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Dienstag, 8. Oktober 2013

Das kleinste "Museum" der Welt...

Als "kleinste Museum der Welt" bezeichnen seine Gründer und Betreiber, Caroline Bachmann und Marcel Duchamp die "Kunsthalle Marcel Duchamp", in der sie derzeit auf der Mathildenhöhe in Darmstadt "La Broyeuse de Chocolat" (das Zitat eines Duchamp-Werkes zeigen.
Weniger emphatisch könnte man das Museum als von Duchamps "Boite" inspirierte Box, als Guckkasten, als Vogelhäuschen für Mikroobjekte, als Camera obscura bezeichnen.
Daß sich in einem solchen Minimalgehäuse eine Gruppenausstellung wohlbekannter Künstler unterbringen lässt (Meret Oppenheim, Dieter Roth, Ed Ruscha u.v.a.) erstaunt nicht, wenn man weiß, daß es sich - wiederum im Geiste der "Boite" -, um miniaturisierte Nachbildungen von Kunstobjekten handelt, die alle um das titelgebende Werk Duchamps kreisen, um dessen "Schokoladenreibe".





Montag, 22. Juli 2013

"Die Seele der Dinge". Raffael Rheinsberg im Kunstraum Krems-Stein

Der Teaser zur Ausstellung sagt: Der Objektkünstler Raffael Rheinsberg arbeitet als Spurensicherer mit Gedächtnispotenzialen, die in physische Objekte eingeschrieben sind. ... Dabei agiert der Künstler in der Überzeugung, dass jedes noch so unscheinbare, vermeintlich nicht erinnerungswürdige Relikt der Vergangenheit über ein Arsenal gespeicherter Erinnerungen verfügt und damit Symbolwert besitzt. "Jedes Ding", so Rheinsberg, "hat eine Seele".

Raffael Rheinsberg: Die Seele der Dinge. Kunstraum Krems-Stein 18.5.2013 bis 6.4.2014

Aber diesmal sind in den Räumen in Stein industriell gefertigte seriell hergestellte Dinge zu sehen, die kaum noch einen Anteil an menschlicher, an lebendiger Arbeit enthalten, die eher von Blochs technischer Kälte sprechen und die ausschließlich durch ihre Reihung und Ordnung Ausstellungsbedeutung gewinnen.
Allenfalls mit Ausnahmen jener Lappen, die die Spuren von Schmutz, Öl, Russ und Fett tragen und an denen man Reste von etwas entdeckt meint, was wie ein kriminologischer Fingerabdruck die letzte Spur eines menschlichen Kontaktes sein könnte.










Sonntag, 23. Juni 2013

Die Hallen für Neue Kunst in Schaffhausen



Immer wenn ich im Gespräch mit Schweizer Freunden auf die Hallen für Neue Kunst und den Sammler Urs Raussmüller zu sprechen komme, beginnt ein großes Geraune. Wie undurchschaubar doch das sei, was der da treibt und was ihn denn antreibt und wie er diesen Kunstort führt und wohin sich das denn entwickeln wird...


Na ja, Sammler dürfen eben alles, fast, und es muß mich nicht besonders beschäftigen, was dieser oder jener so treibt, außer es geht um ethische oder ideologische oder gar rechtliche Fragwürdigkeiten, wo die Öffentlichkeit ein Informations- und Einspruchsrecht haben kann.

Bei Raussmüller interessiert mich eher nur die restriktive Handhabung der Öffnungszeiten, dieses Sich-Rar-Machen oder der Mangel an brauchbarer und handlicher Information zum Projekt, zu den Werken, zu den Künstlern. Das, diese Diskretion, unterscheidet sich wenig von anderen Sammlern. Noch dazu agiert Raussmüller im Auftrag von Freunden, die selbst anonym bleiben - auch ein Grund fürs Geraune. Petra Kipphoff hat es in DIE ZEIT so beschrieben: "Drei Freunde von Urs Raussmüller, alle erfolgreiche Geschäftsleute, beschlossen, für ihren vierten Freund und dessen seltsame Interessen etwas zu tun. Er wurde beauftragt, mit ihrem Geld, aber ohne ihre Einrede eine Sammlung zeitgenössischer Kunst anzulegen." (14.9.1984 - http://www.zeit.de/1984/38/wenn-zwei-schornsteine-sich-treffen).



Dieses Bündnis ging im Streit um die Ausrichtung der Hallen zu Bruch und führte zu einem Prozess um die Eigentumsrechte an einem der berühmtesten Werke der Hallen, Beuys "Kapital", das dieser für die Biennale in Venedig 1980 geschaffen hatte. Das Werk ist freilich noch immer in den Hallen zu sehen, der Streit klammert, die Finanzierung seitens Kanton und Stadt gesichert. (Basler Zeitung, 17.6.2009 Kunsträume sind Denkräume - http://bazonline.ch/kultur/kunst/Kunstraeume-sind-Denkraeume/story/31885108

Das Spartanische oder besser Lakonische des Ortes hat mich, als ich so um 1999 zum ersten Mal hier war, fasziniert. Eine aufgelassene Fabrik, minimalistisch adaptiert, mit einem Minimum an Aufwand in Betrieb gesetzt, die Konzentration, die alleine schon daraus entsteht, das fand ich bemerkenswert. Über 5000 Quadratmeter Ausstellungsfläche gibt es und eine große Zurückhaltung was Infrastruktur, was Personal betrifft. Je eine Aufsicht pro Stock, eine Person an der Kassa. Ein kleines Regal als "Museumsshops", ein kleines Empfangsmöbel, die Künstlernamen auf den Treppenabsätzen je Stockwerk. Licht, Heizung. Keine Raumtexte oder -tafeln.
Die Räume gehören den Kunstwerken und obwohl einige von ihnen in der Tat monumental sind, sorgt der großzügig genutzte Raum für entspanntes Flanieren, fokussiertes Betrachten und intensive Kontemplation.



Und natürlich die Idee, Künstler einzuladen,  ausschließlich solche aus Europa und den USA, in den weitläufigen aber nicht eintönigen Geschossen der ehemaligen Textilfabrik, vorhandene, bereits anderswo gezeigte Werke auszustellen, unter Umständen zu adaptieren, selbst in den "Hallen" zu Ensembles zusammenzustellen, also zu "kuratieren", bzw. Werke für dieses besondere Ambiente zu schaffen.

Der erste Eindruck, den ich von 1999 her hatte, hat sich jetzt, 2013, erneuert. Zwar ist das eine oder andere Werk neu hinzugekommen, aber die Haltung und die Atmosphäre sind gleich geblieben. 


Die Gebrauchsspuren an der Architektur wurden nicht kaschiert, namentlich der Boden, fleckig, geflickt, tief zerkratzt, gelblich, gelbbräunlich, nicht ganz eben, ist ein visuelles Abenteuer. Die tragenden Teile, Wände, Gebälk, wurden auf einfachste Weise weiß getüncht, das Licht kommt aus Sheddächern oder aus riesigen, von durch ein sehr reduziertes Trägersystem gestützte Fenster.

Beuys, Konellis, le Witt, Ryman, Mangold, Merz, Weiner, André und andere besiedeln Räume oder Raumfluchten, in denen der Besucher bis auf knappe biografische Angaben und Labels zu den einzelnen Werken mit sich und den Objekten allein gelassen bleibt.



Sicher, ein Geschmack wird ausgestellt, das Spektrum der künstlerischen Positionen ist schmal, aber es wurde vor allem eine Präsentations- und Wahrnehmungsgelegenheit geschaffen, die sich signifikant von Museen Moderner Kunst unterscheidet. Für Raussmüller sind es Hallen, kein Museum für - neue - Kunst. Ein Privatsammler muß keine enzyklopädischen oder repräsentativen Erwartungen erfüllen, er kann sich ganz auf "seine" Künstler konzentrieren, wobei es so aussieht, als würde sich Urs Raussmüller als ein Co-Künstler sehen, der durch die Bereitstellung der Architektur und das Gespräch mit den Künstlern wirksam wird.




Zum Eindrucksvollsten dieser Kunst-Fabrik gehören die dem ersten Künstler gewidmeten (im obersten Stockwerk gelegenen) Räume, die Robert Ryman gewidmet sind. Die radikale Erkundung dessen, was ein "Bild" oder "Gemälde" ist, in meist vollkommen auf die Farbe Weiss reduzierte Arbeiten, hat hier im Wechsel von kapellenartigen, von Sheddächern beleuchteten Räumen und einer langen in diffuses Licht getauchten "Galerie" besonders günstige ambientale Entfaltungsmöglichkeiten. Es sind Arbeiten, die außergewöhnliche Beleuchtungssituationen brauchen und große Konzentration des Betrachters.

Der Eindruck dieser Arbeiten und, wie gesagt, diese Ortes, waren wiederum tief. 

Und wo steht dieses "Kunst-Haus"? Nun, in Schaffhausen (ja, das mit dem Rheinfall...). - Empfehlenswert ist es, sich vor dem Besuch über die aktuellen Öffnungszeiten zu informieren. Leider gibt es nichts, was man einen Katalog oder "Handbuch" nennen könnte, nur einige Publikationen zu einzelnen Künstlern und Ausstellungen.

Webseite "Raussmüller Org.": http://www.raussmueller.org/index1.cfm


Dienstag, 21. Mai 2013

Eze Elina (Texte im Museum 400)

 
Manchmal dachte ich, jetzt kannst du aufhören mit dem Sammeln von "Museumstexten". Vierhundert Beispiele (mit heutigem Tag), das sollte doch reichen. Aber es gibt immer noch neue, witzige, merkwürdige, vorbildliche, schräge, ahnungslos verfasste usw. Texte, auf die ich stoße oder die mir zugeschickt werden.
No. 400 ist so ein Beispiel - ein Text der funktional unklar und inhaltlich unverständlich ist. Von Hand auf eine Trägerwand gekritzelt, in die eine Installation ("Botanica") von Lois Weiberger eingelassen ist. (Personale im Tiroler Landesmuseum).
Was ist das? Ein Teil des Werks, also ein Text des Künstlers, eine Kritzelei eines Besuchers, ein "Überrest" der Vernissage...? Auf anderen Werken in der Ausstellung gab es nur Signaturen, nichts Handschriftliches. Zwei befragte Aufseherinnen begannen sich auch zu fragen ob es sich um "Kunst" oder "Vandalismus" oder was sonst handeln könnte und versuchten im Katalog nachzuschlagen. Nichts. Auch die penible Werkbeschreibung des Labels, in dem ja alle Elemente und Materialien aufgezählt sein sollten, findet sich kein Hinweis. Und was ist das für eine Sprache oder ist es gar keine. Das Werk bezieht sich auf Afrika, es könnte eine dortige Sprache sein. Oder auch nicht...
 


Freitag, 29. März 2013

Dienstag, 26. März 2013

Die Fundación César Manrique

Der Eingang zum Museum
Mit der Entstehung des standardisierten Tourismus geht die Festlegung von Reiserouten und -zeiten ebenso einher wie die Festlegung von Reisezielen, deren Bedeutung durch ihre Auswahl und den repetetiven Besuch bestimmt werden. Als Sehenswürdigkeiten liegt ihnen keine individuelle Wahl mehr zugrunde, sondern nur noch die Affirmation eines vorab bestimmten historischen und ästhetischen Werts.
Touristische Destinationen, die nicht durch ihre Kultur, sondern durch Freizeit, Erholung, Sport usw. ausgezeichnet sind, benötigen offenbar immer auch einen allerletzten Rest an kulturellem Anreiz, mit dem eine Reise zusätzlich legitimiert oder bereichert werden kann.
Der Übergang vom Untergeschoß in die Museumsebene
Was aber tun, wenn es Gegenden gibt, denen als an 'kulturellen Resten' so gänzlich mangelt, wie der Insel Lanzarote, auf der sich kaum Spuren der langen Besiedlungsgeschichte erhalten haben? Zwar gibt es mit der Vulkanlandschaft, die im 18. Jahrhundert fast ein Viertel der urbaren Insel zerstörte, ein großartiges Naturdenkmal (vorbildlich geschützt und sehr zurückhalten erschlossen), aber Kultur?
Der Glücksfall Lanzarotes hat den Namen César Manrique (* 24. April 1919 in Arrecife, Lanzarote, Spanien; † 25. September 1992), der sich, unterstützt vom Gouverneur der Insel, für eine Bändigung des Tourismus einsetzte, für den Schutz der Landschaft, gegen hybride Tourismusprojekte kämpfte und durch zahlreiche von ihm geplante Bauten Modelle für ein landschaftsgerechtes und von der lokalen Tradition inspiriertes Bauen schuf.

Einbeziehung der Landschaft - buchstäblich

Manche seiner Bauten tragen die Spuren der 70er-Jahre, erinnern in Lage und Stil an Filmarchitekturen, wie sie etwa in den frühen James-Bond-Filmen vorkommen. Da gibt es einen kühn positionierten Aussichtspunkt mit Terrasse und Bar am nördlichsten Punkt der Insel oder in den Feuerbergen, auf noch nicht erloschenen Vulkankegeln ein Restaurant mit Rundumblick und Grillofen über einem Kilometer in die Tiefe reichenden Magmaschlund.
Andere Bauten sind stärker von der bescheidenen ländlchen Bauweise geprägt und bilden mit ihrer ausgeklügelten Bepflanzung und zurückhaltenden Maßstäblichkeit wunderbare Oasen in der Vulkan- und Lavalandschaft. Einer dieser Punkt ist das ehemalige Wohnhaus (das nur in Teilen der Konvention des 'Hauses' entspricht), das trotz des bescheidenen Umfangs der Sammlung mit seiner Weitläufigkeit, den vielen Details, der dichten Bepflanzung und den diversen Objekten im Freiraum ein wunderbarer Aufenthaltsort ist.

Leider nur mehr Schaustück, der von einem im Lavafelsen eingelassenen Wasserspeier gespeiste Pool
Ob Manrique letztlich mit seinen zu Lebzeiten erfolgreichen Bemühungen nachhaltig wirkt, kann man als Kurzzeittourist schwer beurteilen. Es gibt alles: die gewaltigen schwarz errichteten Hotelbunker, die in rabiater klassischer Modernität errichteten Appartementanlagen, die subtil weiterentwickelte lokale Bauweise und die weitflächig zersiedelte Landschaft ebenso wie die - noch - strikt geschützten Bereiche mit ihren zugänglichen aber nicht kommerziell genutzten Stränden.   
Die "Fundación César Manrique" wurde von dem als Maler, Bildhauer und Architekten Tätigen 1982 selbst gegründet und befindet sich in seinem ehemaligen, seit den 70er-Jahren geplanten und errichteten Wohnhaus des Künstlers in Tahiche/Lanzarote.




Die unvermeidliche (?) Morbidität der Inszenierung eines Künstlerlebens: die "letzten Bilder..."
Manches am Werk Manriques drängt sich zur Vermarktung als Gadget geradezu auf: Bilderwand im Hof der Fundacion

Die weitläufige Anlage wurde nach seinen Plänen zum Museum umgestaltet, in dem sich einige Dutzend seiner Werke und solche befreundeter Künstler befinden, u.a. von Picasso oder Tapies.
Das zentrale Haus, das ehemals Wohnzwecken diente und nun Museum ist, steht auf einem 30.000 m² großen Grundstück, das sich über einem Lavastrom erstreckt, der von den Vulkanausbrüchen von 1730 bis 1736 stammt. Das Gebäude ist über fünf großen, vulkanischen Blasen errichtet worden und besteht aus zwei Stockwerken. Die Wohnfläche beträgt 1800 m², dazu kommen 1200 m² Terrassen und Garten. Ein ganzes Stockwerk erstreckt sich unterirdisch über fünf natürliche Vulkanblasen, die durch Höhlengänge miteinander verbunden wurden. Dort gibt es einen Erholungsbereich, ein Schwimmbecken, eine kleine Tanzfläche usw. Auch das ehemalige und teilrekonstruierte Atelier des Malers, das er in Haria bezogen hatte, kann dort besichtigt werden. Eine Bar und ein Laden befinden sich in ehemaligen Garagen.






Freitag, 18. Januar 2013

Klimt: Das Jahr geht - die Villa bleibt


Zwei Impressionen mögen genügen, um zu veranschaulichen, da ßdie "Klimt-Villa", deren Wiederherstellung vom Geiste des Authentischen karftvoll getragen wurde, zu den geglücktesten Museumsschöpfungen Österreichs 2012 zählt.  (Fotos: C.R.)

Mittwoch, 14. November 2012

Mikroausstellung "Authentisch Sitzen"

Friedrich Kieslers Sitzmöbel für Ausstellungen in der Ausstellung "Die Kulisse explodiert" im Wiener Theatermuseum...

... und als Original aus den 40er-Jahren...
... auf dem Kiesler hier in seiner für Peggy Guggenheim konziperten Ausstellung "Art of this Century" (New York) sitzt...

... wobei Kiesler offenbar auch ganz anders konnte - vielleicht demonstrativ...