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Samstag, 7. November 2015

Bildungshunger

National Gallery London 2015. Foto GF

Museumshunger

National Gallery London. Foto GF, 2015

Museumsmüdigkeit

National Gallery. 2015. Foto GF

Museumsuser

National Gallery, 2015. Foto GF

Besitztum (Texte im Museum 529)

National Gallery London

Acht Mumien, acht Leben (Texte im Museum 528)

British Museum, 2014. Foto GF

Freitag, 25. September 2015

Internationales Direktorenkarussell

Erst kürzlich habe ich über die Besetzung mehrerer namhafter italienischer Museen mit nicht aus Italien kommenden Direktoren berichtet (hier), da kommt die meldung, daß der Leiter der Dresdner Kunstsammlungen, der Kunsthistoriker Hartwig Fischer, Direktor des British Museum werden wird. Der Direktor des British Museum geht bekanntlich nach Berlin, um dort das "Humboldt Forum" in die Gänge zu bringen. Schon der Vorgänger Fischers, Martin Roth, wechselte nach London un dleitet dort das Victoria and Albert-Museum. Beide "Flaggschiffe" des britischen Museumswesens in "deutscher Hand"?! Und was für ein - sich anbahndes? - neues Verständnis vom Management großer Museen (nach dem Vorbild großer Konzerne und Banken?). Und: wird jetzt ein Niederösterreicher Direktor des Kärtner Landesmuseums werden dürfen oder ein Kitzbühler Leiter des Wiener Neustädter Stadtmuseums?

Sonntag, 3. Mai 2015

Samstag, 2. Mai 2015

Disobedient objects, disobidient museums

Über zweihundertzehn Museen soll es in London geben. Habe ich irgendwo gelesen, das ist aber schon so seine Zeit her. Also werden es wohl mehr sein. Muß man sich ja nicht kümmern drum, die Leuchttürme ragen markant aus dem Getümmel: British Museum, National Gallery, Tate Britain und Tate Modern, Museum of National History, Victoria and Albert Museum. Ein touristisches Programm für Wochen, wenn man es genau nähme - aber dafür sind Museen ab einer gewissen Größe ohnehin nicht gedacht -, für Monate.
Im British Museum hat mein Körper, oder wars die Psyche?, schnell gestreikt. Zweiter oder dritter Tag und schon Ausfallserscheinungen beim London-Erkunden. Vermutlich das Stendahl-Syndrom! Zu viel von allem. Das wäre eine Definition für das British Museum. Hunderte Götterbildnisse. Was wollen die alle von mir?

Nicht anders erging es mir im Victoria and Albert-Museum, dessen Sammlung ja noch umfangreicher ist. Allein diese zwei Monument Courts, mit ihrer historistischen Orgie Wir wollen hier alles haben, und wenn es sein muß, dann nehmen wir auch Gipsabgüsse.
Eine Sonderausstellung, die nicht mehr als zwei, drei Säle umfasst, gerne. Das sieht überschaubar aus und ein Rundgang die Gehwerkzeuge nicht überfordernd.
Diese übersichtliche Ausstellung hatte den Titel Disobedient Objects. Worum ging es?


Der Einfachheit halber zitiere ich das V & A selber: From Suffragette teapots to protest robots, this exhibition was the first to examine the powerful role of objects in movements for social change. It demonstrated how political activism drives a wealth of design ingenuity and collective creativity that defy standard definitions of art and design.
Hm. Worum gehts da. Um den Protest, oder ums Design, das der Protest hervorbringt (und dahinter verschwindet)? Es gab interessante, berührende, überraschende, sehr vertraute usw. Dinge und vor allem ein Sammelsurium von Protestformen und -bewegungen. Mitnichten also so etwas wie eine politische Geschichte des Protests. Das gibt schon beim Flanieren in der Ausstellung ein schales Gefühl, erst recht beim Verlassen.
Disobedient. Mein Wörterbuch im Internet hat keine andere Übersetzung als ungehorsam, unfolgsam. Schön schief formuliert und gedacht, ein bissl witzig, regt meine Fantasie zum Blödeln an. (In Richtung dressierte Objekte, disziplinierte, als neue Objekteigenschaft neben Spur und Aura: störend, aufmümpfig...Sind Objekte ungehorsam? Wie die Jakobinermütze in der Ausstellung?
Eine analytische Kategorie ist es ja definitiv nicht. Würde man denn die Demos und Proteste, die da aufgefädelt präsentiert werden, mit dem Ausdruck unfolgsam bedenken?
Was für ein Thema, welche Aktualität. Aber als Revue der Unfolgsamkeit der Dinge ein bissl unterbelichtet, oder?
Der Ausstellungstext, wie es sich gehört auf kargem Material appliziert, liest sich so:


Also, dieselbe Ambivalenz. Eine Kunst- und Designausstellung. Einerseits. Andrerseits global struggle. Jetzt brauchts mein Großwörterbuch. Das weiß über disobedience aber auch nix andres zu sagen als: ungehorsam.
Fangen wir von vorne an. Beim Betreten des Museums, habe ich ganz schön gestutzt. Das monumentale (monumental Hilfsausdruck, würde Wolf Haas sagen) gotische Kathedralenportal mit Säulenheiligen und Goldene-Lettern-Inschrift war beidseitig mit einer Art von Tafelbild versehen. Die Sockelzone, fast doppelt so hoch wie ein Mensch, ist sowieso leer. Also kann da ruhig mal stehen Power to the people.


So etwas hinschreiben zu lassen, kostet ja nix. aber diese beiden Tafeln waren so etwas wie Mosaike, mixed media, Collagen. Und die Einzelteile mit ihren Botschaften waren nicht von schwachen Eltern, wie der Volksmund sagt. Prügelpolizei, Attacke auf Cameron, frontal, Muslime willkommen, Nazis nicht, Homesexuelle revoltieren, und: bewahrt uns bloß vor den Künstlern. Die mischen sich mit allen Gesellschaftsklassen und sind deshalb die Gefährlichsten.
 

Die Botschaft, daß Menschen ruhig sterben können, wenn ich (Wir. Wer?) nur weniger Steuern zahlen, ist zumindest überraschend als erste Botschaft eines Museums, als Teil jener Liminalität, die hier mal nicht ganz im Dienste der kulturellen Initiation steht. Und falsch ist es ja auch nicht, was da steht, im Gegenteil, das ist ein Satz der von Tag zu Tag dramatischer wahr wird und an Bedeutungsbreite stetig zunimmt.


Hate the state! Beziehungsweise: Wie lange wirst Du noch brauchen, bis es so weit ist?
Da stand ich im Eingang und war bass erstaunt. Wie das? Was ist d a s? Später begriff ich dann den Zusammenhang zur Ausstellung, und daß dieses Diptychon im Eingang auch so etwas wie die Werbung war. Aber eben nur auch. Die Botschaften waren schon schwer mit einem braven, vom Staat alimentierten, staatstragenden (?!) Museum zu vereinbaren. (Und das alles auch noch unter einem Deutschen Direktor. Doch d e n Gedanken habe ich schnell verworfen. Nein, Martin Roth, ist in dieser politisch-ideologischen Ecke noch nie aufgefallen).

Das Victoria and Albert Museum als disobedient Museum? Ungehorsam, nicht brav?
Im ganzen übrigen Rest, den ich vom Museum gesehen habe, war es sehr brav. Und hier nicht?
Was kann ein Museum tun, mit welchen Mitteln, aus welchen Motiven heraus, mit welcher Verantwortung dissident zu sein? Und woran könnte man merken, daß es das ist?


Das Überraschende an den beiden Tafeln am Eingang zum Museum ist, daß die dort angesprochenen Them tabu sind in Museen. Aber dieses Tabu zu brechenund eine gewisse Sympathie mit ideologisch rabiateren Positionen - stellvertretend - zuzulassen, läßt keine Rückschlüsse auf das Museum zu. Ästhetisierung und Musealisierung sind kein Lercherl. Wenn man die Distanz gut durchhält, kann man sich nahe an das Tabuisierte heranwagen. Sehr viel mehr aber auch nicht.


Mittwoch, 18. Februar 2015

Eine Bonsai Geschichtsausstellung. The Germans im British Museum

Ich klettere eine Treppe im überdachten Innehof des British Museum hoch, entrichte an einer Kassa meinen Obulus - staatliche Museen erheben in der Regel keinen Eintritt, aber Sonderuasstellungen kosten etwas, und oft nicht gerade wenig -, und schon stehe ich in der Sonderausstellung "The Germans".
Eine von englischen Kuratoren über Deutschland gemachte Ausstellung, die ich als Österreicher sehe, dachte ich, auch nicht schlecht. Es beginnt auch nicht schlecht, nämlich mit der Visualiiserung der Vielfalt der Staaten aus denen sich Deutschland wie ein Puzzle zusammensetzte. Kein Territorialstaat, keine einheitliche Währung wird mit leichtem Ätsch der Vergleich zu England gezogen. Schön, Integration & Identität, eine Schlüsselfrage, bis heute.
Da bin ich schon fast im nächsten Raumabschnitt. Viele weisse Wände, eine längliche Vitrine umrundet, und eine kleine Sackgasse. Darin ein Lagertor eines Konzentrationslagers mit der Inschrift "Jedem das Seine", ein Schriftschnitt, entworfen von einem Bauhausschüler. Ein bemerkenswertes Objekt. Aber eben auch nur ein Objekt für einen schwergewichtigen Abschnitt der deutschen Geschichte.
Um die Ecke dann ein aus der Wand ragender Engel. Ernst Barlach. Und ein Foto mit Kohl und Honecker vor diesem Engel. Im Abwenden, nachdem ich beides betrachtet und die Objekettexte gelesen habe, bin ich schon in einer Tür. Der zum Shop.
Massenweise stapelt sich hier ein Buch, das der Direktor des Museums verfasst hat. Ein dickleibiges. The Germans.
Aha, denke ich, um 10 Pfund durfte ich eben die Ausstellung zum Buch besuchen.
Ein Studienkollege, den ich in der großen Halle des Museums treffe, über die Ausstellung: "Dünn". Die deutsche Presse: Wohlwollend. Man bemängelt, daß aber etwas gefehlt hat: die Naturwissenschaften. Und sonst nichts?
Vielleicht kann man das Ganze als eine Anregung für das österreichische Haus der Geschichte empfehelen. Wie kann man auf minimalen Quadratmetern mit einer Hand voll von Objekten eine Kurzgeschichte einer Nation erzählen. So gehts (auch nicht)!

Viele Leute, viele Wände, wenige Objekte, aber der Tod ist ein Meister aus Deutschland ...Jetzt mal schnell was über The Germans! Foto GF.