Daß Museen immer öfter daran denken, Teile ihrer Sammlung zu veräußern, schlägt sich in der Prominenz eines erst seit relativ kurzer Zeit gebräuchlich gewordenen Wortes nieder: Deakzession. Das meint, etwas was man erhalten, gekauft, erworben, gesammelt hat, wieder abzugeben. Zwei Gründe scheinen mir für die aktuelle Konjunktur von Deakzession plausibel: auch den Museen sind Grenzen des Wachstums gesetzt. Die Sammlung immer weiter zu vergrößern ist kostspielig und platzraubend. Und Museen geraten immer stärker unter Druck, an ihren Budgets an allen Ecken und Enden nach Einsparungspotential zu suchen. Doch noch ist das Wort Deakzession eher ein Stichwort für museologische Diskussionen und selten noch für geübte Praxis. In staatlichen Museen geht es ja um Gemeinbesitz und gestzliche Regelungen und ethische Tabus bilden (noch) eine hohe Hürde.
vor diesem Hintergrund hat mich ein Artikel in dem um kuriose Themen nie verlegenen SPIEGEL gut unterhalten.
1854 kaufte die National Gallery sechzig deutsche Gemälde aus der Zeit der Renaissance. Die Briten waren not amused. Schlechte Kunst, häßlich! Zu realistisch, hart! (Cranach, zum Beispiel, da könnte man ja drüber reden mit mir, ob der sein muß...). Schon zwei Jahre später verkaufte die National Gallery fast zwei Drittel des eben erst erworbenen Bilderkonvoluts. Jetzt rehabilitiert sie sie mit einer Ausstellung. Seit 1960 (schon...) hätten sich die Engländer an die Deutsche Renaissekunst gewöhnt, so ein ungenannter Kurator.
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Freitag, 21. Februar 2014
Mittwoch, 20. April 2011
Transitraum Museum...
Freitag, 24. September 2010
Zu viele Museen, zu viel Müll? Das Museum Weserburg rettet sich durch Verkauf seiner Sammlung
Ein Museum trennt sich von seiner Sammlung. Wenn das kein Krisensymptom sein soll, was dann? Die Presse war aufgescheucht, berichtete aber nicht apokalyptisch sondern sehr differenziert: das Museum Weserburg in Bremen erhält öffentliche Gelder, die Ausstellungen wurden aber in Kooperation mit privaten Sammlern bestritten. Aus eigen Mitteln konnte das Museum nur wenig erwerben. Diese Sammlung wurde nun verkauft, zwei für den Markt besonders interessante Gemälde werden versteigert. Rechtlich ist das in diesem besonderen Fall möglich und die sorgfältig vorbereitete Deakzession soll dem Museum eine langfristig sichere Zukunft sichern. Zu recht fragte sich mancher Journalist, ob das nicht ein Tabubruch ist, der nicht nur ein Museum in Frage stellt, sondern die an den unveräußerlichen Gemeinbesitz gebundene Idee des Museums an sich.
Daß eines der Gemälde, das nun versteigert werden wird, von Gerhard Richter stammt, machte die Sache für die Medien noch interessanter. Der Betroffene siehts gelassener. Museen müssten sich nun mal auch wandeln. Und: "Es gibt ja so viele Museen inzwischen, das ist ja eine richtige Unterhaltungslandschaft geworden. Und grob geschätzt ist die Hälfte dort Müll. Gehen sie mal in die Lager oder schauen sie in die Bestandkataloge. Wer will das schon alles zusammenhalten? (…) Aber ich denke, dass dieses Ideal für viele Museen nicht mehr haltbar ist. Es gibt gerade in Deutschland zu viele Museen und zu wenig Geld." (Das ganze Interview in DIE WELT vom 24.9.2010 hier.)
Daß eines der Gemälde, das nun versteigert werden wird, von Gerhard Richter stammt, machte die Sache für die Medien noch interessanter. Der Betroffene siehts gelassener. Museen müssten sich nun mal auch wandeln. Und: "Es gibt ja so viele Museen inzwischen, das ist ja eine richtige Unterhaltungslandschaft geworden. Und grob geschätzt ist die Hälfte dort Müll. Gehen sie mal in die Lager oder schauen sie in die Bestandkataloge. Wer will das schon alles zusammenhalten? (…) Aber ich denke, dass dieses Ideal für viele Museen nicht mehr haltbar ist. Es gibt gerade in Deutschland zu viele Museen und zu wenig Geld." (Das ganze Interview in DIE WELT vom 24.9.2010 hier.)
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