INSTITUT FÜR ZEITGESCHICHTE DER
UNIVERSITÄT WIEN
RESOLUTION
Die unterzeichneten Institute bzw. Abteilungen protestieren mit aller Entschiedenheit gegen die Vorgangsweise bei der geplanten Errichtung eines “Hauses der Geschichte” bzw. eines “Hauses der Toleranz”. Wir begrüßen zwar die Bereitschaft des österreichischen Nationalrates, die zeitgeschichtlich relevante Forschung und deren Präsentation in der breiten Öffentlichkeit zu fördern, halten aber die hier eingeschlagene Vorgangsweise für wissenschaftlich fragwürdig und dem Gebot der Effizienz widersprechend. Statt eines vom Nationalrat in dem Entschließungsantrag in der 159. Sitzung, XX. GP in Auftrag gegebenen Ideenwettbewerbes wurden im Stile von Auftragsgeschichtsschreibung zwei vom Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten und dem Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr finanzierte Projekte präsentiert, dem Nationalrat weitergeleitet und ohne weitere Diskussion Umsetzungsaufträge vergeben.
Beide
Projektteams haben keine systematische Kontaktaufnahme mit der großen Mehrheit
von österreichischen Zeithistorikern und Zeithistorikerinnen gesucht und
überdies bei den wenigen Einzelkontakten, die Ergebnisse dieser Gespräche nicht
in ihren Arbeiten berücksichtigt, wie eine Reihe von Kommentaren in der
Tageszeitung “Der Standard” belegt. Ein derartiges Projekt kann, losgelöst vom
Stand der wissenschaftlichen Diskussion, der Kompetenz und Erfahrung
zahlreicher Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, internationalen Standards
nicht gerecht werden. Es besteht derzeit der Eindruck, es würde anstelle einer
kritischen und pluralistischen Auseinandersetzung mit der jüngsten
österreichischen Geschichte einem Repräsentations- und Rechtfertigungsbedürfnis
des Staates und der Parteien folgend, einer überwunden geglaubten
Proporzgeschichtsschreibung wieder Geltung verschafft.
Wir
protestieren gegen die Vereinnahmung von österreichischen ZeithistorikerInnen
durch zwei fachlich in keiner Weise repräsentative und internationalen
Standards nicht entsprechende Konzepte sowie gegen eine offenkundig
beabsichtigte Monopolisierung der Forschung und Informationsvermittlung.
In
einer am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien für Freitag, 21.
Jänner 2000 vorbereiteten interdisziplinär besetzten Enquete werden die
grundsätzlichen Mängel der bisherigen Vorgangsweisen, die Fragwürdigkeit der Musealisierung und
der Probleme der Vermittlung von Republik-Geschichte, vor allem aber
effektivere Alternativen diskutiert werden.
Wir
verstehen diese Enquete als Beginn einer eingehenden, öffentlichen Diskussion.
Erst dann sollte das Parlament eine definitive Entscheidung, die auch mit der
Verantwortung für erhebliche öffentliche Mittel verbunden ist, treffen.
Alle
einschlägig arbeitendenden
österreichischen Wissenschafter/innen
werden aufgerufen diese Resolution zu unterstützen.
Abteilung Zeitgeschichte der Universität Graz
Univ.-Prof.Dr.
Helmut Konrad m.p.
Institut
für Geschichte der Universität Innsbruck
Univ.-Prof.Dr.
Josef Riedmann m.p.
Institut
für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck
Univ.-Prof.Dr.
Rolf Steininger m.p.
Abteilung
Zeitgeschichte der Universität Klagenfurt
Univ.-Prof.Dr.
Willibald Holzer m.p.
Institut
für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der Universität Linz
Univ.-Prof.Dr.
Reinhard Kannonier m.p.
Institut
für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Linz
Univ.-Prof.Dr.
Rudolf Kropf m.p.
Institut
für Geschichte der Universität Wien
Univ.-Prof.Dr.
Wolfdieter Bihl m.p.
Frage: Von wann stammt diese Resultion?
Frage: Von wann stammt diese Resultion?
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