Scott Burton: Rock settees. Terrasse des Esst Building der National Gallery Washington. Foto, GF, 2019 |
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Freitag, 11. Oktober 2019
Steinern Sitzen II
Sonntag, 6. Oktober 2019
Sonntag, 8. September 2019
Mittwoch, 5. Juni 2019
Montag, 11. März 2019
Nur einen Mausklick vom Museum der Zukunft entfernt
Es ist ja nicht das erste Mal, daß uns versprochen wird, wir könnten uns den Museumsbesuch eigentlich auch sparen. Denn im digitalen Universum stünden uns ja Sammlungen und Museum ohnehin schon in unübersehbarer Zahl und Form zur Verfügung.
Jetzt lese ich etwas, das mir neu vorkommt, was eine weitere, interessante Entwicklung zu sein scheint. Eine Art von "Streamingdienst" als "Digitale Kunsthalle". Unter dem Titel wird ein virtueller Rundgang angeboten, bei dem Gemälde oder Skulpturen angeschaut und Informationen dazu abgerufen werden können. "Es sind weit verstreut ausgestellte Werke in Zukunft nur noch wenige Klicks voneinander entfernt", hieß es vom ZDF. "Kunst aus Museen und privaten Sammlungen wird so für alle zugänglich." Für das Angebot wird mit 35 kulturellen Institutionen in Deutschland zusammengearbeitet, darunter das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das Städel Museum Frankfurt und die Berliner Staatsoper Unter den Linden. In der APA-Meldung heißt es weiter: Zum Auftakt des neuen Kulturangebots am Mittwoch wurden unter anderem Werke der Maler Lucas Cranach der Ältere und Lucas Cranach der Jüngere gezeigt, die nach Angaben des ZDF derzeit in den Depots der Klassik Stiftung Weimar lagern. Auch Interviews mit Schauspielern und Hintergründiges zu berühmten Kunstwerken sind über die neue Rubrikenseite ZDFkultur in der Mediathek abrufbar. So gibt es etwa eine Interviewreihe, in der unter anderem Katja Riemann, Marie Bäumer oder Nora Tschirner über ihre Erfahrungen am Filmset sprechen. Vielleicht ist den Verfassern des Textes da etwas durcheiandergekommen - Literaturarchiv, Katja Riemann, Oper, alles eins?
Daß es sich weniger um eine menschenfreundliche kulturelle Offensive einer staatlichen Rundfunkanstalt handelt, sondern um eine Diversifizierung des Angebots, das die Rentabilität des Unternehmens und seine Konkurrenzfähigkeit auf dem Kulturmarkt stärken soll, muß man sich selber dazudenken. Stattdessen wird uns ein Topos der 80er-Jahre neu schmackhaft gemacht, die "Kunst für alle". Deren Zugänglichkeit nun nicht mehr nur von den Museen und Ausstellungshäusern reguliert wird, sondern von neuartigen Anbietern.
Täusche ich mich? In letzter Zeit häufen sich, mehr oder minder euphorische Berichte über Projekte der Digitalisierung des Musealen (von Objekten, Sammlungen, ganzen Museen, Museumsarchiven, Bildarchiven im Museumsbesitz...). Was mir auffällt ist, daß es keinerlei Relativierung oder Kritik gibt, keinen Hinweis auf die Grenzen der Digitalisierbarkeit des Musealen, keine Verteidiger der - so hieß es noch vor fünfzehn oder zwanzig Jahren -, der "Konträrfaszination" des absolut unverzichtbaren Originals. Die überdies das Museum gegen die digitale Konkurrenz immunisiere und die Leute in die Museen treibe.
Als die technische Möglichkeit der digitalen Speicherung entwickelt wurden, waren die Diskussionen noch Kontrovers. Ich erinnere mich an eine Tagung, wo Apologeten von Sammlung- und Vernetzungsideen im virtuellen Raum auf kritische Kuratoren, Didaktiker, Kulturtheoretiker trafen. Und jetzt? Weder IT Experten noch Kulturpolitiker noch Kuratoren noch Kunstkritiker nehmen Anstoß an der Digitalisierung. Selbst dann nicht, wenn z.B. für den Fall der Restituierung ganzer kolonialer Sammlungen vorgeschlagen wird, die so ihrer Schätze erleichterten Museen könnten ja digitale Kopien zeigen.
Ein anderes Argument wäre: das staatlich-öffentliche Museum sperrt sich seiner institutionellen Logik nach gegen Ökonomisierung, es "rechnet sich nicht". Digitalisierung ist aber sehr wohl ein Geschäftsfeld. Und eins, das offenbar schon drauf und dran ist, den Museen aus der Hand genommen zu werden. Aber man könnte ja auch - ganz altmodisch? - fragen, was ist denn nun mit den schönen Begriffen Original, Aura, Zeugenschaft, Echtheit geworden?
Jetzt lese ich etwas, das mir neu vorkommt, was eine weitere, interessante Entwicklung zu sein scheint. Eine Art von "Streamingdienst" als "Digitale Kunsthalle". Unter dem Titel wird ein virtueller Rundgang angeboten, bei dem Gemälde oder Skulpturen angeschaut und Informationen dazu abgerufen werden können. "Es sind weit verstreut ausgestellte Werke in Zukunft nur noch wenige Klicks voneinander entfernt", hieß es vom ZDF. "Kunst aus Museen und privaten Sammlungen wird so für alle zugänglich." Für das Angebot wird mit 35 kulturellen Institutionen in Deutschland zusammengearbeitet, darunter das Deutsche Literaturarchiv Marbach, das Städel Museum Frankfurt und die Berliner Staatsoper Unter den Linden. In der APA-Meldung heißt es weiter: Zum Auftakt des neuen Kulturangebots am Mittwoch wurden unter anderem Werke der Maler Lucas Cranach der Ältere und Lucas Cranach der Jüngere gezeigt, die nach Angaben des ZDF derzeit in den Depots der Klassik Stiftung Weimar lagern. Auch Interviews mit Schauspielern und Hintergründiges zu berühmten Kunstwerken sind über die neue Rubrikenseite ZDFkultur in der Mediathek abrufbar. So gibt es etwa eine Interviewreihe, in der unter anderem Katja Riemann, Marie Bäumer oder Nora Tschirner über ihre Erfahrungen am Filmset sprechen. Vielleicht ist den Verfassern des Textes da etwas durcheiandergekommen - Literaturarchiv, Katja Riemann, Oper, alles eins?
Daß es sich weniger um eine menschenfreundliche kulturelle Offensive einer staatlichen Rundfunkanstalt handelt, sondern um eine Diversifizierung des Angebots, das die Rentabilität des Unternehmens und seine Konkurrenzfähigkeit auf dem Kulturmarkt stärken soll, muß man sich selber dazudenken. Stattdessen wird uns ein Topos der 80er-Jahre neu schmackhaft gemacht, die "Kunst für alle". Deren Zugänglichkeit nun nicht mehr nur von den Museen und Ausstellungshäusern reguliert wird, sondern von neuartigen Anbietern.
Täusche ich mich? In letzter Zeit häufen sich, mehr oder minder euphorische Berichte über Projekte der Digitalisierung des Musealen (von Objekten, Sammlungen, ganzen Museen, Museumsarchiven, Bildarchiven im Museumsbesitz...). Was mir auffällt ist, daß es keinerlei Relativierung oder Kritik gibt, keinen Hinweis auf die Grenzen der Digitalisierbarkeit des Musealen, keine Verteidiger der - so hieß es noch vor fünfzehn oder zwanzig Jahren -, der "Konträrfaszination" des absolut unverzichtbaren Originals. Die überdies das Museum gegen die digitale Konkurrenz immunisiere und die Leute in die Museen treibe.
Als die technische Möglichkeit der digitalen Speicherung entwickelt wurden, waren die Diskussionen noch Kontrovers. Ich erinnere mich an eine Tagung, wo Apologeten von Sammlung- und Vernetzungsideen im virtuellen Raum auf kritische Kuratoren, Didaktiker, Kulturtheoretiker trafen. Und jetzt? Weder IT Experten noch Kulturpolitiker noch Kuratoren noch Kunstkritiker nehmen Anstoß an der Digitalisierung. Selbst dann nicht, wenn z.B. für den Fall der Restituierung ganzer kolonialer Sammlungen vorgeschlagen wird, die so ihrer Schätze erleichterten Museen könnten ja digitale Kopien zeigen.
Digitale Techniken, das zeigen die Versuche, sie in Schulen durchzusetzen, etwa sie flächendeckend mit Computern auszustatten, gejören zu den "matktkonformen" und neoliberaen Strategien. Dessen Ziel ist es aber immer, "Daten in Geld zu verwandeln" (Björn Schulz) und nicht ein pädagogisches Sendungsbewußtsein. Das gilt natürlich auch für Museen. Wird die Digitalisierung etwa dort im Dienst kritischer Diskurse eingesetzt?
Unlängst lese ich einen Artikel über die mühsame Erforschung, man muß sagen Fahndung, nach Kunst von Frauen, die in psychiatrischen Kliniken, Irrenanstalten usw. kreativ waren, und deren Werke mühsam wiederentdeckt und veröffentlicht werden - durch Ausstellungen in Museen. Die Expertin und Kuratorin dazu: diese Werke müssen ins Museum, im Internet verschwinden sie aus der Öffentlichkeit. Da hätten wir schon mal ein Argument, wo man doch eine Diskussion beginnen könnte, kein schlechtes, eins mit dem behauptet wird Veröffentlichung zieht Verschwinden nach sich.Ein anderes Argument wäre: das staatlich-öffentliche Museum sperrt sich seiner institutionellen Logik nach gegen Ökonomisierung, es "rechnet sich nicht". Digitalisierung ist aber sehr wohl ein Geschäftsfeld. Und eins, das offenbar schon drauf und dran ist, den Museen aus der Hand genommen zu werden. Aber man könnte ja auch - ganz altmodisch? - fragen, was ist denn nun mit den schönen Begriffen Original, Aura, Zeugenschaft, Echtheit geworden?
Samstag, 2. März 2019
Woher die Dinge kommen
"Die ganze Idee des Museums ist eine kolonialistische, imperialistische Fantasie, die aus dem Irrtum geboren wurde, dass die ganze Welt irgendwie ordentlich katalogisiert und in ein einzelnes Gebäude gesteckt werden kann, in dem sich das alles dann leicht verdauen lässt. Es gibt keine Objekte, die aus dem Nichts kommen, jedes Stück in einem Museum wurde aus seinem ursprünglichen Kontext entfernt. Es mag als unangenehm und grob gelten, sich genauer anzusehen, was damit verbunden war."
Alice Procter
Alice Procter
Dienstag, 19. Februar 2019
Verewigtes Zeugnis (Texte im Museum 910)
Montag, 18. Februar 2019
Der Korridor des Staunens im Wiener Weltmuseum
Als jüngsten Ausstellungsteil hat das Weltmuseum eben einen "Korridor des Staunens" eröffnet. Etwa achthundert Objekte sind in drei Räumen unter drei thematischen Stichworten ausgestellt. Menschenbilder, Musikinstrumente, Die Welt im Kleinen, womit Modelle vorwiegend von Behausungen und Booten gemeint sind.
Es gibt knapp gehaltene Raumtexte, keine Objektbeschriftung. Kurzum, es handelt sich um ein Schaudepot.
Das soll einladen zum Staunen, zum Verweilen, zum Sich-Verlieren in der Vielfalt der Sammlung.
Ich fand diesen Korridor des Staunens eher enttäuschend. Das liegt an den sehr kühlen Räumen, an der Nüchternheit der weißen Wände, der Sterilität der Vitrinen. Die "pragmatische Lagerung" stehe hier im Vordergrund, liest man in einem der Raumtexte. Ist "Lagerung" ein Thema, das (in dieser Form) ein Publikum interessieren muß?
Es wird etwas verschärft, was in Teilen der Daueraussetllung schon ein Problem ist: ethnologische Objekte entziehen sich, versammelt und gezeigt in Europa unter den Bedingungen europäischer Museumskultur, weitgehend unserem Verständnis. Selbst dort wo es Erläuterungen durch Texte, Interviews, Medien gibt. Ganz mit ihnen allein gelassen, geben die Objekte wenig, oft nahezu nichts her und auch die Konfrontation von Unterschiedlichem hilft uns nicht - es bleibt rätselhaft wie eine Gleichung mit zwei Unbekannten.
Vielleicht hätte ein feinmaschigeres Netz inhaltlich motivierter Gruppiereungen mehr ergeben, so wie man es etwa in der (aus dem 19.jahrhundert stammenden) Sammlungsordnung des Oxforder Pitt Rivers Museum vorfindet: Objekte, die im Fliegen Geräusche erzeugen...
Da kann vielleicht noch etwas kommen, es gibt leere Vitrinen, in denen mal etwas über Forschungen zu sehen sein wird, Freiraum auch für Experimentelles und Mikroausstellungen bleibt oder für Neuerwerbungen.
Mittwoch, 26. Dezember 2018
Fake News anno 1845
Montag, 17. Dezember 2018
Ein rechter Fuß (Objet trouvé)
Originalbeschriftung:
Rechter Fuß einer Statue. Römisch, 1. - 2. Jh.n.Chr.
Rechter Fuß einer Statue. Römisch, 1. - 2. Jh.n.Chr.
Aus Carnuntum (Petronell-Carn7ntum, Niederösterreich)
Bronze. Hohlguss mit Bleiverguss
Inv.Nr. VI 2200
Der Fuß einer Togastatue ist mit dem Schuh der Senatoren (calceus senatoris) bekleidet.
Foto GF
Foto GF
Sonntag, 7. Oktober 2018
Dienstag, 11. September 2018
Donnerstag, 30. August 2018
Montag, 25. Juni 2018
Mittwoch, 9. Mai 2018
Eine Einladung zur zweiten Nenzinger Klausur. Dinge - Funde und Erfindungen. Juli 2018
EINLADUNG
Dinge.
Funde und Erfindungen
Zweite Nenzinger Klausur
Im Juli 2018 wird zum zweiten Mal die Nenzinger Klausur stattfinden. Unter dem Titel „Dinge. Funde und Erfindungen“ werden Objekte des Dachboden-Depots der Artenne Ausgangspunkt einer Erzählung mit offenem Ausgang sein.
Die TeilnehmerInnen sind eingeladen, diese Objekte auf künstlerische, wissenschaftliche oder spielerische Weise zu befragen. Welche Geschichten spiegeln sich in den Objekten wieder?
Arbeitsweise In performativer Arbeitsweise werden wir versuchen, die auf dem Dachboden entdeckten Dinge zum Sprechen zu bringen. Dabei können neue Assoziationsketten gebildet werden und eine andere Wahrnehmung der Dinge möglich werden. Biografische Informationen können auf fiktive Assoziationen treffen, wissenschaftliche Aussagen auf die detaillierte Betrachtung figurativer Details. Dinge können zu seltsamen Unbekannten werden. Inspiriert von Daniel Spoerris Idee des „Musée Sentimental“ und anderen, verwandten Projekten hören wir auf die Geschichten hinter den Gegenständen und assoziieren frei dazu.
Wir arbeiten übrigens draußen und drinnen, in den mehrfach für seine Qualität preisgekrönten Ausstellungsräumen und im wunderbaren Wiesen- und Gartengelände ums Haus. Mit Texten, Übungen, Mini-Referaten, Diskussionen und allerlei das sich aus der Gruppe heraus spontan entwickeln
Auf Grund der schönen Erfahrungen in der Klausur 2017 hoffen wir wiederum auf freundliche Arbeits-Atmosphäre und ein entspanntes und trotzdem ergebnisreiches Arbeitstreffen.
Termin Die Klausur beginnt am Montag 16.07. 2018 um 16 Uhr und endet am Freitag 20.07. 2018 Mittag.
Kosten Der Unkostenbeitrag beträgt 250 Euro p.P. Darin enthalten sind die Übernachtungen, ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, Verpflegung über den Tag, gemeinsame Abendessen im Gasthaus, die Moderation der Klausur und ein umfangreicher Reader als Bastelbu.
Wenn das Wetter mitspielt, ist ein Nachmittags-Ausflug in den Nenzinger Himmel geplant.
Moderation Die Klausur wird moderiert von den beiden Hamburger Künstlerinnen Nicole Noack und Dorothea Koch mit der Unterstützung des Leiters der Artenne, Helmut Schlatter und des Grazer Museologen Gottfried Fliedl.
Anmeldungen oder Nachfragen richten Sie bitte an: Helmut Schlatter. Artenne Nenzing. Plattform für Kunst und Kultur. Kirchgasse 6, Im Walgau. A-6710 Nenzing.
Mobil: 0043 (0)664 73574514 Mail: ARTENNE Homepage Artenne: http://www.artenne.at/news.htmlhttp://www.artenne.at/news.html
Im Juli 2018 wird zum zweiten Mal die Nenzinger Klausur stattfinden. Unter dem Titel „Dinge. Funde und Erfindungen“ werden Objekte des Dachboden-Depots der Artenne Ausgangspunkt einer Erzählung mit offenem Ausgang sein.
Die TeilnehmerInnen sind eingeladen, diese Objekte auf künstlerische, wissenschaftliche oder spielerische Weise zu befragen. Welche Geschichten spiegeln sich in den Objekten wieder?
Arbeitsweise In performativer Arbeitsweise werden wir versuchen, die auf dem Dachboden entdeckten Dinge zum Sprechen zu bringen. Dabei können neue Assoziationsketten gebildet werden und eine andere Wahrnehmung der Dinge möglich werden. Biografische Informationen können auf fiktive Assoziationen treffen, wissenschaftliche Aussagen auf die detaillierte Betrachtung figurativer Details. Dinge können zu seltsamen Unbekannten werden. Inspiriert von Daniel Spoerris Idee des „Musée Sentimental“ und anderen, verwandten Projekten hören wir auf die Geschichten hinter den Gegenständen und assoziieren frei dazu.
Wir arbeiten übrigens draußen und drinnen, in den mehrfach für seine Qualität preisgekrönten Ausstellungsräumen und im wunderbaren Wiesen- und Gartengelände ums Haus. Mit Texten, Übungen, Mini-Referaten, Diskussionen und allerlei das sich aus der Gruppe heraus spontan entwickeln
Auf Grund der schönen Erfahrungen in der Klausur 2017 hoffen wir wiederum auf freundliche Arbeits-Atmosphäre und ein entspanntes und trotzdem ergebnisreiches Arbeitstreffen.
Termin Die Klausur beginnt am Montag 16.07. 2018 um 16 Uhr und endet am Freitag 20.07. 2018 Mittag.
Kosten Der Unkostenbeitrag beträgt 250 Euro p.P. Darin enthalten sind die Übernachtungen, ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, Verpflegung über den Tag, gemeinsame Abendessen im Gasthaus, die Moderation der Klausur und ein umfangreicher Reader als Bastelbu.
Wenn das Wetter mitspielt, ist ein Nachmittags-Ausflug in den Nenzinger Himmel geplant.
Moderation Die Klausur wird moderiert von den beiden Hamburger Künstlerinnen Nicole Noack und Dorothea Koch mit der Unterstützung des Leiters der Artenne, Helmut Schlatter und des Grazer Museologen Gottfried Fliedl.
Anmeldungen oder Nachfragen richten Sie bitte an: Helmut Schlatter. Artenne Nenzing. Plattform für Kunst und Kultur. Kirchgasse 6, Im Walgau. A-6710 Nenzing.
Mobil: 0043 (0)664 73574514 Mail: ARTENNE Homepage Artenne: http://www.artenne.at/news.htmlhttp://www.artenne.at/news.html
Sonntag, 14. Januar 2018
Überbleibsel
Samstag, 30. September 2017
Objekt Nummer eins
Vom Haus der Geschichte Österreich hört man nicht sehr viel. Die Webseite schlummert so vor sich hin und hat sich, wenn ich nichts übersehen habe, seit vielen Monaten nur minimal verändert. Die Facebookseite ist karg und, ganz konträr zur Aufgabe so einer Seite, hoffnungslos veraltet. Von einer kleine Öffentlichkeitsoffensive ist mir die Mitteilung in Erinnerung geblieben, daß man in der künftigen Ausstellung 100 Jahre Geschichte auf 60 Metern sehen werde. Oder verwechsle ich da etwas, zum Beispiel mit dem Geschichtsmuseum des Joanneum, pardon, Universalmusem Graz, das mir dir Geschichte der Steiermark in 100 Objekten zu zeigen verspricht. Aber auf wie vielen Metern?
Eben habe ich wieder etwas gelesen über das Wiener Geschichtshaus, nämlich, daß man das erste Objekt erworben hat. Aus den Berichten geht ncht ganz klar hervor, ob der eher unscheinbare metallbeschlagene Koffer bloß inventarisch die Nr.1 ist, gewissermaßen sybolisch, zumal es sich ja um eine Wahlurne handelt, oder tatsächlich um die erste Erwerbung überhaupt.
Das würde mich wundern, denn was wäre denn dann in der Zeit bisher geschehen? Eine Hypothek des Projekts ist ja, daß es keine Sammlung gibt, daß erst eine aufgebaut wird. Und da hätte man bis jetzt gewartet? Wohl kaum!?
Großhofen schenkt also dem künftigen Haus der Geschichte Österreich einen zur Wahlurne zurechtgebastelteten Koffer. Das ist eine Presseaussendung wert und eine Fotostrecke, auf der wir den Koffer von allen Seiten und die zeremonielle Übergabe zwischen Bürgermeister und Museumsdirektorin in mehreren Fotos bewundern dürfen. Das Objekt selbst ist unanschaulich und ich bin ziemlich sicher daß mir der Pelzkragen der Frau Direktor länger in Erinnerung bleiben wird, als der Koffer.
"Da Demokratieentwicklung, ihre Brüche und Transformationen ein wichtiges inhaltliches Thema des HGÖ sein werden, wollten wir die Nummer eins mit diesem Thema besetzen", sagt Monika Sommer. Was es zu dem in einer Ausstellung nicht sonderlich sexy auftretenden Ding als Veranschaulichungs-Medium von Demokratie so auf sich hat, erfahren wir erst in dreizehn Monaten, da wird sich dann zeigen, wo sich das Haus auf dem polaren Spannungsseil zwischen "Wahl als Essenz von Demokratie" einerseits und "Whale als Idiotenfalle" (Jean Paul Sartre) andrerseits positionieren wird.
Eben habe ich wieder etwas gelesen über das Wiener Geschichtshaus, nämlich, daß man das erste Objekt erworben hat. Aus den Berichten geht ncht ganz klar hervor, ob der eher unscheinbare metallbeschlagene Koffer bloß inventarisch die Nr.1 ist, gewissermaßen sybolisch, zumal es sich ja um eine Wahlurne handelt, oder tatsächlich um die erste Erwerbung überhaupt.
Das würde mich wundern, denn was wäre denn dann in der Zeit bisher geschehen? Eine Hypothek des Projekts ist ja, daß es keine Sammlung gibt, daß erst eine aufgebaut wird. Und da hätte man bis jetzt gewartet? Wohl kaum!?
Großhofen schenkt also dem künftigen Haus der Geschichte Österreich einen zur Wahlurne zurechtgebastelteten Koffer. Das ist eine Presseaussendung wert und eine Fotostrecke, auf der wir den Koffer von allen Seiten und die zeremonielle Übergabe zwischen Bürgermeister und Museumsdirektorin in mehreren Fotos bewundern dürfen. Das Objekt selbst ist unanschaulich und ich bin ziemlich sicher daß mir der Pelzkragen der Frau Direktor länger in Erinnerung bleiben wird, als der Koffer.
"Da Demokratieentwicklung, ihre Brüche und Transformationen ein wichtiges inhaltliches Thema des HGÖ sein werden, wollten wir die Nummer eins mit diesem Thema besetzen", sagt Monika Sommer. Was es zu dem in einer Ausstellung nicht sonderlich sexy auftretenden Ding als Veranschaulichungs-Medium von Demokratie so auf sich hat, erfahren wir erst in dreizehn Monaten, da wird sich dann zeigen, wo sich das Haus auf dem polaren Spannungsseil zwischen "Wahl als Essenz von Demokratie" einerseits und "Whale als Idiotenfalle" (Jean Paul Sartre) andrerseits positionieren wird.
Mittwoch, 17. Mai 2017
Orhan Pamuks Museum der Unschuld in Istanbul
Gottfried Fliedl Das Museum der Unschuld
1
Die Bekanntheit des Istanbuler Museum der Unschuld verdankt sich sicher
der Prominenz seines Schöpfers, des Schriftstellers und
Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk. Aber sein Museum ist weit mehr als ein
weiteres Autorenmuseum, das seine Besonderheit der Kreativität und Phantasie
einer einzelnen Person verdankt. Das Museum
der Unschuld hat als Experiment begonnen, die herkömmlichen Strukturen der
Institution durcheinander wirft. Es ist ein work in progress, Pamuk arbeitet an
ihm ständig weiter, läßt dokumentarische Filme drehen, betreibt eine
Facebook-Seite, hat ein kommentierendes Buch geschrieben, gibt zahllose
Interviews und veröffentlicht und bastelt ständig an einer theoretischen Kommentierung
weiter.
Grundlage des Projektes ist der dem
Museum gleichnamige Roman, eine Liebesgeschichte.
Der aus gutbürgerlichem Haus stammende Kemal lernt bei der Suche nach einem
Geschenk für seine anstehende Verlobung mit Sibil eine Studentin kennen, die
als Verkäuferin arbeitet. Die entstehende leidenschaftliche Beziehung kann
Kemal nicht davon abhalten, die Verlobung mit Sibil zu feiern. Füsün
verschwindet und Kemals leidenschaftliche Sehnsucht treibt ihn durch Istanbul
auf der Suche nach ihr, die etwa ein Jahr dauert. Er trifft sie, die inzwischen
verheiratet ist, von nun an in ihrer Wohnung, um der Wahrung gesellschaftlicher
Konvention willen aber immer nur in Begleitung. Fast acht Jahre lang und bis zu
viermal in der Woche teilt er mit ihr und Verwandten den Alltag.
Ausschnitt aus dem Stadtplan von Istanbul mit all jenen Orten, an denen Kemal auf seiner Suche nach Füsün sie zu sehen glaubte |
Gleich nahe dem Eingang des Museums: Das Tableau mit den aberhunderten Zigarettenstummeln Füsüns |
In dieser Zeit beginnt Kemal die
Unerreichbarkeit seiner Geliebten fetischistisch zu kompensieren. Er sammelt und
stiehlt gelegentlich sogar alles, was mit ihr in Berührung gekommen ist, und
wenn es die – schließlich über viertausend - Stummeln der von ihr gerauchten
Zigaretten sind. Als Besucher des Museums werden wir sie im Eingangsbereich als
Tableau finden - fein säuberlich mit Hand beschriftet.
Die Ehe von Füsun löst sich langsam
auf und die formelle Scheidung ermöglicht Kemal und Füsun an eine
Wiederaufnahme ihrer Beziehung und an Heirat zu denken. Gleich am Beginn ihrer
Hochzeitsreise kommt es zu einem Autounfall, bei dem Füsun stirbt und Kemal
schwer verletzt wird.
Um zu genesen und um zu verarbeiten
reist er und lernt Museen kennen, kleine Museen, das heißt für ihn, Museen
kleiner Leute, die nicht in die große Geschichte und Politik involviert sind
und insofern „unschuldig“. Er entdeckt, daß seine Sammlung das Potential hat,
ein solches „unschuldiges Museum“ zu werden. „Ich begriff nun, dass das wahre
Haus eines echten Sammlers sein eigenes Museum sein musste.“
Und, inzwischen
zwanzig Jahre nach seiner Genesung, beauftragt er einen ihm bekannten
Schriftsteller, Orhan Pamuk, der seinerzeit schon Gast bei der Hochzeit Kemals
mit Sibil gewesen war, die Geschichte der Liebesbeziehung zu Füsun
aufzuzeichnen.
"...das wahre Haus eines echten Sammlers..." |
In den letzten Abschnitten des Romans
wird also einerseits rückblickend erläutert, wie es zu dem Buch gekommen ist
und vorausblickend, daß es als Erzählung Grundlage eines Museums werden wird,
ja sogar wörtlich ein „Katalog“, in dem sogar schon eine Eintrittskarte
abgedruckt ist.
Ursprünglich wollte Pamuk das
Erscheinen des Buchs mit der Eröffnung des Museums zeitlich zusammenfallen
lassen, es war von Anfang an ein
Projekt, das durch verschiedene Lebensumstände zeitlich auseinandergerissen
wurde.
2
Die Spiegelung im Buch - ein Roman entpuppt sich
als museale Erzählung, die in der Realisierung des Museums fortgeführt und
vertieft wird – wird durch das Museum noch komplizierter. Was als Roman Fiktion
ist, aber wie eine dokumentarische Aufzeichnung eines tatsächlich gelebten
Lebens zur Grundlage der Ausstellung wird, wird im Museum durch die
Objektesembles definitiv beglaubigt. Das Museum legt uns mit den ausgestellten konkreten
Dingen nahe, daß hier eine Wahrheitsgeschichte erzählt wird. Im obersten
Stockwerk wird diese „Authentifizierung“ auf die Spitze getrieben, wenn wir das
Bett sehen dürfen, auf dem Kemal lag und dem auf dem neben dem Bett stehenden
Stuhl sitzenden Orhan Pamuk seine Geschichte erzählte.
Pamuk bemerkt, daß sie,
wenn er müde war, die Plätze getauscht haben, ein Fingerzeig für die Ironie,
die im Umgang des Autors mit den Realitätsebenen liegt und in der
Vertauschbarkeit von Kemal und Pamuk, die offenbar viel gemeinsam haben. Man
läßt uns wissen, in der Umgebung würde das Museum „Füsüns Haus“ genannt. Also,
wo sind wir denn hier? Im Roman? Im Museum? Oder in einer dritten Geschichte
irgendwo dazwischen?
Das Bett Kemals, der Ort, wo er Pamuk seine Geschichte erzählte |
Vor allem in einer Art von Kunst- und
Wunderkammer, in einem sorgfältig – von Pamuk selbst - in Vitrinenschränken
inszenierten Ensembles von Objekten, die kleine Geschichten erzählen oder die
Phantasie des Betrachters anregen, selbst welche zu erfinden, die etwas von der
Stadt Istanbul, ihren Bewohnern, ihrem Alltag erzählen. Auch für jemanden der
nur das Museum besucht, ohne den Roman zu kennen, „funktioniert“ das Museum als
komplexe und verschachtelte Erzählapparatur. Bespielt werden die Schaukästen
mit Objekten, die Pamuk im Laufe seines Lebens auf Flohmärkten gefunden, in
Trödelläden gekauft hat.
Jedem Romankapitel ist eine Vitrine gewidmet |
Die Vitrine, in der Füsüns Ohrring gezeigt wird |
3
Museen, die sich wie das Museum der Unschuld im Grenzbereich von
Realität und Fiktion bewegen, gibt es auch anderswo. Das ganz anders konzipierte
Museum of Jurassic Technology in Los Angeles von David Wilson ist zugleich Hommage an
das Museum wie dessen Kritik. So etwas hat Pamuk nicht im Sinn. Ihm geht es um
das Ausloten der musealen Erinnerungsfähigkeit. Das Konzept ist doppelt paradox:
Es geht um eine einzigartige Erinnerung, um die Geschichte eines individuellen
Paares, die aber über das Museum öffentlich geteilt wird. Kemal möchte, daß
seine persönliche und lebendige Erinnerung im technischen Gedächtnis einer
Sammlung bewahrt wird – was allenfalls nur für ihn gelten kann, während Pamuk
vom öffentlichen Museum und von uns Besuchern verlangt, sich in diese
Geschichte einzufühlen, sie zu teilen.
Surrealistisch anmutende Tableaus, Reliquienschrein und Asservatenkammer von Beweisstücken in einem - die Vitrinen des Museums der Unschuld |
Kemals „Museologie“ offenbart in ihrer
obsessiven Eigentümlichkeit ein Strukturmerkmal des Sammelns, nicht des
Musealen. Denn er widmet sich ausschließlich dem biografische und sentimentale
Sammeln, „das jeden Gegenstand mit einer Erinnerung verbindet.“ Jeder Gegenstand soll das liebende
Eingedenken, das jemand mit einem anderen verbindet, ermöglichen. Das gilt hier
aber nur für Kemal und Füsün. Dieses ist als strikt individuell-einzigartiges
aber nicht sozialisierbar weil es nicht teilbar und übertragbar ist. Es ist
nicht „museumsfähig“. Aber Kemals strikt private Dinge
machen auch etwas mit uns insofern sie an unsere Liebe, unseren Schmerz, unsere
Trauer erinnern.
Kemals Vermächtnis |
Pamuk beschreibt die fundamentale
Lebensfeindlichkeit des Museums präzise und bei der Wahl für den Standort des
Museums entscheidet er sich sogar, ein lebendige Dasein zu beenden, um das
Museum einzurichten zu können. Er redet nämlich seiner Tante ein, daß sie ihm
ihr Haus verkaufen also auch nicht weniger als verlassen soll. Es ist das Haus,
in dem Kemal seine jahrelangen Besuche abstattete. Seine Tante wehrt sich:
„Kemal, ich bring es nicht übers Herz! All die Erinnerungen!“. Und Kemal
erwidert: „Aber wir machen doch das Haus gerade zu einem Ort, an dem wir unsere
Erinnerungen ausstellen, Tante Nesibe.“
Füsüns Spuren |
Pamuk
verleugnet die Widersprüche, damit „...dieser Traum, aus dem man sich nicht befreien kann“ nicht zu Ende geht. Doch
weil auch die Trauerarbeitet nie beendet, das über Objekte vermittelte
fetischistische Begehren nie stillgestellt werden wird, kann weder Kemal noch
Pamuk sich daraus befreien.
Pamuk hat das Museum der Unschuld ein „Medium der Feier des individuellen Lebens“ genannt aber im selben Atemzug auch einbekannt, daß es ein „Mausoleum und Monument der individuellen Liebe“ ist.
Pamuk hat das Museum der Unschuld ein „Medium der Feier des individuellen Lebens“ genannt aber im selben Atemzug auch einbekannt, daß es ein „Mausoleum und Monument der individuellen Liebe“ ist.
Ich möchte diese Überlegungen nicht als
Kritik gegen das Museum gewendet wissen. Pamuk öffnet mit dem Museum eine
poetische Wunderkammer, einen Reflexionsraum, in dem wir uns über unsere
Erinnerung und unser Begehren sowie die Weisen, wie wir damit umgehen und das
Vergangene festhalten, klar besinnen können.
An
prominenter Stelle finden wir im Museum der Unschuld einen Text von Samuel
Taylor Coleridge, der auch dem Roman als Motto vorangestellt ist: "Wenn
ein Mensch im Traum das Paradies durchwandert, und man gäbe ihm eine Blume als
Beweis, dass er dort war, und er fände beim Aufwachen diese Blume in seiner
Hand - was dann?"
Ich
wüßte keine bessere Empfehlung an die Besucher, als sich mit diesem Satz in
dieses zauberhafte Museum zu begeben.
Ein Foto Füsüns? Ist das Füsün? Und was sind das dann für Ohrringe? |
Mittwoch, 10. Mai 2017
Die Geschichte der Werkzeuge ist das aufgeschlagene Buch der menschlichen Psychologie
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