Kunstwerk, Flacon, Bömbchen, Verpackung, Kulturgut...? |
Aber einer "der wichtigsten französischen Künstler des 19. Jahrhunderts", so das Museum auf seiner Webseite.
Das Karl Ernst Osthaus - Museum in Hagen zeigt "Flacons - Haute Couture der Düfte", eine Ausstellung zur "Kulturgeschichte von Parfum und Parfumgefäßen im Lauf der Jahrhunderte" und als solche laut SZ "...eine Karikatur der Vision des Museumsgründers und Mäzens Karl Ernst Osthaus, der, mitten in der industriellen Revolution, durch Kunst 'die Schönheit wieder als herrschende Macht im Leben' etablieren wollte." Und schließt daraus: "Damals ging es um die künstlerische Durchdringung aller Lebensbereiche - heute um die Etablierung von Markennamen in der Sphäre der Kultur."
Das passt ja insofern, als sich Museen zunehmend selbst als Marken etablieren möchten und die entsprechenden Techniken des Marketing, Branding, Wording, Benchmarking und was es sonst noch so alles an -ing gibt, bedient.
Alexandre Cabanel: Die Allegorie der Museologie entsetzt sich über die Entwicklung der Museen |
Die SZ ist sogar so humorlos, angesichts dieser zwei Beispiele von 'Ausstellungen' und 'Kooperationen' von "Eindringlingen" zu sprechen, wo es doch nur um synergetisches Marketing geht (oder?): "Grundsätzlich ist die Frage zu stellen, ob es sich die Kulturpolitik leisten kann, teuer finanzierte Häuser solchen Eindringlingen zu öffnen, wo es an eigenen Mitteln für Ausstellungen fehlt."
Dabei hält sich die SZ mit Details nicht auf: einer der Sponsoren der Ausstellung - es handelt sich (fast möchte man sagen: na klar) um eine Privatsammlung -, ist eine Parfümeriekette, die direkt auf der Ausstellungsseite der Museumshomepage werben darf. Noch zwei weitere Firmen sind mit im Boot, aber alles natürlich einem edlen Zweck zugeordnet. "Die Ausstellung", so versichert uns das Museum, "wird ein großer Meilenstein in der bedeutenden Aufgabe (sein), das Kulturgut 'Parfumflacon' zu pflegen und zu unterstützen."(Was bedeutet, ein 'Kulturgut zu unterstützen'?).