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Dienstag, 4. Juni 2013

Objet trouvés.Die Laubhütte

Laubhütte / Sukka
Baisingen, 1. Viertel 20. Jh.
Sammlung Stadtverwaltung Rottenburg am Necker
Foto: Sammlung Stadtverwaltung Rottenburg am Neckar. Ausstellung "Alles hat seine Zeit". Rituale gegen das Vergessen. Jüdisches Museum München. Kuratorin: F. Heimann-Jelinek.

Freitag, 31. Mai 2013

Objet trouvées

Votives of wealthy Greeks from Asia Minor. At some point, a fire destroyed some objects, and the rest buried since it was sacrilegious to remove them from the area. Date is somewhere between 7th – 5th c. BC. Found by French archaeologists in 1939, within a repository beneath the paving stones of the Sacred Way, in front of the Stoa of the Athenians

Dienstag, 21. Mai 2013

Objet trouvé: Last gum


Last gum Sir Alex Ferguson chewed available on Ebay for £105,500 Quite how or indeed why it has made its way onto Ebay is open for debate, but what is purported to be the very last piece of gum chewed by masticator supreme Sir Alex Ferguson before his retirement from managing could very soon be yours if you’re willing to stump up the cash. Apparently, Fergie’s chewing gum was somehow retrieved from The Hawthorns after being spat out by United’s outgoing overlord following his final game before retirement against West Brom on Sunday.The gum, now proudly sat atop a velvet cushion and housed in a plush perspex presentation case, has been placed on the online auction site. By Monday afternoon, the highest of 98 bids was 105,500 Pounds.

Sonntag, 19. Mai 2013

Samstag, 13. April 2013

Objet trouvé: Selbstmusealisierung

Der hallesche Anatom Philipp Friedrich Theodor Meckel (1756–1803) verfügte, dass sein eigener Körper nach seinem Tod seziert und sein Skelett zusammengesetzt aufbewahrt werden solle. Es wird bis heute zusammen mit den Schädeln seines Sohnes und zweier Enkel in einem offenen Schrank gezeigt, während andere Teile seines Körpers auf dem Stadtgottesacker beigesetzt wurden.

Dienstag, 12. Februar 2013

Strassenmanuskript (Objet trouvée)

Zwischen 1947 und 1950 reiste  der 1922 in Lowell, Massachusetts geborene Jack Kerouac mit Neal Cassady kreuz und quer durchs Land. Cassady war für Kerouac die Verkörperung eines romantischen Ideals von Amerika: rastlos, abenteuerlustig, sexuell überaktiv – ein Cowboy, der das Pferd gegen ein Auto getauscht hat. Der frische und ekstatische Stil, in dem Neal Cassady ihm später Briefe schrieb, erschien Kerouac als der richtige Zugang zu dem Lebensgefühl, und so entstand 1951 der Roman On the Road (deutsch: Unterwegs).
Das Manuskript tippte er innerhalb von drei Wochen auf eine lange, aus zurechtgeschnittenen Bögen Zeichenpapier zusammengeklebte Rolle. So musste er sich während des Schreibflusses nicht mehr um den Papierwechsel kümmern; in einem Brief an Neal Cassady assoziierte Kerouac die lange Papierbahn außerdem mit der titelgebenden Landstraße.
Die Rolle wurde am 22. Mai 2001 von dem Besitzer des NFL Teams Indianapolis Colts, Multimillionär Jim Irsay bei Christie’s für 2.426.000 Dollar ersteigert, mehr Geld, als Kerouac je mit seinen Büchern verdient hat. Sie wird manchmal öffentlich ausgestellt.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Objet trouvé - Uniformierte Aufsicht



Kopfbedeckung des Aufsichtspersonals des Naturhistorischen Hofmuseums zur Zeit seiner Gründung.

Jetzt müsste noch wer wissen, welchen Berufen Ende des 19.Jahrhunderts solche Kopfbedeckungen noch zuzuordnen sind. Leichenträger? Stadtwachen? Oder? Weiß das jemand?

Montag, 21. Januar 2013

Lincoln's Watch (Objet trouvée)

Taschenuhr Abraham Lincolns. Chicago History Museum. On February 11, 1861, one day before his fifty-second birthday, Abraham Lincoln boarded a train bound from Springfield, Illinois to Washington, D.C., where he would be inaugurated president on March 4. Before his departure, Lincoln received this beautiful gold watch from the Illinois State Journal, a staunch Republican newspaper that had backed his candidacy. Although they are not visible in this photograph, Lincoln’s initials are engraved on the watch’s front cover.

A gold watch owned by Abraham Lincoln bears a message marking the start of the U.S. Civil War, but the president never knew of the "secret" inscription. The engraving, by watchmaker Jonathan Dillon, is dated April 13, 1861, and reads in part: "Fort Sumpter was attacked by the rebels" and "thank God we have a government."
The American Civil War began when Confederate troops opened fire on Fort Sumter in Charleston, South Carolina, on April 12, 1861. Forty-five years later, Dillon the watchmaker told The New York Times that he was repairing Lincoln's watch when he heard that the first shots of the Civil War had been fired. Dillon said he unscrewed the dial of the watch and used a sharp instrument to mark the historic day on the president's watch. He told the newspaper that, as far as he knew, no one had ever seen the inscription.
Lincoln was elected the 16th president of the United States in November 1860. In the leadup to the Civil War, South Carolina and six other states seceded from the Union before Lincoln's inauguration in March 1861.
"Lincoln never knew of the message he carried in his pocket," Brent Glass, director of the National Museum of American History said in a statement. "It's a personal side of history about an ordinary watchman being inspired to record something for posterity."
Stephen Spielberg in seinem Interview zu seinem Film "Lincoln": Als George Stephens den Film „Das Tagebuch der Anne Frank“ drehte, reiste er nach Amsterdam und nahm auf Tonband das Läuten der Kirchenglocken auf, die man in Annes Dachbodenversteck durch das Fenster hören kann. Im Film hören wir dieselben Glocken, die Anne während des Holocaust gehört hat. Das hat mich sehr beeindruckt, als ich davon erfuhr. So habe ich eine einfache Frage gestellt: Wo ist Lincolns Taschenuhr, von der er sich niemals trennte? Im Museum in Chicago. Wir erhielten eine Sondererlaubnis, die Uhr aufzuziehen. Sie war fünfzehn Jahre lang nicht aufgezogen worden. Wenn die Uhr tickt, sollten die Zuschauer wissen, dass sie dasselbe Geräusch hören, das Lincoln vor hundertfünfzig Jahren gehört hat.

Samstag, 12. Januar 2013

Aus der Geschichte der Schatzbildung: Tetzels Ablasstruhe (Objet trouvé)


Es klingt ganz heutig. Wie kommt man zu viel Geld, um zu investieren? Wie nutzt man dabei bereits existierende Schuldverhältnisse? Wie bewerkstelligt man Umverteilung im Großmaßstab?

In katholischen Ländern ging das im 16. Jahrhundert so. Eine Fachkraft wird beauftragt Ablasshandel zu treiben, also die Umwandlung von Schuld in Geld. Wer zahlte, kam nicht in die Hölle, die Sünden wurden vergeben. Dafür gab es detaillierte Preislisten, die eine Staffelung nach Ausmaß des Sündennachlasses und sozialer Zugehörigkeit vorschrieben. "Vollkommene Vergebung" war selbstredend teuer, kostete Könige und Königinnen mit ihren Nachkommen, Erzbischöfe und Bischöfe fünfundzwanzig rheinische Goldgulden, Äbte, Prälaten und andere Adelige zehn Goldgulden. Die Staffelung der übrigen Gesellschaftsschichten bezog sich auf das jeweilige Einkommen.

Die Fachkraft war der Dominikanermönch Johann Tetzel (* um 1460 † 11. August 1519). Seine Karriere beginnt im Dienste des Deutschen Ritterordens und hat ihren Höhepunkt in der Ernennung zum Subkommissar beim Ablasshandel für den Bau der Peterskirche in Rom. Denn die Hälfte der Einnahmen aus dem Ablass fließen in den Bau des Persdomes (der Papst zeigt sich mit einer Ernennung zum Doktor der Theologie erkenntlich), die andere Hälfte ging, in einem geheimen Abkommen geregelt, an den Erzbischof Albrecht von Brandenburg. Womit dieser seine gegenüber den Fuggern aufgelaufenen Schulden begleichen konnte. Die Fugger hatten offenbar Grund, dem frommen Mann Tetzel bei seinem Eintreibergeschäft zu misstrauen, sie begleiteten ihn und zogen die den Fuggern zustehenden Tilgungssummen sofort und selbst ein. Tetzel hatte ja wirklich alles andere als einen frommen Lebenswandel, in Innsbruck wurde er wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt. Der Kurfürst von Sachsen rettete ihn. Die immensen Schulden des Erzbischofs waren entstanden, weil er mit den Krediten Ämter kaufte (Simonie) - zusätzlich zu den Bischofssitzen von Magdeburg und Halberstadt den wichtigsten deutschen Erzbischofsstuhl von Mainz, der mit der Kardinalswürde und dem Erzkanzleramt über den deutschen Teil des Reiches verbunden war. Dieses Handeln mit wechselseitigen Schuldverhältnissen brachte das Fass zum Überlaufen und provozierte Martin Luther zu seinem berühmten Thesenanschlag.

Ein Relikt des unfrommen Wirkens Tetzels sind einige (in ihrer Authentizität nicht so ganz gesicherte) Ablasskisten. Von der hier abgebildeten Truhe, die sich im Städtischen Museum Braunschweig befindet, weiß man aus Quellen, daß Tetzel sie im Zuge von Ablaßpredigten in der kleinen Peterskapelle südöstlich des Dorfes Süpplingenburg (bei Helmstedt) verwendet hat. Solche Kisten mussten massiv, mit Eisen verstärkt und durch mehrere Schlösser gesichert sein. Die Ablaßkiste durfte nicht offenstehen und nur in Anwesenheit von Zeugen oder eines Notars geleert werden. Man nimmt an, daß die Schlüssel zu den drei auf dieser Truhe befindlichen Schlössern im Besitz der drei Nutznießer des Ablasshandels waren: die römische Kurie, das Fuggersche Bankhaus und der Ablaßkommissar und Erzbischof Albrecht von Mainz und Magdeburg.

Schätze und Schatzhäuser sind eine der Grundformen des Sammelns. Die Geschichte vom Ablassfunktionär Tetzel ruft uns deren eher unterschlagenen und verdrängten Aspekte in Erinnerung.


Dienstag, 8. Januar 2013

Weihnachtsbaum, 1942 (Objet trouvée)


1942 ließ Hermann Göring künstliche kleine Tannen, fertig geschmückt mit Lametta, goldenen Sternen und Glocken in den Kessel von Stalingrad einfliegen. Die versprochene Versorgung dagegen konnte längst nicht sichergestellt werden. Ende 1942 gab es 25 Gramm Brot je Soldat und Tag, am Weihnachtsfeiertag aufgestockt um Wurst, Kuchen, Kaffee und Zigaretten. Und um moralische Aufrüstung: eine „Weihnachtsringsendungen“, in denen die Fronten mit der Heimat verbunden wurden und Weihnachtsbäumchen. Am Tag zuvor war der Versuch, die eingeschlossene Armee aus dem Kessel zu befreien. Nur einige wenige dieser kleinen, zerzausten Bäume gibt es noch - in Museen. 

"Wir schreiben den 24.12.1942. Das ist Rundfunkweihnachten. Die Propagandasprecher in Narvik rufen ihre Kollegen in Afrika, wo Rommels Panzersoldaten "Weihnachten in der Wüste" mit Palmenzweigen feiern. Die Rufe quer durch Europa enden im Kessel von Stalingrad. Alle wehmütigen Schlager seit 1936, dem Olympiade-Jahr, werden wie "Hirten auf dem Felde" aufgeboten. Propaganda, Kitsch, aber auch wirkliche Angst und Sorge kommen in diesem Heiligabend der Krise zusammen: Not kittet. Eines der zu dieser Weihnacht meist gespielten Lieder, Nr. 1 im Wunschkonzert, heißt "Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen". Es geht um ein Kinderspielzeug, ein Pferd mit kriegerischer Ausrüstung, einst dem Sohn des Hauses geschenkt. Und jetzt ist die Nachricht eingetroffen, dass das damals beschenkte Kind im Krieg gefallen ist. Dieser Krieg war schon verloren, als er begann. Definitiv seit dem Dezember 1941, nachdem das Deutsche Reich den USA den Krieg erklärt hatte. Aber erst jetzt, am propagandistisch ornamentierten und zugleich beklemmenden Heiligabend 1942 wird der Stand der Dinge wahrgenommen." (Alexander Kluge)

"Es klingt kaum glaubhaft, was ich euch jetzt berichte, ist aber pure Wahrheit", schrieb ein gewisser Josef Wenzl vom bayerischen Reserve-Infanterie-Regiment 16 am 28. Dezember 1914 an seine Eltern: "Kaum fing es an Tag zu werden, erschienen schon die Engländer und winkten uns zu, was unsere Leute erwiderten. Allmählich gingen sie ganz heraus aus den Gräben, unsere Leute zündeten einen mitgebrachten Christbaum an, stellten ihn auf den Wall und läuteten mit Glocken... Zwischen den Schützengräben stehen die verhassten und erbittertsten Gegner um den Christbaum und singen Weihnachtslieder. Diesen Anblick werde ich mein Leben lang nicht vergessen."

Weihnachten 1914 kommen die im Krieg verfeindeten Soldaten aus ihren Gräben und feiern gemeinsam. Über 100.000 Soldaten sollen beteiligt gewesen sein. Am nächsten Tag mit Erschießen bedroht, kehren sie in die Schützengräben zurück. So etwas wird sich nicht wiederholen.


"Am 23. Dezember 1914 wurde dies verstärkt durch den Wunsch, die aus der Heimat angekommenen Weihnachtsgeschenke in Ruhe und ohne Todesangst öffnen zu können. Jeder britische Soldat erhielt ein Päckchen des Königs, in dem er unter anderem eine Princess Mary Box fand, eine Metalldose mit dem gravierten Profilbildnis von Princess Mary, der einzigen Tochter George V. Die Schachtel enthielt Schokolade, Scones (britisches Gebäck), Zigaretten, Tabak und eine Grußkarte der Prinzessin. Ein Faksimile des Königs stellte Georg V. als Truppenvater dar, der seinen Truppen wünscht: “May God protect you and bring you home safe” (deutsch: „Möge Gott Euch schützen und sicher nach Hause bringen“). 355.000 dieser Princess Mary Boxes wurden 1914 verschickt.
Viele deutsche Soldaten bekamen zu Weihnachten 1914 aus öffentlichen Mitteln gestiftete Geschenksendungen ihrer Heimatgemeinden, daneben Pakete ihrer Familien mit warmer Bekleidung, Essen, Alkohol, Zigaretten, Briefen usw. 1914 herrschte im Gegensatz zu den späteren Kriegsjahren noch keine besondere Knappheit an Nahrungs- und Genussmitteln in Deutschland. Zudem hatte die Oberste Heeresleitung zehntausende Miniaturweihnachtsbäume an die deutschen Fronten versandt, die zu Weihnachten angezündet werden sollten." (Wikipedia)

"Die Beharrlichkeit, mit der die Menschen in Mitteleuropa auf ihren Familienzusammenkünften zu Weihnachten bestehen, beweist, dass dies ein authentischer Feiertag ist, in der Seele gefestigt, ein Fest, das man nicht gegen eine Pflegeversicherung eintauschen würde wie den Buß- und Bettag. Warum kann man das nicht? Kein Krieg, kein Drittes Reich, kein Realsozialismus, keine weltliche Macht wird mit diesen Feiertagen fertig: Sie danken ab für drei tolle Tage." (Alexander Kluge)

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Mistery Object

Handschuh unbekannter Herkunft aus Muschelseide. Malakozoologische Sammlung des Museums für Naturkunde Berlin

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Objet trouvéee: Ein Bett


The Great Bed of Ware is an extremely large oak four poster bed, carved with marquetry, that was originally housed in the White Hart Inn in Ware, England. Built by Hertfordshire carpenter Jonas Fosbrooke circa 1580, the bed measures 3.38m long and 3.26m wide and can "sleep" over fifteen people at once. Many of those who have used the bed have carved their names into its posts.
The bed is carved with patterns derived from European Renaissance ornament. Originally it would have been brightly painted, and traces of these colours can still be seen on the figures on the bed-head. The design of the marquetry panels is derived from the work of Dutch artist Hans Vredeman de Vries (1527–1604) and the panels were probably made by English craftsmen working in London in the late Elizabethan period. The bed-hangings are modern re-creations of fabrics of the period.
By the 19th century, the bed had been moved from the White Hart Inn to the Saracen's Head, another Ware inn. In 1870, William Henry Teale, the owner of the Rye House, acquired the bed and put it to use in a pleasure garden. When interest in the garden waned in the 1920s, the bed was sold. In 1931, it was acquired by the Victoria and Albert Museum in London.
(Wikipedia, das diesem "vielleicht größten Bett der Welt" einen eigenen Eintrag widmet.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Objet trouvées Paris

Ich mag Fundsachen, zum Beispiel die 'digitalen', die einem beim Recherchieren oder Stöbern im Netz 'zufallen'. Man kann sie nicht suchen, sie suchen einen selbst.

Also dann das:

Was ich nicht ahnte, aber ahnen hätte können, weil es Museen für alles gibt, daß es auch ein Museum für Objets trouvées gibt. Das Pariser Fundamt der Polizei betreibt ein solches - das Musée du Service des Objets Trouvées - und Wikipedia behauptet, daß man dort Urnen, Holzbeine, Hochzeitskleider und einen - Hummer (aber bitte! in welchem Zustand!?) finden kann.

Urban legend?
Selber hinschauen, 15tes Arrondissement, 36, rue des Morillons.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Objets trouvés: Der Gipfel

Topje van de Mont Blanc in 1787 afgehakt door De Saussure. Teylers Museum Haarlem. Inventarnummer W47 M3353.
Man kann es drehen und wenden wie man will, was da auf dem Kärtchen mit der Objektbeschriftung steht, kann man nicht anders übersetzen als: Gipfelchen (topje ist das Diminutiv von top = Gipfel, und kann auch mit Zipfelchen übersetzt werden) vom Mont blanc, 1787 abgehackt (oder: abgebrochen) von De Saussure. So stehts da.
In einem anderen Museum, gleich zu Beginn des Rundganges durch das Alpine Museum in München liegt in einer Vitrine ein Geldbeutel aus dem einige Münzen herauskullern. Das war der vom Schweizer Naturforscher Horace Bénédicte de Saussure (1740-1799) 1760 ausgesetzte Preis für die erste Besteigung des höchsten Berges der Alpen, des Mont Blanc.
Saussure hatte eben erst den Doktortitel der Naturwissenschaften erhalten und war zwanzig Jahre alt. Mit 47 wird er selbst auf dem Gipfel des Mont Blanc stehen, nur ein Jahr, nachdem der Berg erstmals erstiegen wurde und begleitet "von einem Bedienten und 18 Führern". Es war dies die erst dritte dokumentierte Ersteigung des Gipfels des Montblanc und Saussure bewies durch Messungen, daß das der höchste Berg Europas sein musste.
Diese Ereignisse gelten als Ursprung des Alpinismus und als eine Zäsur in der Wahrnehmung der Bergwelt wie der Natur überhaupt.  Aber Saussures Preisgeld galt weder sportlichem Ehrgeiz noch irgendeiner Rekordsucht und auch nicht allein der Bergerfahrung um ihrer selbst willen. Seine Motive waren wissenschaftlicher Natur. Mit seiner Initiative begann die vielfältige Erforschung der Bergwelt. Doch eine nachhaltige Konsequenz seiner Ambitionen war dann auch die scheinbar von allen Zwecken freie Anstrengung in die Berge zu gehen, Gipfel, wie man so sagt, zu ‚erobern’ oder zu ‚bezwingen’, also etwas zu tun, was zunächst zur irritierenden, buchstäblich unbeschreiblichen, weil überwältigenden, später zur organisierbaren, kultivierbaren, beschreib- und wiederholbaren Erfahrung sui generis wurde.
Und wie kommt der Stein vom Mont Blanc in die Niederlande, in das Teylers Museum in Haarlem? Nun, das Museum (hier gehts zur wunderschönen Webseite dieses wunderbaren Museums) hatte eine eigene Mont-Blanc - Sammlung mit einem 1799 erworbenen Relief des Gebirges. 1802 erwarb man von Saussures Sohn diesen ausgestellten Stein. Saussure hatte angenommen, daß auf dem höchsten Berg auch das älteste Gestein zu finden sein müsse und deshalb brach er ein Stück - tja - vom Gipfel ab.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Objets Trouvés: Die Mokkamaschine

Bialetti Moka Express
Aluminium, Kunststoff, Gummi
undatiert

1933 hatte Alfonso Bialetti, möglicherweise inspiriert von seiner Arbeit in einer Aluminiumfabrik, eine einfach zu bedienende - in casa un espresso come al bar -, achteckige, aus Aluminium gefertigte Mokkamaschine herzustellen. Anders als die bis dahin üblichen, ebenfalls in Italien entwickelten Espressomaschinen, wird hier der durch kochendes Wasser erzeugte Überdruck genutzt, um heißes Wasser durch ein Steigrohr durch den Kaffee zu pressen. Der im Vergleich zu Espressomaschinen weitaus geringere Druck läßt nur die Erzeugung von Mokka, nicht von Espresso zu. Durch Patentierung und Vermarktung durch Bialettis Sohn wurde die Maschine zu einem weltweit vertriebenen und bekannten Produkt.

Unlängst gehe ich zum Arbeitsmarktservice, um ein paar Informationen zu bekommen. Ich erfrage das Büro, öffne die angegebene Tür, umrunde in einer kleinen Wanderung einen gewaltigen ficus benjamini, stoße auf einen Herrn im Drehsessel, der mich bittet an einem komplett vollgeräumten Bonsai-Tischchen Platz zu nehmen, und der mir, als ich sitze, mitteilt, daß er wahrscheinlich gar nicht für mich zuständig ist. Als ich vorsichtig (nicht reizen!) erwidere, daß ich telefonisch an ihn verwiesen wurde, stochert er in seinem Computer um sich dann mir wieder mit den Worten zuzuwenden "Erstaunlich. Sie gehören zu mir". Auf der nun glücklich hergestelleten Vertrauensbasis bekomme ich meine Informationen, bedanke mich, greife nach meinem Mantel und wende mich zum Gehen als die Tür aufgeht und ein Kollege durch die Tür sagt: "Deine Kaffeemaschine hast vergessen." Man riecht auch sofort daß da eine durchgebrannte Aluminiumkanne auf einem Herd stehen muß. Ich versuche zu trösten: "Mir ist das unlängst auch passiert, ich hab mir eine Maschine aus Edelstahl gekauft." Der sofort um mehrere Messeinheiten depressiver wirkende Sachbearbeiter: "Des is es ja net. Aber jetzt bin ich eine Woche das Gespräch des Büros." Ich verstehe und verabschiede mich rasch. Wie doch eine Bialetti Moka Express das Leben verändern kann.

Bialetti Moka Express in der Funktion eines (Zitat) Eigenporträts einer bekannten Mitarbeiterin eines bekannten großen Museums. Man beachte die vielfache Spiegelung der Bialetti Moka Express, was sich als Visualisierung multipler Identität deuten ließe (wir wissen es nicht). Das praktisch und symbolisch nützliche Gerät wurde durch Anschaffung eines Induktionsherdes unbrauchbar. 



















Die mir einzige bekannte Darstellung einer Bialetti Moka Express in der Bildenden Kunst. William Kentride hat in seinem Zeichentrickfilm "Die Reise zum Mond" die Rakete aus Melies' gleichnamigem Film (seiner ist auch eine Hommage an Melies) durch die Mokkamaschine ersetzt. Gleich wird sie sich raketengleich erheben und durch das Bild sausen um schließlich in dem einen Auge des Mondgesichts (wie bei Melies die Rakete) einzuschlagen...Auch in "Fragments for George Melies" (Hier bei Youtube) setzt Kenridge seine offensichtlich vielgeliebte und -gebrauchte Mokkamaschine ein, diesmal zum Zeichnen...
Prof. Jeffrey T. Schnapp - ein Kaffeetrinker? - hat in einem Aufsatz, der in Critical Inquiry, Vol. 28 No. 1, Autumn 2001 University of Chicago unter dem Titel “The Romance of Caffeine and Aluminum” erschienen ist, die These entwickelt, daß die Erfindung der Bialetti Moka Express symptomatisch mit dem aufkommenden Faschismus in Italien zusammenhängt. Wie dieser ästhetische und technische Modernisierung verheißen habe, so habe die Mokkamaschine mit ihrer Verbindung zweier Stoffe, die mit Modernisierung damals untrennbar assoziiert wurden, in einem Produkt vereint: Aluminium und Kaffee.
Wir danken dem Professor und greifen zu einem Tässchen Lavazza!