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Freitag, 12. Mai 2017

Stella Rollig und Wolfgang Bergmann, die Leitung des Belvedere: "Essl-Deal mit Albertina falsch"

Dass die Albertina die Sammlung Essl übernommen hat, hält Rollig für falsch. Ob sie sie gerne gehabt hätte? "In Bausch und Bogen nicht unbedingt. Es hätte im Einvernehmen der betreffenden Museumsdirektorinnen und des Direktors - also von Karola Kraus, Klaus Albrecht Schröder und mir - ein Konzept für die Zukunft der Sammlung erarbeitet werden müssen. Da werden Sie jetzt keine Lösung von mir hören. Aber die Sammlung in toto als Dauerleihgabe staatlich zu übernehmen und der Albertina zuzuschlagen, halte ich für falsch." Bergmann hofft auf künftige Verbesserungen, etwa durch die neugeformte Bundesmuseenkonferenz: "Das Essl-Beispiel hat mit Kooperation überhaupt nichts zu tun, sondern ist das Gegenteil davon. Insofern ist zu hoffen, dass das ein einmaliger Vorgang war."
Kurier 10.5.2017 

Samstag, 25. Februar 2017

Wir Wegbereiter Pioniere der Nachkriegsmoderne. Eine Ausstellung im MUMOK

Ist das nur Zufall, oder entdecken Museen nun ihre Geschichte? Das Grazer Kunsthaus wird sich mit dem Bau beschäftigen und dasselbe tut gerade das MUMOK mit dem Pavillon, den Karl Schwanzer für die Brüsseler Weltausstellung entworfen hat und der dann zum Museum des XX.Jahrhunderts wurde. Das ist aber nur eine Episode in der Ausstellung "Wir Wegbereiter. Pioniere der Nachkriegsmoderne".
Sie ist zweigeteilt und gilt dem kommunistischen Kulturstadtrat Viktor Matejka, dessen Archiv das Museum besitzt und Werner Hofmann, dem Gründungsdirektor des Museums des XX.Jahrhunderts.

Das sind nun zwei ganz schön unterschiedliche Persönlichkeiten. Matejkas Leistung wird in der unorthodoxe direkten und persönlichen Förderung von Künstlern in den Jahren nach 1945 gesehen, vielleicht mehr Sozialpolitik als - programmatische - Kunst- und Kulturpolitik. Sein Wirken wird mit Teilen seines Archivs gezeigt und kontextualisierenden Werken "seiner" Zeit. Zwei Info-Grafiken veranschaulichen, wie persönlich und insofern auch willkürlich sich heute das Interesse und die Förderungspolitik Matejkas darstellt.

Noch immer eindrucksvoll finde ich die konzeptuellen Überlegungen, die Werner Hofmann ausarbeitete um in einer mehrfach schwierigen Situation ein Museum neuen Typs sofort erfolgreich zu positionieren. Er musste erst mal Sammlungs- und Überzeugungsarbeit leisten, um in einem ziemlich konservativem Klima und in Auseinandersetzung mit ebenso konservativen Politkern eines der frühen europäischen Museen moderner Kunst zu entwickeln.

Die frühen Ankäufe werden in einer Depotsituation gezeigt, die Gemälde dicht an dicht an Gestelle gehängt, die Skulpturen in hellen Kuben aufgereiht - die überraschendere und qualitativ beeindruckendere Sammlung. Dazu gibt es Modelle und Objekte, die eine der Maximen Hofmanns anschaulich machen: möglichst viele Medien in den Kunstbegriff und daher von Anfang an die Sammlung zu integrieren.

Wegbereitende Männer... - Ob das Museum - notgedrungen - bei der paternalistischen Museums- und Kunstpolitik bleibt oder ob sich auch Pionierinnen mal entdecken lassen?

Und nebenbei und unabsichtlich illustriert die Schau den kuriosen Zustand der staatlichen Museumspolitik (der gerade durch die "Erwerbung" der Sammlung Essl durch die Albertina noch etwas kurioser geworden ist): natürlich gehört Hofmann und das Museum des XX.Jahrhunderts zur Geschichte des MUMOK. Aber das entstand ja in einer Art (räumlichen) Aufspaltung in das Zwanzgerhaus einerseits und das Museum Moderner Kunst/Sammlung Ludwig im Palais Liechtenstein andrerseits.
Aber Inzwischen ist das Museum des XX.Jahrhunderts zu einem des XXI. geworden und wurde der Österreichischen Galerie im Belvedere angegliedert, so daß die Erinnerungsarbeit - inklusive der Modelle des Baues von Karls Schwanzer - einer Institution gilt, die nicht (mehr) zum MUMOK gehört.

Montag, 17. Oktober 2016

Bundesmuseen, mal grundsätzlich

Es kommt ja nicht so oft vor, daß eine Zeitung Platz gibt für eine grundsätzliche Erörterung der Situation der Bundesmuseen. Im Standard wird Martin Fritz befragt und so gut wie allem kann man gerne zustimmen, Befund wie Empfehlungen. 
Woran es halt mangelt, ist das "Subjekt", das gute Ideen und Analysen in die Praxis umsetzt. Zivilgesellschaftlich tut sich so gut wie nichts, kulturpolitisch strukturell auch nicht und die Museen haben ihre Kirchtumpolitik.
Immerhin, die auch heute bekannt gewordene Bestellung von Stella Rollig zur Leiterin des Belvedere könnte über das einzelne Museum hinaus Bedeutung bekommen.

Hier der Link: http://derstandard.at/2000045930542/Museumsexperte-Martin-Fritz-Wien-hat-immer-noch-hoefische-Zuege

Eine sehr schöne Nachricht: Stella Rollig wird Leiterin des Belvedere

Mit Stella Rollig bekommt eines der großen Bundesmuseen eine überaus reflektierte Direktorin. Ihre Berufung stellt nicht nur personalpolitisch gegenüber Agnes Husslein was Haltung und Persönlichkeit betrifft eine vollkommene Kehrtwende dar, sie könnte auch über das Belvedere hinaus auf die Museumsdiskussion in Wien und die Museumspolitik des Bundes Auswirkungen haben. 
Im heutigen Standard-Interview wird Stella Rollig unter anderem so zitiert: "Ich meine, dass Museumsarbeit klar von einer politischen, ethischen Haltung grundiert sein muss." 
Das ist ein vollkommen neuer Ton in der österreichischen Museumslandschaft und er wird verstärkt durch die gewichtige Position an einem wichtigen Haus.
Wunderbar, ich bin neugierig, was nun an diesem Haus und in der Bundesmuseumsszene passieren wird.