig oder dreißig oder vielleicht auch mehr Objekte, fast ausnahmslos Originale aus den Sammlungsbeständen, zusammengestellt und eine passgenaue robuste und ansprechend gestaltete Kiste gepackt. Man muß sich das vielleicht so vosrstellen wie einen Picknickkorb. Jedes Teil hat sein passgenaues 'Bett', in das es schützend gelegt werden kann.
Das allein macht schon Lust, sich mit den Dingen zu befassen und die Sorgfalt, mit der das Behältnis herrgestellt ist, iat auch Ausdruck der Wertschätzung der Objekte.
Die Objekte ergeben keine Erzählung und keine Botschaft. Auch die beigefügten Materialien haben keine bestimmte pädagogische Absicht oder den Zweck der Wissensvermittlung. Es wird kein Lehrziel formuliert. Was man vor sich hat ist weder Exponat noch Lehrbehelf, es ist zunächst Material, Spielmaterial, Diskussionsstoff, den man nach eigenem Gutdünken nutzen kann.
Die Kisten werden an Gruppen verliehen, einige Wochen lang und es gibt dazu keinerlei vorgaben (wenn ich mich recht erinnere, gibt es auch keine Leihgebühr). Das "Open Museum" verzichtet auf jedes 'Briefing' und evaluiert nicht. Es gibt auch keine Bedenken, daß etwas zu Bruch gehen könnte. Obwohl die Objekte, die verliehen werden durchaus ihren Wert und ihre Bedeutung haben können, es ist beileibe kein Ramsch aus dem Depot, ganz im Gegenteil, und auch wenn manche Objekte wirklich schön, interessant, rätselhaft, ansprechend usw. sind, trägt man es mit Fassung, wenn, was selten passsiert, etwas kaputt geht.
Ich habe das "Open Museum" im Rahmen einer Exkursion gesehen und die Reaktion der Gruppe war paradox. Einerseits haben an keiner Station der Exkursion die Augen so geleuchtet und nirgendwo begann gleich ein so begeistertes Stöbern, Probieren, Phantasieren. Es hat großen Spaß gemacht. Andrerseits war die Diskussion danach polarisiert. Begeisterung hier, große Skepsis da. Für die Skepsis gibt es eine, sicher nicht vollständige Erklärung. Im "Open Museum" wird der 'Vermittler' obsolet. Es gibt den "Bastler" und es gibt zwei Personen, die Ideen entwickeln, Objekte aussuchen, den Verleih organisieren (ich nehme mal an, von einer Adminstration unterstützt). Das "Open Museum" benötigt keine Instanz mehr 'zwischen' Objekt(en) und Personen. Damit fällt nicht nur eine (Berufs)Rolle weg, und deren Legitimation, sondern auch die autoritative Geste des Zeigens, Bedeutens, (Be)Lehrens usw.
Was an Autorität oder Deutungsmacht übrig bleibt, steckt in der vorbereitenden Arbeit, im Auswählen der Objekte (und davor schon, im Prozess, in dem die Museumssammlungen zustandegekommen sind - mehr oder weniger ja auch eine Wahl mit Interessen und Ideolgien). Man kann darüber nachdenken, wie stark oder wie schwach die Vorgaben sind, die in einem solchen Koffer stecken oder darüber, was durch das Setting, die Handhabe des Projekts alles ermöglicht wird und was nicht. Sicher ist, daß in dem Moment, in dem so eine Kiste außer Haus geht, keinerlei Einfluß auf das genommen wird, was dann passiert.
Ab diesem Zeitpunkt ist es keine Partizipation mehr, oder? Die Nutzer, Spieler, (Gedanken)Bastler, Ausprobierer, Nachdenker sind sich selbst genug, sie beteiligen sich nicht "an etwas", sie machen 'es' selbst. Es ist eine Reise ins Offene.
Freitag, 8. Februar 2013
Donnerstag, 7. Februar 2013
Mittwoch, 6. Februar 2013
Montag, 4. Februar 2013
Sonntag, 3. Februar 2013
Samstag, 2. Februar 2013
Roboter im Technischen Museum Wien
"Roboter. Maschine und Mensch?" Eine Ausstellung im Technischen Museum in Wien
Eine Standard-Schnell-Kritik
Information
Gut. Relativ wenig Text, der aber in wichtigen Fragen recht genau und knapp informiert. Der technisch-funktionale Blöick wird um so manche kulturhistorische Frage erweitert. Voraussetzung der Entwicklung von Robotern, Was sind Roboter, medizinische und industrielle Anwendung, humanoide Roboter, Rationalisierung der Arbeit, Werbeträger, SciFi, Film und Roboter, aktuelle Entwicklungstendenzen, Automaten, Experimente, spielerischer Zugang uam.
Augenschmaus
Ganz gut, sehr unterschiedlich je nach Thema. Highlight sind die humanoiden Originalroboter der 50er- und 60er-Jahre
Unterhaltung
Wenn man kindlichen Spieltrieb ausleben will, kommt man im letzten Teil der Ausstellung auf seine Rechnung, beim Zuschauen und Selbermachen
Museologische Inntelligenz / Innvation / Experiment
Ich kann man mich an nichts erinnern, was an der Gestaltung / dem Konzeot irgendwie neuartig oder überraschend gewesen wäre
Erotik / Sex appeal
Da Roboter, sofern sie nur irgendwie humanoid sind, männlich und technisch dumm sind, kann man in dieser Hinsicht nichts erwarten. Die Gestaltung kann man freundlich 'unauffällig' nennnen. Weniger freundlich: billig und sehr unambitioniert (es sollte wohl auch alles eher billig bleiben).
Spannung
Hält sich in Grenzen, manch überraschender Information folgt dann wieder etwas, was nicht grade sehr wissenswert ist
Augenschmaus
Abgesehen von der Gruppe humanoider Roboter, die das augenkulinarische Highlight sind, ist die Anmutung der Objekte, was in der Natur von Schaltkreisen, Sensoren, Uhrwerken etc. liegt, recht bescheiden. Auch als Spielwaren machen Roboter nicht wirklich was her
Standpunkte / Sichtweisen
Obwohl der von vielen Ausstellungen gewohnte und verschwiegene, aber daurch erst wirksame auktoriale und autoritative Ton herrscht, hinter der ein allwissendes Subjekt steckt (die Kuratoren werden am Beginn der Ausstellung allerdings genannt), ist alles durch einen essayistischen Zugang, durch viele kleine feine und gewitzte Beobachtungen entschärft. Die Texte nehmen einen ganz angenehm an die Hand und drehen einen in auch ganz unerwartete Blickrichtungen
Gender
Robotermacher und Roboter sind Männer - eine Ausnahme wie die aus Fritz Langs 'Metropolis' ist eben eine Ausnahme. Roboter bedienen Frauen (Staubsaugen) oder belästigen sie (Rock-Hochheben). Die Kuratoren haben wohl bemerkt, daß da eine Frage sein könnte, stellen sich aber unbedarfter als sie sind (siehe den Post "Geschlecht und Kurator" hier)
Was fehlt
Zum Beispiel die Frage, was aus der tendentiellen Ersetzung menschlicher Arbeit durch Maschinen / Roboter werden wird. Und gerade in Zusammenhang mit dieser Frage, die Querverbindung zur Ausstellung 'In Arbeit' im Haus
Worüber man stolpert
Über den verschwiegenen Umgang mit Sponsoren, die zwar genannt werden, über deren indirekten / indirekten Einfluß man aber nichts erfährt
Lieblingsobjekt
Ein ziemlich derangiertes Puppenpaar, das sich Sätze wie "Das nie rostende Schwert - die Zunge der Frau" an den Kopf wirft, wofür es alle etwa dreißg Sekunden knallende Ohrfeigen gibt
Nahversorgung
Seit dem schlimm missglückten Umbau des Einganges des Museums, sitzt der kulinarisch bedürftige Besucher in der ehemaligen empfangenden, sehr großen Säulenhalle, die zu groß ist, um einigermaßen gemütlich zu sein und die es trotz ihrer Bombastik nie schafft, die Bescheidenheit des Angebots zu übertönen. Suchen Sie lieber das Weite
Verhaltensregeln
Im ganzen Haus herrscht ein Vorschrift- und Abmahnungston, bei dem man sich als Besucher fragt, wessen Feind man eigentlich ist. Nach der Kasse gibt es eine Kartenkontrolle samt im Anordnungston verfasster Hausordnung im Ausmaß einer Großwerbefläche. Keine Angst, in der Ausstellung gibts nichts davon - und das Personal ist überall freundlich um Sie bemüht. Mit einer Ausnahme. Am Informationsschalter ist man von jeder Annäherung durch Besucher sichtlich inkommodiert und nimmt übel, wenn man es wagt, dort vorstellig zu werden
Gesamtnote
Noten werden hier nicht vefrgeben, keine Hauben und Gabeln und auch keine Sterne. - Fragen Sie sich, wie verspielt sie sind, wann sie zuletzt einen Roboter gesehen haben, was passieren würde, wenn ein Roboter Ihren Arbeitsplatz einnehmen könnte oder ob Sie sich für Ihren englischen Rasen einen Roboter wünschen. Und dann entscheiden Sie, ob sie ins Technische Museum fahren
Eine Standard-Schnell-Kritik
Information
Gut. Relativ wenig Text, der aber in wichtigen Fragen recht genau und knapp informiert. Der technisch-funktionale Blöick wird um so manche kulturhistorische Frage erweitert. Voraussetzung der Entwicklung von Robotern, Was sind Roboter, medizinische und industrielle Anwendung, humanoide Roboter, Rationalisierung der Arbeit, Werbeträger, SciFi, Film und Roboter, aktuelle Entwicklungstendenzen, Automaten, Experimente, spielerischer Zugang uam.
Augenschmaus
Ganz gut, sehr unterschiedlich je nach Thema. Highlight sind die humanoiden Originalroboter der 50er- und 60er-Jahre
Unterhaltung
Wenn man kindlichen Spieltrieb ausleben will, kommt man im letzten Teil der Ausstellung auf seine Rechnung, beim Zuschauen und Selbermachen
Museologische Inntelligenz / Innvation / Experiment
Ich kann man mich an nichts erinnern, was an der Gestaltung / dem Konzeot irgendwie neuartig oder überraschend gewesen wäre
Erotik / Sex appeal
Da Roboter, sofern sie nur irgendwie humanoid sind, männlich und technisch dumm sind, kann man in dieser Hinsicht nichts erwarten. Die Gestaltung kann man freundlich 'unauffällig' nennnen. Weniger freundlich: billig und sehr unambitioniert (es sollte wohl auch alles eher billig bleiben).
Spannung
Hält sich in Grenzen, manch überraschender Information folgt dann wieder etwas, was nicht grade sehr wissenswert ist
Augenschmaus
Abgesehen von der Gruppe humanoider Roboter, die das augenkulinarische Highlight sind, ist die Anmutung der Objekte, was in der Natur von Schaltkreisen, Sensoren, Uhrwerken etc. liegt, recht bescheiden. Auch als Spielwaren machen Roboter nicht wirklich was her
Standpunkte / Sichtweisen
Obwohl der von vielen Ausstellungen gewohnte und verschwiegene, aber daurch erst wirksame auktoriale und autoritative Ton herrscht, hinter der ein allwissendes Subjekt steckt (die Kuratoren werden am Beginn der Ausstellung allerdings genannt), ist alles durch einen essayistischen Zugang, durch viele kleine feine und gewitzte Beobachtungen entschärft. Die Texte nehmen einen ganz angenehm an die Hand und drehen einen in auch ganz unerwartete Blickrichtungen
Robotermacher und Roboter sind Männer - eine Ausnahme wie die aus Fritz Langs 'Metropolis' ist eben eine Ausnahme. Roboter bedienen Frauen (Staubsaugen) oder belästigen sie (Rock-Hochheben). Die Kuratoren haben wohl bemerkt, daß da eine Frage sein könnte, stellen sich aber unbedarfter als sie sind (siehe den Post "Geschlecht und Kurator" hier)
Was fehlt
Zum Beispiel die Frage, was aus der tendentiellen Ersetzung menschlicher Arbeit durch Maschinen / Roboter werden wird. Und gerade in Zusammenhang mit dieser Frage, die Querverbindung zur Ausstellung 'In Arbeit' im Haus
Worüber man stolpert
Über den verschwiegenen Umgang mit Sponsoren, die zwar genannt werden, über deren indirekten / indirekten Einfluß man aber nichts erfährt
Lieblingsobjekt
Ein ziemlich derangiertes Puppenpaar, das sich Sätze wie "Das nie rostende Schwert - die Zunge der Frau" an den Kopf wirft, wofür es alle etwa dreißg Sekunden knallende Ohrfeigen gibt
Nahversorgung
Seit dem schlimm missglückten Umbau des Einganges des Museums, sitzt der kulinarisch bedürftige Besucher in der ehemaligen empfangenden, sehr großen Säulenhalle, die zu groß ist, um einigermaßen gemütlich zu sein und die es trotz ihrer Bombastik nie schafft, die Bescheidenheit des Angebots zu übertönen. Suchen Sie lieber das Weite
Verhaltensregeln
Im ganzen Haus herrscht ein Vorschrift- und Abmahnungston, bei dem man sich als Besucher fragt, wessen Feind man eigentlich ist. Nach der Kasse gibt es eine Kartenkontrolle samt im Anordnungston verfasster Hausordnung im Ausmaß einer Großwerbefläche. Keine Angst, in der Ausstellung gibts nichts davon - und das Personal ist überall freundlich um Sie bemüht. Mit einer Ausnahme. Am Informationsschalter ist man von jeder Annäherung durch Besucher sichtlich inkommodiert und nimmt übel, wenn man es wagt, dort vorstellig zu werden
Gesamtnote
Noten werden hier nicht vefrgeben, keine Hauben und Gabeln und auch keine Sterne. - Fragen Sie sich, wie verspielt sie sind, wann sie zuletzt einen Roboter gesehen haben, was passieren würde, wenn ein Roboter Ihren Arbeitsplatz einnehmen könnte oder ob Sie sich für Ihren englischen Rasen einen Roboter wünschen. Und dann entscheiden Sie, ob sie ins Technische Museum fahren
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