Sonntag, 12. September 2021

Heeresgeschichtliches Museum Wien. Eine Publikation dokumentiert die Kritik

Elena Messner und Peter Pirker bemühen sich seit über eineinhalb Jahren um eine sachliche und gründliche Kritik des Heeresgeschichtlichen Museums. Inzwischen haben mehrere Kommissionen und ein Rechnungshof die Kritik am Museum vertieft und erweitert. Messner und Pirker selbst haben zwei Veranstaltungen organisiert, bei denen eine Vielzahl von Expertinnen diese Kritik ebenfalls vertieft haben.

Nun haben die beiden ein Buch veröffentlicht, das auf über 300 dichten Seiten umfassend so gut wie alle Aspekte der Debatte und der Kritik von 41 AutorInnen sammelt: Elena Messner, Peter Pirker (Hg.): Kriege gehören ins Museum. Aber wie? Atelier Verlag. Wien 2021

Woran es inzwischen keinen Zweifel gibt, ist die Unreformierbarkeit des Museums. Es braucht eine von Grund auf neue Konzeption. Aber es ist noch immer fraglich, ob das zuständige Landesverteidigungsministerium dazu Willens und in der Lage ist.

Das Buch bietet alle nur erdenklichen Argumente für einen Neubeginn eines Museums, von dem allerdings nicht einmal seine grundsätzliche Aufgabe feststeht und diskutiert ist. 

Donnerstag, 9. September 2021

Das Jüdische Museum der Stadt Wien bekommt eine neue Leitung

Barbara Staudinger, zuletzt Leiterin des Jüdischen Museums Augsburg, wird neue Leiterin des Jüdischen Museums der Stadt Wien. Ihre Vorgängerin hatte sich massiv bemüht, eine weitere Verlängerung ihres Vertrags zu erwirken. Ein Personenkomitee unterstützte sie dabei.

Ich räume mal alles beiseite, was hier im Blog seit der Berufung Danielle Speras zu lesen war und weise nur darauf hin, daß sie kurz vor ihrer Pensionierung stand und daher ein Generationswechsel erwartbar war.

Montag, 6. September 2021

Politisches Statement (Texte im Museum 1016)

Ein bislang einzigartiges Sammlerstücke in meinem Archiv der Museumstexte: Ein politisches Statement an einem österreichischen Museum. Universalmuseum Joanneum

Samstag, 4. September 2021

Danielle Spera muß um ihren Job als Direktorin des Jüdischen Museums der Stadt Wien bangen, weil sie zu erfolgreich ist….

Danielle Spera ist der Kultusgemeine zu quirlig und die Stadt Wien wird von allen Seiten bedrängt, ihren Vertrag nicht zu verlängern. Dabei ist sie doch erfolgreich, das Museum hatte mehr Besucher denn je und steigerte die Einnahmen. Also ist sie zu erfolgreich, um weiter die Leitung des Museums inne zu haben? 

Ja, genau das schreibt HEUTE am 3.9. und wirbt für Spera unter anderem mit dem Satz Als Direktorin rettete Spera das Jüdische Museum Wien…Sie übernahm eine Ruine und machte ein Schmuckstück daraus. 

Da ist eher das Gegenteil wahr. Das Museum machte bis zu ihrem Antritt als Leiterin herausragende Ausstellungen und hatte eine auch international gesehen herausragende innovative Dauerausstellung. Die ließ Spera buchstäblich über Nacht brachial abbrechen. Sie hinterließ insofern eine Ruine, was ein Schmuckstück gewesen war, aber auch personell bedeutete ihr Direkoriatsbeginn Ruinöses: Sechs MitarbeiterInnen verließen das Museum. Spera ist 63. Sie könnte doch ruhig in Pension gehen.


Der Abbruch der Dauerausstellung. Die Hologramme wurden ohne jede Not vollkommen zerstört.




Donnerstag, 12. August 2021

Die Erfindung des denunziatorischen Ausstellens in der Steiermarkschau

Im "Museum für Geschichte" des Universalmuseum Joanneum ist derzeit unter dem Motto "Was war" jener Teil der "Steiermark-Schau" (eine Art von Landesausstellung, die an vier Schauplätzen gezeigt wird) zu sehen, der sich mit der Geschichte des Landes beschäftigt.

Im vorletzten Raum der Schau, die dem 20. Jahrhundert gewidmet ist, findet man inmitten von Architekturmodellen einen schlichten Kasten. (Die gesamte Ausstellung wird fast ausschließlich von Architekturmodellen als nahezu einzigem Medium getragen; die daraus resultierenden Fragen und Probleme der Geschichztserzählung lasse ich hier beiseite).

Der Kasten ist weiß gestrichen und so geöffnet, daß man Teile des aus unbehandeltem Holz gezimmerten Inneren sehen kann. Er weist Beschädigungen und Abnutzungen auf, wurde also offensichtlich nicht restauriert. Es ist ein unansehnliches Objekt, ja mehr als das. Auf den ersten Blick wirkt der Kasten wie Sperrmüll inmitten der akkurat gefertigten Modelle. So einen Kasten würde niemand mehr gebrauchen wollen.


Warum steht er hier? Es ist ein Teil einer sogenannten Frankfurter Küche. Die wurde 1926 von der Österreichischen Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entworfen und sollte sowohl anspruchsvoll gestaltet sein als auch als Einbauküche rationelles Arbeiten ermöglichen - als ein Stückchen Sozialutopie innerhalb des Projekts "Neues Frankfurt".

Was hat die Frankfurter Küche mit Graz zu tun? Eigentlich nichts. Was trägt dieses schäbige Möbel zur Erhellung der Landesgeschichte des 20.Jahrhunderts bei. Nichts. Vor allem aber ist ja nicht die Küche ausgestellt, sondern nur ein Teil und der gibt überhaupt keine Votrstellung von der ausgetüftelten Konzeption der Einbauten auf kleinstem Raum und der Funktionalität des Ganzen. Wenn die Küche in Museen ausgestellt wird, dann immer als Ganzes. Hier hat man sicht nicht mal ein Foto gelistet, um eine Vorstellung des Ganzen zu geben.

Ein Fragment der Frankfurter Küche zu zeigen wäre so als würde man zwei Seiten eines Romans ausstellen. Unbedachter kann man gar nicht gegen den Sinn dieses bahnbrechenden Entwurfs ausstellen. So ein schäbiges Fragment zu präsentieren denunziert geradezu das ganzheitliche Original. Ein Tüpfelchen auf dem i ist die vor den Kasten gekippte Abwasch. Die wird wie Müll einfach abgestellt, als demontiertes und weiteres Fragment völlig sinnwidrig und jeder Fähigkeit beraubt, irgendetwas von der Bedeutung der Küche visuell zu vermitteln.

Liebloser, sinnloser und unbedachter kann man ein Objekt nicht präsentieren. Die Bedeutung wird ausschließlich über den Text vermittelt, während der Augenschein ehr geeignet ist, zur Abwertung und Abschätzigkeit beizutragen. Was soll an so einem Möbel dran sein?

Sonntag, 8. August 2021

Corona und die Folgen. Eine erste Statistik

Daß die Coronakrise auch die Museen getroffen hat, das festzustellen ist trivial. In welchem Ausmaß wird jetzt annähernd klar, in einer begrenzt aussagekräftigen Statistik die kürzlich via Austria Presseagentur verbreitet und von einigen Medien mit der Schlagzeile, die die zentrale Aussage enthält, veröffentlicht wurde: "Besucherrückgang 75%".
Diese Zahl bezieht sich auf das Jahr 2000 und ist Resultat einer Befragung von Museen, an der sich mehr als 60% beteiligt haben.
Sehr viel mehr gibt die Statistik nicht her. Auch die Zahl der Ausstellungen ist zurückgegangen und die Öffnungszeiten sind um etwa 40% reduziert gewesen. Die APA-Meldung schlüsselt nicht auf, wie etwa die großen Museen des Bundes in Wien oder die Landesmuseen betroffen waren.
In der Meldung ist dennoch viel Optimismus verpackt. Es bleibt aber völlig offen, welche mittel- und langfristigen Auswirkungen diese unfreiwillige "Pause" auf die Museen und ihre Wahrnehmung hat.