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Mittwoch, 28. August 2019

Marketingsprech. Diesmal Belvedere 21

Für Blüten der Sprache, die in Museen gesprochen wird, habe ich im Blog das Lemma Kuratorensprech reserviert. Bei meinem heutigen Beispiel geht es um Marketing, im Facebook. Aber der Slang der Kuratoren und die Textbausteine der Marketingbeauftragten ähnelt sich ohnehin zusehends.
Eine Fundgrube für Stilblüten und Gedankenschlichtheit aller Art ist der Facebook-Account von Belvedere 21.
Heute zum Beispiel das: "Happy Birthday Ai Weiwei! Der chinesische Künstler wurde heute vor 62 Jahren geboren und zählt zu den international bekanntesten Künstlern der Gegenwart."
Na gut, da kann man nicht viel falsch machen. Der Geburtag ist ein Fakt, die Gratulation ein Akt der Höflichkeit und des Respekts, der als öffentlich gemachter, das Prestigekonto des Musuems auffüllt wie das auch der Schlußsatz tut: "2016 präsentierte das Belvedere 21 seine" - wir erinnern uns: es geht um den international bekanntesten Künstlern der Gegenwart -. "erste große Einzelpräsentation in Österreich."
Dazwischen wird es ganz schön: "Als Konzeptkünstler, Dokumentarist und Aktivist setzt er sich nicht nur kritisch mit Geschichte, Kultur und Politik seiner Heimat China auseinander, sondern reagiert auch auf gesellschaftliche Realitäten." Whow! Das sitzt! What a man!!

Mittwoch, 19. Dezember 2018

"Spitzmaus Mummy in a Coffin". A rather senseless exhibition in the Kunsthistorisches Museum Wien.

This exhibition undercuts everything I have seen so far in the Kunsthistorisches Museum in Vienna.

I would also like to do what I want with my girlfriend at the KHM and maybe I could think of something. But I wouldn't come to The New York Times or Die Zeit. And besides, I wouldn't have Prada behind me, the co-producer of the exhibition.

Filmmaker Wes Anderson worked with his companion "two years" in the museum, the introductory text reveals, and I wonder who made his films in the meantime. The information that for the first time all collections had cooperated here is a double oath of revelation, because one wonders whether the synergies between them have so far only been sought in the financial realm, and secondly why one needed an external curator in order to have this idea: to arrange objects in eight little rooms nested in a single room: green objects, objects made of wood, containers, child portraits, and so on. That's it.

As many critics have written, this has as much to do with Wunderkammer as an iPhone football game with FC Barcelona. No intelligent questioning of the museum order of things, no entanglement of the collections with regard to their history, also nothing with regard to new endowments of meaning through the merging of otherwise separate collections of objects, no illumination of the significance of individual objects through surprising contexts, no critical questioning of the prevailing orders in the permanent collections.

The whole thing is an exercise in the question of how much infantilization an audience can just tolerate. After having seen the show you can buy objects from Mrs. Malouf. About 250 Euro a piece. It's nice that the KHM is now also an art market and provides Prada with cultural added value.

I leave the word to Thomas Mießgang, who wrote in DIE ZEIT about the exhibition: "In any case, this guarantees high quotas within the framework of an economy of attention and can often be translated into blockbusters. The museum directors hope that the wild thinking of the artist curators will produce shock-like collisions, fascinating breaks, and unfathomable perspectives that will blow away the muffiness of a hundred years that has accumulated in the depot goods. If, however, as with shrew Mummy, only rares for cash can be seen without any special value of knowledge, and if festivals of chance are held, then museum visitors would like to quote Herman Melville's novel character Bartleby: "I would prefer not to."

Montag, 17. Dezember 2018

Bloß nicht! Spitzmaus Mummy in a Coffin

Diese Ausstellung unterbietet alles, was ich bislang im Wiener Kunsthistorischen Museum gesehen habe.

Ich würde auch gerne mal mit Freundin im KHM machen was ich will und möglicherweise würde auch mir irgendetwas einfallen. Aber ich käme nicht in die New York Times oder Die Zeit.
Und außerdem hätte ich nicht Prada hinter mir, den Koproduzenten der Ausstellung.

Filmemacher Wes Anderson hat mit Gefährtin „zwei Jahre“ im Museum gearbeitet, verrät der einführende Text und ich frage mich, wer inzwischen seine Filme gedreht hat. Die Information, daß hier erstmals alle Sammlungen kooperiert hätten ist ein doppelter Offenbarungseid, weil man sich fragt, ob denn die Synergien zwischen ihnen bisher bloß im Finanziellen gesucht worden sind und zweitens, warum man einen externen Kurator benötigte um diese Idee zu haben: in acht in einen Saal verschachtelte Zimmerchen Objekte so zu ordnen: grüne, aus Holz gemachte, Behältnisse, Kinderporträts uam. Das wars dann schon.

Mit Wunderkammer, wie viele Kritiker schrieben, hat das so viel zu tun wie Tipp-Kick mit FC Barcelona, mit intelligenter Befragung der Museumsordnung der Dinge nichts, mit einer Verschränkung der Sammlungen in Hinblick auf ihre Geschichte nichts, auch nichts in Hinblick auf neue Sinnstiftungen durch Zusammenführung sonst getrennter Objektbestände, mit Erhellung von Bedeutung einzelner Objekte durch überraschende Kontexte nichts, mit einer kritischen Befragung der herrschenden Ordnungen in den permanenten Sammlungen nichts.
Das ganze ist eine Übung zur Frage, wieviel Infantilisierung ein Publikum gerade noch verträgt. Dafür darf man dann aber Objekte von Frau Malouf käuflich erwerben. So um die 250.- Euro das Stück. Schön daß das KHM jetzt auch Kunstmarkt ist und Prada kulturellen Mehrwert verschafft.

Ich überlasse Thomas Mießgang das wort, der zur Ausstellung unter anderem schrieb: „Das garantiert in jedem Fall hohe Quoten im Rahmen einer Ökonomie der Aufmerksamkeit und lässt sich oft auch in Blockbuster ummünzen. Die Museumsleiter erhoffen sich vom wilden Denken der Künstlerkuratoren schockartige Kollisionen, faszinierende Brüche und abgründige Perspektiven, die den Muff von hundert Jahren, der sich bei der Depotware angesammelt hat, mit frischem Wind wegblasen. Wenn aber wie bei Spitzmaus Mummy nur Rares für Bares ohne sonderlichen Erkenntniswert zu sehen ist und Festspiele der Zufälligkeit veranstaltet werden, dann möchte man als Museumsbesucher die Romanfigur Bartleby von Herman Melville zitieren: "I would prefer not to."

Mittwoch, 10. Mai 2017

Donnerstag, 23. Februar 2017