Posts mit dem Label Tod werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Tod werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 15. November 2023

Es gibt ein Leben nach dem Tod

Der Standard berichtet über die Ausstellung "Arktis" im naturhistorischen Museum Wien: "Gleich beim Eingang wird man von Nora begrüßt. Als Präparat hat die im Vorjahr verstorbene Eisbärin des Schönbrunner Zoos kürzlich ein neues Leben nach dem Tod begonnen. Nun hat sie ihren ersten Job als Testimonial der neuen Arktis-Ausstellung im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien. Schließlich stehen die Polarbären ikonisch für ihren Lebensraum."

Neues Leben nach dem Tod - ein Traum der Naturmuseen? Aller Museen. Wie die "Effigie" der verstorbenen Könige in Westminster Abbey, soll eine "Puppe" ein soziales (Nach)Leben ermöghlichen. Hier sogar ein nützliches, eines der "Repräsentation". Des "Lebens"raumes. Der aber wiederum bedroht ist. Und im Museum abwesend. Welch verwirrende Transformationen.

Und dann auch noch "Nora". Mit der Namensgebung sind wir mit dem Tier auf Du und Du. Das "die Besucher am Eingang empfängt". Das gefährlichste arktische Tier als Empfangschef. Wir könnten ihn auch umarmen.

Das Museum als Unschuldskomödie, auch was Leben und Tod betrifft



Sonntag, 20. August 2023

Donnerstag, 28. Oktober 2021

Tod oder Kuchen

 Im Bestreben, jeden Anlass auszupressen, um Besuche zu generieren, können schon mal die Gewichtungen aus der Balance geraten. Tod oder Kuchen, lautet hie4 die Frage, aber das Museum empfiehlt beides - samt sinnvollem Vorschlag der Reihenfolge. Zuletzt kommt der Friedhof.



 

Dienstag, 26. Juni 2018

Unser Doktor Dollfuß oder: Wie in der Republik mit deren Bedrohung und Beseitigung umgegangen wird


Kassette mit Erde aus dem Grab von Engelbert Dollfuß
Holz, Erde, Produzent unbekannt
Österreich, 1935 Dr. Engelbert Dollfuß-Museum, Texing / Foto: ÖMV

Die Gemeinde Texingtal (Niederösterreich) will sich 2018 kritisch mit dem Erbe von Engelbert Dollfuß auseinandersetzen. Dollfuß ist in dieser Gemeinde geboren. In seinem Geburtshaus wurde 1998 ein Dollfuß-Museum eingerichtet.
„Wir müssen diese Jubiläumsjahre nutzen," sagt der Bürgermeister, "um uns mit unserer eigenen Geschichte zu beschäftigen“. Dazu ist das Museum da: „Dort wird das Historische gut erarbeitet und kritisch behandelt. Wir müssen die Thematik immer wieder diskutieren und aus den Fehlern der damaligen Zeit lernen.“
Der Manker SP-Stadtrat Anton Hikade, über dessen Zuständigkeit in dieser Angelegenheit man via Niederösterreichische Nachrichten nichts erfährt, meint hingegen: "Die Präsentation ist (...) ein Totenkult des Diktators.“
Allerdings hat Stadtrat Hidake das Museum nie gesehen. „Ich war einmal dort, da war aber geschlossen. (...) Es ist ja kein Museum zur geschichtlichen Weiterbildung. Und wozu sollte ich als Sozialdemokrat eine Kultstätte der ÖVP besuchen?“
Mank, die Heimat des Museumskritikers Zikade, hat kein Dollfuß-Museum dafür einen Dollfuß-Platz. Über eine Umbenennung wird im Gemeinderat diskutiert. Hikade ist für die Umbenennung und für eine Überarbeitung des Museums in der Nachbargemeinde: „In Zeiten, in denen es in Österreich einen gestiegenen Wunsch nach einem starken Mann gibt, wäre es höchst an der Zeit, der Öffentlichkeit auch den Führerstaat unter Dollfuß zu erklären.“
Der Texinger Bürgermeister kontert: "Ich lade alle ein, sich ohne Schaum vor dem Mund ein Bild zu machen. Die Zeit ist darin entsprechend dokumentiert.“ Die Frau Landeshauptmann wurde auch schon eingeschaltet. Was mit dem Museum wird, ist derzeit offen.
"Auf nön.at stimmten (laut NÖN.at, 3.5.2017) 65.7 Prozent gegen die Umbenennung des Dollfuß-Platzes in Mank."
Laut Google-Maps existiert der Platz noch. Als - Achtung! - Doktor-Dollfuß-Platz. Ehre wem Ehre gebührt.

"Chrtliches Gedenken"an den "Heldenkanzler". Dollfuß-Museum Texing

 P.S.: Eine ausführliche Kritik des Museums aus dem Jahr 2016 erschien in der Zeitschrift der Österreichischen Hochschülerschaft "progress" (hier). Zitat: "Für eine geschichtsinteressierte Person gibt es so gut wie nichts her: keine Hintergründe, keine differenzierte Auseinandersetzung. Es herrscht ein Mangel an Informationen sowie kritischer Distanz, der fast schon unterhaltsam ist: Dollfuß kam aus bescheidenen Verhältnissen, sammelte ein wenig Tand an, arbeitete hart und fleißig als Landwirtschaftsminister, wurde IRGENDWIE Kanzler, um dann von Nazis erschossen zu werden. Wer eine Ahnung von österreichischer Zeitgeschichte hat, muss schon eine Vorliebe für plumpe Aussparungen und Euphemismen haben, um dem Museumsbesuch etwas abgewinnen zu können. Wer keine hat, lernt auf Wikipedia wesentlich mehr."
Die Autoren der Museumskritik, Georg List und Michael Gruber weisen auf die finanzielle Förderung des Museums durch das Land Niederösterreich und das Unterrichtsministerium hin und zitieren aus dem Gästebuch: „In Zeiten von Freihandelsabkommen und Massenmigration braucht es wieder einen starken Führer.“

Eine massive Kritik am Museum und am "Dollfuß-Mythos" findet sich im gleichnamigen Buch von Lucile Dreidemy. Dazu (hier) die Renzension von Peter Huemer im "Falter" aus dem Jahr 2015.

Samstag, 18. Juni 2016

Mannequin als Überleben (Figurinen 17)

This caribou hunter mannequin illustrating Passamaquoddy life in the 1400s was modeled by Martin Francis. Mannequin, recently refurbished, were created in the 1960s and modeled after real people. They depict different aspects of life for the Passamaquoddy tribe, including basket-weaving, hunting and selling their wares.

Dienstag, 20. Mai 2014

"Du wirst nie vergessen werden!" (Texte im Museum 479)


"Die Buchstaben sind aus dem Stahl der gefallenen Zwillingstürme gemacht, und der Satz, den sie formen, stammt aus Vergils «Aeneis»: «No day shall erase you from the memory of time.» Stein des Anstosses ist der Kontext, in dem das Zitat ursprünglich steht. Denn das «you» meint nicht etwa eine in die Tausende gehende Zahl ermordeter Zivilisten, sondern zwei konkrete trojanische Krieger: das homoerotische Freundespaar Nisus und Euryalus, das, nachdem es die feindlichen Rutuler im Schlaf überfallen und in einem blutigen Gemetzel umgebracht hat, seinerseits vom Feind überrascht und getötet wird. An diesem Punkt mischt sich der Dichter ins Geschehen und gelobt, das tote Paar in seinen Versen zu verewigen: «Fortunati ambo! si quid mea carmina possunt, nulla dies umquam memori vos eximet aevo.»«Wenn man den Kontext einbezieht, dann trifft dieses Zitat eher auf die Aggressoren in der 9/11-Tragödie zu als auf jene, die mit diesem Memorial geehrt werden sollen», meint etwa Helen Morales, Professorin für Altertumswissenschaften an der University of California, Santa Barbara, in der «New York Times». Schliesslich seien die beiden Krieger auf so etwas wie einer selbstmörderischen Mission unterwegs gewesen. «Meine erste Reaktion war, dass dieses Zitat geradezu schockierend unangemessen für die Opfer der 9/11-Attacke ist.» Bei näherem Hinsehen enthalte das Zitat allerdings eine produktive Ironie. Denn selbst wenn die Planer des Memorials dies sicher nicht im Sinn gehabt hätten: Vergils Satz fordere uns auf, sich auch der Mörder zu erinnern und uns womöglich zu fragen, was junge Männer dazu bringt, solche Untaten zu begehen. Shadi Bartsch-Zimmer, Professorin für klassische Philologie an der University of Chicago, findet es allerdings skandalös, «dass eine Institution, die der Erinnerung an ein Ereignis von nationaler Bedeutung verpflichtet ist, sich nicht um die Quelle schert». Die Opfer des 11. September hätten ein Vermächtnis verdient, «das nicht von Fahrlässigkeit geprägt ist»".
--> Andrea Köhler: Ohne Kontext. Grabspruch oder Menetekel?, in: NZZ 20.Mai 2014 (Online) 

Dienstag, 21. Mai 2013

Objet trouvé: Last gum


Last gum Sir Alex Ferguson chewed available on Ebay for £105,500 Quite how or indeed why it has made its way onto Ebay is open for debate, but what is purported to be the very last piece of gum chewed by masticator supreme Sir Alex Ferguson before his retirement from managing could very soon be yours if you’re willing to stump up the cash. Apparently, Fergie’s chewing gum was somehow retrieved from The Hawthorns after being spat out by United’s outgoing overlord following his final game before retirement against West Brom on Sunday.The gum, now proudly sat atop a velvet cushion and housed in a plush perspex presentation case, has been placed on the online auction site. By Monday afternoon, the highest of 98 bids was 105,500 Pounds.

Samstag, 13. April 2013

Objet trouvé: Selbstmusealisierung

Der hallesche Anatom Philipp Friedrich Theodor Meckel (1756–1803) verfügte, dass sein eigener Körper nach seinem Tod seziert und sein Skelett zusammengesetzt aufbewahrt werden solle. Es wird bis heute zusammen mit den Schädeln seines Sohnes und zweier Enkel in einem offenen Schrank gezeigt, während andere Teile seines Körpers auf dem Stadtgottesacker beigesetzt wurden.

Montag, 18. Februar 2013

Mikroausstellung "Totenruhe"

1862. Noch ist der Unterschied von Grabräuberei und Archäologie nicht so ganz klar. Aber die Wissenschaft bemüht sich....
Mit viel Geduld und einem Mäzen im Rücken hat es Howard Carter geschafft. Er hat ein nahezu unberührtes Königsgrab entdeckt. Hier bürstet er, face to face, am Königsbildnis, ehe er den Sarkophag zerlegt.
Nicht nur der "Schatz" der Grabbeigaben, auch das Grab selbst (hier das Gehäuse, in seiner Vitrine im Ägyptischen Museum in Kairo), wird aus dem Grab entfernt, ins Museum gebracht, auch der mumifizierte Körper Tutanchamuns.
Die Totalrevision der Unsichtbarkeit, die mit Carter begonnen hat, findet ihren vorläufigen Höhepunkt in der Rückführung des mumifizierten Körpers in den 70er-Jahren - nur des Körpers - in das ansonst leere Grab. Sightseeing. Die Meldungen sind widersprüchlich, einmal ist von der limitierten Besichtigung gegen Eintrittsgeld die Rede, dann, daß man inzwischen das Grab nicht mehr besichtigen kann. Von einer Nachbildung des Grabees in der Nähe ist die Rede.
Die Mumie des altägyptischen Pharaos Tutanchamun liegt in ihrem Grab im Tal der Könige im ägyptischen Luxor. Die Stadt feiert im November 2013 den 90. Jahrestag der Entdeckung des nahezu ungeplünderten Grabes durch den britischen Ägyptologen Howard Carter. Die Mumie ist die einzige der ägyptischen Pharaonen, die noch bzw. wieder in ihrer ursprünglichen Grabkammer liegt. Allerdings wurde sie aus Gründen des Schutzes vor Umwelteinflüssen- das sind schwitzende, sich drängelnde Touristen -,  in einen klimatisierten Plexiglassarg gebettet.

Montag, 27. August 2012

Musealisierung als Ausrottung

(...) So hat man vor kurzem die gesamte Wissenschaft und Technik mobilisiert, um die Mumie von Ramses II zu retten, nachdem man sie einige Jahrzehnte im hintersten Winkel eines Museums hat verfaulen lassen. Bei der Vorstellung, nicht retten zu können, was die symbolische Ordnung während 40 Jahrhunderten zu konservieren wußte ‑ allerdings dem Licht und dem Blick entzogen ‑,wird das Abendland plötzlich von Panik ergriffen. Ramses hat für uns heute keine Bedeutung mehr, nur die Mumie ist von unschätzbarem Wert, denn sie ist der Garant für den Sinn der Akkumulation. Unsere gesamte lineare und akkumulative Kultur bricht zusammen, wenn sich die Vergangenheit nicht für alle sichtbar speichern läßt.
Um diesen Zusammenbruch zu verhindern vertreibt man die Pharaonen aus ihrem Grab und die Mumien aus ihrer Stille. Dafür exhumiert man sie und läßt ihnen militärische Ehren zuteil werden. Sie sind gleichzeitig Beute der Wissenschaft und Beute der Würmer. Nur das absolute Geheimnis sichert ihnen diese tausendjährige Macht ‑ die Herrschaft über die Fäulnis, die zugleich die Herrschaft des totalen Tauschzyklus mit dem Tod ist. Wir können unsere Wissenschaft nur noch in den Dienst der Wiederherstellung von Mumien stellen, d.h. eine sichtbare Ordnung restaurieren.
Demgegenüber war die Einbalsamierung eine mythische Arbeit mit dem Ziel, eine verborgene Dimension zu verewigen. Wir benötigen eine sichtbare Vergangenheit, ein sichtbares Kontinuum, einen sichtbaren Ursprungsmythos, der uns über unser Ende beruhigt. Denn im Grunde haben wir nie daran geglaubt. Warum das historische Schauspiel bei der Ankunft der Mumie am Flughafen? Weil Ramses eine große despotische und militärische Figur war? Ganz sicher. Doch vor allem, weil unsere Kultur davon träumt, hinter dieser verstorbenen Macht, die sie sich einzuverleiben sucht, eine Ordnung zu besitzen, die mit ihr nichts zu tun hätte. Sie träumt davon, weil sie diese Macht als/wie ihre eigene Vergangenheit durch Exhumieren ausgerottet hat.
Wir sind von Ramses fasziniert, wie die Christen der Renaissance von den Indianern Amerikas, jenen (menschlichen?) Wesen, die nie etwas vom Worte Christi gehört haben, fasziniert waren. In den Anfängen der Kolonialisierung gab es einen Augenblick der Bestürzung und des Taumels angesichts der Möglichkeit, selbst dem universellen Gesetz des Evangeliums zu entkommen. Nur eines war möglich: entweder man gab die Nicht‑Universalität dieses GESETZES zu, oder aber man rottete die Indianer aus, um alle Beweise dafür zu vernichten. Im Allgemeinen gab man sich damit zufrieden, die Indianer zu bekehren, oder einfacher noch, sie zu entdecken, was ausreichte, um sie allmählich auszurotten.
So wird es ausreichen, Ramses zu exhumieren, um ihn durch Museifizierung auszurotten. Denn Mumien verfaulen nicht an Würmern: Sie sterben, weil man sie aus der verschlafenen Ordnung des Symbolischen ‑ Herr der Fäulnis und des Todes in die Ordnung der Geschichte, der Wissenschaft und des Museums transhumiert, eine Ordnung, die nichts mehr beherrscht, die lediglich das ihr Vorausgegangene weihevoll der Fäulnis und dem Tode überantwortet und anschließend mit Hilfe der Wissenschaft wieder zum Leben erweckt. Nicht wieder gutzumachende Gewalt gegenüber allen Geheimnissen, Gewalt einer Kultur ohne Geheimnis, Haß einer ganzen Zivilisation auf ihre eigenen Grundlagen.

aus: Jean Baudrillard: Ramses oder die jungfräuliche Wiederuaferstehung