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Samstag, 6. Dezember 2014

Museumspolitik in der Globalisierung. Am Beispiel Parthenon-Fries

Er bewegt sich doch! Der Parthenonfries. Wenigstens Stückweise. Unter strengster Geheimhaltung, so kann man lesen, wurde eine Figur von London nach St. Petersburg in die Eremitage gebracht. Warum? Weil, so die Frankfurter Allegmeine Zeitung, das "Petersburger Museum die Ideale der Aufklärung [verkörpert], die das gemeinsame europäische Erbe geprägt haben. In diesem Sinne ist auch die Reise des Ilissos zu sehen, zumal vor dem Hintergrund der neuerlichen Spannungen zwischen Moskau und dem Westen."

Die zaristische Kunstsammlung ein Inbegriff der Aufklärung? Und was meint genau dieses Raunen aus dem Hintergrund der Spannungen...? Ausgeliehen wird das Objekt aus Anlaß des 250ten Jubiläums der Eremitage. Neil McGregor bringt dieses Datum mit dem Gründungsdatum des British Museum in einen zeitlichen und damit ideellen Zusammenhang. Beide Museen seien frühe bedeutende Institute der Aufklärung. Er weiß es natürlich besser. (1) Dem British Museum liegt ein Parlamentsbeschluss zugrunde, aus einer privaten Sammlung eine staatlich erhaltene Institution zu machen, das "Jubiläumsdatum" der Eremitage bezieht sich auf das Entstehen einer kaiserlichen, exklusiven und privaten Sammlung, die erstmals erst in den 1850er-Jahren öffentlich zugänglich wurde, und auch da sehr restriktiv.

Absolutely not amused zeigt man sich in Griechenland, das ja nach wie vor auf der Rückführung des Frieses besteht. Da geht dann schon mal der Ministerpräsident persönlich vors Mikrophon und empört sich.

Dass ausgerechnet in Zeiten der ökonomischen und politischen Drangsalierung Griechenlands durch die EU den kopflosen Flußgott Illissos verschickt, ist schon seltsam. Es ist außerdem das erste Mal, daß ein Objekt aus dem Fries das British Museum verlassen hat.

Der Direktor löst das Problem gegenüber der Öffentlichkeit so auf: hier ginge es um eine kuratoriale Entscheidung im Rahmen der üblichen Usancen, mit der sich Museen wechselseitig Objekte ausleihen, um die politischen Streitigkeiten müsse man sich dabei nicht kümmern.

Der Flußgott mit Zwiebelgemüse in der Eremitage (Foto: The Guardian)

Laut BBC hatte der Direktor des Museums noch etwas Feinsinniges in Richtung Griechenland zu sagen, was man dort sicher sehr erfreut aufgenommen haben mag: "I hope that they'll be very pleased that a huge new public can engage with the great achievements of ancient Greece. People who will never be able to come to Athens or to London will now here in Russia understand something of the great achievements of Greek civilisation."

Und auf die Frage, ob man denn Objekte auch an Griechenland ausleihen würde: Sie haben nicht angefragt. Das wird Griechenland angesichts der aufrechten Rückgabeforderung auch nicht tun, und man kann schwer um eine Leihgabe bitten, wenn man das Eigentumsrecht des British Museum anfechtet. Da hat Herr MacGregor schon seinen sehr eigenen Humor. Und (nicht zum ersten Mal) ein imperales paternalistisches Verständnis vom British Museum: "The British Museum is a museum of the world, for the world and nothing demonstrates this more than the loan of a Parthenon sculpture to the State Hermitage Museum in St Petersburg to celebrate its 250th anniversary."

(1) Cultural Property: "By the way, Catherine the Great's keep-up-with-the-Enlightenment kunstkabinett in the Small Hermitage was a private collection in 1759. The museum only "opened its doors" by Nicholas I in 1852, a century later. McGregor is making up history here." Der Guardian berichtet ausführlich vom intensiven Bemühen Griechenlands um eine Mediation, für die international besetzte Gremien bereitstehen. Seit 18 Monaten sei eine Antwort Englands auf das Ersuchen Griechenlands ausständig.

Mittwoch, 26. November 2014

Das Imperial War Museum London neu

Den Eindruck einer ambitionierten aber eher fragwürdigen Neugestaltung und - Inszenierung vermittelt ein Bericht von Marion Löhnsdorf in der NZZ zur Neugestaltung des Imperial War Museum in London mit der Schlussfolgerung, das Museum habe sich mit eher mäßigem Erfolg bemüht, Chaos und Schrecken des Krieges zu vermitteln.
Hier der Link: http://www.nzz.ch/feuilleton/kunst_architektur/die-helden-werden-zur-fussnote-1.18431264

Freitag, 21. Februar 2014

Zu hässlich fürs Nationalmuseum. Ein historischer Fall von Deakzession

Daß Museen immer öfter daran denken, Teile ihrer Sammlung zu veräußern, schlägt sich in der Prominenz eines erst seit relativ kurzer Zeit gebräuchlich gewordenen Wortes nieder: Deakzession. Das meint, etwas was man erhalten, gekauft, erworben, gesammelt hat, wieder abzugeben. Zwei Gründe scheinen mir für die aktuelle Konjunktur von Deakzession plausibel: auch den Museen sind Grenzen des Wachstums gesetzt. Die Sammlung immer weiter zu vergrößern ist kostspielig und platzraubend. Und Museen geraten immer stärker unter Druck, an ihren Budgets an allen Ecken und Enden nach Einsparungspotential zu suchen. Doch noch ist das Wort Deakzession eher ein Stichwort für museologische Diskussionen und selten noch für geübte Praxis. In staatlichen Museen geht es ja um Gemeinbesitz und gestzliche Regelungen und ethische Tabus bilden (noch) eine hohe Hürde.
vor diesem Hintergrund hat mich ein Artikel in dem um kuriose Themen nie verlegenen SPIEGEL gut unterhalten.
1854 kaufte die National Gallery sechzig deutsche Gemälde aus der Zeit der Renaissance. Die Briten waren not amused. Schlechte Kunst, häßlich! Zu realistisch, hart! (Cranach, zum Beispiel, da könnte man ja drüber reden mit mir, ob der sein muß...). Schon zwei Jahre später verkaufte die National Gallery fast zwei Drittel des eben erst erworbenen Bilderkonvoluts. Jetzt rehabilitiert sie sie mit einer Ausstellung. Seit 1960 (schon...) hätten sich die Engländer an die Deutsche Renaissekunst gewöhnt, so ein ungenannter Kurator.

Sonntag, 12. Januar 2014

Verlustanzeige (Objet trouvée)

Brief an das British Museum vom "Dracula"-Autor Bram Stoker mit dem Ersuchen, ihm sein verlorengegangenes Ticket zu ersetzen, das ihm den Zutritt zur Bibliothek des British Museum erlaubt. 1905. British Museum

Samstag, 11. Januar 2014

Erholung vorm Museum (Entrée 110)

Als das Britische Parlament die Sammlung Hans Sloanes anzukaufen beschloss (1759), hatte man bereist ein großes privates Hauses im Nobelbezierk Bloomsbury erworben, dass dessen Besitzer verlassen hatten. Zum Montagu House gehörte ein großer Garten, der zu einem beliebeten Erholungsziel wurde, weswegen man Saisontickets auflegte. Der Eintritt war im übrigen frei.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Objet trouvéee: Ein Bett


The Great Bed of Ware is an extremely large oak four poster bed, carved with marquetry, that was originally housed in the White Hart Inn in Ware, England. Built by Hertfordshire carpenter Jonas Fosbrooke circa 1580, the bed measures 3.38m long and 3.26m wide and can "sleep" over fifteen people at once. Many of those who have used the bed have carved their names into its posts.
The bed is carved with patterns derived from European Renaissance ornament. Originally it would have been brightly painted, and traces of these colours can still be seen on the figures on the bed-head. The design of the marquetry panels is derived from the work of Dutch artist Hans Vredeman de Vries (1527–1604) and the panels were probably made by English craftsmen working in London in the late Elizabethan period. The bed-hangings are modern re-creations of fabrics of the period.
By the 19th century, the bed had been moved from the White Hart Inn to the Saracen's Head, another Ware inn. In 1870, William Henry Teale, the owner of the Rye House, acquired the bed and put it to use in a pleasure garden. When interest in the garden waned in the 1920s, the bed was sold. In 1931, it was acquired by the Victoria and Albert Museum in London.
(Wikipedia, das diesem "vielleicht größten Bett der Welt" einen eigenen Eintrag widmet.

Memorial (Texte im Museum 331)

Inschrift am Victoria and Albert Museum

Willkommen!

Imperial War Museum London

Mittwoch, 22. Februar 2012

Weltdeutung (Texte im Museum 261)

Museum of Natural History London


Fundsache, glücklich

Grant Museum für Zoologie und vergleichende Anatomie, London. 2011 anläßlich eines Umzugs aufgefundene Knochen eines Dodo - man beachte die beiden badeentengroßen Rekonstruktionen. Das Museum wurde 1828 privat gegründet und ist heute Teil des University College London.

Mittwoch, 21. September 2011

Donnerstag, 5. Mai 2011

Hübsche Idee

In der kommenden Leonardo da Vinci - Ausstellung der National Gallery in London soll sich jeder Besucher nur 30 Minuten aufhalten dürfen. Da hat er dann durchschnittlich vier Minuten für ein Gemälde.
Als "window shopping" hat der Soziologe Heiner Treinen den massenmedialen Modus des Museumsbesuchs schon vor zwanzig Jahren beschrieben.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

In Memory of Marcel Broothaers (Texte im Museum 161)

Und abermal bin ich für eine Spende von Annina Zwettler dankbar, wiederum Fotos aus dem Museum of Natural History, London, der "Kathedrale der Schöpfung" (auch der unfrisertest aussehenden...).