Posts mit dem Label Joanneum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Joanneum werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 18. Februar 2019

Sonntag, 16. September 2018

Eisen - Eine Spurensuche mit Erzherzog Johann




Kulinarisch motiviert bin ich unlängst in den kleine Ort Stainz gefahren. Das sind so etwa 30 Minuten mit dem Auto. Unterwegs gabs ein Plakat am Straßenrand, das für die Ausstellung „Eisen“ im Schloß Stainz warb. Dort befinden sich ja zwei zum Universalmuseum gehörige Sammlungen - das Landwirtschaftsmuseum und das Jagdmuseum.
Also machte ich mich nach meinem geplanten Gabelfrühstück auf den kurzen Weg zum Schloß, vorbei an spätsommerlichen Zwetschken- und Apfelbäumen. Angekommen an der Kassa des Museums,  blockierte grade eine ÖÄMTC-Gruppe umständlich den Kartenverkauf. Den Weg zur Ausstellung mußte ich mir nach Erwerb der Eintrittskarte dann selber suchen, eine Beschilderung gabs nicht.

Der erste Ausstellungsraum wird von einem wandgroßen Foto des Erzberges beherrscht, rechts hängt eine Reproduktion eines Erzherzog Johann-Bildes, im der Raummitte liegt ein Stahlseil, auf einer Trommel aufgerollt. Mit Angabe des Leihgebers, einer Firma, die im selben Raum durch ein weiteres Objekt repräsentiert ist. Reflexartig fragte ich mich: ist das der Sponsor der Ausstellung? Aber warum mit zwei Objekten aus Stahl? Eines davon besagtes Seil. An der Wand dann eine Grafik einer Brücke und Erläuterungen zu frühen von Drahtseilen und Stahlseilen getragenen Brücken.

Nun sind Eisen und Stahl fast aber eben nicht ganz dasselbe, warum also dieser Schwerpunkt auf Stahlseilen und das gleich mit einer Headline Geschichte des Drahtseils, erläutert an ganzen drei Brücken, in einem einzigen Absatz. Das ist schon seltsam. Und was haben nun diese Industrieprodukte und Brücken-Projekte mit Erzherzog Johann und dessen Förderung und Entwicklung der Eisenindustrie in der Steiermark zu tun? Wie soll man das Springen vom frühen 19. ins späte 19. und dann ins 20. Jahrhundert und den Zusammenhang zwischen den diversen Informationen verstehen?

Neben der Eingangstür läuft auf einem Monitor ein Film. Es läuft grade eine Sequenz zu moderner Stahlproduktion. Neben dem Monitor gibt es zwei Texttafeln. Eine hat Angaben zu einem kurz nach 1900 entstandenen Film, der aber grade nicht läuft, der zweite Text gibt allgemeine Informationen ohne Angaben zu den Filmen und ihrer Länge. Der laufende Film läßt sich so nicht identifizieren. Die Filme muß man sich im Stehen ansehen.

Ein Filmwissenschafter hat mir einmal erklärt, daß in der ersten Einstellung, in einem opening shot, gleichsam schon der ganze Film enthalten ist. Hier finde ich das in einer Ausstellung wie bestätigt, aber nicht als erzählerisches Prinzip, sondern als methodisches. Der Ausstellung fehlt wie dem ersten eröffnenden Raum jede Struktur. Es gibt keine Fragestellung, keine Erzählung. Die Auswahl- und Ordnungsprinzipien wechseln nicht nur in Raum eins, sondern in der gesamten Ausstellung. Der erste Raum ist ein opening shot besonderer Art. Mißglückt verweist er auf eine mißglückte Ausstellung.



Da gibt es einen Raum, in dem Kunstwerke gezeigt werden, die Eisenverarbeitung zeigen. Weder narrativ, noch chronologisch ist eine Ordnung oder Wahl zu erkennen. Wie die Bilder untereinander oder mit den vorhergehenden oder folgenden Räumen zusammenhängen bleibt vage. Dann geht es in einem anderen Raum um Anwendungen von Eisen, in der Architektur, z.B. am Eisernen Haus in Graz, für Denkmäler, Kunsthandwerk, Werkzeuge, Geräte. Das Display ist konventionell, die Beschriftung z.T. so platziert, daß man sie kaum lesen kann. z.B. viel zu tief, etwa auf Kniehöhe.

Der Zeitrahmen ist sehr weit gespannt - Objekte aus dem 19. Jahrhundert dominieren, aber es gibt, wie schon erwähnt, Objekte aus dem 20. Jahrhundert und aus der Gegenwart, ich erinnere mich aber auch an etwas aus dem 9.Jahrhundert. Niemand kann in einer halben Dutzend Räumen eine - nun ja was eigentlich? - Kulturgeschichte, Technikgeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Kunstgeschichte des Eisens erwarten. Wozu dann aber der Titel, der ja keinen Hinweis auf eine Eingrenzung, weder thematisch noch zeitlich, verweist? Und aus der Zeitdifferenz der gezeigten Objekte werden keine Einsichten generiert. So bleibt es beim bloßen Nebeneinander.



Die Auswahl der Objekte ist rätselhaft. Daß es hier viele Landwirtschafts- und speziell Ackerbaugeräte gibt, ist angesichts des lokalen Museums naheliegend, aber warum wird z.B. nichts zur Waffenproduktion gesagt - sieht man von einem Jagdgewehr und einer irgendwo abgelegten Kanonenkugel ab? Zu der übrigens ein Text so informiert: „Kanonenkugel aus Gusswerk. Das Eisenwerk in Gusswerk erzeugt für die kaiserliche Armee Kanonen, Mörser, Munition, daneben aber auch gusseiserne Öfen, Geschirr und Grabtafeln.“ Mehr gibts da nicht zu wissen? Was bietet man uns da als wissenswert an?

Einen losen roten Faden durch die Schau bilden Initiativen und Projekte von Erzherzog Johann. Er wird als Vordenker der Südbahn (Achtung!, Eisenbahn) gewürdigt. Dann wird ein Stück Sozialpolitik erläutert, die er in der Eisenverarbeitung implementiert hat. Dann gönnt man seiner Initiativen was Ausbildung und Forschung in der Eisenerzeugung betraf usw. einen Text. Aber nicht einmal diese „Geschichte“, die Entwicklung der Steirischen Eisenindustrie in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts und die Rolle EH Johanns, wird konsistent erzählt. Es bleibt auch das Stückwerk.

Die Ausstellung hat keinen roten Faden, keine Fragestellung, kein Anliegen, nicht einmal ein Thema. Dies und jenes zu Eisen, könnte man sie zusammenfassen. Irgendwann ist man im letzten Raum und die Ausstellung endet. Ohne Resümee, ohne Pointe, ohne Schlußpunkt.

Dennoch hat die Ausstellung mich auch vergnügt. Und das lag an den Objekten. Da gibt es einen Eisernen Hut, dessen Funktion mir zwar nicht so ganz klar wurde, der aber Anlass ist, die Sage vom Erzberg wieder einmal zu erzählen. Mit der habe ich schon in meiner Volksschulzeit in Niederösterreich Bekanntschaft gemacht. Sie muß mich beeindruckt haben, sonst würde ich mich nicht an sie erinnern.



Eine Waschmaschine aus Eisen, die am Herd erhitzt wurde. Sowas habe ich noch nie gesehen. Einen Maulkorb, der in einer Ausstellung über minimalistische Skulptur einen Ehrenplatz haben könnte, kannte ich bisher nur als sprachliche Metapher. Einen Apfelschäler, eine Kaffeeröstmaschine. Stiefelknechte in Form riesiger Käfer gibts hier. Jede Menge Schaufelblätter, Hauen und andere vielfältige Werkzeuge, zu Tableaus an der Wand drapiert. Weil die Dinger alle rabenschwarz sind, bilden sie ein veritables Schattentheater - der Raum bleibt der einzige gestalterisch auffallende und ansprechende.



Und dann gibt es da einen „Cultivator“, den ein Herr „Jethro Tull in England“ entwickelt hat. Jethro Tull? Kenne ich als Pop-Band. Also zu Hause bei Wikipedia nachgeschlagen. Dort erfährt man, daß die Band am Beginn ihrer Karriere keinen festen Namen hatte und den manchmal wöchentlich wechselte. Bis der historisch gebildete Manager der Band anlässlich eines Auftritts in einem sehr prominenten Club den Namen Jethro Tull vorschlug, eines bedeutenden englischen Agronomen des 18.Jahrhunderts. Muß man nicht wissen, wenn man vor dem Cultivator steht. Bei dem gehts um Unkraut, nicht um Musik. Aber ich dachte, ob das nicht eine Option gewesen wäre, sich auf die semantische, funktionale und historische Qualität, Wunderlichkeit, Innovativität, Ästhetik usw. der einzelnen Objekte zu stützen, statt ein nicht-chronologisches, verwirrendes, zusammenhangloses Pasticcio von Dingen und Informationen auszubreiten.

Und was hat die ÖAMTC-Gruppe mit der Ausstellung angefangen? Was kann überhaupt wer mit einer derartigen Ausstellung anfangen? Was weiß man nachher, was man nicht schon wußte? Außer daß EH Johann 1819 Heuwender über die Landwirtschaftsgesellschaft verbreiten ließ? An wen wendet sich eine solche Ausstellung, an welche Erwartungen orientiert sie sich? Geht es überhaupt um Wissen, oder bloß um eine ein wenig zerstreuender Beschäftigung mit einer Vergangenheit, von der einem hier niemand mehr auch nur annähernd klarzumachen versucht, was sie uns heute angehen könnte?

Die Objekte, die mir so gut gefallen haben, stammen aus den ältesten Sammlungsbeständen des Joanneums. Sie waren einst „Lehrmittel“, mit denen neue Technologien und damit neue und rationellere Bewirtschaftungstechniken durchgesetzt werden sollten. Das steht damals nocht nicht völlig unter dem Diktat kapitalistischer Effizienz, sondern ist ein Beitrag zur Vebesserung der Wirtschaftsleistung des Landes und damit der Wohlfahrt seiner Bevölkerung. Wie das gemeint war, kann man in den ingeniösen Statuten des von EH Johann gegründeten Museums nachlesen. Von einem vergleichbaren utilitär-didaktischen Ziel ist die Ausstellung meilenweit entfernt. Sie ist so zerstreut wie sie möglicherweise nichts anderes will oder kann, als etwas Zerstreuung bietet. Und hinterläßt keine Spur, weil sie nichts sucht, keine Spur aufnimmt, die uns in die Gegenwart führt (zur Erinnerung der Untertitel der Schau: Spurensuche mit Erzherzog Johann). Historisches Ausstellen, definiert der Geschichtstheoretiker Jörn Rüsen als von Erfahrung von Zeitdifferenz getragenem sinnstiftendem Erzählen. Nichts davon hier.
Ein wenig Kaffeehunger könnte „Eisen“ vielleicht hinterlassen, zu stillen im Café im Hof (Selbstbedienung).



Das Museum Joanneum, pardon, das Universalmuseum Joanneum, produziert in den letzten Jahren viele mißglückte (kultur)historische Ausstellungen. Die Neueinrichtung des Museum im Palais als Museum für Geschichte ist schiefgegangen. (Dazu ein andermal). Mit wem auch immer ich (viele Male) dort war und wir über das Schaudepot und den ‚historischen‘ Teil diskutierten, niemand fand daran etwas Geglücktes (vielleicht habe ich nur die falschen Freunde?). Bei „Bertl und Adele“ gibt es aber keine Diskussion. Diese Ausstellung, die für sich in Anspruch nimmt, den Holocaust museal zu repräsentieren, hätte nicht nur meiner Meinung nach, sondern auch nach der vieler Experten Jüdischer Museen oder Gedenkstätten und Ausstellungen in Konzentrationslagern nie und nimmer eröffnet werden dürfen. Bei all diesen Ausstellungen, wie auch bei der vergleichsweise harmlosen in Stainz, fragt man sich, ob es keinerlei Evaluation oder, was ja neuerdings so beliebt ist, Qualitätskontrolle gegeben hat, keine Expertisen, mit denen man sich hätte absichern oder beraten lassen können?

Kümmert sich die Leitung um die Ausstellungen? Hat sie Kriterien und Anforderungen? Oder pflegt sie Zurückhaltung und überläßt die Verantwortung den Abteilungskuratoren (innen)? Wenn das so ist, dann korrespondiert diese Gleichgültigkeit mit der der Öffentlichkeit. Zu den genannten Ausstellungen gab es kaum Resonanz in den einschlägigen Massenmedien und wenn, dann neutral oder affirmativ. Das ist schon erstaunlich, daß die Eröffnung des ersten Steirischen Geschichtsmuseums (des Hauses für Geschichte) so gar kein Echo hatte. Die führende, in der Steiermark marktbeherrschende Kleine Zeitung pflegt eine Medienpartnerschaft mit dem Museum. Darf man aus der auf die auffallende Zurückhaltung dieser Zeitung schließen, wenn es um das Joanneum geht? Aber welche Zeitung leistet sich auf dem Feld der Kultur noch Kritik, die diesen Namen verdient? Und die (lokale) Historiker(innen)zunft? Die ist involviert, beteiligt, schweigt, äußert sich, dann aber oft deftig, nur off records.

Das Joanneum ist eines der größten, personalintensivsten und teuersten österreichischen Museen. (Eine aufrichtiges Benchmarking würde im übrigen zeigen, daß das Museum nicht nur teuer, sondern auch gemessen an seiner Leistung, viel zu kostspielig ist).
Nicht nur ich, auch etwa MitarbeiterInnen des Museums und Kulturinteressierte, fragen sich, welche Haltung hat das Museum eigentlich, welche mission, oder, um entgegenkommend zu sein und dem derzeitigen Trend zu Marketing ‚gerecht‘ zu werden, welchen Markenkern?

Donnerstag, 6. September 2018

Mittwoch, 16. Mai 2018

Steirische Museumsalchemie

Im April wurde bekannt, daß das Freilichtmuseum in Stübing in das Universalmuseum Joanneum eingegliedert werden soll. Ursprünglich wurde dieses Museum von allen österreichischen Bundesländern und Südtirol in einer Stiftungskonstruktion finanziert. Dann nur noch von der Steiermark. Zuletzt mit einem Subventionsbedarf von 1,5 Mio Euro.

Das Museum Joanneum hat seinen Betrieb auf Grund der Sparmaßnahmen des Landes seinen Betrieb einschränken müssen, z.B. die Öffnungszeiten. Es ist auch zum Sparen gezwungen.
Nach steirischer Logik ist Minus und Minus ein Plus. Darum bemüht sich das Museum darum, die Länder wieder ins Finanzierungsboot zu holen. Schließlich war Stübing ja mal so etwas wie ein Österreich-Museum.

„Stübing hat für 33 seiner 98 Gebäude einen erhöhten Förderbedarf" sagt der zuständige Landesbeamte, "diese Häuser müssen ständig saniert und restauriert werden."
Wird ein Museum "billiger", wenn es expandiert? „Ich habe aber den intensiven Willen, das sehr sorgsam zu machen." Sagt ("voller Tatendrang", die Kleine Zeitung) Alexia Getzinger, Leiterin des Universalmuseums. "Wir wollen Synergien finden.“

Übers Finanzielle hinaus fragt man sich, was denn das strategisch und inhaltlich fürs Joanneum bedeutet, ein Museum dieses Typs und dieser Größe sich einzugliedern. Wird es "universaler", und dann, mit der Einrichtung eines Science Center, noch mal ein Stückchen mehr als universal.

Erst vor wenigen Monaten wurde ernsthaft überlegt, das Volkskundemuseum praktisch aufzulasssen und jetzt integriert man die "nimmermüde Stätte zur Pflege des Brauchtums"? So liest mans in der Kleinen Zeitung. Und dort auch das: "Spannend ist auch, dass an eine eigene Abteilung Volkskultur im Joanneum gedacht wird." Wie jetzt?





Wer weiß etwas über die Tätigkeit von Alexia Getzinger als Leiterin des Universalmuseum Joanneum?

Unlängst habe ich (hier) nach dem Verbleib und der Tätigkeit der neuen Joanneums-Direktorin Alexia Getzinger gefragt und dabei rasch von der den Blog nutzenden schwarmintelligenz profitiert: Sehr viel mehr als ein Statement zur Einliederung des Stübinger Freilichtmuseums (hier) und die Anwesenheit bei der ein oder andren Ausstellungseröffnung hat sich dabei nicht ergeben.
Aber warum sollen/wollen wir wissen, was die Leiterin des größten Kultur- und Museumsinstitutes des Landes macht und vorhat?

Der Fairneß halber hüllen wir uns hier (auch) in Schweigen und überlassen Alexia Getzinger in "Mein Bezirk" das Wort: "Kultur als Lebenselixier: "Gefragte Frauen" mit Alexia Getzinger". Hier der Link.

Freitag, 13. April 2018

Wer weiß etwas? Suchmeldung


Ich bitte die auf Facebook unter der Überschrift „Freunde“ (meine F.) versammelte Schwarmintelligenz um Hilfe.
Im Vorjahr wurde unter skandalösen Umständen (DIE KLEINE) Alexia Getzinger zur Leiterin des Universalmuseum Joanneum ernannt. Seit 1.1.2018 ist sie das.
Was immer ich auch im Internet an Suche ausprobiere, ich komme auf keine einzige Information zur Tätigkeit von Alexia Getzinger am Landesmuseum. 
Ein Grün-Politiker hat wörtlich zu mir gesagt, vor Monaten, nach der Bestellung: „Wir hoffen, das sie nichts macht.“
Das kann aber doch kaum sein?!
Wer weiß etwas über den Verbleib, die Tätigkeit, die Pläne, die Projekte, die Pressemeldungen und -Konferenzen usw. von Frau Getzinger?
Für Hinweise bin ich dankbar, sofern es sich nicht um Gerüchte handelt.

Montag, 6. November 2017

Repression/Partizipation. Eine weitere Anmerkung zur Farce der Bestellung einer neuen Leitung am steirischen Landesmuseum

In den noch nicht ganz zehn Jahren, in denen ich diesen Blog betreibe, ist es erst ein Mal vorgekommen, daß Posts in kurzer Zeit derart häufig abgerufen wurden wie die beiden, die ich zur "Farce" (Kleine Zeitung) der Bestellung einer neuen Leitung des Universalmuseum Joanneum verfasst habe.
Der vom 31. Oktober hatte innerhalb von 24 Stunden mehrere hunderte "Besuche" ("Politik und Museum. Am Beispiel der "Farce" um die Bestellung einer neuen Leitung des Universalmuseum Graz", hier nachzulesen), und auch der frühere wurde weit überdurchschnittlich oft abgerufen ("Universalmuseum Joanneum Graz. "Parteienenschacher". "Farce". "Postenproporz", 22.Oktober, hier nachzulesen).

Die Statistiken, die der Blog automatisch erstellt, geben kaum Auskunft über die Zusammensetzung der "Leser", außer daß diesmal, wenig überraschend, überproportional viele aus Österreich kamen und kommen. Was die "Leser" erwarten,  und wie sie reagieren, das läßt sich nicht einmal erahnen.

Gut möglich, daß auch MitarbeiterInnen des Joanneum dabei sind, denn immerhin hat das derzeit knapp an die vierhundert davon, und es sind, wie man unschwer erfahren kann viele davon betroffen, beunruhigt und auch empört.

Artikuliert wird dieser Unmut sicher nicht in der Öffentlichkeit. Einerseits verpflichten interne (fragwürdige) Regelungen MitarbeiterInnen zur Verschwiegenheit, was interne Angelegenheiten angeht. Und das selbst in diesem Fall, wo ja nichts mehr "intern", sondern durchaus öffentlich ist. Wie viele Museen auch hat auch das Joanneum eine sehr strikte hierarchisch Organisationen, der Leitung viele Möglichkeiten in die Hand gibt, interne Diskussionen zu steuern oder gar einzudämmen und im Einzelfall zu unterbinden. Ich kenne aus meiner Zeit am Joanneum einige einschlägige Vorfälle und war selbst Objekt ziemlich willkürlich-zufälliger Repression am Rande der Entlassungsdrohung.


Das Joanneum hat es ja geschafft, seine Leiterin der Personalverwaltung auf eine Weise loszuwerden (ich glaube 2010 war das), die diese selbst mir gegenüber als Mobbing bezeichnet hat. Wenn es um Machtfragen geht, lassen solche Organisationen nicht mit sich Spaßen und das hohe Risiko, den Job zu verlieren, geht niemand so schnell um idealistischer Motive willen ein.


Nein, die Belegschaft hat keine guten Karten, sich in die öffentliche Diskussion - sofern die überhaupt weitergeführt wird -, einzuschalten. Etwa in eine Diskussion, die weiterköchelt, weil die FPÖ eine Neuausschreibung der Joanneums-Leitung gefordert hat.

Eigentlich wäre es schon aus ganz praktischen Gründen hoch an der Zeit, MitarbeiterInnen an Informationen und Entscheidungen umfassend zu beteiligen, ihnen große Verantwortung zu übertragen und Loyalität über Identifikation mit gemeinsam entwickelten Zielen in kooperativen Projekten zu erzeugen und nicht durch ein repressives Klima und dann auch mal durch Zwang.


Hunderte Mitarbeiterinnen vom öffentlichen Diskurs in eigner Angelegenheit und Verantwortung nach Möglichkeit fernzuhalten, gerade dort, wo sie betroffen sind, widerspricht rechtlichen und demokratischen Grundregeln. Das ist so banal, daß ich mich fast geniere, das hinzuschreiben.

Am Österreichischen Museumstag 2017 hat eine Teilnehmerin in einem Arbeitskreis, in dem wir auf das Thema zu sprechen kamen, eine rabiate wie bedenkenswerte Formulierung gefunden: Partizipation - ein Modewort, das Museen gerne vollmundig in den Mund nehmen -, kann es nur geben, wenn es zuvor Partizipation im Museum (ich verstehe darunter weit mehr als nur gewerkschaftliche Mitbestimmung) gibt. Davon ist das Joanneum, und nicht nur das, weit entfernt.

Dienstag, 31. Oktober 2017

Politik und Museum. Am Beispiel der "Farce" um die Bestellung einer neuen Leitung des Universalmuseum Graz

Wenn die KLEINE ZEITUNG die Umstände der Berufung einer neuen Leitung des Universalmuseum als "Farce" bezeichnet, dann ist damit eine "Parallelaktion" von formeller Ausschreibung und Anhörung einerseits und der - zeitlich dem weit vorausliegender -, Vorentscheidung durch die Politik andrerseits gemeint. Inzwischen hat die mit Abstand wichtigste steirische Zeitung das Thema noch einmal aufgegriffen, ausgerechnet in der Sonntagsausgabe und mit einer Schlagzeile auf Seite eins. (1) (hier und hier).

Wenn man mal etwas auf Distanz zu den Details geht und die rein personalpolitische Bewertung (etwa die Frage nach der Qualifikation der Betreffenden) kurz beiseite schiebt, bleibt ein Signal der verantwortlichen Landespolitiker übrig, das man salopp, aber sicher nicht unzutreffend so zusammenfassen kann: Die Institution, ihr Auftrag, ihr Image sind uns herzlich egal, was zählt ist, daß wir "unsere Leute" unterbringen.  (Vgl. den Post vom 22.10.2017 zu diesem Aspekt). 


Es gibt viele Ebenen, auf denen die Politik auf Museen Einfluß nehmen kann. Die wichtigste ist die der Finanzierung. Mit der Entscheidung über die Höhe des Museumsbudgets hat die Politik den mächtigsten Hebel, ins Museum einzugreifen, den Spielraum zu bestimmen, den das Museum etwa bei Ausstellungen oder Personal oder Projekten hat. Wie das aktuelle Beispiel zeigt, ist Personalpolitik der zweite große Hebel, zumal die Bestellung der Leitungsfunktion(en). Aber es wird auch direkt interveniert, wenn es um Personalwünsche auf der Ebene unterhalb der Leitung geht oder um Einstufung innerhalb der Hierarchie, also um "Beförderung" oder Zurücksetzung. So griff ein Landesrat vor Jahren massiv in das Organigramm des Joanneum ein und verband das mit gleich mehreren personellen Verschiebungen. Eine Variante ist das "Verschieben" von Parteien nahestehenden Personen, für die sich keine andere "Beschäftigung" finden ließ. Die bekommen Alibi-Agenden oder parken gutbezahlt als "Weisse Elefanten".

Die Politik besetzt schließlich die diversen Gremien, Aufsichtsräte, Kuratorien, Beiräte. In Land und Stadt geschieht das in der Steiermark nach dem Proporz. Jede Wahl hat Auswirkung auf die Gremien. Nur im glücklichsten Fall zählt hier Kompetenz vor Parteinähe oder -mitgliedschaft.
Und es gibt schließlich auch den direkten Einfluß auf das Programm des Museums bis hin zum Wunsch, ein bestimmtes Ausstellungsthema zu realisieren.
Es liegt auf der Hand, wie vielfältig der Schaden einer solchen Museums"politik" ist.

Statt ins Detail zu gehen oder Beispiele zu nennen, möchte ich aber noch grundsätzlicher werden. Es gibt drei Gruppen, die in dieses politische Spiel verwickelt sind. Erstens die Politiker, die ihre Macht ausagieren und u.U. durch ihre Ein- und Übergriffe verfestigen oder ausweiten wollen. Zweitens das Museum, namentlich die Museumsleitung, die in aller Regel, vor allem bei großen Museen, mit dem Ausbalancieren von Museumsarbeit einerseits und politischen Wünschen andrerseits beschäftigt sind und drittens die Besucher, die in diesem Spiel keine Rolle haben und sich nicht artikulieren können. 

Selbst dort, wo es Museumsvereine gibt oder Beiräte, haben die kaum Einfluß auf das Museum oder sind selbst von einer breiteren öffentlichen Artikulation von Wünschen und Interessen abgekoppelt.

Anders formuliert: es geht um das Verhältnis von Staat - Gesellschaft - Institution. Im Grunde sind Museen wohlfahrtsstaatliche Einrichtungen, die Gesellschaftsziele verwirklichen. Der Staat nimmt diese Interessen treuhänderisch über (Steuer)Finanzierung und Verwaltung wahr. Aber der eigentliche "Interessent", die (Zivil)Gesellschaft, kommt in dem Spiel nicht vor, hat keine Möglichkeit der Vertretung ihrer Interessen.


Historisch war das schon mal ganz anders. Viele frühen Museumsgründungen (also seit dem späten 18.Jahrhundert) sind bürgerliche, zivilgesellschaftliche Gründungen mit einschlägiger Trägerschaft, etwa in Form von Vereinen. So kommt die Trägerschaft des Joanneum 1811ff. aus dem Bürgertum, überdies aus einem eher radikaldemokratischen Milieu. Diesen Umstand übersieht man in dem speziellen Fall gerne, wegen der überdeterminierten Figur des Gründers, Erzherzog Johann, ein Mitglied der Kaiserfamilie und des Hochadels.


Derartige Trägerschaften erlauben die direkte Artikulation gesellschaftlicher Interessen ohne jeden Umweg und ohne jede Verwässerung und oft im Widerspruch zu den staatlich-politischen. Das Joanneum ist bis 1848 mit seinem Leseverein ein Medium - argwöhnisch von der Zensur beobachtete - subversiver Öffentlichkeit. Indem die im ständisch besetzten Tärgergremium aktiven Bürger nicht bloß ihre individuellen Bedürfnisse verfolgen, sondern allgemeine Interessen, agieren sie politisch. Denn in ihrer Verantwortung für das gesellschaftliche Gemeinwohl arbeiten sie nicht nur den Interessen des Demos, das heißt des Staatsvolkes zu, sie sind es selbst gerade durch ihr Engagement im und für das Museum, insofern sie allgemein Interessen öffentlich artikulieren. Ja mehr noch, sie werden dadurch selbst zum Demos, agieren nicht als Bourgeois sondern als Citoyen.


Politik und Demokratie sind keine dem Museum äußerliche Eigenschaften, sie sind der Kern der aufklärerischen, bürgerlichen und europäischen Museumsidee. Sicher, man kann dem Museum diese Eigenschaften nehmen, sie schwächen oder zerstören. Und das ist, so denke ich, genau dann der Fall, wenn das Politische des Museums durch staatliche oder Parteipolitik angegriffen und ersetzt wird.


Berufungsverfahren laufen oft so, wie das eben beim Universalmuseum Joanneum geschehen ist, nicht nur bei Museen, nicht nur bei Kulturinstitutionen. Aber speziell beim Grazer Joanneum bricht das Verfahren einer parteipolitischen Besetzung mit einer sehr langen Tradition demokratischer Kultur und schädigt das Museum, gerade dieses, bis ins Mark. Die einst ständisch-bürgerliche (Selbst)Verwaltung des Museums ist in einem langen Prozess bis heute auf ein Kuratorium ohne wirkliche Agenda zusammengeschrumpft und den diversen, Abteilungen zugeordneten Museumsvereinen hat der Steirische Rechnungshof erst jüngst relative Sinnlosigkeit attestiert. 


Was diese Berufung so besonders macht ist, daß sie in einem tief von demokratischer Tradition geprägten Museum erfolgt. Die Einsetzung einer neuen Leitung unter den geschilderten und von der Kleinen Zeitung scharf kritisierten Bedingungen, ist in der Geschichte des Joanneums der einzigartige Fall eines ostentativen Verzichts. Des Verzichts, dem Museum ein Ziel zu geben, eine Aufgabe zu stellen. Die könnte und müsste immer eine im Interesse des Demos sein, der Gesellschaft. Indem man das verweigert, um eine mehrfach fragwürdige Personalie im Parteinschacher auszudealen, zerstört man den ideellen Kern des Museums - und, ich bin mir sicher, das mit auch gravierenden praktischen Folgen.


Gibt es da einen Hoffnungshorizont? Kaum? Denn dazu müßten sich die strukturell "Ausgeschlossenen", das Publikum, artikulieren. Dafür gibt es, auch anderswo, kaum Beispiele, kaum Erfahrung. Und ein Medium wie die lokal wichtige Kleine Zeitung repräsentiert - vielleicht auf einige Zeit und durchaus in bemerkenswerter Verantwortung - eher ihre eigene Auffassung, aber kaum, aus Mangel an schon öffentlicher Artikulation, eine kulturpolitisch selbstbewusste Zivilgesellschaft.


Oppositionelle Stimmen aus der Politik gibt es nicht, bis auf die "Grünen", die das Thema entdeckt haben, nachdem das Kind tief im Brunnen war. Wie verkorkst die Situation ist, ermißt man daran, daß die zwingende Lösung durch eben die Politik hergestellt werden müßte, die den Schaden verursacht hat und kein Interesse daran hat, ihre Macht auch nur um Millimeter aufzugeben. Die Lösung kann nur, so utopisch das angesichts der "systemischen Realverfassung"  das klingt, in einer Wiederherstellung der zivilgesellschaftlichen Verfügung über "ihr" Museum sein. Apropos: Die Sammlung gehört schon "uns", sie befindet sich im Eigentum der Bewohner des Landes. Der Einfluß der sogenannten öffentlichen Hand, also der Landespolitik, müsste auf ein Minimum reduziert werden, auf Kontrolle der angemessenen Verwendung der (Steuer)Mittel. Alles andere, einschließlich der Berufung leitender Mitarbeiter, der Entwurf eines mission statements, die Ausarbeitung eines Arbeitsprogrammes, Entwicklung partizipatorischer Ptojekte, die große und auch marginalisierte Gruppen einzubeziehen hätten usw. gehört in eine zu schaffende "Agenda Zivilgesellschaft"..


Oder kommt da etwas anderes? Der - wiederbestellte - Leiter des Museums, Wolfgang Muchitsch, hat in seiner Funktion als Leiter des Österreichischen Museumsbundes eine Offensive "Los von der Politik" angekündigt. Also?!


   


(1) Ernst Sittinger, Redakteur der Kleinen Zeitung, am 29.10.2017: "Wieso muss der Finanzchef eines Museums ausgerechnet Kulturmanagement studiert haben und gut vernetzt mit Schulen sein? So stand es nämlich in der Ausschreibung für den kaufmännischen Geschäftsführer im Universalmuseum Joanneum. Und siehe da, eine SPÖ-Funktionärin machte das Rennen. Sie hat, oh Wunder, Kulturmanagement studiert. Und als Vizepräsidentin des Landesschulrats hat sie – glückliche Fügung – gute Kontakte zu Schulen. Und, drittes Wunder, ihr Wechsel schafft neue Perspektiven für eine ÖVP-Frau."

Sonntag, 22. Oktober 2017

Universalmuseum Joanneum Graz. "Parteienenschacher". "Farce". "Postenproporz"

Der Kulturressortchefin der "Kleinen Zeitung", Ute Baumhackl, muß der Geduldsfaden schnalzend gerissen sein. 
In mehreren kurz hintereinander erscheinenden Artikeln machte sie darauf aufmerksam, daß die beiden Leitungspositionen des ehemaligen Landesmuseums, jetzt: Universalmuseum in Graz längst feststünden (ich ergänze aus eigenem Informationsstand: mindestens seit dreieinhalb Monaten), aber dennoch ein Hearing stattfinde, Eine "Farce" (U.B.), an der sich eben darum auch kaum wer beteilige.

Der Ärger von Frau Baumhackl wird schließlich so groß, daß sie Namen nennt und den parteipolitischen Deal. Der sieht so aus: "...die kaufmännische Geschäftsführerin stand angeblich schon lange vor den Hearings fest. Es ist die Ex-SP-Kultursprecherin im Landtag, Alexia Getzinger. Ursprünglich sollte sie nach halber Legislaturperiode die VP-Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner ablösen. Die will nun aber 2018 Bildungsdirektorin werden, für die ausgebildete Kulturmanagerin Getzinger gab es einen Deal zwischen SPÖ und ÖVP – was die „rote“ Doppelspitze“ im UMJ erst möglich machte." (U.B. in der Kleinen Zeitung, 19.10.2017)

Und weiter: "Die schönen Worte über die historische und kulturelle Bedeutung des Joanneums kann sich die steirische Politik jetzt aufzeichnen: Sie verliert jede Glaubwürdigkeit, wenn sie zum Schein Hearings zur dessen künftiger Leitung durchführt und ihr Ausgang längst feststeht."
Während es ehedem einen  wissenschaftlichen Leiter gab (Wolfgang Muchitsch) und einen Intendanten (Peter Pakesch), gibt es jetzt neben dem wissenschaftlichen einen kaufmännischen Leiter. Aus eigener Wahrnehmung füge ich hinzu, daß in Wirklichkeit diese Aufteilung wenig bedeutet hat, beide Leiter agierten eigentlich immer in fast allen Aufgabengebieten, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität. 

Eine Doppelspitze gab es ja seit 2003 nicht wegen der Aufgabenfülle und -teilung, sondern als "großkoalitionäre" Leitung, die ÖVP und SPÖ unter sich ausmachten. Daß nun der ÖVP ihre "Parteisoldatin" (U.B.) so viel wert ist, daß sie zuläßt, daß das Museum von zwei "Roten" regiert wird, pardon, geleitet, ist schon beachtlich. Dabei macht die Bestellung zweier Leiter m. M. nach in diesem speziellen Fall, keinen Sinn. Man könnte sich die teure Stelle buchstäblich ersparen.
Der Deal ist ein rein parteipolitischer, deshalb bedarf er der Camouflage, die aber endgültig mit der Aufklärung in den Artikeln von Frau Baumhackl zur Farce geworden ist, und wie! Denn in der Auswahlkommission sitzt niemand, der je ein Museum geleitet oder eine Ausstellung produziert hat, niemand aus Restösterreich und schon gar niemand aus dem Ausland. Wozu auch?

Mit diesem Agieren signalisieren beide Parteien, daß die einzige Maxime ihres Handelns die Platzierung "ihrer" Funktionäre auf lukrative und repräsentative Positionen ist. Und daß es keine inhaltlichen und strategischen Kriterien mehr gibt. Damit bringt man eine Kulturinstitution wie ein so großes Museum um. Es gibt keine Ansprüche mehr seitens der Politik, keine Vorstellung davon, wozu dieses Museum gut ist. Das schlägt voll in die Institution durch: Mit der unglücklichen Entscheidung, sich "Universalmuseum" zu nennen (weltweit nennt sich - wohlweislich - kein Museum so), kassierte man die Agenda "Landesmuseum". Man kann es an vielen Orten des Museums sehen, was das bedeutet, in der identitätspolitischen Ausrichtung eine Leerstelle zu lassen, etwa am jüngst eröffneten sogenannten Geschichtsmuseum. 
Das ist in Wirklichkeit das diametrale Gegenteil, ein Depot ohne Beschriftung, Kontextualisierung, mit hinter Gittern gefangengesetzter Objekte, noch dazu von überwiegender bescheidener regionaler Qualität. Vor allem aber ohne jede zeitliche Dialektik und Differenzerfahrung, ohne die keine Geschichtserfahrung entstehen kann, und ohne Deutungsabsicht und ohne Reflexion. Schon jetzt ein klinisch toter Ort.

Ute Baumhackl: "Das Üble an solchen Deals ist ja (...) dass sie die wirklich wichtigen Fragen verdrängen. Etwa die, was das Joanneum als kulturhistorische Schatzkammer des Landes künftig leisten muss. Stattdessen wird das Haus zum Symbol für Parteienschacher und Postenproporz. Und wir dachten, die sind schon lang vorbei im Museum."

Vor Jahren habe ich einen ironischen "Lebenshilfe-Text" veröffentlicht, der großes Echo hatte: "Wie ruiniert man ein Museum?". Ich denke, ich kann jetzt diesen Text um ein anschauliches Beispiel erweitern.

Ergänzung am späten Nachmittag desselben Tages.
Offenbar auf der Basis einer Agenturmeldung wird nun in verschiedenen Medien die Berufung von Wolfgang Muchitsch und Alexandra Getzinger gemeldet. Und folgender Kommentar des für das Berufungsverfahren (und das Museum) zuständigen Landesrat Drexler: Getzinger sei mit einem männlichen Bewerber gleichauf gelegen und aufgrund der Gleichstellungsregel vorgezogen worden. Dass beide Kandidaten der SPÖ nahestünden, zeige, dass es keinen Proporz-Deal gegeben habe. 
Der Kulturlandesrat weiß, daß es anders ist, daß er Beteiligter an einem schon vor Monaten ausgehandelten Deals ist. Und er weiß, daß "wir" es wissen, das heißt, diejenigen, die so etwas verfolgen, lesen. Und er weiß, daß "wir" es u.a. aus der Zeitung wissen, also daß eine größere Öffentlichkeit weiß, daß er "es" weiß.

Also: Der Kulturlandesrat besitzt die Kultiviertheit, sich nicht damit zu begnügen, das Ergebnis des sogenannten Berufungsverfahrens mitzuteilen. Nein, er macht uns auch noch auf den Kopf, verhöhnt uns, und zwar detailliert und maximal zynisch. Er beschädigt nicht nur jeden qualifizierten Bewerber, der ausgebremst wurde, er beschädigt nicht nur das Museum, indem er (mit anderen) signalisiert, daß es nur um parteipolitische Rochaden geht, nein er macht sich auch noch über die Idee und Praxis der Gleichstellung lustig, bringt sich indirekt als gläubiger Gleichstellungsfan und als Anti-Korruptionist ein.