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Dienstag, 12. Oktober 2010

Bürger! Revoltiert! Ruft die FAZ

Ausführlich widmet sich die heutige FAZ noch einmal der Hamburger Kulturpolitik. Neue Fakten gibt es nicht, dafür ziemlich viel Hohn für namentlich attackierte einstige und jetzige (Kultur)politiker. Bemerkenswert ist die Sehnsucht des konservativen Blattes nach bürgerlicher Revolte.
"Formiert sich das immer noch starke Bürgertum dieser fiskalisch armen, aber an Privatvermögen und Stiftungen so reichen Stadt, gibt es gar Großdemonstrationen? Nein. Nichts, was über eher hilflos anmutende Aktionen der direkt Betroffenen hinausgeht." Der Autor des Artikels, Volker Corsten, stöhnt entsetzt auf, wenn er miterleben muß, daß Kultursenator und Bürgermeister "weitgehend unbehelligt" zu einer Diskussionsveranstaltung gehen konnten, auf der es keine Zwischenrufe" gab. Die Zeitung, die es gerne  widerständiger hätte, räumt ein: "Die Politiker kommen auch deshalb so glimpflich davon, weil der Kultursenator sich die Institutionen vorgenommen hat, die in der Stadt keine Lobby (mehr) haben.".

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Schließung des Altonaer Museum. News

__ 20.000 Unterschriften für die Erhaltung des Altonaer Museums wurden gesammelt

__ Es gibt (Überraschung!) ein Gegengutachten des Senats gegen das der Stiftung, das der Schließung rechtliche Unbedenklichkeit bezeugt

__ der ICOM Präsident Klaus Weschenfelder wird poetisch, wenn er sich zur Schließung des Museums äußert: «Eine Sammlung von über 600 000 Exponaten zur Kultur des norddeutschen Küstengebietes wird damit zum Strandgut einer verfehlten Museumspolitik».

Montag, 4. Oktober 2010

Altonaer Museum. Schließen geht vielleicht gar nicht...

Vielleicht geht das ja gar nicht.
Das mit dem Schließen. Des Altonaer Museums.
Weil das Museum Teil einer Stiftung ist, die in vielen Dingen eben autonom ist, ist der Beschluß des Senats, sagt ein Rechtsgutachten eine "Kompetenzanmaßung".
Das wird spannend.
Und vielleicht auch peinlich für den Senat?

Sonntag, 3. Oktober 2010

Schließung des Altonaer Museum. News


___ Eine Bürgerinitiative, die für den Erhalt des Altonaer Museums kämpft, wurde gegründet.

___ Der Senat hat bekanntgegeben, daß das Museum bis Ende des Jahres, also in nicht mal drei Monaten, geschlossen sein soll.

___ Eine Unterschriftenliste steht hier zum Download bereit.

Donnerstag, 30. September 2010

"Politik nach Gutsherrenart". Die ZEIT zur Schließung des Altonaer Museums

Mit zwei Beträgen reagiert die in Sachen Kulturpolitik Hamburgs schon lange verstimmte, lokal aber höchst zuständige ZEIT heute. In der Reihe "Museumsführer" wird das "großartige Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte" gewürdigt und in einem Essay wird ziemlich heftg die Kulturpolitik generell und die Attacke auf gleich mehrere Einrichtungen der Stadt kritisiert.

"Das Deutsche Schauspielhaus und die städtischen Bücherhallen, beide längst heruntergespart, werden durch Kürzungen im Millionenbereich ruiniert. Das Altonaer Museum aber, das bedeutendste Haus für norddeutsche Kulturgeschichte, das eben für drei Millionen Euro saniert und vor kaum einem Jahr neu eingeweiht wurde, soll liquidiert werden. Es wäre die erste Schließung eines Museums dieser Größenordnung in Deutschland. Ein Signal: nicht nur Kulturbruch, sondern Politik nach Gutsherrenart. Weil die Sparmaßnahmen nicht offen debattiert wurden, weder mit den Betroffenen noch mit den Bürgern, die bei Beschlüssen solcher Tragweite vielleicht doch gern gewusst hätten: Warum haben wir ein Haushaltsloch? Und warum muss man es so und nicht anders stopfen?, fühlen viele sich düpiert."

Die Zeit kritiert die auch wirtschaftlich ziemlich unstimmige Schließung des Museums und rechnet den "Pfeffersäcken" (Wortwahl der ZEIT) nicht nur deren Reichtum vor (die Zahl der in Hamburg ansässigen von Vermögenssteuer befreiten Milliardäre und Millionäre) und ihre Milchmädchenrechnung der sogenannten Einsparung detailliert durch.

"Am teuersten bei der Museumsschließung, sagt Hinrichsen, sei die Vernichtung von geldwertem Eigentum. Alle Objekte zusammen seien 100 bis 200 Millionen Euro wert. Hat das Museum Bestand, dann akzeptieren die Banken die Objekte als Sicherheit für etwaige Staatskredite. Was jedoch nicht heißt, dass man die Stücke einzeln zu diesem Preis losschlagen könnte. Wertvoll sei die Beleihungssumme. »Nachdem Hamburg zuhauf Grundstücke und öffentliche Gebäude verhökert hat, gehört das Museumsgut zu den letzten dinglichen Sicherheiten für Staatskredite.« Wir verstehen: In den Museen liegt der Staatsschatz. Wer hat das Recht, ihn zu verschleudern? Ein seit vier Wochen amtierender Kultursenator? Ein neuer Oberbürgermeister, der übermorgen vielleicht wieder weg ist?"

Mittwoch, 29. September 2010

News. Zur Schließung des Altonaer Museums in Hamburg

Jetzt hat die drohende Schließung des Altonaer Museums auch die überregionale Presse erreicht, heute etwa berichten taz und WELT, und da gibt es nicht nur Zusammenfassendes zum Status Quo.
So wird von der Leiterin der Stiftung Historische Museen Hamburg eine Prüfung der Rechtmäßigkeit der Schließung angekündigt. Sie argumetiert, daß die gesamte Stiftung betroffen sein würde und rechnet vor, wie fragwürdig die genannte Höhe der Einsparung eigentlich ist.
Auftauchen oder Untergang...
Höhe und Möglichkeiten der Einsparung werden inzwischen weithin bezweifelt. Indes gibt es viele Widerstandslinien: die Idee einer Unterschutzstellung des Gebäudes, eine Gegenoffensive in Form der Verdächtigung, das Museumsgebäude solle vermietet oder verkauft werden, Protestkundgebungen, Unterschriftensammlung und - möglicherweise - ein Volksbegehren.
Über den Tellerrand hamburger (Kultur)Politik bleibt das Faktum, daß ein großes (gemessen an MitarbeiterInnen, Sammlung, Ausstellungsflächen) und historisch hochinteressantes Museum geschlossen werden soll. Ein Präzedenzfall weit über Hamburg hinaus, ein Signal an viele Museen, die aufs Durchtauchen setzen.

Montag, 27. September 2010

Museumskrise am Beispiel Hamburg und Bremen. Der Präsident des Museumsbundes äußert sich dazu

Typisches Aussehen einer Museumskrise
In einem Interview mit dem Deutschlandfunk äußert sich der Präsident des Deutschen Museumsbundes zur drohenden Schließung des Altonaer Museums und dem Verkauf der Sammlung des Museum Weserburg in Bremen. Interessant an dem Gespräch sind zwei Äußerungen, die ich von einem 'Museumsfunktionär' bisher noch nicht gehört habe.
Die eine bezieht sich auf die Zahl der Museen, auf das 'Museumswachstum' und die andere auf deren Qualität.
Die Äußerung Gerhard Richters, von dem ja ein Bild aus dem Museum Weserburg im Interesse seiner weiteren Finanzierbarkeit versteigert werden wird, es gebe zu viele Museen greift Rodekamp so auf: "Es sind sehr große und viele Museen neu gegründet worden. Wir hatten die Blockbuster-Ausstellungen und wir haben heute vielleicht ein zu viel an Museen. Aber wir haben nicht ein zu viel an guten Museen. Wir haben eher ein zu viel an kleineren, relativ unbedeutenden Häusern. Und wir vom Deutschen Museumsbund haben schon seit Jahren dafür plädiert, Wachstum im Sinne des qualitativen Wachstums in der Museumsarbeit zu organisieren. Uns fehlt es in Deutschland ein wenig an den großartigen Häusern, wie wir es in Frankreich oder auch in England oder in Amerika haben."
Rodekamp kritisiert selbstverständlich die Entscheidung des Hamburger Senats und er sieht auch im Vorgehen des Museum Weserburg einen Tabubruch in Richtung, wie er es nennt, "Kapitalisierung der Kunst". Es geht wohl um einen "Paradigmenwechsel. Die klassische alte Kultur scheint bei den jetzigen Entscheidungsträgern nicht mehr die Rolle und die Bedeutung zu genießen."
Allerdings wird die Präzision der Diagnose in dem Moment ziemlich lasch, wenn es um das Entwickeln von Gegenstrategien, von Haltungen geht. Die Museen arbeiten ja teilweise selbst aktiv an diesem Paradigmenwechsel mit und vertiefen damit die Krise und erschweren den Aufbau von Gegenstrategien. Immer dort wo es um die Rechtfertigung der Existenz des Museums gegen den 'Tabubruch', gegen den 'Paradigmenwechsel' geht, versagt sozusagen die Stimme: "Aber Kultur an sich ist nicht nur immer eine mit Geld zu bezeichnende Arbeit, sondern wir wollen uns natürlich auch im Sinne des Dienens für die Gesellschaft einsetzen und unsere Angebote sind ganz wichtig im Bereich der kulturellen Tagessituation, auch der kulturellen Integration. Wir wollen uns deutlich machen, dass wir eigentlich unverzichtbar sind, gerade jetzt in einer schwierigen Situation, in der wir in der Gesellschaft hineingeraten sind."
Diese "Unverzichtbarkeit" zu argumentieren fällt den Museen sehr schwer, und erst recht, wenn sie sich in Beziehung setzen sollen zur kulturellen Tagessituation (was immer damit genau gemeint sein soll). Den Museen fehlt eine politisch-museologische Diagnose dessen, was vorgeht, die Diagnose dessen, in das sie nicht nur "hineingeraten sind", sondern was sie selbst auch mit erzeugt haben.

Dr. Volker Rodekamp, 56-jähriger Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums in Leipzig, wurde im Mai diesen Jahres zum Präsidenten des Deutschen Museumsbundes gewählt. Er hat Volkskunde, Ethnologie und Publizistik studiert.

Samstag, 25. September 2010

Das Altonaer Museum wird geschlossen

Tatsächlich. Der Hamburger Senat schließt das Altonaer Museum. Der 'Beitrag' des Kultursenators zum 'Sparen' besteht in der Kürzung der Gelder der sogenannten Bücherhallen, der existenzgefährdenden Kürzung des Budgets des Schauspielhauses und - einmalig in der Geschichte der Stadt -, der Schließung eines staatlichen Museums.
Museumsleiter und viele Journalisten und Kommentatoren bezweifeln einen Einsparungseffekt: Gehälter müssten ja weiter bezahlt werden, es existiert ein langfristiger Mietvertrag und die Erhaltung der Sammlung - an welchem Ort ist unklar -, verursacht ja weiter Kosten.
Sowohl das Museum als auch die Stiftung, in der die historischen Museen der Stadt zusammengefasst wurden, kündigen Proteste an. In Berufung auf die Stiftungssatzung wird die Rechtmäßigkeit der Museumsauflösung angezweifelt.
Lisa Kosok, die noch amtierende Leiterin der Stiftungen Hamburger Museen, nennt die Schließung einen "Akt von Banausen, die sich keinerlei Vorstellung davon machen, was ihre Entscheidung bedeutet". (Süddeutsche Zeitung vom 24.9.)
Die Museumsschließung wird weit über Hamburg hinaus wahrgenommen und kritisiert - als ein Dammbruch. Hier wird ein traditionsreiches, großes und öffentliches Museum geschlossen. NDR online: "Der Deutsche Kulturrat forderte den Senat zur Kehrtwende auf. Was in Hamburg passiert, ist nicht nur grob fahrlässig, es ist der systematische Ausverkauf von Teilen der Kultur, sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Kürzungen in dieser Höhe und die Schließung eines Traditionsmuseums in der Stadt kommen einem Kultur-Harakiri gleich (...) Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) betonte, dass die Schließung von Museen nie eine gute Lösung sei. Museen sollen Brücken zwischen Kulturen und Generationen bauen. Wir sind nur Treuhänder, sagte Neumann bei der Jahrestagung des Internationalen Museumsrats (ICOM) am Freitag in Leipzig. Auch in Krisenzeiten darf Kultur nicht unter die Räder kommen. (Und was sagt ICOM?)


Bauernhausmodelle aus der Gründungszeit des Museums
Das Altonaer Museum hat eine sehr interessante Geschichte. Otto Lehmann (1865-1951), Zoologe, Geograf und reformpädagogischer Lehrer entwickelte zusammen mit dem Senator Ernst Meyer ein Museumskonzept, das auf Veranschaulichung und Vermittlung sowie auf eine breite kulturgeschichtliche Methodik mit Verschränkung von Natur- und Kulturgeschichte aufbaute. Dieses Konzept wurde die Grundlage eines durch Wettbewerb ermittelten Museumsneubaues, der 1901 eröffnet wurde.
Das von Lehmann seit 1899 als Direktor geleitete (bis 1931), so sorgfältig geplante und vorbereitete, mit Dioramen, Nachbauten und Szenen - "Lebensbildern" -, ausgestattete Museum war so erfolgreich, daß es 1914 beträchtlich erweitert werden konnte.
Altona war zu diesem Zeitpunkt eine selbständige, industriell geprägte Stadt, und das Konzept der "Volksbildungsstätte Museum" sah schleswig-holsteinische Landes- und Volkskunde als Mittelpunkt der Präsentation vor, als Abgrenzung zu den Museen der Stadt Hamburg.

In den 70er-Jahren beschloss der Senat, daß das Museum seine naturkundliche Sammlung abgeben müsse. Die vor- und frühgeschichtlichen Bestände gingen nach Harburg, in eine Zweigstelle. Damit war die ursprüngliche Konzeption zerstört. Nach einem Brandschaden 1980 musste das Museum baulich und teilweise auch konzeptionell erneuert werden. 2008 wurde das Museum in die Stiftung Historische Museen Hamburg überführt. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Museum ein beachtliches Konzept für eine Erneuerung des Museums ausgearbeitet, das mit der Eingliederung in die Stiftung obsolet war. Die Leiterin des Museums trat zurück.

Zuletzt hat das Museum mit Aktionen auf seine prekäre Situation aufmerksam gemacht, unter anderem mit einer kleinen Ausstellung, die die Rahmenbedingungen der Arbeit unterm Diktat der leeren Kassa transparent machten. Hier im Blog.

Das Museum ruft zu Demonstrationen und zur Unterschriftenaktion auf. Hier die Museumswebseite, auf der alle Reaktionen und Maßnahmen des Museums zusammengefasst sind.

Freitag, 24. September 2010

Museumskrise. Noch einmal Hamburg

Wenn ein Theater wie das Hamburger Schauspielhaus in Not gerät, dann muß man wirklich von einer Krise reden. Einem der namhaftesten Theater Deutschlands wird das Budget um über 1 Million Euro gekürzt, 50% des künstlerischen Etats. Nicht nur die Betroffenen meinen, das könnte das Endes Theaters sein. (Hier der Bericht in der Frankfurter Rundschau vom 24.9.)
So nebenbei fällt der Satz ' Das Altonaer Museum wird geschlossen werden'.
Was für eine merkwürdige Berichterstattung, was für eine rätselhafte Kulturpolitik! Eine nicht gerade arme Stadt beteiligt sich an zwei privaten Museen mit beträchtlichen Summen und gibt obszön viel Geld für ein ehrgeiziges Konzertsaalprojekt (Elbphilharmonie) aus, schließt aber eines ihrer Museen und bringt eines der wichtigsten deutschsprachigen Theater an den Rand seiner Existenzberechtigung?

Dienstag, 31. August 2010

Spüren Sie die Elemente! Das "Internationale Maritime Museum" in Hamburg

Schiffe. So weit das Auge reicht.
Uniformen. So weit das Auge reicht.
Haben Sie schon mal die Webseite des "Internationalen Maritimen Museums" Hamburg geöffnet ? Kleine Warnung: Es wird Ihnen eine bombastische Musik entgegendröhnen, wie sie Sie nur aus hochpatriotischen Hollywood Blockbustern kennen. Dazu ebenso großartige Versprechungen, was das Museum alles können wird, wenn Sie es besuchen…
Spüren Sie die Elemente! Werden Sie Forscher! Seien Sie wieder Kind!
Mit 30.000 Schiffsmodellen beginnt es. Im obersten Stockwerk, des neun Geschosse hohen, in der Speicherstadt gelegenen Museums. Von dort an gehts Stock um Stock abwärts durch alle nur erdenklichen Themenfelder, Ozeanografie, Schiffahrt, nochmal Schiffsmodelle, diesmal aus Silber und Elfenbein, Bilder und Grafiken von Schiffen, Unmengen davon, Uniformen, Handelsschiffsfahrt, Kriegsmarinen, Militärkaplane zur See, die auch international, Auszeichnungen.
Alles das, dieser gigantische 'Speicher' mit seinen abertausenden Objekten, ist das Resultat privaten und wie es scheint weder finanziell noch thematisch eingegrenzten Sammeleifers. Mit sechs Jahren soll Peter Tamm zu sammeln begonnen haben. Jetzt gilt seine Sammlung als weltweit größte zur Seefahrt.
Ideologisch läßt sich allerdings eine gewisse Neigung zu Militaria mit einer gewissen besonderen Neigung zur NS-Zeit feststellen. Das funktioniert so, daß diese besondere Zeit zu einer nicht besonderen Zeit gemacht wird, eben zu einer wie jede andere. Man rückt sie einfach in einen Gänsemarsch der geschichtlichen Abschnitte ein und neutralisiert damit alle Dokumente. Die heftige Kritik an diesem Umstand, hat den spendablen Hamburger Senat nicht beeindruckt.
So außergewöhnlich der Raum (ein alter Speicherbau) ist, so wenig ambitioniert ist die Ausstellung; wie anders als endlose Serien soll man auch 30.000 Modelle zeigen? Häufung, Reihung sind vorherrschende Prinzipien. Nur nicht genau hinschauen, es ist einfach zu viel, auch wenn Sie sich nachher an der Austernbar zu laben gedenken.
Schiffsmodelle. So weit das Auge reicht.
Erst vor wenigen Jahren wurde das Trumm hingestellt, mit viel Geld aus der Kasse der Stadt Hamburg. Es gibt also Geld in der Stadt für Museen, sagt sich der als Tourist angereiste Laie, erschöpft im untersten Stockwerk angekommen. Ja, sagt Wikipedia, etwa 35 Millionen. "Hinzu kommt," sagt Wikipedia, "dass die für den Beschluss zuständige Senatorin Dana Horáková eine Bekannte Peter Tamms aus jener Zeit ist, als sie beim Axel-Springer-Verlag als Journalistin Karriere machte und Tamm dort Vorstandsvorsitzender war. Das Projekt fand in der Hamburger Bürgerschaft breite Zustimmung. Der Beschluss vom 12. Februar 2004 kam ohne Gegenstimmen und mit Stimmenthaltung der GAL zustande."
Schiffsmodelle. So weit das Auge reicht.
Die Süddeutsche Zeitung ging mit dem frischeröffneten Museum noch böser um, und sprach von fetischhafter Distanzlosigkeit. (25.06.2008) Hier ist Frau Horákóva übrigens nicht "Bekannte", sondern "ehemalige" Angestellte.
"Was man dort nämlich faktisch lernen kann, ist, wer mit 196 Schiffen die meisten Versenkungserfolge in der Geschichte des U-Boot-Krieges vorzuweisen hat und wie toll die Kameradschaft auf einem deutschen Kriegsschiff der Nazizeit war. Sachliche Information besteht aus unkritischer Kolonialgeschichte und ausführlichen Erinnerungen der kaiserlichen Admiralität, deren Ordensnachlass und Hutschachteln dazu noch prunkvoll inszeniert werden. Statt die Gräueltaten der Herrenmenschen in Afrika und Europa zu dokumentieren, beschreibt die Ausstellung lieber in ermüdender Ausführlichkeit die technischen Details von Torpedos und Panzerschiffen."
Ich kann nach meinem Besuch auch nicht viel anderes sagen, als daß es tatsächlich erstaunlich ist, daß dem Militaria-Sammler ein solches Haus errichtet wird und gleichzeitig ein Museum wie das in Altona sichtbare Spuren der Implosion zeigt. Außerdem: eine private Sammlung ist das eine. Ein Museum das andere. Eine Transformation setzt immer einen Bedeutungs- und Funktionswechsel voraus. Es muß plausibel werden, welches öffentliche Interesse eine individuelle Sammlerobsession zu überformen und zu transzendieren imstande ist. Das ist hier nicht oder kaum ins Spiel gekommen und die Notwendigkeit, das Museum (seine Gestaltung, seine Botschaft...), wurde nicht erkannt. Deswegen ist das Museum in weiten Teilen vor allem eins: langweilig.
Auch eine Museumskrise. Aber eine happig kostspielige.

Donnerstag, 19. August 2010

Bitte nicht....! (Texte im Museum 94)


Museum für Völkerkunde Hamburg

Mission (impossible)


Wir haben Respekt vor allen Kulturen. Wir verschaffen allen Kulturen Respekt.




Wir sind ein lebendiges Museum, das mit vielfältigen Aktivitäten alle Sinne anspricht.




Wir bieten ein Forum für den partnerschaftlichen Austausch zwischen Menschen aller Kulturen.



Als Welt-Kultur-Archiv sammeln, bewahren und erschließen wir Zeugnisse aller Kulturen, um sie zugänglich zu machen.



Unsere Objekte in ihrer Qualität und Einzigartigkeit sind die unverzichtbare Grundlage unserer gesamten Arbeit.



Wie bieten wissenschaftlich fundierte, verständliche Informationen unter partnerschaftlicher Einbeziehung der Eigensicht der jeweiligen Kultur.



Mit einem qualitätvollen, attraktiven und breit gefächerten Ausstellungs- und Veranstaltungsangebot wenden wir uns an viele unterschiedliche Zielgruppen.




Bei unseren vielfältigen Aktivitäten fühlen wir uns dem Bezug zur Aktualität verpflichtet.




Der wirtschaftliche Einsatz und der Ausbau unserer Ressourcen sind wichtige Bestandteile unserer Arbeit.




Wir sorgen dafür, dass unsere Besucher sich bei uns wohl fühlen und die Nutzer unserer sonstigen Angebote mit uns zufrieden sind.


Text: Leitbild des Museums für Völkerkunde Hamburg (Webseite). Fotos von einem Besuch des Museums August 2010 (GF).

Mittwoch, 18. August 2010

Das Bürgertum ist am Ende! Wo? In Hamburg!

Museumskrise? - Ein Nebelmeer
Ich sammle hier ja nach und nach Indizien zu zwei Fragen: gibt es so etwas wie eine Museumskrise (wir tappen noch im Dunkeln) und wenn es eine gibt, worin bestünde sie?
Die heutige Ausgabe der WELT hilft uns, indem sie zunächst alarmistisch verlautbart: "In der Musterstadt des deutschen Bürgertums verliert die Kultur den Boden unter den Füßen."
Es gibt aber gleich Entwarnung, denn was da am Beispiel der Museumspolitik recherchiert wurde, entpuppt sich nach und nach weniger als Krise des Bürgertums, noch der Kulturpolitik, ja nicht einmal der Museumspolitik, sondern eher als eine Führungskrise der Kunsthalle. Hier aus Österreich neutral beobachtet gilt jede nur erdenkliche Unschuldsvermutung. Originell an dem Artikel - in Hinblick auf unsere bunte Sammlung "Krise ja oder nein" ist allein, daß hier nachdrücklich die Leitung eines Museums ins Visier gerät, die Ideen- und Visionenlosigkeit der am Museum Verantwortlichen. Das unterscheidet sich erheblich von der Einschätzung, die die Medien am Beginn der Auseinandersetzung der Hamburger Kunsthalle mit der Kulturbehörde hatten (hier dazu in diesem Blog). Wenngleich der Maßstab, den der Autor des Artikels, Hans-Joachim Müller anlegt, auch nicht grade viel zur Analyse beiträgt. Die leicht masochistische Kur empfiehlt jemanden, der imstande sein soll, das Bürgertum zur Kultur (zurück) zu treiben: "Wenn man sieht, mit welchem Erfolg der agile Max Hollein in Frankfurt seine Teams von einem Publikums- und Wissenschaftsereignis zum anderen treibt, dann sieht man zugleich, woran es Hamburg gebricht." Ja?