Freitag, 1. Februar 2013
Ausschreibung auf österreichisch
Vor kurzem wurden die Leitungspositionen der Albertina und des Technischen Museums ausgeschrieben.
Beide Ausschreibungen enthaltenen einen sehr ungewöhnlichen Passus, in dem die jeweiligen Leiter zur Bewerbung eingeladen werden.
Hier der Text zur Ausschreibung der Albertina-Direktion.
"Bewerberinnen und Bewerber, auch der derzeitige Geschäftsführer, werden eingeladen, ihre Bewerbungen mit dem Zusatz „vertraulich“ bis spätestens 28.2.2013 an das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Sektion IV, z.Hd. SC Dr. Michael P. Franz, Minoritenplatz 5, A – 1014 Wien (E-Mail: michael.franz@bmukk.gv.at) unter Anführung der Gründe, die die Bewerberin/den Bewerber für die Funktion als geeignet erscheinen lassen, zu übermitteln."
Eine Ausschreibung ist selbstredend ein Instrument der Findung geeigneter Personen, die sich an eine unbestimmte Öffentlichkeit wendet, aus der dann im Verfahren der oder die Geeignete gefunden wird. Der Offenheit des Verfahrens widerspricht prinzipiell jede Nennung einer bestimmten Person. Ich und viele meiner Freunde haben eine solche Ausschreibung noch nie gesehen. Manche halten sie für rechtswidrig und die Einladung an die derzeitigen Leiter für ein triftiges Motiv von potentiellen Bewerbern im Falle einer Nichtberücksichtigung klagen zu können. Das kann ich nicht beurteilen.
Warum teilt die Ministerin oder der Sektionschef den betreffenden Personen nicht direkt, aber auf getrenntem Weg mit, daß ihre Bewerbung erwünscht ist?
Kann man eine andere Erklärung dafür angeben, als die, daß allen Bewerbern damit signalisiert wird, daß ihre Bewerbung wenig Chancen hat?
Beide Ausschreibungen enthaltenen einen sehr ungewöhnlichen Passus, in dem die jeweiligen Leiter zur Bewerbung eingeladen werden.
Hier der Text zur Ausschreibung der Albertina-Direktion.
"Bewerberinnen und Bewerber, auch der derzeitige Geschäftsführer, werden eingeladen, ihre Bewerbungen mit dem Zusatz „vertraulich“ bis spätestens 28.2.2013 an das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Sektion IV, z.Hd. SC Dr. Michael P. Franz, Minoritenplatz 5, A – 1014 Wien (E-Mail: michael.franz@bmukk.gv.at) unter Anführung der Gründe, die die Bewerberin/den Bewerber für die Funktion als geeignet erscheinen lassen, zu übermitteln."
Eine Ausschreibung ist selbstredend ein Instrument der Findung geeigneter Personen, die sich an eine unbestimmte Öffentlichkeit wendet, aus der dann im Verfahren der oder die Geeignete gefunden wird. Der Offenheit des Verfahrens widerspricht prinzipiell jede Nennung einer bestimmten Person. Ich und viele meiner Freunde haben eine solche Ausschreibung noch nie gesehen. Manche halten sie für rechtswidrig und die Einladung an die derzeitigen Leiter für ein triftiges Motiv von potentiellen Bewerbern im Falle einer Nichtberücksichtigung klagen zu können. Das kann ich nicht beurteilen.
Warum teilt die Ministerin oder der Sektionschef den betreffenden Personen nicht direkt, aber auf getrenntem Weg mit, daß ihre Bewerbung erwünscht ist?
Kann man eine andere Erklärung dafür angeben, als die, daß allen Bewerbern damit signalisiert wird, daß ihre Bewerbung wenig Chancen hat?
Donnerstag, 31. Januar 2013
Geschlecht und Kurator
Ausstellung "Roboter". Technisches Museum Wien 2013 |
Symptomatische Environments
Nicht nur für die Dauerausstellung, auch für die Sonderausstellung mit Fotos von Klaus Pucher mit Szenen aus den Depots des Naturhistorischen Museum, soll der Besucher seine Meinung hinterlassen können.
Ein Tischchen in etwas zweifelhaftem Billigdesign schaut in Kombination mt einem vermutlich aus der Bauzeit des Museums stammenden und wunderbaren Thonetsessel noch trister aus, als es von Haus aus schon ist.
Da Besucher nicht selbstverständlich Schreibwerkzeug mitführen, hat man einen Stift ans Tischbein gebunden - zweifellos die eleganteste Lösung dieser Vorbeugemaßnahme gegen Diebstahl... Irgendjemand hat den Stift dann aber abgerissen, geklaut (wer klaut Stifte?) vielleicht fünf Minuten, bevor ich daß Foto gemacht habe, oder vor zwei Tagen? Gibt es jemanden, der sich um so etwas kümmert? Werden Ausstelölungen regelmäßig darauf hin angesehen, ob sie intakt sind, unbeschädigt, die mEdien funktionieren usw.?
Besonders einladend ist diese "Besucherecke" jedenfalls nicht. "Deine Meinung ist uns nicht unbedingt wichtig, aber wenn's sein muß, dann setz dich hält her...".
Man könnte einen Beruf draus machen: Symptomdedektiv, Aufspürer von "Fehlleistungen" an den Oberflächen der Organisation, die vielleicht tief ins Innere einer Institution führen, wie Jules Vernes Gängelabyrinth in seinem Buch "Die Reisen zum Mittelpunkt der Erde".
Ein gedankenlos gewähltes Möbel, ein abgerissener Stift, ein ausgefranster Faden könnten so besehen nicht mehr und nicht weniger bedeuten als: "Besucher, auf Dich sind wir nicht wirklich angewiesen und Deine Meinung ist uns sowas von Wurscht... ".
Ein Tischchen in etwas zweifelhaftem Billigdesign schaut in Kombination mt einem vermutlich aus der Bauzeit des Museums stammenden und wunderbaren Thonetsessel noch trister aus, als es von Haus aus schon ist.
Da Besucher nicht selbstverständlich Schreibwerkzeug mitführen, hat man einen Stift ans Tischbein gebunden - zweifellos die eleganteste Lösung dieser Vorbeugemaßnahme gegen Diebstahl... Irgendjemand hat den Stift dann aber abgerissen, geklaut (wer klaut Stifte?) vielleicht fünf Minuten, bevor ich daß Foto gemacht habe, oder vor zwei Tagen? Gibt es jemanden, der sich um so etwas kümmert? Werden Ausstelölungen regelmäßig darauf hin angesehen, ob sie intakt sind, unbeschädigt, die mEdien funktionieren usw.?
Besonders einladend ist diese "Besucherecke" jedenfalls nicht. "Deine Meinung ist uns nicht unbedingt wichtig, aber wenn's sein muß, dann setz dich hält her...".
Man könnte einen Beruf draus machen: Symptomdedektiv, Aufspürer von "Fehlleistungen" an den Oberflächen der Organisation, die vielleicht tief ins Innere einer Institution führen, wie Jules Vernes Gängelabyrinth in seinem Buch "Die Reisen zum Mittelpunkt der Erde".
Ein gedankenlos gewähltes Möbel, ein abgerissener Stift, ein ausgefranster Faden könnten so besehen nicht mehr und nicht weniger bedeuten als: "Besucher, auf Dich sind wir nicht wirklich angewiesen und Deine Meinung ist uns sowas von Wurscht... ".
Internationalität (Texte im Museum 374)
Mittwoch, 30. Januar 2013
Bahnt sich ein Paradigmenwechsel in den / einigen Bundesmuseen an?
Bahnt sich bei den österreichischen Bundesmuseen etwas Neues an?
Zwei Ausstellungen, die ich kürzlich besucht habe, haben mich mit ihrem Konzept überrascht. In beiden Fällen hatte ich den Eindruck, da geht es um mehr als nur eine kluge Idee und eine durchdachte, geglückte Gestaltung. Sondern es geht nahezu um einen Paradigmenwechsel der Institution.
Das Technische Museum, das einen eher affirmativen bis ästhetisierenden, in Einzelfällen fetischisierenden (Auto-Ausstellung) Blick auf Technik wirft, bringt in der Ausstellung "In Arbeit" (seit 2011) mehrere Ebenen in Verbindung: die kulturanthropologische Frage nach dem was Arbeit eigentlich ist, welche Rolle die die körperliche Ausstattung erweiternden "Werkzeuge" spielen, welche Probleme die Entfesselung dieses Potentials in der industrialisierten Welt hat. Dann die Effekte und Konsequenzen für die, die arbeiten, und das bis in die aktuelle Gegenwart, in der die Frage modifiziert werden muß, zu der, wer denn noch überhaupt welche Arbeit hat.
Und drittens, was Globalität bedeutet, Globalität der Märkte, des Kapitals und der vernetzten Arbeitswelten. Dabei ist die Ausstellung an vielen Punkten ganz nah an der Gegenwart, an sehr heißen Punkten aktueller Entwicklungen, an konfliktträchtigen Problemen.
An der Frage z.B. nach der Gefährdung der Demokratie hat mich ebenso überrascht, daß und wie sie gestellt wurde, aber auch wie sie, von einer durchaus repräsentativen Zahl von Museumsbesuchern beantwortet wurde, nämlich deutlichst pessimistisch.
Ich hoffe, daß ich Zeit und Muße finde, über diese Ausstellung ausführlicher zu schreiben. Das gilt auch für die andere Ausstellung, die noch dazu eine Dauerausstellung ist. Im Naturhistorischen Museum in Wien gibt es seit heute (31.1.2013) wieder anthropologische Schauräume.
Wie hier wissenschaftliches Faktenwissen auf der einen Seite und witzige, ironische Popularisierung auf der andren Seite letztlich zu einer äußerst dichten Information über "uns", unsere "Ahnen" und unsere Herkunft zusammengeführt werden, hat mich beeindruckt. Der erste Eindruck eines mehrstündigen Besuchs war, daß eine ganz erstaunliche Synthese von Wissenschaftspopularisierung, unterhaltsamer und anschaulicher Darstellung anthropologische Grundfragen sowie vielfältiger und sehr reflektierter Einsatz von Medien gelungen ist. Daß der nur zwei Säle umfassende Ausstellungsteil medial der modernste des Museums geworden ist, ist trivial. Doch das Konzept, inhaltlich und medial vielschichtig zu verfahren, damit sehr unterschiedliche Interessen zu bedienen und unterschiedlichen Besuchergruppen entgegenzukommen, so etwas gibt es sonst nirgendwo im Museum. Doch auch davon, hoffentlich bald, mehr...
Zwei Ausstellungen, die ich kürzlich besucht habe, haben mich mit ihrem Konzept überrascht. In beiden Fällen hatte ich den Eindruck, da geht es um mehr als nur eine kluge Idee und eine durchdachte, geglückte Gestaltung. Sondern es geht nahezu um einen Paradigmenwechsel der Institution.
Das Technische Museum, das einen eher affirmativen bis ästhetisierenden, in Einzelfällen fetischisierenden (Auto-Ausstellung) Blick auf Technik wirft, bringt in der Ausstellung "In Arbeit" (seit 2011) mehrere Ebenen in Verbindung: die kulturanthropologische Frage nach dem was Arbeit eigentlich ist, welche Rolle die die körperliche Ausstattung erweiternden "Werkzeuge" spielen, welche Probleme die Entfesselung dieses Potentials in der industrialisierten Welt hat. Dann die Effekte und Konsequenzen für die, die arbeiten, und das bis in die aktuelle Gegenwart, in der die Frage modifiziert werden muß, zu der, wer denn noch überhaupt welche Arbeit hat.
Und drittens, was Globalität bedeutet, Globalität der Märkte, des Kapitals und der vernetzten Arbeitswelten. Dabei ist die Ausstellung an vielen Punkten ganz nah an der Gegenwart, an sehr heißen Punkten aktueller Entwicklungen, an konfliktträchtigen Problemen.
An der Frage z.B. nach der Gefährdung der Demokratie hat mich ebenso überrascht, daß und wie sie gestellt wurde, aber auch wie sie, von einer durchaus repräsentativen Zahl von Museumsbesuchern beantwortet wurde, nämlich deutlichst pessimistisch.
Ich hoffe, daß ich Zeit und Muße finde, über diese Ausstellung ausführlicher zu schreiben. Das gilt auch für die andere Ausstellung, die noch dazu eine Dauerausstellung ist. Im Naturhistorischen Museum in Wien gibt es seit heute (31.1.2013) wieder anthropologische Schauräume.
Wie hier wissenschaftliches Faktenwissen auf der einen Seite und witzige, ironische Popularisierung auf der andren Seite letztlich zu einer äußerst dichten Information über "uns", unsere "Ahnen" und unsere Herkunft zusammengeführt werden, hat mich beeindruckt. Der erste Eindruck eines mehrstündigen Besuchs war, daß eine ganz erstaunliche Synthese von Wissenschaftspopularisierung, unterhaltsamer und anschaulicher Darstellung anthropologische Grundfragen sowie vielfältiger und sehr reflektierter Einsatz von Medien gelungen ist. Daß der nur zwei Säle umfassende Ausstellungsteil medial der modernste des Museums geworden ist, ist trivial. Doch das Konzept, inhaltlich und medial vielschichtig zu verfahren, damit sehr unterschiedliche Interessen zu bedienen und unterschiedlichen Besuchergruppen entgegenzukommen, so etwas gibt es sonst nirgendwo im Museum. Doch auch davon, hoffentlich bald, mehr...
Traditionspflege auf Österreichisch? (Texte im Museum 373)
Objet trouvé - Uniformierte Aufsicht
Dienstag, 29. Januar 2013
Montag, 28. Januar 2013
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