tag:blogger.com,1999:blog-936424358107584429.post4588997923914019071..comments2024-01-25T13:57:03.168+01:00Comments on g o t t f r i e d . f l i e d l - m u s e o l o g i e n: Am Ende. Das MuseumGottfried Fliedlhttp://www.blogger.com/profile/02790637204575065050noreply@blogger.comBlogger2125tag:blogger.com,1999:blog-936424358107584429.post-23049841689733661412020-12-06T16:49:41.541+01:002020-12-06T16:49:41.541+01:00Lieber Helmut Bien! Die Zuschreibung "Wiener ...Lieber Helmut Bien! Die Zuschreibung "Wiener Pessimismus" kann ich provisorisch annehmen, mit der Einschränkung, daß ich kein Wiener bin. Ich denke, da gibts eine Verwechslung, die möglicherweise an mangelnder Genauigkeit im Text liegt. Ich habe gesagt, daß ich Pomians Pessimismus nicht viel entgegenhalten kann. Das heißt aber nicht, daß ich ihn teile. Man kann sich eine einfache Frage stellen: ist es eher erwartbar, daß ein umfassender globaler Lernprozess einsetzt, der den Klimawandel stoppt und katastrophische folgen abwendet oder eher daß ein solcher rechtzeitiger Prozess nicht zustandekommt? Ich weiß es nicht. Und anders als Pomian räume ich, sehr ähnlich, wie Sie das tun, dem Museum die Möglichkeit ein, sich auf Zukünfte einzustellen. Und da sind wir uns auch einig, daß das eine art "Neuerfindung" des Museums wäre, ein unglaublicher turn. Also noch mal die Frage: ist es wahrscheinlicher, daß die Museen nachhaltig eine andere Politik, eine andere Geschichte- und Errinerungskultur entwickeln, also mit der Konsequenz neue organisatorische, mediale, inhaltliche usw. Wege einzuschlagen oder daß es weitgehend so bleibt wie bisher. Jetzt noch mal anders gesagt: ich teile den Pessimismus von Ptomain nicht, sondern mich interessiert, wie bei Stephen Weil, die Radikalität der Provokation, die darin steckt. Pomians Text schneidet tief in das historische Selbstverständnis des Museums als gattungsgeschichtliches Archiv und Gedächtnis (ihn interessiert merkwürdigerweise eher nur das Archiv). Es droht in seiner Perspektive die Möglichkeit endgültig verloren zu gehen, was schon durch den Holocaust zerstört wurde - das Vertrauen in einen alle Kosten und Katastrophen, alle Opfer und Verheerungen aufwiegenden und integrierenden humanen Fortschritt. Jetzt ist aber nicht einfach die Idee des Fortschritts beschädigt, jetzt scheint es ein Datum für dessen Ende zu geben. Diese Kränkung ist so ultimativ, daß es schwer fällt, sich auch nur damit zu beschäftigen. Und m.M. nach kann es den, von ihnen gewünschten Aufbruch nur geben, wenn Museen bereit sind, sich offensiv und reflektiert mit dieser "Bedrohung" (die komplexer ist als es Pomian und ich in meiner Reaktion dargestellt haben) auseinander setzten und diese Auseinandersetzung zum Ausgangspunkt ihrer "Erneuerung" machen. Mit freundlichen Grüßen, Gottfried FliedlGottfried Fliedlhttps://www.blogger.com/profile/02790637204575065050noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-936424358107584429.post-71575469872125266472020-12-04T16:01:33.607+01:002020-12-04T16:01:33.607+01:00Lieber Gottfried Fliedl, herzlichen Dank für diese...Lieber Gottfried Fliedl, herzlichen Dank für diese Zusammenfassung zum Thema 'Die letzten Tage des Museums'. Herrlich Ihr Wienerisch geprägter schauriger Kulturpessimismus. Ihre Darstellung des museologischen Kipppunktes finde ich sehr zutreffend. Wir erleben im Augenblick einen ikonoklastischen Rigorosismus, der vieles Altes aus der Perspektive der aktuellen Moral verantwortlich macht und beseitigen möchte. Es wird Zeit, dass wir uns wieder an Savonarola und seine Kinder-Revolution in Florenz erinnern. Aktuell zeichnet sich wieder ein 'Elitenwechsel' ab. Disruptive Technologie und Klimawandel sind die Medien dafür. In dieser Neu-Formation hat das Museum schlechte Karten aber eine Aufgabe: Und die besteht darin, die historischen Entwicklungen aus ihrer Zeit heraus und in ihrer Prozesshaftigkeit verständlich zu machen. Daran ändert der Zeitgeist wenig. Nur braucht es dafür eben eine andere Museumsperspektive, die die Welt in ihrer Gemachtheit zeigt und nicht immer schon als fertige, in der nur vorkommt wer und was 'gewonnen' hat. In Mainz bin ich gerade der einzige, der gegen eine Hagiographie Gutenbergs opponiert, weil sie als 'Siegergeschichte' erzählt werden soll und nicht als Konflikt. Das Buch als Leitmedium hat den oralen Traditionen den Garaus gemacht, es stand am Anfang von jahrzehntelangen Fundamentalkonflikten und grausamsten Kriegen. Dialektik der Aufklärung, der Preis des Fortschritts, all das muss erzählt werden ebenso die Nebenlinien, die sich nicht durchsetzen konnten wie etwa das E-Auto, das es schon sehr früh gab. So entsteht ein Geschichtsbild voller Alternativen und voller Wege, auf die man bei der Gewinnung von Zukunftsfähigkeit zurückgreifen könnte. Museen sind auch der Fundus für mögliche Zukünfte. Museumsleute müssten wieder Lust haben, das Ganze zu denken und in ihren Tropfen-Exponaten den ganzen Ozean zu sehen. Genau das meint der gerade verstorbene Klaus Heinrich, den nichts so getroffen hat wie die Selbstverzwergung der Wissenschaft durch Bologna. Das wird mal als eines der folgenreichsten Elitenversagen in die Geschichte eingehen... Diese Scheuklappen-Dressur, die im Einzelnen nur das Rädchen sieht. Weniger Kafka und mehr Humboldt bitte und mehr Pippi Langstrumpf und Jim Knopf...Helmut M. Biennoreply@blogger.com