Mittwoch, 15. Dezember 2010
Dienstag, 14. Dezember 2010
Montag, 13. Dezember 2010
Ein neues Wien Museum? Worüber man reden könnte (3)
Unter dem Titel "Wien muß nicht Bilbao werden" holte der FALTER (Nummer 49/10 S.36/37) Meinungen zur Sinnhaftigkeit eines neuen Wien Museum ein. Mein Statement habe ich hier schon gepostet, jetzt fasse ich die übrigen kurz zusammen. Eine Zusammenfassung des der Diskussion vorangehenden Artikels von Matthias Dusini hier im Blog.
Margot Schindler: "Museen gelten heute als Imageträger eines kultivierten Stadtlebens. Ihr Besuch gehört zu einer von vielen möglichen Komponenten eines urbanen Lebensstils. Bewirkt haben diese Wandlung im Besucherverhalten die Öffnung der Museen nach innen und außen, die Diversifikation des Programmangebots und die Professionalisierung des entsprechenden Marketings".
Margit Schindler träumt von der Zusammenlegung des Völker- und Volkskundemuseums, in einem "kraftvollen" Neubau" und möglichst räumlich nahe einem künftigen Wien Museum…
Für Christian Kühn scheint alles schon so weit entschieden, daß er nur noch über den Standort nachdenkt, aber den hat er auch schon: der Morzinplatz soll es sein. Und was ist ein Stadtmuseum? Kühn: "Produktionsstätte von Kultur und Identität."
Für Elke Krasny ist zunächst einmal eines klar: "Die Zukunft der Stadt steht auf dem Spiel." Rettung kommt vom Stadtmuseum, denn "Städte" müssen "ein differenziertes Verhältnis zu ihrer Vergangenheit entwickeln, um sich in ihrer komplexen Gegenwart zurechtzufinden. Dafür ist ein neuer Typus von Stadtmuseum gefragt, als Forum, als Austragungsort aktueller Debatten."
Das "neu zu denkende" Stadtmuseum müsse ein Frauenmuseum und ein Migartionsmuseum sein, "ein Museum der Geschichten und der Debatten (…) ein Forum in der Gegenwart mit Wirkung für die Zukunft." Optimistisch ist sie nicht: "Doch davon sind wir zurzeit noch weit entfernt."
Wolfgang Maderthaner wünscht sich ein Museum als Ort der "produktiven (Un)Ruhe", denn es bedürfe angesichts eines "kultisch überhöhten Präsentismus, fragmentierter Konsumidentitäten und der Bildungserosion - allesamt Kernbestände des hegemonialen neoliberalen Ideologiearsenals -, angesichts vor allem aber des Versagens und der tendenziellen Selbstauflösung des Politischen (…) dringend eines Orts der Reflexion…".
Maderthaner rückt zwei Überlegungen ins Zentrum: daß Geschichte immer in der Gegenwart erschlossen, erzählt und gedeutet wird und daß dabei immer ein verstörender Rest, meist als Verdrängstes, wiederkehrt. Und daß zweitens Museen politische Orte sind, in denen sich die 'Polis' über "ihre Herkunft und ihr Werden" verständigt.
Um so etwas zu verwirklichen ist seiner Meinung nicht in erster Linie ein Neubau nötig.
Margot Schindler: "Museen gelten heute als Imageträger eines kultivierten Stadtlebens. Ihr Besuch gehört zu einer von vielen möglichen Komponenten eines urbanen Lebensstils. Bewirkt haben diese Wandlung im Besucherverhalten die Öffnung der Museen nach innen und außen, die Diversifikation des Programmangebots und die Professionalisierung des entsprechenden Marketings".
Margit Schindler träumt von der Zusammenlegung des Völker- und Volkskundemuseums, in einem "kraftvollen" Neubau" und möglichst räumlich nahe einem künftigen Wien Museum…
Für Christian Kühn scheint alles schon so weit entschieden, daß er nur noch über den Standort nachdenkt, aber den hat er auch schon: der Morzinplatz soll es sein. Und was ist ein Stadtmuseum? Kühn: "Produktionsstätte von Kultur und Identität."
Für Elke Krasny ist zunächst einmal eines klar: "Die Zukunft der Stadt steht auf dem Spiel." Rettung kommt vom Stadtmuseum, denn "Städte" müssen "ein differenziertes Verhältnis zu ihrer Vergangenheit entwickeln, um sich in ihrer komplexen Gegenwart zurechtzufinden. Dafür ist ein neuer Typus von Stadtmuseum gefragt, als Forum, als Austragungsort aktueller Debatten."
Das "neu zu denkende" Stadtmuseum müsse ein Frauenmuseum und ein Migartionsmuseum sein, "ein Museum der Geschichten und der Debatten (…) ein Forum in der Gegenwart mit Wirkung für die Zukunft." Optimistisch ist sie nicht: "Doch davon sind wir zurzeit noch weit entfernt."
Wolfgang Maderthaner wünscht sich ein Museum als Ort der "produktiven (Un)Ruhe", denn es bedürfe angesichts eines "kultisch überhöhten Präsentismus, fragmentierter Konsumidentitäten und der Bildungserosion - allesamt Kernbestände des hegemonialen neoliberalen Ideologiearsenals -, angesichts vor allem aber des Versagens und der tendenziellen Selbstauflösung des Politischen (…) dringend eines Orts der Reflexion…".
Maderthaner rückt zwei Überlegungen ins Zentrum: daß Geschichte immer in der Gegenwart erschlossen, erzählt und gedeutet wird und daß dabei immer ein verstörender Rest, meist als Verdrängstes, wiederkehrt. Und daß zweitens Museen politische Orte sind, in denen sich die 'Polis' über "ihre Herkunft und ihr Werden" verständigt.
Um so etwas zu verwirklichen ist seiner Meinung nicht in erster Linie ein Neubau nötig.
Ein neues Wien Museum? Worüber man reden könnte (2)
Wien Museum, mit dem Karlsplatz im Titel |
Geht es also nur mehr um das "wohin" und nicht mehr um "ob" und "wie", also nicht um die Fragen, ob es einen Neubau überhaupt geben muß und wenn, mit welchem neuen Konzept?
Wir erfahren im Artikel zunächst etwas, warum das alte Museum nicht mehr reicht, und zwar vom Kulturstadtrat, der mitteilt, daß das alte Museum hätte saniert werden müssen und zu klein sei. Also soll es bereits 2011 die Ausschreibung eines Architekturwettbewerbs geben. Für das - so Matthias Dusini - "kulturpolitische Prestigeprojekt der neuen rot-grünen Stadtregierung". "Ein architektonisches Signal, mit dem Wien sein museales Image korrigieren könnte" soll es werden (Mailath-Pokorny). Deshalb soll das Museum im Zentrum liegen und, so berichtet Dusini, neben Stephansdom und Riesenrad ein weiterer Leuchtturm der Kultur werden. Allerdings habe sich neben dem Schwedenplatz (Morzinplatz) auch der Karlsplatz als idealer Standort herauskristallisiert, sagt wiederum Direktor Kos. Nur: am Karlsplatz steht es ja eh, das Museum. Von den Grünen hört man in dem Artikel nur, daß sie sich als einzige Bedingungen eine umweltfreundliche Architektur wünschen.
Kos wird zitiert: "Es gibt einen breiten Konsens, sicher auch deshalb, weil es sich um kein Luxusmuseum handelt, sondern um ein Gebrauchsmuseum für ganz verschiedene und auch neue Zielgruppen, das Geschichte und Kunst im Konnex mit aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen vermitteln will."
Das hört sich auch an, als seien die wesentlichen Entscheidungen schon gefallen.
Mit Kos sind alle zufrieden. Den Neustart des Museum seit dessen Bestellung nennt Dusini "gelungen", und nennt als Argumente das "sorgfältig erneuerte Erscheinungsbild" des "Museumsverbunds"; daß die Ausstellungen nun nicht mehr 'Wiener Uhren vom Mittelalter bis zur Neuzeit' hießen, sondern 'Kampf um die Stadt', und daß zum Beispiel diese Ausstellung ein Beispiel dafür sei, wie "ein Museum den Mainstream geschichtlicher Periodisierung umpflügen kann: Bürgerkrieg statt Biedermeier, Nachkriegsarchitektur statt Jugendstil."
Dann kommt die Frage nach einer zeitgemäßen Museumshaltung: "Was wäre denn der aktuelle Wien-Plot?". Dusini verweist auf das Stadtmuseum Frankfurt der 70er-Jahre mit ihrer Lernort contra Musentempel - Ideologie, das neueste Konzept desselben Hauses mit einem Schwerpunkt auf Partizipation, auf die Migrationsausstellung The Peopling of London im dortigen Stadtmuseum (2003) und schließlich eine Ausstellung der Direktion Kos selbst, "Gastarbeitejteri" (2004) zu 40 Jahren Arbeitsimmigration. Daß Migration ein Thema sein muß, das kommt von vielen Seiten. Daher sollen laut Kos "kulturelle Diversität und Zuwanderung (…) Kernthemen im neuen Museum werden."
Dusini wird ganz bange: "Wie können die Neuwiener - immerhin jeder vierte Einwohner - dazu gebracht werden, sich mit der Selbstdarstellung Wiens zu identifizieren?".
Kulturpolitik (Mailath-Pokorny) und Kos wollen, so Dusini, thematisch so gut wie alles und kommen damit der geplanten Fusion des Völker- und Volkskundemuseums in die Quere, Museen, an deren Zusammenlegung ja gebastelt wird (derzeit mit sehr wenig Aussicht auf Realisierung, jedenfalls nicht in nächster Zeit). Das seinen überdies Museen die den "Prozess der Selbstaufklärung längst hinter sich" (Dusini) haben und die in der Lage sind, die "heutige Gesellschaft in ihrer kulturellen Vielfalt" darzustellen. Das soll ja aber auch das Wien Museum. Mailath-Pokorny etwa möchte die Musikstadt Wien besonders berücksichtigt haben und irgendwie steht plötzlich auch noch die Integration des kommunalen Hauses der Musik im Raum aber auch die Integration des Stadtkinos.
Mittwoch, 8. Dezember 2010
Ein neues WienMuseum? Worüber man reden könnte (1). Der FALTER läßt diskutieren.
Dachgleiche des Historischen Museums der Stadt Wien, 1955. Und jetzt ein neues Museum? |
Der FALTER veröffentlicht in seiner heute erschienenen Nummer einige kurze Statements und führt damit jene Diskussion, die Stadtrath Mailath-Pokorny angekündigt hat, wenigstens in Ansätzen.
In meinen 1600 oder 1700 Zeichen, die ich zur Verfügung hatte, frage ich mich vor allem, warum der Direktor des Museums erst jüngst entdeckt hat, daß der existierende Bau für seine Zwecke nicht mehr genügt und warum erst jetzt, wie es aussieht als Legitimation der Forderung nach einem Neubau, ein Konzept vorgelegt wird.
Wegen der verlangten Kürze des Statements ist bloß eine Polemik im Bonsai-Format herausgekommen und ich habe vor, im Blog ausführlicher zum WienMuseum und zu seinem Konzept zu schreiben.
Hier der Text für den FALTER.
Stadtmuseen haben das Problem, daß ihnen die Entwicklung der Städte davonläuft und das Publikum, dem sie einmal verpflichtet waren. Was eigentlich für wen in einem Stadtmuseum dargestellt und vermittelt werden soll, wird immer unklarer. Spürbar wird diese Entwicklung am Veralten, am Marginal-Werden der Stadtmuseen und an der Deklassierung gegenüber der Museums-Konkurrenz, die mit van Gogh und ausgestopftem Streichelschaf punktet.
Wolfgang Kos hat aus dem Dilemma vor allem mit Marketing zu entkommen versucht, mit einer Imagekorrektur, mit der Umbenennung und Abstoßen des ‚historisch’ aus dem Namen des Hauses und jüngst mit der Stilisierung zum Universalmuseum.
Nun soll aber alles anders werden, es soll ein neues Haus geben, eine neue Dauerausstellung, eine neue Haltung. 52 Seiten hat das sogenannte Vision Statement. Alle museologischen Reiz- und Stichwörter aus dem museologischen Proseminar sind aneinandergereiht, ein langer Katalog von Versprechen: antihegemonial soll das Museum werden aber auch touristisch, es soll alle ansprechen aber speziell doch die Schüler, es soll Klischees reflektieren aber das Biedermeier neu entdecken, es soll sensibel gegenüber dem Migrationshintergrund der Wiener sein aber auch ein Ort der Bürgergeschichte, es wird ein kultureller Grundversorger sein, ein Haus der Toleranz, ein Impulsgeber für die Stadtentwicklung, eine Sehenswürdigkeit, ein Modell für die Entwicklung von Museen im internationalen Maßstab, ein Volksbildungsinstitut neuen Zuschnitts, wach gegenüber Zeitfragen, fähig, gesellschaftliche Zusammenhänge und geschichtliche Brüche zu thematisieren, die Sammlung und ihre ‚Schätze’ ins rechte Licht rücken, den spatial turn mitvollziehen, erlebnisorientiert sein, Imagekonstruktionen dekonstruieren, Identitäten verflüssigen - und so weiter. Der zweite Teil stellt knapp die Module einer neuen Dauerausstellung vor. Dort fehlen dann nicht nur die meisten der genannten Ideen, vor allem fehlt hier jeder Hinweis, wie die hochgesteckten Ziele eigentlich umgesetzt werden sollen. Stattdessen paradieren hier alte Bekannte, Türken und Kaffeehaus, Klimt und Naschmarkt, Wien um 1900 und Karl Marx Hof.
Wolfgang Kos ist seit mehr als sieben Jahren Leiter des WienMuseum. Er hatte sieben Jahre Zeit, um zu entdecken, daß er für die Verwirklichung seiner Träume ein neues Haus braucht. Er hatte sehr viel Zeit, einige der Versprechen, die jetzt als Rechtfertigung eines Neubaues publiziert werden, einzulösen. Und er hatte sieben Jahre Zeit für die Ausarbeitung eines Konzepts, das keine eigene Sprache findet und kaum eine originelle Idee enthält.
Freitag, 3. Dezember 2010
Dienstag, 30. November 2010
Museumspreis(e). In eigener Sache
Am vergangenen Freitag fand die Verleihung des Österreichischen Museumspreises an das Alpenvereinsmuseum (Innsbruck) statt.
Nach dem Tiroler Museumspreis und der Nominierung für den European Museums of the Year Award für die Endrunde war das der dritte Preis, den das Museum erhalten hat.
Hier eine freundliche Erwähnung im artmagazine, hier der Bericht der Kleinen Zeitung, und hier und hier die Informationen des Österreichischen Alpenvereins selbst.
Nach dem Tiroler Museumspreis und der Nominierung für den European Museums of the Year Award für die Endrunde war das der dritte Preis, den das Museum erhalten hat.
Hier eine freundliche Erwähnung im artmagazine, hier der Bericht der Kleinen Zeitung, und hier und hier die Informationen des Österreichischen Alpenvereins selbst.
Blätterwald (Texte im Museum 152)
Das Frauenmuseum in Hittisau
1995 gab es in Hittisau (Bregenzer Wald) eine Ausstellung über das Kopftuch. Das Kopftuch war schon damals ein symptomatisches Objekt eines 'Kulturkampfes', aber noch nicht ganz so heftig und verbissen, wie heute.
Ich erinnere mich noch an Foto, ich glaube es war eins von Romy Schneider, das mir blitzartig ein paar Einsichten verschaffte; ich mußte lachen, ja, klar, da trägt sie Kopftuch, 5oer-Jahre - und sofort gingen mir Erinnerungsbilder meiner Schwester und ihrer Freundin durch den Kopf. Klar, die hatten alle Kopftücher.
So simpel, so gewitzt kann Museum sein. Klarerweise gab es da auch jeder Menge an Material, Bilder, Texte, die das Thema sortierten, auffächerten, historisierten. Das Kopftuch als Tracht, als Arbeitskleidung, als Zeichen, als Mode...
Vor kurzem habe ich ein paar Fotos wiederentdeckt, die ich jetzt hervorkrame, einerseits um an diese kluge, einfache Ausstellung zu erinnern und damit an die Möglichkeiten, die Museen haben (und kaum nutzen), sich zu aktuellen Fragen mit ihren speziellen Mitteln zu äußern. Andrerseits um mal ein wenig Werbung zu machen für dieses Museum.
Das war mir beim ersten Besuch sofort sympathisch aus einem ganz und gar nicht museologischen Grund: es ist in einem jener modernen Bauten untergebracht, für die die zeitgenössische Architektur in Vorarlberg berühmt ist. Ein unprätentiöser, selbstbewußt in das Ortsbild eingerückter Würfel aus Holz und Glas.
Das Museum besteht aus einem einzigen, unglaublich angenehm wirkenden Raum und einigen ohne Wände anschließenden kleine Annexe (Sitzecke, Büro, Bibliothek).
Das Museum hat kaum eine eigene Sammlung und 'lebt' von seinen Ausstellungen, die alle aus ihrer buchstäblichen Überschaubarkeit Vorteile ziehen - man läßt sich gerne und gründlich auf etwas ein, was einen nicht schon mit hunderten Objekten von vornherein Bildungsanstrengung drohend entgegenhält.
Und wie kommt das (ein) Frauenmuseum nach Hitttisau? Daran ist sozusagen die Museologie schuld. Elisabeth Stöckler hat nach ihrer Ausbildung und nach Absolvierung einer Museologie-Ausbildung nach einer 'Anwendung' ihrer Kompetenzen und Interessen gesucht - und das Museum gegründet. So kann mans auch machen, statt Arbeit zu suchen, sich eine schaffen, und wenns halt nicht anders geht, indem man ein Museum gründet und Direktorin wird. Inzwischen hat sie die Leitung abgegeben und als ich das letzte Mal in Hittisau war, führte mich bereits Stefanie Pitscheider Soraperra, die neue Leiterin, durch die Ausstellung.
Jedes Mal hat sich das Haus (hier die Internetadresse) als gastlich, offen, entspannt gezeigt und jedesmal habe ich die Ausstellungen interessiert besucht.
Und jedesmal habe ich mich amüsiert über die Nachbarschaft, die das Haus erst ermöglicht (und vielleicht auch politisch annehmbar gemacht) hat. Das Frauenmuseum (im ersten Stock) teilt sich den Bau mit der Ortsfeuerwehr (im Erdgeschoss).
Wem das alles zu 'entlegen' vorkommt, dem sei versichert, daß auch ein so kleiner Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln (mit dem Auto sowieso) sehr gut erreichbar ist und daß der Bregenzerwald nicht nur mehrere interessante kleine Museen hat (das Felder Museum in Schoppernau war hier schon mal Gast...) und bekanntlich eine schöne Landschaft, beachtliche Architektur, grandiosen Käse und wunderbare Hotels und Gasthäuser.
Museen 'verrate' ich, Gasthäuser muß jeder selber finden...
Ich erinnere mich noch an Foto, ich glaube es war eins von Romy Schneider, das mir blitzartig ein paar Einsichten verschaffte; ich mußte lachen, ja, klar, da trägt sie Kopftuch, 5oer-Jahre - und sofort gingen mir Erinnerungsbilder meiner Schwester und ihrer Freundin durch den Kopf. Klar, die hatten alle Kopftücher.
So simpel, so gewitzt kann Museum sein. Klarerweise gab es da auch jeder Menge an Material, Bilder, Texte, die das Thema sortierten, auffächerten, historisierten. Das Kopftuch als Tracht, als Arbeitskleidung, als Zeichen, als Mode...
Vor kurzem habe ich ein paar Fotos wiederentdeckt, die ich jetzt hervorkrame, einerseits um an diese kluge, einfache Ausstellung zu erinnern und damit an die Möglichkeiten, die Museen haben (und kaum nutzen), sich zu aktuellen Fragen mit ihren speziellen Mitteln zu äußern. Andrerseits um mal ein wenig Werbung zu machen für dieses Museum.
Das war mir beim ersten Besuch sofort sympathisch aus einem ganz und gar nicht museologischen Grund: es ist in einem jener modernen Bauten untergebracht, für die die zeitgenössische Architektur in Vorarlberg berühmt ist. Ein unprätentiöser, selbstbewußt in das Ortsbild eingerückter Würfel aus Holz und Glas.
Das Museum besteht aus einem einzigen, unglaublich angenehm wirkenden Raum und einigen ohne Wände anschließenden kleine Annexe (Sitzecke, Büro, Bibliothek).
Das Museum hat kaum eine eigene Sammlung und 'lebt' von seinen Ausstellungen, die alle aus ihrer buchstäblichen Überschaubarkeit Vorteile ziehen - man läßt sich gerne und gründlich auf etwas ein, was einen nicht schon mit hunderten Objekten von vornherein Bildungsanstrengung drohend entgegenhält.
Und wie kommt das (ein) Frauenmuseum nach Hitttisau? Daran ist sozusagen die Museologie schuld. Elisabeth Stöckler hat nach ihrer Ausbildung und nach Absolvierung einer Museologie-Ausbildung nach einer 'Anwendung' ihrer Kompetenzen und Interessen gesucht - und das Museum gegründet. So kann mans auch machen, statt Arbeit zu suchen, sich eine schaffen, und wenns halt nicht anders geht, indem man ein Museum gründet und Direktorin wird. Inzwischen hat sie die Leitung abgegeben und als ich das letzte Mal in Hittisau war, führte mich bereits Stefanie Pitscheider Soraperra, die neue Leiterin, durch die Ausstellung.
Jedes Mal hat sich das Haus (hier die Internetadresse) als gastlich, offen, entspannt gezeigt und jedesmal habe ich die Ausstellungen interessiert besucht.
Und jedesmal habe ich mich amüsiert über die Nachbarschaft, die das Haus erst ermöglicht (und vielleicht auch politisch annehmbar gemacht) hat. Das Frauenmuseum (im ersten Stock) teilt sich den Bau mit der Ortsfeuerwehr (im Erdgeschoss).
Wem das alles zu 'entlegen' vorkommt, dem sei versichert, daß auch ein so kleiner Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln (mit dem Auto sowieso) sehr gut erreichbar ist und daß der Bregenzerwald nicht nur mehrere interessante kleine Museen hat (das Felder Museum in Schoppernau war hier schon mal Gast...) und bekanntlich eine schöne Landschaft, beachtliche Architektur, grandiosen Käse und wunderbare Hotels und Gasthäuser.
Museen 'verrate' ich, Gasthäuser muß jeder selber finden...
Sonntag, 28. November 2010
Breaking News Hamburg: Statt dem Ende des Museums, Ende der Politik
Die Koalition von CDU und Grünen ist gescheitert, die Grünen steigen aus. Zum Schwinden des Vertrauens und dem Mißmanegement - zwei Begründungen für den Ausstieg - wurde in den letzten Tagen schon die Kulturpolitik inklusive Museumspolitik gezählt. Der sparwütige Finanzsenator ist zurückgetreten und jetzt ist es ganz aus. Soll man daraus den Schluß ziehen, daß 'Bürgerbeteiligung' - in Hamburg eher Bürgerproteste - tatsächlich politisch etwas in Bewegung bringen können? Dieses Match hat jedenfalls die Politik verloren.
Samstag, 27. November 2010
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