Gemeindemuseum Schwarzenberg |
Dienstag, 5. Juli 2011
Montag, 4. Juli 2011
Strafsitzen (Sitzen im Museum)
Nina Gorgus sammelte in ihrem (inzwischen nicht weitergeführten) Blog Sitzgelegenheiten in Museen, eine Studiensammlung zur Soziologie und Ästhetik des Umgangs von Museen mit ihren Besuchern. Ein Objekt von symptomatischer Qualität habe ich unlängst in einem Museum entdeckt, das ich ganz besonders schätze. Es ist keines der Sesselchen, auf das sich Aufseher(innen) quetschen müssen um strickend oder lesend oder vor sich hinstierend die Zeit verbringen müssen, bis der letzte Besucher den Raum verlassen hat. Nein, das ist für den ermüdeten Besucher gedacht, bequem, einladend, ideal zur Ausstellung positioniert. Ein Monument der Mißachtung, ein Anwärter auf den Besucherormissachtungs-Award.
Immer am letzten Stand: Das Jüdische Museum der Stadt Wien
Eben zufällig entdeckt, auf der Webseite des Jüdischen Museums der Stadt Wien unter "Geschichte des Museums":
1995-96 wurde das Palais durch einen Umbau an die Erfordernisse eines modernen Museumsbetriebs angepasst. Im Zuge dieser Neugestaltung erhielt das Museum seine noch immer gezeigte Dauerausstellung mit der “Installation der Erinnerung” im Auditorium, den Hologrammen und dem Schaudepot.
1995-96 wurde das Palais durch einen Umbau an die Erfordernisse eines modernen Museumsbetriebs angepasst. Im Zuge dieser Neugestaltung erhielt das Museum seine noch immer gezeigte Dauerausstellung mit der “Installation der Erinnerung” im Auditorium, den Hologrammen und dem Schaudepot.
Freitag, 1. Juli 2011
Die Dauer des Museums
Die vielen bekannte, derzeit bei ICOM als gültige publizierte Definition von Museum lautet: "A museum is a non-profit, permanent institution in the service of society and its development, open to the public, which acquires, conserves, researches, communicates and exhibits the tangible and intangible heritage of humanity and its environment for the purposes of education, study and enjoyment."
In den Debatten innerhalb von ICOM (1) über eine Erneuerung und Überarbeitung der Definition ist unter anderem der Vorschlag gemacht worden, "permanent" zu streichen.
Pragmatisch ist das verständlich, viele Museen bestehen zwar schon sehr lange und es ist keine Veranlassung an einer zukünftigen langen Lebensdauer zu zweifeln, aber Museen werden selbstverständlich gelegentlich auch geschlossen.
Im Sinn einer möglichst präzisen und knappen Definition ist außerdem Dauer kein Kriterium für das Museum.
Allerdings bezieht sich das Wort Dauer in der Museumsdefinition nicht bloß auf die Institution oder den Ort und das Gebäude sondern auch auf die Sammlung. Wenn man den Sammlungsgegenständen die Eigenschaft der Dauer nimmt, also die einer unabgeschlossen gedachten Zeit, in der sie den besonderen Status von Dingen haben, die weder gebraucht noch verkauft werden dürfen und während der sie erhalten werden müssen, was dann?
Wird es dann möglich, Museen gewissermaßen einer 'Rückabwicklung' auszusetzten, nicht nur das Mobiliar zu Verkaufen, die Immobilie, sondern auch die Sammlung? Könnte dann z.B. ein in Sparnöte geratene Kommune die Auflösung eines Museums oder einer Sammlung unter wirtschaftlichen Prämissen beschließen? Könnten MUseen ihre Sammlung gleichsam verflüssigen, hier etwas ver- dort etwas ankaufen? Könnten sie so ihre Sammlungspolitik ändern und neuen Gegebenheiten anpassen?
Bedenkenswerter scheint mir eine andere Konsequenz. Mit der Eliminierung der Qualität der unbestimmten Dauer, eliminiert man auch die Vorstellung eines dauerhaften - zunächst dinglichen - Gedächtnisses. Die Idee eines jede lebensweltliche Vorstellung von Dauer (Lebenszeit, Generationen etc.) überschreitenden 'technischen Gedächtnisses' des Museums erlaubt eine tröstliche Einschreibung, enthält eine tröstliche Botschaft, die die Kränkung unserer Endlichkeit mildert. Diese Vorstellung entsteht zu Ende des 18. Jahrhunderts auch aber nicht nur im Zusammenhang mit Museen und ist seither eines seiner Strukturmerkmale.
In vielen Museen zeugen Testate - vom einzelnen Objekt bis hin zu ganzen Museumssammlungen mit eigenen namentlich gewidmeten Bauten - vom Wunsch, sich im Museumsgedächtnis einen Platz zu sichern. Aber auch in Hinblick auf kollektive Erfahrungen ist es ja offenbar tröstlich, sie in einem unverletzlichen Speicher - so imaginär diese Idee auch ist, irgendwann erreicht alles eine physische Grenze -, aufgehoben zu wissen.
Die Aufgabe der definitorischen Permanenz (noch ist sie nicht beschlossen) hätte zweifellos Konsequenzen für die gesellschaftlich-kulturelle Rolle des Museums.
(1) Ann Davis u.a. (Hg.): What is a Museum? München 2010
In den Debatten innerhalb von ICOM (1) über eine Erneuerung und Überarbeitung der Definition ist unter anderem der Vorschlag gemacht worden, "permanent" zu streichen.
Pragmatisch ist das verständlich, viele Museen bestehen zwar schon sehr lange und es ist keine Veranlassung an einer zukünftigen langen Lebensdauer zu zweifeln, aber Museen werden selbstverständlich gelegentlich auch geschlossen.
Im Sinn einer möglichst präzisen und knappen Definition ist außerdem Dauer kein Kriterium für das Museum.
Allerdings bezieht sich das Wort Dauer in der Museumsdefinition nicht bloß auf die Institution oder den Ort und das Gebäude sondern auch auf die Sammlung. Wenn man den Sammlungsgegenständen die Eigenschaft der Dauer nimmt, also die einer unabgeschlossen gedachten Zeit, in der sie den besonderen Status von Dingen haben, die weder gebraucht noch verkauft werden dürfen und während der sie erhalten werden müssen, was dann?
Wird es dann möglich, Museen gewissermaßen einer 'Rückabwicklung' auszusetzten, nicht nur das Mobiliar zu Verkaufen, die Immobilie, sondern auch die Sammlung? Könnte dann z.B. ein in Sparnöte geratene Kommune die Auflösung eines Museums oder einer Sammlung unter wirtschaftlichen Prämissen beschließen? Könnten MUseen ihre Sammlung gleichsam verflüssigen, hier etwas ver- dort etwas ankaufen? Könnten sie so ihre Sammlungspolitik ändern und neuen Gegebenheiten anpassen?
Bedenkenswerter scheint mir eine andere Konsequenz. Mit der Eliminierung der Qualität der unbestimmten Dauer, eliminiert man auch die Vorstellung eines dauerhaften - zunächst dinglichen - Gedächtnisses. Die Idee eines jede lebensweltliche Vorstellung von Dauer (Lebenszeit, Generationen etc.) überschreitenden 'technischen Gedächtnisses' des Museums erlaubt eine tröstliche Einschreibung, enthält eine tröstliche Botschaft, die die Kränkung unserer Endlichkeit mildert. Diese Vorstellung entsteht zu Ende des 18. Jahrhunderts auch aber nicht nur im Zusammenhang mit Museen und ist seither eines seiner Strukturmerkmale.
In vielen Museen zeugen Testate - vom einzelnen Objekt bis hin zu ganzen Museumssammlungen mit eigenen namentlich gewidmeten Bauten - vom Wunsch, sich im Museumsgedächtnis einen Platz zu sichern. Aber auch in Hinblick auf kollektive Erfahrungen ist es ja offenbar tröstlich, sie in einem unverletzlichen Speicher - so imaginär diese Idee auch ist, irgendwann erreicht alles eine physische Grenze -, aufgehoben zu wissen.
Die Aufgabe der definitorischen Permanenz (noch ist sie nicht beschlossen) hätte zweifellos Konsequenzen für die gesellschaftlich-kulturelle Rolle des Museums.
(1) Ann Davis u.a. (Hg.): What is a Museum? München 2010
Einst und Jetzt
Sonntag, 26. Juni 2011
Befreiung der Kunst vom Museum
If the walls of the museums were to vanish, and with them their labels, what would happen to the works of art that the walls contain, the labels describe? Would these objects of aesthetic contemplation be liberated to a freedom they have lost, or would they become so much meaningless Tumber?
Jonah Siegel, Desire and Excess: The Nineteenth-Century Culture of Art (2000)
Jonah Siegel, Desire and Excess: The Nineteenth-Century Culture of Art (2000)
Samstag, 25. Juni 2011
Internationale Sommerakademie Museologie. Die Anmeldefrist läuft ab
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Im Juni läuft die Anmeldefrist zur heurigen Sommerakademie Museologie ab. Alle nötigen Informationen hier.
Frage, noch eine
Sollen sich Museen aus der Zeitgeschichte raushalten?
Blöde Frage?
Warum tun es dann so viele, warum liegen so viele Themen unaufgegriffen auf der Straße?
Die Schriftstellerin Herta Müller hat in einem offenen Brief die Gründung eines Museum des Exils gefordert.
Begründung?
Es soll einem (von der Deutschen Regierung geplanten) künftigen Museum der Vertreibungen an die Seite gestellt werden. Denn das Exil war Vertreibung.
Müller: "Heutzutage gibt es viele unterschiedliche Zweige der Exilforschung, aber es gibt kein Zentrum, in dem sich anschaulich die heterogenen Erfahrungen des Exils als Teil der deutschen Geschichte zeigen lassen."
Und das Deutsche Historische Museum?
Oder...?
Also, soll es so etwas geben?
Und warum eigentlich ein Museum (und nicht ein Dokumentationszentrum, ein Archiv, eine Forschungsstätte usw.)?
Also noch so eine Frage...
Blöde Frage?
Warum tun es dann so viele, warum liegen so viele Themen unaufgegriffen auf der Straße?
Die Schriftstellerin Herta Müller hat in einem offenen Brief die Gründung eines Museum des Exils gefordert.
Begründung?
Es soll einem (von der Deutschen Regierung geplanten) künftigen Museum der Vertreibungen an die Seite gestellt werden. Denn das Exil war Vertreibung.
Müller: "Heutzutage gibt es viele unterschiedliche Zweige der Exilforschung, aber es gibt kein Zentrum, in dem sich anschaulich die heterogenen Erfahrungen des Exils als Teil der deutschen Geschichte zeigen lassen."
Und das Deutsche Historische Museum?
Oder...?
Also, soll es so etwas geben?
Und warum eigentlich ein Museum (und nicht ein Dokumentationszentrum, ein Archiv, eine Forschungsstätte usw.)?
Also noch so eine Frage...
Sonntag, 19. Juni 2011
Museum und Warenhaus (Das Museum lesen 18)
Es gibt Beziehungen zwischen Warenhaus und Museum, zwischen den(en) der Bazar ein vermittelndes Glied schafft. Die Massierung der Kunstwerke im Museum nähert sie den Waren an, die, wo sie sich dem Passanten in Massen darbieten, die Vorstellung in ihm wecken, auch auf ihn müsse ein Anteil daran entfallen.
Mittwoch, 15. Juni 2011
Das verdoppelte Hallstadt
In einer Erzählung von Fritz von Herzmanowsky-Orlando wird die Störung der kosmischen Ordnung geschildert, den der Wunsch der Stadt Scheibbs hervorruft, einen zweiten Donnerstag zu bekommen. Alle Versuche, die Scheibbser umzustimmen und die vorhersehbare globale Zeitenverwirrung abzuwenden, scheitert, selbst das ersatzweise Angebot eines dritten "b" in Scheibbs, bis sich herausstellt, daß die Scheibbser ohnehin nur einen zweiten Markttag wollten.
Nicht ganz so gegen die kosmische Ordnung gerichtet ist das Vorhaben, die kleine in Oberösterreich gelegene Siedlung Hallstadt samt See in China 1:1 zu reproduzieren. Diese hübsche und ausbaufähige Idee stößt in Hallstadt nicht auf Gegenliebe. Namentlich dem katholischen und dem evangelischen Pfarrer ist die Vosrstellung ein Gräuel, 'ihre' Kirchen könnten zu touristischen Sehenswürdigkiten werden. Na ja, vielleicht mit Beschriftung oder Erläuterung... Und wir verstehen: in einem Land, das keine (sichtbaren) Gotteshäuser anderer Religionen dulden will, hat man eine gesteigerte Feinfühligkeit für den Symboltransfer in ein ganz und gar unchristliches (und kommunistisches) Land...
Nicht ganz so gegen die kosmische Ordnung gerichtet ist das Vorhaben, die kleine in Oberösterreich gelegene Siedlung Hallstadt samt See in China 1:1 zu reproduzieren. Diese hübsche und ausbaufähige Idee stößt in Hallstadt nicht auf Gegenliebe. Namentlich dem katholischen und dem evangelischen Pfarrer ist die Vosrstellung ein Gräuel, 'ihre' Kirchen könnten zu touristischen Sehenswürdigkiten werden. Na ja, vielleicht mit Beschriftung oder Erläuterung... Und wir verstehen: in einem Land, das keine (sichtbaren) Gotteshäuser anderer Religionen dulden will, hat man eine gesteigerte Feinfühligkeit für den Symboltransfer in ein ganz und gar unchristliches (und kommunistisches) Land...
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