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Freitag, 10. Februar 2012

Fundsache "Stone of Possession"


Die Seychellen, heute eine unabhängige Republik, waren von 1768 to 1810 eine französische Kolonie und danach bis 1976 eine englische. Schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts entdeckten Engländer die Inseln als Stützpunkt der East India Company, ehe sie Frankreich zur Kolonie machte und nach dem Finanzminister Jean Moreau de Séchelles benannten.
Als Zeichen der Inbesitznahme der Inseln durch Frankreich, brachte der Kaüpitän Corneille Nicholas Murphey auf seinem Schiff einen quadratischen Steinblock mit, den er in Mahé aufstellte und der sich heute im Nationalmuseum der Seychellen befindet. Der "Stone of Possession", dessen Inschrift kaum noch zu lesen ist: I.DE.SEYCHELLES, ist das älteste Objekt, das das Museum besitzt.




Donnerstag, 15. Dezember 2011

Sonntag, 18. September 2011

Das Ewigkeitsversprechen des Museums


Museumsgut, dreifach geschützt: durch die Absperrung (gegen Besucher), den Feuerlöscher) gegen Naturgewalten und Katastrophen, gegen umwelt- oder materialbedingten Verfall (Plastikverpackung


Freitag, 16. September 2011

Das Museum bedeutet das Ende der Totenruhe






Die Fotos stammen aus dem Allerheiligenmuseum Schaffhausen, einem typischen 'kulturgeschichtlichen' Museum, in dem es viele sehr unterschiedliche Sammlungen gibt. Vor einigen Jahren hat das Museum in einer Ausstellung und einem Buch " Im Land der Dinge. Museologische Erkundungen) (dem die Fotos entnommen sind), die 'Museologie' des eigenen Museums erforscht und sichtbar gemacht - ein bemerkenswerter Akt der Selbstreflexion der Arbeit, auch als Grundlage veränderter Ausstellungsweisen.
Wie in Schneewittchens Glassarg liegt hier ein "Ahne", allerdings an einem Platz, wo er wie in Verlegenheit oder mit Achtlosigkeit mehr abgestellt als ausgestellt erscheint. Die Präsenz des Todes, die Anwesenheit eines Toten wird gemildert durch die Sterilität und Abstraktheit der Vitrine und ihrer Umgebung, der glatten hellen und gekachelten Mauer. Wir 'vergessen', vom scheinbar wissenschaftlich-dokumentarischen Blick, den das Museum anzunehmen fordert, nicht nur unsere Ängste und Ambivalenzen 'im Angesicht des Todes', wir 'vergessen auch, wie paradox das Ausgraben und Ausstellen Toter ist. Das ist ja eine in jeder hinsicht radikale Inversion dessen, was eine Bestattung bezweckt. Das macht der Satz "Das Ende der Totenruhe" wieder sichtbar.

Sonntag, 20. März 2011

Mittwoch, 2. Februar 2011

Objets Trouvés: Die Mokkamaschine

Bialetti Moka Express
Aluminium, Kunststoff, Gummi
undatiert

1933 hatte Alfonso Bialetti, möglicherweise inspiriert von seiner Arbeit in einer Aluminiumfabrik, eine einfach zu bedienende - in casa un espresso come al bar -, achteckige, aus Aluminium gefertigte Mokkamaschine herzustellen. Anders als die bis dahin üblichen, ebenfalls in Italien entwickelten Espressomaschinen, wird hier der durch kochendes Wasser erzeugte Überdruck genutzt, um heißes Wasser durch ein Steigrohr durch den Kaffee zu pressen. Der im Vergleich zu Espressomaschinen weitaus geringere Druck läßt nur die Erzeugung von Mokka, nicht von Espresso zu. Durch Patentierung und Vermarktung durch Bialettis Sohn wurde die Maschine zu einem weltweit vertriebenen und bekannten Produkt.

Unlängst gehe ich zum Arbeitsmarktservice, um ein paar Informationen zu bekommen. Ich erfrage das Büro, öffne die angegebene Tür, umrunde in einer kleinen Wanderung einen gewaltigen ficus benjamini, stoße auf einen Herrn im Drehsessel, der mich bittet an einem komplett vollgeräumten Bonsai-Tischchen Platz zu nehmen, und der mir, als ich sitze, mitteilt, daß er wahrscheinlich gar nicht für mich zuständig ist. Als ich vorsichtig (nicht reizen!) erwidere, daß ich telefonisch an ihn verwiesen wurde, stochert er in seinem Computer um sich dann mir wieder mit den Worten zuzuwenden "Erstaunlich. Sie gehören zu mir". Auf der nun glücklich hergestelleten Vertrauensbasis bekomme ich meine Informationen, bedanke mich, greife nach meinem Mantel und wende mich zum Gehen als die Tür aufgeht und ein Kollege durch die Tür sagt: "Deine Kaffeemaschine hast vergessen." Man riecht auch sofort daß da eine durchgebrannte Aluminiumkanne auf einem Herd stehen muß. Ich versuche zu trösten: "Mir ist das unlängst auch passiert, ich hab mir eine Maschine aus Edelstahl gekauft." Der sofort um mehrere Messeinheiten depressiver wirkende Sachbearbeiter: "Des is es ja net. Aber jetzt bin ich eine Woche das Gespräch des Büros." Ich verstehe und verabschiede mich rasch. Wie doch eine Bialetti Moka Express das Leben verändern kann.

Bialetti Moka Express in der Funktion eines (Zitat) Eigenporträts einer bekannten Mitarbeiterin eines bekannten großen Museums. Man beachte die vielfache Spiegelung der Bialetti Moka Express, was sich als Visualisierung multipler Identität deuten ließe (wir wissen es nicht). Das praktisch und symbolisch nützliche Gerät wurde durch Anschaffung eines Induktionsherdes unbrauchbar. 



















Die mir einzige bekannte Darstellung einer Bialetti Moka Express in der Bildenden Kunst. William Kentride hat in seinem Zeichentrickfilm "Die Reise zum Mond" die Rakete aus Melies' gleichnamigem Film (seiner ist auch eine Hommage an Melies) durch die Mokkamaschine ersetzt. Gleich wird sie sich raketengleich erheben und durch das Bild sausen um schließlich in dem einen Auge des Mondgesichts (wie bei Melies die Rakete) einzuschlagen...Auch in "Fragments for George Melies" (Hier bei Youtube) setzt Kenridge seine offensichtlich vielgeliebte und -gebrauchte Mokkamaschine ein, diesmal zum Zeichnen...
Prof. Jeffrey T. Schnapp - ein Kaffeetrinker? - hat in einem Aufsatz, der in Critical Inquiry, Vol. 28 No. 1, Autumn 2001 University of Chicago unter dem Titel “The Romance of Caffeine and Aluminum” erschienen ist, die These entwickelt, daß die Erfindung der Bialetti Moka Express symptomatisch mit dem aufkommenden Faschismus in Italien zusammenhängt. Wie dieser ästhetische und technische Modernisierung verheißen habe, so habe die Mokkamaschine mit ihrer Verbindung zweier Stoffe, die mit Modernisierung damals untrennbar assoziiert wurden, in einem Produkt vereint: Aluminium und Kaffee.
Wir danken dem Professor und greifen zu einem Tässchen Lavazza!

Sonntag, 31. Oktober 2010

Freitag, 30. Juli 2010

Mikroausstellung "Gipfelsieg"

Edward Compton: Fahnenfeier auf dem Berggipfel des Großen Priel (1914). Alpineum Hinterstoder. Zu Kriegsbeginn stieg eine Gruppe zum Gipfel hoch, um die Fahnen des militärischen Bündnisses zu hissen: die türkische Fahne, die Fahne der Habsburgermonarchie, die preussische Fahne.

OJ.J. Frey, 1842: Auf der Spitze der Cheopspyramide. Von l.n.r.:l. Mühlheisen (lower left); Richard Lepsius (leader); Isenberg (diplomat); Franke (moulder); Max Weidenbach (behind flagpole); Ernst Weidenbach ; Georg Erbkam (architect); James Wild (architect); Joseph Bonomi (sculptor); Johan Jacob Frey (lower right)

Authentizität (Texte im Museum 85)




Heeresgeschichtliches Museum Wien

Samstag, 17. Juli 2010

Fundsache: "Hat Saussure den Gipfel des Mont Blanc nicht nur bestiegen, sondern auch geklaut?"









Man kann es drehen und wenden wie man will, was da auf dem Kärtchen mit der Objektbeschriftung steht, kann man nicht anders übersetzen als: Gipfelchen (topje ist das Diminutiv von top = Gipfel, und kann auch mit Zipfelchen übersetzt werden), vom Mont blanc 1787 abgehackt (oder: abgebrochen) von De Saussure.
Und dann sieht dieser im Teylers Museum in Haarlem ausgestellte Stein auch noch so aus, als wäre er die Spitze...
Der Schweizer Naturforscher Horace Bénédicte de Saussure hatte, im Alter von 20 Jahren, 1760 einen Preis für die erste Besteigung des höchsten Berges der Alpen, des Mont Blanc, ausgesetzt. Mit 47, nach mehreren vergeblichen Versuchen, wird er selbst auf dem Gipfel des Mont Blanc stehen, nur ein Jahr, nachdem der Berg erstmals erstiegen wurde. Es war dies die erst dritte dokumentierte Ersteigung des Gipfels.

Das Teylers Museum (hier gehts zur wunderschönen Webseite dieses wunderbaren Museums) hatte eine eignene Mont-Blanc Sammlung mit einem 1799 erworbenen Relief des Gebirges. 1802 erwarb man von Saussures Sohn diesen Stein. Saussure hatte angenommen, daß auf dem höchsten Berg auch das älteste Gestein zu finden sein müsse und deshalb brach er ein Stück - tja - vom Gipfel ab.

 

Dienstag, 29. Dezember 2009

Hausgreuel und weithergeholte Phantasiegestaltungen. Das Berliner Museum der Dinge informiert, warnt und - amüsiert mit Bösen Dingen

In einer seiner Geschichten läßt Bohumil Hrabal einen seiner Protagonisten endlos und kreuz und quer durch den schier unermesslichen Wald von Kersko wandern. Die bemitleidenswerte Ruhelosigkeit findet gegen Ende der Geschichte eine Erklärung. Er, erklärt der Wanderer dem Autor, habe es zu Hause nie ausgehalten, und zwar der Dinge wegen, die ihn immer unverzüglich aus dem Haus getrieben hätten.
Gut möglich, daß es sich um Dinge handelte, die Gustav Pazaurek sammelte, um in seinem Museum eine Schreckenskammer der Bösen Dinge einzurichten.
1909 eröffnete der Direktor des Stuttgarter Landesgewerbemuseums, Gustav E. Pazaurek, eine "Abteilung der Geschmacksverirrungen", der eine Theorie und Systematik zugrundelag, die er 1912 unter dem Titel "Guter und schlechter Geschmack im Kunstgewerbe" veröffentlichte. Dem pädagogischen Impetus auf die Spur setzt sich ein Museum, das als Werkbunbdarchiv immer schon einer pädagogischen Aufgabe verpflichtet war und das als Museum der Dinge über Jahre hinweg, in Ausstellungen und Publikationen, eine hohe und originelle Ding-Kompetenz erarbeitet hat.
Die - nur noch bis 11.1.2010 laufende - Ausstellung ist ein wunderbares Beispiel für die Arbeit des Museums. Sie knüpft an die Tradition des Werkbundes an (wie schon gesagt), recherchiert, historisiert und rekonstruiert - aber das nicht affirmativ, sondern als Rekurs, der neue Fragen und Themen aufzufinden hilft. Denn Pazaureks Schreckenskatalog der Hausgreuel und anderer Geschmacksgemeinheiten ist überholt, von der Entwicklung des Designs ebenso, wie vom veränderten Dinggebrauch und selbstverständlich aufgrund des gegenüber der Jahrhundertwende verschobenen sozialen und ästhetischen Kontextes.
Das Museum der Dinge erweitert die Kategorisierungen, ergänzt aus seiner Sammlung, generiert neue Fragen, regt zur Diskussion an - über Geschmack, Gestaltung, Gebrauch, Zweckmäßigkeit und Schönheit, individuelle wie kollektive Anmutungen an Dinge im Alltag. Pazaureks Ernst wird mit Ironie wohltuend etwas entschärft.
Überdies ermutigt das Museum seine Besucher, seine Community, selbst etwas beizusteuern, Dinge wie Thesen, Beobachtungen wie Geschichten, und das ergibt eine kleine Trabantenausstellung, die ihrerseits die Debatte revidiert, weiterführt, erweitert.
So einfach kann gute, inspirierende Museumsarbeit sein.

Museum der Dinge - Ausstellung Böse Dinge - Nina Gorgus zur Ausstellung Böse Dinge