Mittwoch, 8. März 2017

Kleine Geschichte des Museums. Teil zwei: Wenn es ein neuntältestes Museum gibt, muß es auch ein ältestes geben.



Wenn es ein neuntältestes Museum der Welt gibt (vgl. den ersten Teil der "kleinen Museumsgeschichte), dann muß es auch ein ältestes geben.

1759 wird dort angegeben, das Jahr der Gründung ist aber 1753, das Jahr, in dem der Parlamentsbeschluß zur Übernahme der Sammlung Hans Sloane und die Gründung des British Museum beschlossen wurde.

Verwirrenderweise gibt es aber viele „älteste Museen“. Ich besitze eine kleine Sammlung von
ihnen, das heißt von Museen, die in der museologischen Literatur oder in Lexika als „erste“
genannt werden.
Um es gleich vorwegzunehmen: in keinem Fall hat sich der Autor die Mühe gemacht, seine 
Kriterien zu nennen. Es wird forsch drauflos behauptet: „A Côme, le premier musée d’histoire… “ schreibt wie mit Rufzeichen Roland Schaer 1993 in seiner kleinen Museumsgeschichte, oder Donald Preziosi, ebenfalls 2003, „…the original Ashmolean, the 
first public museum in Europe…“. 

Wenn man "erste Museen" sammelt, hat man bald eine sehr bunte Mischung zusammen und Nennungen, die einen enormen Zeitraum abdecken..

Bei den beiden genannten "Museen" wären wir einmal im 16. und einmal im 18. Jahrhundert. 
Das Britische Museum meldet sich sozusagen selbst zu Wort: The British Museum has the distinction of  being the first national, public and secular museum in the world. Sagt Marjorie 
Caygill in The Story of the British Museum. (London 1981). 1753 ist das Gründungsdatum. 
Immerhin ein Beschluß des Parlaments, eine Privatsammlung unter staatliche Obhut zu 
nehmen. Rein rechtlich ist das neu, bislang haben das nur Kommunen getan, z.B. Basel 
oder Venedig. Noch nie ein Staat.

Wir sind bei Museen angelangt, die sich selbst zum ‚Sieger’ ausrufen, damit erweitert sich 
das Spektrum  "erster Museen" schlagartig. Da findet man dann ein sehr bescheidenes 
fürstliches Naturalienkabinett in Braunschweig neben den Kapitolinischen Museen in Rom, 
die sich auf eine päpstliche Denkmalstiftung berufen: „...decretando l’istituzione del più antico museo pubblico del mondo: la Lupa, posta sulla facciata del Palazzo die Conservatori, diventa il 
simbolo della città...“. (Musei capitolini. Roma 2000). 

Da sind wir dann sogar schon im 15. Jahrhundert. Geht es noch früher. Ja, klar. Man kann mesopotamische Fundstücke als Privatsammlung einer Prinzessin interpretieren und kleine beschriftete Objekte als "Labels" und schon hat man ein "Museum", hunderte Jahre vor 
unserer Zeitrechnung...

Als meistgenanntes ‚erstes’ ‚Museum’ könnte das Alexandrinische Museion gelten. Der 
Brockhaus von 1815: „Museum, eine Sammlung seltener und interessanter Gegenstände 
aus dem ganzen Umkreise der Naturgeschichte und Künste, und in Zimmern und Gebäuden 
zur Ansicht der Kenner und Liebhaber entweder auf Kosten einer Privatperson oder einer 
Regierung aufgestellt. Zuerst wurde diese Benennung, die eine Musengrotte, oder einen Musentempel bezeichnet, dem Theile des königlichen Palastes in Alexandrien gegeben, 
welchen Ptolemäus Philadelphus für die Gelehrten und die Bibliothek bestimmte.“

Doch was gab es dort, das man mit Recht ein "Museum" nennen könnte. Man weiß nicht 
sehr viel über diese Bibliothek, die im 3.Jh. v.Chr. gegründet wurde, jedenfalls nichts, was 
auf eine Sammlung oder Ausstellung und allgemeine Nutzung schließen ließe.

Bleiben wir gleich einmal bei dem letzten Beispiel. Der Brockhaus legt uns nahe, daß wir die Beschreibung – eine Sammlung seltener und interessanter Gegenstände usw. – mit dem Wort Museum gleichsetzen, das in Alexandria erstmals („zuerst’...) angewendet worden 
sei. Das sehr wenige, was man nämlich über das museion von Alexandria weiß, ist, daß es 
eine Priester-Gelehrtengemeinschaft unter dem Protektorat eines Fürsten war, eine große 
und legendäre – sowie vermutlich durch Brandstiftung untergangegangene – Bibliothek.


Museion bedeutet seit der Gründung der Platonischen Akademie (Abbildung) einen 
Wissensort, genauer gesagt den kultischen Mittelpunkt, der Akademie als Ort, an dem alle 
Künste und Wissenschaften vereint sind. In dieser Tradition des Wortgebrauchs steht auch 
noch das museion in Alexandria.

Und die kapitolinische Museen? Die Stiftung einiger bedeutender historischer Objekte durch 
den Papst 1471 an die Stadt Rom ist nicht mal eine Sammlung, sondern ein Ensemble von Objekten, die aus politischer Raison der Stadt zum Zweck denkmalhafter Aufstellung (im 
Freien) geschenkt werden, darunter die berühmte Wölfin mit Romulus und Remus. Dennoch 
gab das Gründungsdatum den Kapitolinischen Museen den Anlass, 1971 eine einmalige fünfhundertjährige Institutionengeschichte zu feiern. Die begann aber erst sehr viel später, 
um 1800, wenngleich inzwischen die Sammlung am Kapitol erheblich vermehrt worden war 
und an Bedeutung gewonnen hatte.

Die Villa des Gelehrten und Bischofs Paolo Giovio am Comer See enthielt einen Raum, der gelehrten Studien gewidmet war, dessen Ausstattung auf die antiken Musen - die ja solche 
Studien "beschirmten" -,anspielte und eine Galerie von Porträts ‚bedeutender Männer’. 
Interessant ist dieser Ort als ein frühes Beispiel für die Belebung des antiken Musenmythos, 
der im Mittelalter fast untergegangen war. 

Aber museion bedeutet hier, Mitte des 16.Jahrhunderts, wie in Alexandria, ehr noch den 
Wissensort und nicht so sehr den Ort der Sammlung, geschweige denn der öffentlichen Ausstellung. Sammeln ist eher ein Sich-Sammeln, nämlich die Versammlung der porträtierten großen Männer um den gelehrten Besitzer der Villa am Comersee.


Mit dem British Museum scheint es eindeutig zu sein. Staatliche Trägerschaft, also auch 
staatliche Obsorge für eine Sammlung ohne definierten Zeithorizont der Bewahrung und 
öffentliche Zugänglichkeit – das ist doch ‚unser’ Museum. Bei genauerem Hinsehen, erweist 
sich aber der ‚nationale’ Charakter der Gründung als unter Museologen und Historikern 
umstritten und die tatsächliche Einrichtung des Museums in einer kleinen, von Gärten 
umgebenen Vorstadtvilla, muß viele Jahrzehnte eher einer jener überlebten 
‚Raritätenkammern’ geglichen haben, wie es sie damals noch viele gab. (Abbildung: Das Treppenhaus mit den ausgestopften Giraffen) Über die 
Unzulänglichkeit der Aufstellung gibt es aufschlussreiche zeitgenössische Quellen. Die 
Kritik betraf aber vor allem die extrem restriktiv gehandhabte Zugänglichkeit. Lange im 
Voraus notwendige Anmeldungen, Zulassung nur kleiner Gruppen und miserable
Betreuung beim Besuch begleiten durch Jahrzehnte das in Montague House untergebrachte Museum. Man darf das British Museum jener Jahre nicht mit dem verwechseln, was es ab 
den 1830er-Jahren war, wo seine Sammlung, auch gespeist aus kolonialer Politik (Elgin 
Marbles) enorm an Zahl und Bedeutung wuchs und das große repräsentative antikisierende Gebäude errichtet wurde..

Die Beispiele genügen, um ein Dilemma sichtbar zu machen. Es gibt vor allem zwei Schwierigkeiten. Das Wort Museum bezeichnet sehr unterschiedliche, untereinander kaum vergleichbare kulturelle Praktiken. Wobei ich hier gar nicht auf Wortbedeutungen 
eingegangen bin, die kaum oder überhaupt nicht mehr mit ‚Sammlung’ oder ‚Ausstellung’ oder ‚Haus’ in Verbindung zu bringen sind.

Die zweite Schwierigkeit liegt in einem methodischen Zirkel. Für eine historische 
Untersuchung bräuchte man einen Begriff, der aber wiederum nur aus einer Geschichte von Praktiken und Riten, von Zuschreibungen und Institutionalisierungen gewonnen werden 
könnte, denen man aber schon eine museale Funktion zuschreiben müsste.

Im Grunde sind wir so gescheit, wie nach den vom neuntälteesten Museum provozierten Überlegungen. 
Aber auch doch etwas weiter, weil das Problem besser, die Aufgabe es zu lösen als 
komplexer und anspruchsvoller sichtbar geworden sind. Und weil einige Schlüsselbegriffe in 
den wenigen zitierten Beispielen aufgetaucht sind: Sammlung, national, Gegenstände, 
öffentlich...

Und noch etwas könnte hilfreich sein an den bisherigen Überlegungen: man sollte immer 
daraus achten, welchen Begriff von Museum jemand hat - so selbstverständlich er erscheint, 
er wird jeweils anders gefüllt sein, abhängig von dem, was der Sprecher an Geschichte und Funktionen bei "Museum" im Kopf hat. Kurz gesagt, das Wort "Museum" ist nicht 
selbstverständlich. Je näher man es ansieht, desto ferner sieht es zurück.

Dienstag, 7. März 2017

Kleine Geschichte des Museums. Teil eins: Das neuntälteste Museum der Welt

Beim zerstreutem Recherchieren über irgendetwas, was ich längst vergessen habe, bin ich, wie das halt beim Googeln so passieren kann, auf einen überraschenden Eintrag auf der Webseite eines Museums in Indien gestoßen: „The ninth oldest regular museum of the world, INDIAN MUSEUM, Kolkata, INDIA is the oldest institution of its kind in Asia Pacific region and repository of the largest museum objects in India.“

Neuntältestes Museum? Bemerkenswert! Wer will in Zeiten, wo selbst der zweite oder dritte Platz, wo auch immer - im Bobfahren, in Deutschland sucht den Superstar, bei den Städten mit der höchsten Lebensqualität, bei den ältesten Menschen der Welt - kaum noch zählt, schon Neunter und auch noch sichtlich stolz drauf sein?
Verblüfft hat mich dann aber zweitens die Sicherheit, mit der da ein ganz bestimmter Platz im „Ranking“ behauptet wurde, und zwar in einer Liste der "regulär museums".
Wenn man exakt ein „neuntältestes“ Museum ist, muss man über die geschichtliche Entwicklung des Museums weltweit ebenso sicher Bescheid wissen, wie über die Entwicklung des Sammlungswesens, die Chronologie Errichtung von Museumsbauten oder die Einrichtung von Trägerschaften.
Und wenn man von einem "regular museum" spricht, muss man über sehr haltbare Kriterien verfügen, das Museum (als Idee, als Modell, als Institution), von anderen Institutionen und kulturellen Praktiken unterscheiden zu können.

Vor allem aber man muss wissen was ein Museum überhaupt ist, man muss sich einen Begriff vom Museum gemacht haben. Anders gesagt: man muß sich sicher sein, daß es einen eindeutig definierbaren und verbindlichen Museumsbegriff überhaupt gibt und daher auch einen ebenso eindeutig feststellbaren ‚Ursprung’, das heißt ein Museum, das unzweifelhaft als ein erstes identifizierbar ist.

Wenn wir alle mal kurz in unseren Köpfen kramen, werden wir rasch auf ein Durcheinander von Assoziationen und Erinnerungen stoßen, aber kaum auf ein derartiges museografisches Geburtsdatum. In Lexika und in einschlägigen Publikationen werden wir Angaben finden, die über viele Jahrhunderte hinweg verstreut sind. Da kommt dann das hellenistische Alexandrinische Museum ebenso vor - die berühmte "Bibliothek", über die man kaum etwas weiß, geschweige denn über ihre "musealen" Funktionen -, wie eine privates Museum am Comer-See aus der Mitte des 16., oder das Kapitolinische Museum in Rom, das sich auf eine Bild-Stiftung des 15. Jahrhunderts beruft wenn es sich zum ältesten Musuem der Welt erklärt, was auch das British Museum macht (und manch andere mehr), dessen Gründung 1753 sehr oft als "Ursprungsdatum" des Musuems genannt wird.

Das British Museum ist denn auch die Nummer eins auf der Bestenliste aus Kalkutta, denn freundlicherweise ist der Textinformation auch eine Grafik beigegeben, zwar nur etwas größer als eine Briefmarke, die aber immerhin schon als Weltkarte eine Infografik der frühen musuemsgründungen sein will. (1)


Die Podestplätze haben diesem Weltatlas im Bonsaiformat nach: Die kaiserliche Gemäldegalerie im Belvedere in Wien und das Charleston Museum in Philadelphia.
Jetzt könnte ich beckmesserisch sein, und an der Liste rummäkeln. Da ist z.B. das Gründungsdatum des Gewinners falsch. Fehler der Zeitmessung sozusagen, aber macht nichts, es kommen sogar noch sechs Jahre dazu, denn korrekt ist für das British Museum 1753. Der erste Platz ist also nicht gefährdet.
Aber darum geht es gar nicht. Die Frage ist, warum wurden diese Museen ausgewählt, warum wurde nichts in Erwägung gezogen, was früher und sonst noch an Institutionen existierte, warum nicht Oxfords Ashmolean Museum oder die Museen, die die Habsburger in Florenz gegründet haben. Warum nicht noch ältere Sammlungen, etwa die bedeutenden Natursammlungen Italiens? Warum keine fürstlichen?

Kurz gesagt, es wäre interessant, was man in Kolkat/Kalkutta unter „Museum“ versteht. (man macht es uns gar nicht leicht. Denn da steht ja noch dazu "regular museum". Gäbe es demnach auch eines, das "irregular" ist??).
Aber darauf gibt die Webseite leider keine Antwort. Das Indian Museum (2) weiß es, sagts aber nicht.
Immerhin haben wir ein paar Fragen gewonnen: Gibt es überhaupt so etwas wie ein "erstes" Museum? Was sind die Bedingungen, um von "dem" Museum sprechen zu können? Und dann die Frage, wo begannt das mit dem, was wir heute Museum nennen?

In einer Hinsicht ist das Selbstbewußtsein des Indian Museum, das heute eins der größten und namhaftesten des Landes ist, informativ: es relativiert den eurozentrischen Blick. Sicher, wie wir noch sehen werden, ist das Musuem eine europäische Erfindung. Aber dieses "Modell" verbreitete sich rasch in aller Welt. Wobei es oft Europäer und von Europäern gegründete Institutionen waren, wie auch hier in Kalkutta, wo das eine rein britische Angelegenheit war, mit einer "Asiatick Society" und einem Museum "Orientalische Studien" - vermutlich in kolinialer Absicht -, betreiben zu können.


(1) Inzwischen existiert der Teil der Webseite des Indian Museum nicht mehr, der diese Liste, die "Landkarte" und auch die Abbildung des Gebäudes der "Asiatick Society", die das Museum gründete, nicht mehr.

(2) Das Gründungsdatum des Indian Museum ist übrigens der 2. Februar 1814. Soviel zur Korrektur eines eventuell eurozentrisch verengten Blicks. Sicher, es gibt viele Gründe das Museum als ‚europäisches Modell’ zu verstehen, aber es wurde  so gut wie ‚sofort’ zum ‚Exportschlager’.

Mittwoch, 1. März 2017

Muß auch mal sein

Canadian Nature Museum 2006

Hoppala...

Das ist selbstverständlich nicht nur mir aufgefallen: Agnes Husslein, wegen Verstößen gegen die sogenannten Compliance-Regelungen entlassen Belvedere-Direktorin wird vom Finanzminsterium in den Aufsichtsrat des Leopold-Museum geschickt, wo sie, deren Gerichtsverfahren noch läuft, u.a. welche Aufgabe hat? Na die Einhaltung der Compliance-Regelungen zu überwachen.

Sonntag, 26. Februar 2017

Viktors Künstler

Infografiken, in der die Künstler nach der Häufigkeit ihres Vorkommens im Matejka-Archiv gewichtet sind. "Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne. Viktor Matejka. Werner Hofmann. MUMOK Wien"


Sitzen Sehen Hören

MUMOK 2017

... do not cross!

MUMOK 2017

Korrespondenz (Texte im Museum 617)


Korrespondenz Werner Hofmanns während der Gründung des Museums des XX.Jahrhunderts


in der Ausstellung "Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne. Viktor Matejka. Werner Hofmann. MUMOK Wien"

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Samstag, 25. Februar 2017

Die Kunstmoderne kommt nach Österreich

Gustav Peichl: Karikatur zur Eröffnung des Museum des XX.Jahrunderts

Werner Hofmanns Programm für das Museum des XX.Jahrhunderts

Text zur Programmatik Werner Hofmanns in der Ausstellung "Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne" MUMOK 2017 (Foto GF)

Wir Wegbereiter Pioniere der Nachkriegsmoderne. Eine Ausstellung im MUMOK

Ist das nur Zufall, oder entdecken Museen nun ihre Geschichte? Das Grazer Kunsthaus wird sich mit dem Bau beschäftigen und dasselbe tut gerade das MUMOK mit dem Pavillon, den Karl Schwanzer für die Brüsseler Weltausstellung entworfen hat und der dann zum Museum des XX.Jahrhunderts wurde. Das ist aber nur eine Episode in der Ausstellung "Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne".
Sie ist zweigeteilt und gilt dem kommunistischen Kulturstadtrat Viktor Matejka, dessen Archiv das Museum besitzt und Werner Hofmann, dem Gründungsdirektor des Museums des XX.Jahrhunderts.

Das sind nun zwei ganz schön unterschiedliche Persönlichkeiten. Matejkas Leistung wird in der unorthodoxe direkten und persönlichen Förderung von Künstlern in den Jahren nach 1945 gesehen, vielleicht mehr Sozialpolitik als - programmatische - Kunst- und Kulturpolitik. Sein Wirken wird mit Teilen seines Archivs gezeigt und kontextualisierenden Werken "seiner" Zeit. Zwei Info-Grafiken veranschaulichen, wie persönlich und insofern auch willkürlich sich heute das Interesse und die Förderungspolitik Matejkas darstellt.

Noch immer eindrucksvoll finde ich die konzeptuellen Überlegungen, die Werner Hofmann ausarbeitete um in einer mehrfach schwierigen Situation ein Museum neuen Typs sofort erfolgreich zu positionieren. Er musste erst mal Sammlungs- und Überzeugungsarbeit leisten, um in einem ziemlich konservativem Klima und in Auseinandersetzung mit ebenso konservativen Politkern eines der frühen europäischen Museen moderner Kunst zu entwickeln.

Die frühen Ankäufe werden in einer Depotsituation gezeigt, die Gemälde dicht an dicht an Gestelle gehängt, die Skulpturen in hellen Kuben aufgereiht - die überraschendere und qualitativ beeindruckendere Sammlung. Dazu gibt es Modelle und Objekte, die eine der Maximen Hofmanns anschaulich machen: möglichst viele Medien in den Kunstbegriff und daher von Anfang an die Sammlung zu integrieren.

Wegbereitende Männer... - Ob das Museum - notgedrungen - bei der paternalistischen Museums- und Kunstpolitik bleibt oder ob sich auch Pionierinnen mal entdecken lassen?

Und nebenbei und unabsichtlich illustriert die Schau den kuriosen Zustand der staatlichen Museumspolitik (der gerade durch die "Erwerbung" der Sammlung Essl durch die Albertina noch etwas kurioser geworden ist): natürlich gehört Hofmann und das Museum des XX.Jahrhunderts zur Geschichte des MUMOK. Aber das entstand ja in einer Art (räumlichen) Aufspaltung in das Zwanzgerhaus einerseits und das Museum Moderner Kunst/Sammlung Ludwig im Palais Liechtenstein andrerseits.
Aber Inzwischen ist das Museum des XX.Jahrhunderts zu einem des XXI. geworden und wurde der Österreichischen Galerie im Belvedere angegliedert, so daß die Erinnerungsarbeit - inklusive der Modelle des Baues von Karls Schwanzer - einer Institution gilt, die nicht (mehr) zum MUMOK gehört.

Skenographie (etwas zur Etymologie eines Wortes...)

Martin von Wagner Museum Würzburg (Foto GF 2017)

Griechische Vasen (Texte im Museum 616)

Martin von Wagner Museum Würzburg (Foto GF 2017)

erlaubt/verboten