Donnerstag, 10. September 2015

Statistik Bundesmuseen 2015. Immer mehr. Aber wovon eigentlich?

Alle Jahre wieder. Die Statistik der Bundesmuseen. Diesmal mehr. Mehr wovon? Von Besuchern. Irgendwann wird vielleicht der Unterschied von Besucherzahlen und Besuchszahlen den Verantwortlichen dämmern. Klar ist es "besser", zu suggerieren, daß so viel mehr Besucher in die Museen strömen. Abgesehen davon, daß die Statistik so lange wertlos ist, als alles zusammengemischt wird (Besuche der Dauerausstellungen, der Sonderausstellungen, von Veranstaltungen jeder Art...). Neu scheint mir (oder wra das in den letzten Jahren schon so), daß die unter 19jährigen, die freien Eintritt haben, extra ausgewiesen werden.

Wer (schlechte, mißliche und mißverständliche) Statistiken mag, hier gehts zu den Details: http://derstandard.at/2000021747729/Bundesmuseen-verzeichnen-steigende-Besucherzahlen

Do not sit (Texte im Museum 513)


Mittwoch, 9. September 2015

Peter Pakesch. Am Ende?

Wenn die lokal maßgebliche Zeitung von einer vorzeitigen Vertragsbeendigung seitens Peter Pakesch am sogenannten Universalmuseum Joanneum berichtet, darf man annehmen, daß das nicht aus Jux veröffentlicht wird. Ja vielleicht hilft hier die Zeitung sogar ein wenig nach, schubst ein bisserl.
Die Kritik des Bürgermeisters an der Kunsthaus-Ausrichtung muß Peter Pakesch sehr getroffen haben und er hat, wie schon bei Gelegenheit anderer Kritik an ihm, internationational Solidarität abgerufen. Ein Zeichen der Schwäche, nicht wie er galubte, der Stärke. Die hat man glaubhaft, vor allem für sich selbst, oder man muß sie sich bescheinigen lassen. Das war immer eine seiner großen Schwächen: eine geradezu unglaubliche persönliche Unsicherheit.
Als Grund für den Rückzug wird nun sein Verhältnis zum Kulturlandesrat genannt. Und wenn der (mit) hinter Nagls Angriff stand? Um so schlimmer. Als Motiv für den Rückzug wird nun die Sparpolitik des Landes genannt. So könnte er sich leidlich aus der Affaire ziehen, als ein Museumsleiter, der es nicht weiter verantworten will, daß das Museum "am Limit" (so etwa seine Worte) arbeiten muß. Andrerseits: Mit nichts war Pakesch so verbunden, wie mit dem Kunsthaus und daher war er nirgendwo so angreifbar.
Zugleich war das eine von Pakesch unabhängige Hypothek, daß das ursprünglich als städtische Einrichtung gedachte Kunsthaus aus finanziellen Gründen in das Joanneum eingegleiedert worden war und damit mit der existierenden Neuen Galerie und dem Joanneum überhaupt ein Spannungsverhältnis entstand. Sein überproportianles Engagement für das Kunsthaus wirkte zusätzlich im Haus negativ, auch noch nachdem er seinen - tatsächlichen oder vermeintlichen - "Rivalen" Peter Weibel (völlig zu Recht) gekündigt hatte.
Das ist noch kein "Nachruf zu Lebzeiten", noch ist nicht sicher, ob alles so stattfindet wie berichtet. Aber Pakesch wollte schon früher weg, bewarb sich (ohne die MitarbeiterInnen zu informiren) an anderen Museen. Erst wenn er tatsächlich "kündigt" könnte man mal genauer fragen, was seine Direktion für das Joanneum insgesamt bedeutet hat.

Donnerstag, 3. September 2015

Museumsrevolution auf italienisch

"Es mangelt an umsatzstarken Museumsshops, Cafés und Restaurants, an zeitgeistig gestylten Lounges und digital aufgerüsteten Flächen, die zu einer Vertiefung des Kunstgenusses anregen."
Mit diesem Satz begründet die Jornalistin Gabriele Detter kürzlich in der NZZ eine in vielen deutschsprachigen Zeitungen aufgegriffene maßnahme des italienischen Kulturministers: Die Neubesetzung von zwanzig Direktionsposten von Museen, darunter einige der namhaftesten und meistbesuchten. Sieben Direktionen wurden mit nicht-Italienern besetzt, der ehemalige Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums wird künftig den Herzogspalast in Mantua leiten.
Während der Vorgänger des Kulturministers seine Qualifikation von McDonalds mitbrachte, greift der neue metaphorisch auf die Ölindustrie zurück, wenn er die Kulturschätze als petrolio "d'Italia nennt" und damit klarmacht, daß es um wirtschaftliche Valorisierung geht.
Der naheliegenden Frage, warum die Nationalität ein Qualifikationsmerkmal sein soll, folgt die, ob die Verpflanzung in ein ungewohntes und notorisch schwieriges politisches Biotop ein Vorteil sein soll.
Kann ich mir auch vorstellen, daß ein Palazzo in Mantua mehr Fallgruben hat als ein Landesmuseum in der österreichischen Provinz, und auch ein Direktor mit dem vielversprechenden Namen Zuchtriegel wird im tiefen Treibsand Paestums möglicherweise schwer ins Rudern kommen.
Egal. Die italienischen Museen sind auf den richtigen Weg. Mehr Wirtschaftlichkeit, mehr Umsatz, mehr Cash, mehr Spaß!
Der designierte (deutsche) Direktor der Uffizien,Eike Schmidt, plant, Räume der Uffizien zu vermieten und Tickets per Smartphone zu verkaufen. Whow! Schmidt: "Alle Museen weltweit gehen in diese Richtung."