Freitag, 21. Oktober 2011

Gerald Matt im Kriegszustand

Die Vorwürfe gegen Gerald Matt, den Direktor der Kunsthalle, haben mich nicht interessiert. Als Zeitungsleser hat man keine Chance, sich ein Bild zu machen aus all dem Klatsch und Tratsch. Bemerkenswert war allein der Eindruck der sich reinstellte, nach Peter Noevers Amtsverständnis, daß die Aufsichtsräte genau das nicht tun, was sie tun sollen: Aufsicht üben.
Im Fall der Wiener Kunsthalle kann man jetzt den Eindruck haben, daß im Gegenteil der Aufsichtsrat eine aktive Rolle gespielt hat. Detailreich ist vor allem der eben erschienene Artikel in der Wochnzeitung 'Die Zeit' (hier gehts zum Artikel), die allerdings auch nicht frei von Polemik und Verkürzung ist.
Dafür gibts am Schluss die schöne - wahre oder gut erfundene - Geschichte vom Matt, dem Museumskrieger.
DIE ZEIT: Wenn der Direktor in den Medien unter Beschuss gerate, würde er mit dem Strategieklassiker Vom Kriege des preußischen Generals Carl von Clausewitz unterm Arm durch seine Kunsthalle tigern und aus voller Kehle brüllen: »Ich bin im Krieg! Und ich werde ihn gewinnen!«

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Gendered Labelling (Texte im Museum 235)

Hunterian Museum Glasgow. Grossfoto mit einer alten Ansicht der Ausstellungshalle

Mikroausstellung "Schreibtafeln"





Das kleine österreichische Museumsrate- und Besetzungsspiel

"Die Kür des Nachfolgers ... verspricht in jedem Fall spannend zu werden. Ein kleiner Hinweis für jene, die noch eine Wette abschließen möchten: Die bisherigen Direktoren des Museums waren allesamt Männer. Und durchwegs verdiente Burschenschafter."
(Kleine Zeitung, 14.10.2011)

Frage: Um welches Museum handelt es sich?

Kleine Ratehilfe: Gegen eine seiner Meinung nach unzulässige politische Intervention, die (seiner Meinung) seine Bewerbung torpediert, hat ein Vizebürgermeister (SPÖ) und Museumsdirektor politisch interveniert.



Kunst-Karte (Entrée 43)


Samstag, 8. Oktober 2011

Farben als Täter (Entrée 41)


Hamburg Altona - basisdemokratisch...

Ein Artikel in der heutigen WELT (hier) weiß Neues aus dem vor der Schließung durch Bürgerprotest bewahrte Museum Hamburg Altona. Erstens sind die Besuchszahlen gestiegen, was erwartbar war im Hype um Schließung und Rettung. Aber eine Steigerung um 500% ist schon beachtlich. Und: es weist einiges drauf hin, daß dieses Interesse nicht nachlässt.
Das könnte mit der zweiten Nachricht zusammenhängen: jetzt wird nämlich die Bürgerbeteiligung i m Museum praktisch. "Seit einigen Monaten tagt ein Runder Tisch in den Räumen des Museums, zu dem auch externe Freunde des Hauses eingeladen sind. 'Durch unsere Protestaktionen haben wir erneut gesehen, wie wertvoll die Zusammenarbeit mit den Bürgern sein kann', meint Hinrichsen (Anm.: der Direktor des Museums). 'Zusammen kann man einfach mehr bewegen.'"
Tja, vielleicht entdecken auch andere Museen die Segnungen einer 'Zusammenarbeit mit den Bürgern' - möglicherweise ohne den Schock einer Schließungsandrohung zu benötigen.

Samstag, 1. Oktober 2011

42

Nehmen wir mal an, dass als Kollateralschaden einer 7,5 Millonen Jahre dauernden Berechnung des Megacomputers Deep Thought aus The Hitchhiker's Guide to The Galaxy, vermutlich hervorgerufen durch das Ergebnis "42", das er auf die Frage nach dem Sinn des Lebens verkuendet, sämtliche Museen verschwunden sind. Wirklich alle. Eines Morgens, niemand faellt so etwas gleich auf - vielleicht einem Wärter, einer Putzfrau, einem übereifrigen Mitarbeiter - aber dann ist es ja nur ein Museum von 60.000 oder 100.000. Wie lange wuerde es also dauern, bis man bemerkte, dass auchim Nachbarort, im Nachbarland Museen verschwunden seien? Und wie lange, bis man alle diese Daten vernetzt, abgeglichen, berichtet haette, um irgendwann (nach Monaten?) festzustellen: es gibt keine Museen mehr. Das Chinesische Nationalmuseum in Peking - nur noch rudimentäre Aussenmauern, das Filmmuseum Frankfurt - ein Fünf-Sterne Hotel, das Museum of Jurassic Technology - eine Autobusremise, das Akropolismuseum - eine deutsche Bank, das Heimatmuseum Baldramsdorf - ein Altenheim, das Fächermuseum in Greenwich - eine Wellnessoase, die Livruestkammer ein Luftschutzbunker... Was wuerde geschehen? Wuerde was geschehen? Gaebe es eine Sondersitzung der UNO, wuerde sich ICOM auflösen? (eher nicht). Träte die EU-Troika zusammen? Und was wuerde Obama sagen? Und erst Sie?? Als Kuratorin, Direktorin, Managerin, Pädagogin, Museologin??? Wie wuerden die Meduien reagieren, wie das Publikum? Und wie die MitarbeiterInnen? Würde man Registrare in Buchhalter umschulen, die Kuratoren In Konzernen, wo sie in den Vorstandsetagen für Gemälde von Lucien Freund oder moldawische Hinterglasmalerei zuständig waren (käme auf den Vorstand an). Oder verschwinden nicht nur die Museen, sondern die MitarbeiterInnen auch? Wuerde sich d a n n eine Diskussion über den 'Sinn des Museums' erheben? (und wer würde sie brauchen?) Die Frage ist zu schwer. "42" eben. Machen wir's einfacher. Griechenland hat bekanntlich seine "Hausaufgaben nicht gemacht" (Angela Merkel). Der Staat ist pleite. Oder fast oder demnächst. Alle Museen schliessen. (Nicht nur die Museen). Was wuerde dann passieren? Ein Aufschrei? Von wem? Massnahmen? Welche? Und wieder: von wem? Waere es ein existentielles Staatsproblem. Wie der Zusammenbruch der Banken, des Tourismus, des Arbeitsmarktes, der Schiffahrt...? Oder: Würde man denn die Museen aus dem "Sparen" ausnehmen? Dort k e i n e Staatsbeamte entlassen? Wuerde es Proteste geben? Auf der Strasse, im Parlament? Für oder gegen die Museen. Wozu Museen? Wer braucht Museen? "42"

Montag, 26. September 2011

Hamburg, seine Museen und kein Ende

Nach der Abwendung der Schliessung des Altonaer Museums dachte ich die Zeit der Ängste und der Proteste sei vorbei. Aber ach! Diese Wunder der Politik! Da hat man wiederentdeckt, dass man nun doch was schliesseN kann, zwei kleinere Museen der StIFtuNg Historischer Museen. Also tritt die Vorsitzende der Stiftung zurück, deren Plaene überraschend ins Gegenteil verdreht wurden. Sparen ist derzeit offenbar so in (zu wessen Lasten, zu Wesen Gunsten?), dass sich die Hamburger Politiker offenbar keine Museumspolitik ohne Sparen mehr vorstellen können.