Posts mit dem Label Objet trouvée werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Objet trouvée werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 17. Oktober 2015

Dienstag, 23. Dezember 2014

Nur ein Fisch (Objet trouvé)

Über dieses Bild ließe sich viel schreiben. Die gesamte Planungs- und neuere Nutzungsgeschichte des sogenannten Joanneumsviertels in Graz könnte man an Hand des Bildes dieser Vitrine, ihrer Aufstellung und ihren Zweck abhandeln. So viel Zeit habe ich grade nicht.
Ich würdige dieses etwas grimmig aussehende Präparat, für dessen "Echtheit" (also Anteil an Papiermache, Drahtgeflecht, Gips, Farbe etc.) ich nicht die Hand ins Feuer legen werde, als Versuch des Naturkundemuseums im Universalmuseum Joannem, die Aufmerksamkeit der Besucher zu lenken. Und zwar wegzulenken von den Kunstsammlungen und hinzulocken zu den derzeit ausgestellten "griechischen Tellern".


Die Vitrine wurde erst kürzlich in das unter der Erde liegende Foyer gestellt, nahe einer der konischen Glasöffnungen, die der Belichtung des unterirdischen Gebäudeteils dienen. Sie steht zwar etwas abseits, aber vielleicht geht die Wirkung ja von der "Anmutungsqualität" (Gottfried Korff) des einzigen Originalobjektes aus, das bislang im Foyer ausgestellt wurde?
Vor der Vitrine sinnierte ein junger Mann, "erstklassiger Fisch für eine Boullabaise". Das war eine sicher nicht im Sinne der Erfinder liegende aber recht passable Assoziation, die mich mit einem ausgebildeten Koch und Teilzeitmitarbeiter des Hauses ins Gespräch brachte, nicht über Fische oder Fischgerichte, aber über die Arbeitsverhältnisse in der Gastronomie.
Da sieht man mal wieder, was man nicht alles lernen kann im Museum.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Der einzige Überlebende (Objet trouvé)



"Comanche, Pferd von Captain Myles Keogh. In der Schlacht bei Little Big Horn 1876, die mit einer der wenigen Niederlagen einer Amerikanischen Militäreinheit im Kampf gegen indianische Stämme endete, wurden etwa zweihundert Soldaten getötet. Die Indianer nahmen alle Pferde mit, nur dieses eine, vielfach verwundet, blieb am Schlachtfeld zurück. Es blieb im Militätrdienst, mit der Auflage, daß es nie mehr geritten werden dürfe und diente als Maskottchen. Nach seinem Tod 1891 wurde es für die Weltausstellung in Chicago 1893 präpariert. Comanche wird heute im University of Cansas Natural History Museum gezeigt.



Freitag, 12. Dezember 2014

Asche zu Asche (Objet trouvé)

Reste von John Baldessaris Werk. Kekse, gebacken aus der Asche aus der Verbrennung seiner bis dahin entstandenen Werke. "Cremation project". 1970.

Samstag, 24. Mai 2014

Mittwoch, 21. Mai 2014

Heldencreme (Objet trouvée)

Schuhcreme. Sammlung Werkbundarchiv Berlin. Gesehen in der Ausstellung "Böse Dinge" im Hofmobiliendepot Wien

Sonntag, 12. Januar 2014

Verlustanzeige (Objet trouvée)

Brief an das British Museum vom "Dracula"-Autor Bram Stoker mit dem Ersuchen, ihm sein verlorengegangenes Ticket zu ersetzen, das ihm den Zutritt zur Bibliothek des British Museum erlaubt. 1905. British Museum

Sonntag, 4. August 2013

Wie wir (Objet trouvée)


Unsere Herkunft. Unsere Eltern. Ein Paar. Mann und Frau. Einträchtig stehen sie nebeneinander im Museum, eine Animation läßt sie Seite an Seite durch die Besucher hindurchflanieren. Im Museum sind sie zu Hause. Naturwesen im Haus aus Marmor. Unsere Modelle von Zweisamkeit werden uns als überzeitlich vorgeführt, als Erinnerung, als Einübung, daß es immer schon so war. Ein bisschen nackt die beiden und sehr behaart, aber nicht unfreundlich. Neugierig, wie wir. Aber festgesetzt, gefangen in der Erzählung, die bilderreich über ihren Köpfen abgelesen werden soll. Ein geordneter Raum, die goldfarbige römische Ziffer "XV" über der giebelgeschmückten Tür, die das Urpaar nicht passieren wird. Von hier stammen wir ab. Von hier sind wir entkommen und haben uns entwickelt. Wie weiter? Zukunftsreich. Anders werden.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Zlatorog oder wie ich beim Recherchieren auf Abwege gerate...

Als ich gemeinsam mit Freunden vor Jahren im Auftrag des Österreichischen Alpenvereins an der Ausstellung "Berge - Eine unverständliche Leidenschaft" arbeitete, beschäftigte uns ein merkwürdiges, ja sogar befremdendes Gemälde aus der Sammlung des AV. Es zeigte einen weißen, weinenden (sic!) Gemsbock vor einer Berglandschaft, aus dessen Wunde Blut fließt, das wiederum eine rote Pflanze emporwachsen läßt.

Martin Scharfe, der an der Ausstellung mitgearbeitet hat, widmet dem Zlatorogbild in seinem Buch "Bilder aus den Aplpen" eine knappe Analyse: 1877 hatte der Schriftsteller Rudolf Baumbach ein umfangreiches Gedicht "Zlatorog. Eine Alpensage" veröffentlicht. Darin ist von jenem "heiligen Tier" die Rede, das wir auf em von Karl Huck gemalten Bild von 1923 vor uns haben, das Tier, das bei Strafe des eigenen Todes nicht erlegt werden darf. Wer gegen das Tabu verstößt, stürzt in die Tiefe oder wird vom (was auf dem Gemälde "ungesagt" bleibt) Tier selbst getötet.

Gestern ist er mir wieder begegnet. Der Zlatorog. Beim Recherchieren zum Salzburger Haus der Natur. Und zwar in einer Publikation von 1930 "Das neue Museum für darstellende und angewandte Naturkunde in Salzburg", an der die vielen Fotografien bemerkenswert sind, die ein frühes Stadium der Entwicklung des heutigen Hauses der Natur dokumentieren.
Da war er wieder, der heilige weiße Gemsbock. Ausgestopft und umfangreich mit Texten kommentiert. Also als "historisches" und nicht legendhaftes Tier. Und: Vom Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand im Blühnbachtal (das man in Salzburg findet) am 27. August 1913 getötet. Ja, genau der Franz Ferdinand, der nicht einmal ein Jahr nach seinem Jagdfrevel tot war. Zunächst dachte ich, daß das Haus der Natur da Mythos und Geschichte vermengt hat, wie es das seit seiner Gründung in verschiedenen Abteilungen zur Jagd oder direkt zu Sage und Märchen ja getan hat. Aber der hstorische Schuß des Thronfolgers fiel wirklich

Den ultimativen und emprisch abgestützten Beweis für die Wirkmacht der legendhaften Überlieferung bietet uns das Schicksal eines Waid- und Staatsmannes, der die Jagdmordlust von Franz Ferdinand womöglich weit übertroffen hat: Nicolae Ceauşescu. Ich zitiere ausführlich aus der Zusammenfassunbg einer historischen Forschung zu Ceauşescu dem Jäger (Siebenbürgische Zeitung vom 7. Februar 2010):

"Es ist kaum anzunehmen, dass in der Geschichte der Menschheit je ein anderes Individuum innerhalb von 24 Jahren rund 3 900 Bären getötet hat, wie die rumänische Jagdzeitschrift „Diana“ (Nr. 1/1990) meldete. Der dringendste Wunsch Ceauşescus war indes, alle „Weltrekorde“ bei den Hochwildarten der Karpaten Rumäniens zu brechen. Dieses Vorhaben ist ihm beinahe gelungen. (...) Es sei erwähnt, dass Ceauşescu aus dem Drang heraus, den vom Kronstädter Weidmann Hessheimer 1934 erlegten weltstärksten Gamsbock zu überbieten, sogar die Autohochstraße „Transfăgărăşan“ bauen ließ, um in das hochgelegene Gämsenrevier „Cumpăna“ zu gelangen. Da der Weltrekord auf sich warten ließ, ersann er eine unweidmännische Jagdmethode: Dank dieser erlegte der Diktator im Januar 1989 in Gegenwart seiner Frau Elena aus der Gondel der Drahtseilbahn im Revier Buşteni (Butschetsch-Gebirge) 66 Stück Gamswild, darunter zwei Albinos. Die alten, erfahrenen Gebirgsjäger, die einst Könige und Kaiser auf Bär- und Gamswild in den Karpaten führten, prophezeiten das Ende des Jägers innerhalb eines Jahres. Und sie hatten Recht! Nach elf Monaten, am 25. Dezember 1989, wurde das Ehepaar Ceauşescu von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und danach erschossen.

In den uralten Märchen und Sagen Südost-Europas und des östlichen Alpenraumes rankt sich so manche Legende um den weißen Gamsbock. Der Aberglaube der Jäger und Hirten will es wissen: Wer es wagt, den weißen Bock zu erlegen, ist in Jahresfrist ein toter Mann. Dieser Aberglaube fand neue Nahrung, als Kronprinz Rudolf von Österreich, der eine weiße Gams schoss, innerhalb eines Jahres in Mayerling 1889 (genau 100 Jahre vor Ceauşescus Tod!) tragisch aus dem Leben schied.
Der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand erlegte am 27. August 1913 eine weiße Gämse und wurde innerhalb der in der Sage bekannten Frist am 28. Juni 1914 in Sarajevo ermordet. Der Anlass für den Ersten Weltkrieg war gegeben! Inzwischen wissen es die Karpatenjäger nun mit höchster Gewissheit: Die Sage stimmt, denn sie wurde durch den gewaltsamen Tod Ceauşescus bestätigt. Die rumänische Jägerschaft hätte dem „größten Jäger aller Zeiten“ (wie Ceauşescu sich gern selbst titulierte) dieses Weidmannsheil schon zu Beginn seiner „Polit-Ära“ gewünscht, wie einer rumänischen Jagdzeitschrift 1990 zu entnehmen ist. Der „Zlatorog“, wie der weiße Gamsbock im Aberglauben der Jäger Südosteuropas heißt, ist mit dem Palladion (Verleiher von Schutz in der griechischen Sage) des weißen Königsmantels gefeit, ist also ein Schützling der Berggeister und Bergfeen. Auch der Teufel zeigt sich bisweilen in der Gestalt des weißen Bockes mit goldenen Hörnern, ist also ein „Satanstier“."

Die Auflösung der Fotos im Salzburger Museumskatalog erlaubt nicht, den umfangreichen Text, der die Albino-Gemse (die sich ja vielleicht im Depot des Museums erhalten hat?) zu entziffern. Man kann nur so viel erkennen, daß dort auch der herrscherliche Jagdeifer mit dem Ausbruch des Weltkeiegs in Zusammenhang gebarcht wurde.
Jetzt verstehe ich, warum die Unterschrift zum bild lautet: "Der 'Zlatorog' der Weltgeschichte"...


Die Revision, die Enthmythologisierung vollzieht sich nicht im frontal artikulierten Widerspruch, nicht in der Anstrengung der rationalen Aufklärung. Sie vollzieht sich unauffällig als Unterminierung, als ironische Auflösung.
Zlatorog ist heute - ein slowenisches Bier...