Mittwoch, 5. Juli 2017

Die Sammlung Essl ist "gerettet". Was nicht alles eine Rettung ist.

Erstens: „Stolz und glücklich“. Zweitens: „richtungsweisende Kooperation“. Drittens: „Win-win-Situation“.
Da ist von der „Übernahme“ der Sammlung Esel die Rede. Eindeutig. Alles gut, alle glücklich.
Oder war da was?

Fangen wir damit an: Was ist die Sammlung Essl - heute? Es heißt, es wurden zur Schuldentilgung wertvolle Objekte (die wertvollsten, in anderer Lesart, heißt die, die am Markt am meisten Rendite bringen) verkauft. Es gilt weitere hundert Millionen Euro Schulden, wenn ich mich recht erinnere, zu tilgen. Mit weiteren Sammlungsbeständen. Woraus besteht die Sammlung noch? Zahlen kursieren, von etwas über 7000 Inventarnummern ist die Rede. Wo die Schwerpunkte und Qualitäten der Sammlung nun liegen, who knows?
Und: Es soll Neuerwerbungen geben. Die wer bezahlt, ordert?
Sammlung Esel: Bekanntlich ist der Industrielle Hans Peter Haselsteiner Miteigentümer der Sammlung, der nun auch über Räume im Künstlerhaus verfügt, wo die Sammlung Essl gezeigt werden soll. Wer hat nun welche Verfügung, wer darf, will nun z.B. Themen setzten, kursieren oder Kuratoren bestimmen? Essl, Haselsteinen, Schroeder?
Der „Rest“, gemeint ist, was nicht in Wien gezeigt werden wird, soll den Bundesländern zur Verfügung stehen. Wieso (nur) der „Rest“. Wieso betrachtet man den Sammlungsbestand nicht als Fundus, aus dem gleichberechtigt diverse Orte, Museen bespielt, Kooperationspartner gewonnen werden könnten. Und wer führt Regie bei diesem Leihgaben-Karussell? (Übrigens ist das eine Idee, die schon im 19.Jahrhundert diskutiert wurde, „wiener“ Museumsbestände (jene von staatlichen Museen, Bundesmuseen) in die Länder zu bringen, um das Gefälle zwischen Hauptstadt und „Provinz“ auszugleichen).


Und wieso die Albertina? Wieso nun doch eine Art "staatlicher Übernahme", heißt "Sorge" um den Fortbestand einer privaten Sammlung, Sorge um ihre Zugänglichkeit. Mit erhöhten Mitteln mit befristeter Laufzeit. Und dann? Also, warum ein Bundesmuseum. Es sieht nach Männerfreundschaft(en) aus, Männer unter sich, sich auf einen Deal einigend. Kleiner Kollaterlschaden dabei: die Künstlervereinigung, der das Haus gehört, gibt Räumlichkeiten preis im Gegenzug zur Sanierung. Dabei kommt das Haus, die Architektur unter die Räder. Haselsteiner läßt abreissen. Über der Frage spaltet sich der Verein der Künstler. Ein Stück zivilgesellschaftlicher Selbstorganisation wird beschädigt, beschädigt sich, um eine PPP zuwege zu bringen von der war was genau hat? Am meisten Essl und Haselsteiner, die Eigner einer Sammlung, deren Wert symbolisch und geldwertig steigt, wenn sie Museumsrang hat.

Die Albertina wird definitiv zum bunten Kunst-Bauchladen. Ihr von Schröder eigenwillig und eigenmächtig vollzogene Transformation von der Grafischen Sammlung zum (Gemäldemuseum) wird zementiert. Andere Museen, bei denen die (Teil)Integration der Sammlung Essl sehr wohl Sinn gemacht hätte, wurden gar nicht gefragt. Die frischbestellte Direktorin des Belvedere kritisiert das mit klaren Worten. Der angesprochene Minister beschädigt sich gleich selbst mit. Er schafft Tatsachen ehe sein "Weißbuch" zu den Bundesmuseen, ehe seine Neuordnung auch nur formuliert ist.

Unerwartete Gefahren im Museum (Texte im Museum 633)


Das Jüdische Museum der Stadt Wien kündigt der im Haus befindlichen Jüdischen Buchhandlung



Das Jüdische Museum hat den Pachtvertrag mit der im Haus befindlichen Buchhandlung gekündigt.
Die Wiener Zeitung hat das öffentlich gemacht - hier nachzulesen - und es gibt auch eine Unterschriftensammlung - hier - zur Rettung der Buchhandlung.

P.S.: Inzwischen, 24 Stunden später, ist klargestellt, daß es nicht um die Schließung der Buchhandlung geht, sondern um einen Pächter- und Konzeptwechsel, wie es sich anhört, ein wenig in Richtung Museumsshop.

Sokratische Frage Nr.27




Sie möchten im Museum arbeiten?

Ja?

Warum eigentlich?


Unfall

Louis Beroud:  L'inondation. Peintre copiant un tableau au musée du Louvre. Das Gemälde, das sich selbständig macht ist Rubens The Disembarkation of Marie de Medici at Marseilles 

Samstag, 1. Juli 2017

o. T.

Foto: Sergey Maximishin

Ist der Kapitalismus jetzt wirklich tot? Es gibt nämlich jetzt ein Museum über ihn

Tim Portlock, CA$H_4_GOLD. Courtesy of the Museum of Capitalism

"Countless academics have long foretold the end of capitalism. One artist duo, Andrea Steves and Timothy Furstnau, is bringing all that theorizing down to earth with a museum to memorialize the world’s premier economic and political system, should the end be nigh.

The Museum of Capitalism (MOC), which opened its door this month in Oakland, California, is dedicated to “educating this generation and future generations about the ideology, history, and legacy of capitalism,” the museum’s site states. Visitors are invited to reflect on capitalism as if they resided in a post-capitalist era.
The artists registered the domain Museum of Capitalism.org in 2010 after listening to a political theorist give a moving account of visiting the Apartheid Museum in Johannesburg, and speculate that a museum might also one day memorialize the end of capitalism. The duo set immediately to the task, with a mission of tying the economic system’s history to race, class, and the environment."

Hier gehts zum ganzen Artikel: https://qz.com/1015649/a-new-museum-is-preparing-people-for-the-downfall-of-capitalism/