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Samstag, 23. Dezember 2023

Museologische Christianisierung

Das Bayrische Nationalmuseum wünscht uns was

Giorgia Meloni, neofaschistische Minsterpräsidentin Italiens, Friedrich Merz, CDU-Parteivorsitzender und Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau Niederösterreichs können nicht irren: sie alle wollen zu Weihnachten Liedgut, Baum und Krippen als Stärkung der "Leitkultur" (F.Merz).

Eine Speerspitze dieser christlichen Leitkultur sind Museen, die zuverlässig alljährlich Einschlägiges aufbereiten. Wie viele Museen in Österreich werden wohl heuer wieder Krippen ausstellen?

Friedrich Merz: "Wenn wir von Leitkultur sprechen, von unserer Art zu leben, dann gehört für mich dazu, vor Weihnachten einen Weihnachtsbaum zu kaufen. Es ist die Art von christlich-abendländisch geprägter kultureller Identität, die sich über Generationen überträgt, von der unsere Kinder geprägt sind und die sie dann so oder so ähnlich selbst weitertragen.


Italiens Regierung will gesetzlich regeln, wie die Feiertage an Schulen und Unis auszusehen haben. Wer Krippen vom Schulhof entfernt, könnte dann bestraft werden. Der Gesetzentwurf besteht laut einem Bericht der Zeitung Il Messaggero aus vier Artikeln. Die Einleitung behandele "die Achtung der christlichen religiösen Traditionen und der sie kennzeichnenden Symbole".

Mikl-Leitner "Das christliche Brauchtum wird hoch gehalten und das Kreuz in den Klassenzimmern nicht angegriffen. Es ist ein wichtiges Symbol für unseren Kulturraum"


Vorarlberg-Museum: "Laternenkrippen, Schneekrippen, orientalische oder alpenländische Krippen – das Krippenbauen ist in Vorarlberg überaus populär. Das vorarlberg museum wollte diese Volkskunst dokumentieren und fand im Landeskrippenverband mit dem damaligen Landeskrippenpfleger Erich Kirner einen idealen Partner. 19 Krippenvereine des Landes haben in den letzten Jahren eigens für das Landesmuseum je eine Weihnachtskrippe gebaut. Eine Sammlung ist entstanden, die nun in der heimeligen Atmosphäre des Veranstaltungssaals zu sehen ist." 

Und noch einmal das Landesmuseum, diesmal aktuell, 2023. Über diese Krippe ist alles bekannt. Der Krippenverein Braz war einer von 19 Krippenbauvereinen Vorarlbergs, die eigens für die Kulturgütersammlung des Landes eine Krippe gebaut und gestiftet haben. Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihr Interesse an den Objekten mit Fragezeichen aus der Sammlung des vorarlberg museums, einige wertvolle Hinweise gingen ein. 
Wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten!







Dienstag, 19. Dezember 2023

Das Museum als Ort des Politischen

 Aus dem aktuellen Newsletter des Jüdischen Museum Hohenems

Liebe Freundinnen und Freunde des Jüdischen Museums Hohenems,
sehr geehrte Damen und Herren,

dieses Jahr geht in sorgenvoller Stimmung zu Ende. Anlässe dafür gibt es viele.
Die unbeschreiblichen Terrorakte der Hamas am 7. Oktober haben uns alle tief erschüttert – und der Krieg seither lässt bislang wenig Hoffnung zu. Hoffnung darauf, dass der Konflikt um Israel und Palästina einmal auf eine Weise gelöst werden kann, der beiden Seiten Gerechtigkeit widerfahren lässt – und eine Perspektive auf Frieden, Gleichberechtigung und Sicherheit für alle Menschen in der Region bietet.

Zugleich sind überall in Europa jene Kräfte auf dem Vormarsch, die die Perspektive einer geteilten europäischen Souveränität, der Menschenrechte und der Vielfalt mit jedem Mittel torpedieren. Und nichts Besseres zu tun haben, als die Menschen in Europa gegeneinander auszuspielen.

Das Jüdische Museum Hohenems liegt in der Mitte Europas, zwischen Nord und Süd, West und Ost. Und es ist, das erfahren wir immer wieder von unseren Besucherinnen und Besuchern, eine kostbare Oase des zivilisierten Austauschs von Ideen, Ansichten und Perspektiven.

Unsere gemeinsame Erklärung zum Krieg in Israel und Gaza mit dem Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Innsbruck fand internationale Beachtung - als einer der wenigen Versuche, in der um sich greifenden Polarisierung ein Zeichen dafür zu setzen, dass wir Antisemitismus und Rassismus, Nationalismus und Hass nur gemeinsam bekämpfen können.

Es mag verwundern, dass ausgerechnet ein Museum ein guter Ort dafür sein soll. Aber die Menschen, die uns besuchen, sind neugierig darauf, ihre eigenen Perspektiven in Frage zu stellen, Dinge von verschiedenen Seiten zu sehen, Mehrdeutigkeit auszuhalten, ja zu schätzen – und eine Kultur zu pflegen, in der es nicht darum geht, immer im Recht zu sein. Der Publikumszuspruch macht uns Mut, in diesem Jahr 2023 haben uns mehr Menschen besucht, als in den Jahren vor Corona. Wir werden offenbar gebraucht und sind auf dem richtigen Weg.

Donnerstag, 9. November 2023

Bührle und kein Ende

Das Kunsthaus in Zürich hat mit der Übernahme und Präsentation der Sammlung Bührle kein Glück. Die neue Direktorin hat eine überarbeitete Präsentation vorgestellt, aber der gesamte Beirat ist aus Protest zurückgetreten und die Pressekommentare sind wenig gnädig.

Hier ein Bericht aus der taz dazu: https://taz.de/Streit-um-Schweizer-Kunstsammlung-Buehrle/!5970734/


Montag, 9. Oktober 2023

Museum/Demokratie. Eine Veranstaltung von "Museumdenkem" in der CampusVäre Dornbirn

 

Museum/Demokratie
Demokratie/Museum

14. Oktober 2023, 9:30-12:30 Uhr, CampusVäre Dornbirn, Spinnergasse 1, Dornbirn

Eine öffentliche Veranstaltung von museumdenken zum Ausklang des Österreichischen Museumstags 2023 in Kooperation mit der CampusVäre Dornbirn und dem Österreichischen Museumsbund
 
Programm
Moderation: Dr. Bettina Steindl (CampusVäre Dornbirn)
 
9:30- 11:00 Uhr: Impulse und Diskussion
 
Prof. Anselm Franke (Curatorial Studies, ZHDK)
Museen als Geschichtswerkstätten
Revisionismus, Menschenrechte und Multiperspektivität
 
Dr. Angela Jannelli (Historisches Museum Frankfurt)
Es muss etwas geschehen – es darf aber nichts passieren!
Demokratie, Partizipation, Museum und das Wir-Gefühl
Fünf Beobachtungen aus der Museumspraxis
 
11:00-11:30Uhr: Kaffeepause
 
11:30-12:30Uhr: Podiumsdiskussion
Was macht ein Museum demokratisch?
Mit Mag.a Sibylle Dienesch (Graz Museum), Dr. Eva Grabher (okay.zusammenleben), und Dr.Georg Hoffmann (Heeresgeschichtliches Museum) Dr.Gottfried Fliedl (museumdenken)
 
Museen gibt es in allen Staats-,Herrschafts- und Gesellschaftsformen. Aber wie steht es um das Verhältnis von Demokratie und Museum? Kann es nur innerhalb demokratisch verfasster Gesellschaften demokratische Museen geben? 

Und genügt es schon, dass demokratische Staaten Museen betreiben, um sie als demokratisch zu verstehen? Als wichtigstes Merkmal für „demokratisch“ gilt am Museum dessen uneingeschränkte Zugänglichkeit, obwohl bekannt ist, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung Museen nicht aufsucht. 

Wie demokratisch sind also die Werte, die das Museum produziert und vertritt angesichts dieser massiven sozialen Dimension? Welche Formen der Beteiligung entwickeln Museen und wie tief reichen die partizipatorischen Projekte? Anders gesagt: wo ist der „Demos“, der das Museum trägt, am Museum beteiligt, außer im Modus des Konsums? 

Wie politisch können oder müssen Museen in einer demokratischen Gesellschaft sein? Was leisten Sie für eine Demokratie, die von außen wie von innen als bedroht wahrgenommen werden muss. Wie reagieren sie auf Zerfallserscheinungen demokratischer Öffentlichkeit und auf gesellschaftliche Polarisierung? 

Mit diesen und anderen Fragen wollen wir uns am Ende des Österreichischen Museumstages in einer öffentlichen Veranstaltung beschäftigen: mit kurzen einleitenden Referaten und einem moderierten Plenum – in einem geschützten Raum, indem Kritik und Kontroverse unter Anerkennung aller Standpunkte möglich sein wird. Wir verstehen das als Einladung zur Entwicklung eines Museumsdiskurses, der grundsätzliche Fragen aufwirft, nicht zuletzt die, welches Museum es denn in diesen Zeiten braucht.

Anmeldung unter: info@museumdenken.eu 


Samstag, 6. Mai 2023

Benin-Zweifel

Die Ethnologin Brigitta Hauser-Schäublin sieht, wie immer von ihr befürchtet, die Rückgabe der Benin-Bronzen an Nigeria in einem Fiasko enden: Nigerianischen Medien zufolge hat der Staatspräsident Muhammadu Buhari kurz vor Amtsende die Eigentumsrechte sämtlicher Benin-Artefakte dem Oba von Benin übertragen. "Dies gelte für alle bereits zurückgegebenen und alle weiteren zu erwartenden Restitutionen von Benin-Objekten weltweit: "Was von deutschen Politikern und Politikerinnen als ein Zurückgeben des kulturellen Erbes an das 'nigerianische Volk' gedacht war und 'die Wunden der Vergangenheit heilen' sollte (Claudia Roth), ist stattdessen nun zu einem Geschenk an ein einziges Königshaus - eines unter vielen Königshäusern und Sultanaten in der Republik Nigeria - geworden. Ein Königshaus, das zudem, aus heutiger Sicht, bis zu seiner Unterwerfung durch die Briten schlimmste Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen hat: Notorische Angriffskriege über Jahrhunderte hinweg mit Plünderungen, Zerstörungen, Massakern, Versklavung von Kriegsgefangenen, Menschenopfern zu Ehren der in den Gedenkköpfen repräsentierten Ahnen sowie Sklavenjagd und -handel in großem Stil." (Quelle: Perlentaucher, 6.5.2023)


Freitag, 5. Mai 2023

Dienstag, 18. April 2023

Haus der Geschichte Österreich. Verdoppeln oder verbessern?

Nun soll es also übersiedeln, das Haus der Geschichte Österreich, von der Neuen Hofburg in das Museumsquartier. Ein Dachbodenausbau böte die doppelte Ausstellungsfläche. Seltsam ist, daß gar nicht klar ist, ob das behördlich genehmigt wird, da hat zuerst das Bundesdenkmalamt etwas zu sagen. Und macht eine Verdoppelung der Ausstellungsfläche allein Sinn? Wäre da nicht zuerst auch zu klären, wie ein Konzept unter den neuen Bedingungen aussehen kann?

In der langen und verwickelten Geschichte der Idee eines nationalen historischen Museums war die Entscheidung Niederösterreichs wichtig, ein eigenes Museum zu gründen und nicht weiter die Idee eines zumindest von den großen Parteien gemeinsam getragenen Konzept zu entwickeln. Damit wurde das Projekt explizit parteipolitisch. In Niederösterreich entstand ein ÖVP-Museum mit teilweise derart peinlichen Ausstellungsteilen, daß die dann bald ersetzt wurden. Und in Wien wurde im Horuck-Verfahren von einem SPÖ-Staatssekretär eine Lösung präsentiert, die alle gut begründeten Einwände gegen den Standort und die Größe der Räumlichkeiten beiseiteschob.


SP-nahe HistorikerInnen entwickelten das Konzept, aber anders als in Niederösterreich, regierte hier eine Art großkoalitionärer Neutralität. Niemand sollte gekränkt, niemand vor den Kopf gestoßen werden. Ja, die Waldheim-Affaire wird thematisiert und auch die Ausschaltung des Parlaments wird korrekt benannt. Aber das alles wird als eine beruhigte, abgeschlossene, wie aus Watte geknetete Erzählung vorgetragen.


Was man gänzlich vermisst, ist eine Haltung, die das Republikanische in den Vordergrund rückt, die vom Kampf um Menschenrechte und - Würde spricht, vom Kampf um die Demokratie, vom Kampf um die Schaffung jener demokratischen Bedingungen, die nach 1945 nach und nach zu einem gefestigten Staatsgebilde führten. Was man vermisst, ist die Thematisierung der unterschiedlichen Gefährdungen, der die Demokratie jetzt ausgesetzt ist, unter den Bedingungen des Klimawandels, der ökonomischen Gefährdungen, die seit dem Krieg gegen die Ukraine verschärft spürbar werden. Was man vermisst ist eine Debatte zur Coronoakrise oder zum massiven Rechtsruck oder zur Medienpoltik mit ihren Tauschgeschäften Geld gegen wohlwollende Berichterstattung.


Was man vermisst ist die Rolle eines Mediators, der öffentliche Debatten über das noch immer Verdrängte, Beschwiegene agiert. Dem Museum ist es zu keinem Zeitpunkt gelungen, sich in einer öffentlichen Debatte zu artikulieren und schon gar nicht eine Debatte über eine drängende Problemlage anzustoßen.


Dazu müßte das Museum seine Ängstlichkeit abstreifen, was es umso weniger tun kann, je stärker es immer noch als parteipolitisch kontaminiert wahrgenommen wird. In der jüngsten Berichterstattung des Standard wird etwa hauptsächlich auf die „Vision“ von Oliver Rathkolb eingegangen und die Übersiedlung als Scheitern dieser „Vision“ eingeschätzt.


Aber visionär war das Museum nie, also konnte es in dieser Hinsicht nie scheitern. Gescheitert ist es an dem Gründungsanspruch, ein selbstbewußtes Republik-Museum zu sein. Das Klagen über geringe Ausstellungsflächen oder zu wenig Budget, ist eine Ausrede. Starke Ideen kosten nichts. Und sie kommen auch nicht zustande, wenn man die Ausstellungsfläche verdoppelt.

Donnerstag, 30. März 2023

Das Museum ist zu selbstverständlich


Vor Jahren stellte auf einer Tagung eine Kuratorin das Konzept eines Stadtmuseums für eine deutsche Großstadt vor. Zu meiner Verblüffung berichtete sie, daß das Museum von der Bevölkerung gar nicht gewünscht werde. Es wurde dennoch realisiert. Ein Schweizer Freund erzählte mit großem Bedauern, vom Verschwinden von kleinen Museen in der Region, in der er lebt, und daß er sich als Berater um deren Weiterbestand bemüht. Für ihn sieht es so aus, als würden andere kulturelle Betätigungen für die Bewohner attraktiver geworden sein. Auch aus Österreich mehren sich Beispiele dafür, daß vor allem ehrenamtlich getragene lokale Museen scheitern, weil sich niemand mehr findet, der sie betreiben will. Auch in solchen Fällen sieht sich die Politik oder private Initiativen oft veranlasst, zur „Rettung“ der bedrohten Institutionen einzugreifen indem man Beratungen, Tagungen und Weiterbildung organisiert und finanziell interveniert. 

 Allen Fällen ist gemeinsam, daß das Museum an und für sich erhaltenswert erscheint. Auch wenn das Desinteresse offensichtlich wird, soll es nicht untergehen. Das Museum gilt als fraglos anerkannter Wert. Man fragt erst gar nicht nach den Aufgaben des Museums, nach seinem aktuellen Sinn. Museen gelten als schützenswert, als wären sie eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Das Festhalten an einer Idee, deren Sinnhaftigkeit man nicht mehr hinterfragt, erspart einem einfache und naheliegende Fragen selbst angesichts drohender Abwicklung von Museen: Kann es nicht sein, daß sich die einschlägigen Konzepte, die gebotenen Inhalte, die konventionellen Erzählungen, die angesammelten Objektwelten überholt haben, keinen zeitgemäßen Bedürfnissen mehr entsprechen, die gegenwärtige Lebenswelt potentieller Besucherinnen nicht mehr abbilden und erreichen? Kann es nicht sein, daß das Museum sich allmählich abkoppelt von den immer dringlicher werdenden Gegenwartsfragen, den sozialen und politischen Konflikten, den Krisen, die mehr und mehr den Alltag der Menschen erreichen? 

Ist das nicht anders bei der Literatur, dem Kino, dem Theater, selbst bei der aufwändigen Kunstform Oper. Hier gibt es Debatten ums Grundsätzliche, kühne Projekte, radikale Transformation, rasches Reagieren auf die multiplen Krisen mit ihren vielen Ursachen. Den durch die Corona-Pandemie bedingten Problemen stellt man sich: Publikumsschwund, Desinteresse der jüngeren Generation, Veralten ästhetischer Haltungen uam. Diese selbstkritische Debatte bleibt nicht auf Fachzeitschriften und Wissenschaftszirkel begrenzt, sie reicht bis in die Feuilletons der Zeitungen, in die PR-Interviews mit Künstlern aber vor allem auch in die aktuelle Praxis. Die Zweifel an den Kunstformen werden offen thematisiert und in der Praxis erprobt man Alternativen und Auswege, sucht auch das riskante Experiment. 

Ist es nicht so, daß es in Literatur, Theater oder Kino weitaus mehr und radikalere Infragestellung der überkommenen Formen gibt, der gesellschaftlichen Aufgaben, der Produktionsbedingungen, der Förderungswege als beim Museum? Dabei gäbe es beim Museum genug Anlass zum reflexiven Innehalten. Nehmen wir ein Beispiel: Die nur dem Museum eigenen Restitutionsdebatten, sei es infolge des NS-Raubes oder der kolonialen Ausbeutung, hat das prinzipiell affirmative Verhältnis zum Museum nicht beschädigen können. Das Wissen um die Grundlage vieler Sammlungen in Enteignung, Raub, Diebstahl kratzt nicht am Image der hochkulturellen Institution, die vorgeblich das Kostbarste unseres materiellen Erbes bewahrt. Auch die neue Bewegung der Klimaaktivistinnen, die sich ja so öffentlichkeitswirksam gegen Kunstmuseen richtet, bewirkt eher eine Verteidigung der unverzichtbar scheinenden Institution. 

Die Kehrseite der Verteidigung der „Heiligen Schatzbildung“ des Museums ist die Aggression die die Aktivistinnen trifft. Kaum jemand will sich eingestehen, daß die Attacken der Klimaktivistinnen nicht so sehr der Kunst gelten, als dem problematischen Unsterblichkeitsversprechen der Institution bei möglichst unverändertem Status. Der Aktivismus macht darauf aufmerksam, daß eben nichts und niemand in einer dystopisch geformten Zukunft „übrig“ bleibt. Das Verschwinden wird alles und alle treffen. Niemand will und kann sich das Museum anders als zeitlich unbegrenzt vorstellen. Aber No future gilt auch für das Museum und für die gesamte kulturelle Überlieferung, daran erinnern die Proteste. 

Es gibt schlechte Literatur, es gibt schlechte Filme und es gibt schlechtes Theater. Aber es gibt kein schlechtes Museum. Und daher auch keine Notwendigkeit, über das Museum grundsätzlich nachzudenken. Es existiert keine Museumskritik. Museen werden, wenn sie sich überholen, nicht geschlossen, sondern sie können sich jahrzehntelang irgendwie dahinschleppen, wie das Heeresgeschichtliche Museum in Wien zeigt, dessen Ausstellungen z.T. fast schon siebzig Jahre alt sind. Vor strukturellen Widersprüchen und Schwächen der Institution Museum verschließt man die Augen. 

Was ich damit meine, erläutere ich wiederum an einem Beispiel. Museen beschäftigen sich mehr denn je, sogenannte Nichtbesucher zu gewinnen. Es gibt Forschungen und Programme dazu. Aber die lang bekannte Tatsache, daß es soziale und bildungspolitische Gründe dafür gibt, daß sich etwa 50% der Bevölkerung dem Museum verweigern, wird weitgehend ignoriert. Die soziale Distinktion, die dem Museum zugrunde liegt und die vom Museum noch verstärkt wird, bleibt tabu. Ich kenne keine nachhaltig wirksamen Projekte, mit denen das Einbinden ausgeschlossener Gruppen gelungen wäre. Einzelfälle gibt es, strukturell bewegt sich nichts. 

Im Bemühen um Nichtbesucher steckt eine erstaunliche Blindheit: man unterschätzt die hegemoniale Funktion von Kultur. Deren Werte werden von eher schmalen Eliten aufrecht erhalten und tradiert. Nun möchte man auch von Nichtbesuchern verlangen und erwarten, daß sie diese Werte teilen. Wenn aber diese Werte offensichtlich für die Angesprochenen gar keinen Wert darstellen? Denn: Wer nicht durch Familie und Schule im Umgang mit Bildungsinstitutionen vertraut gemacht wurde, wird Museen kaum aufsuchen, weil er dort kaum seine Lebenswelt wiederfinden wird. Er ist doppelt ausgeschlossen, ihm fehlen die Werkzeuge und das Motiv. Dennoch hält man das Museum für eine derart bedeutende Einrichtung, daß sie für jedermann von Interesse sein soll und der Anspruch erhoben wird, daß jedermann jedefrau von ihm Gebrauch machen sollen. 

Die Anstrengungen, die man zum Anwerben von Nichtbesuchern unternimmt, ähneln den Methoden des Marketings und der Warenwerbung. Sie sollen den Kulturkonsum erleichtern und verbreitern – eine Marktstrategie -, aber sie bewirken so gut wie nichts. Das hält man dann auch noch für demokratisch. Während man ignoriert, wie undemokratisch die sozialen und bildungspolitischen Grundlagen des Konsums von Hochkultur sind, die einen so großen Teil der Bevölkerung davon fern halten. Erst wenn man zur Kenntnis nimmt, daß auch Museen ihre fragwürdigen Seiten haben, Menschen aktiv ausschließen, erst wenn man sich auf sowohl strukturelle als auch in der (Ausstellungs)Praxis wirksame Probleme einläßt, wird man imstande sein, Konzepte zu entwickeln. Konzepte, die die Kritik an der Institution aufnimmt und ihr gerecht wird. 

Museumskritik ist nötig und überfällig, um seine gesellschaftliche Rolle immer wieder zu befragen und zu justieren. Diese Kritik müsste in den Medien geleistet werden und sie müsste vor allem von den Museen selbst geleistet werden. Davon sind wir weit entfernt. Worauf warten Museen angesichts der drängenden und vielfachen Herausforderungen? 


Zwei Literaturhinweise zu Publikation, die Kritik am Museum leisten, wenngleich sich die Probleme seit deren erscheinen vertieft und vermehrt haben, denen sich Museen ausgesetzt sehen: Daniel Tyradellis: Müde Museen. 2014. Walter Grasskamp: Das Kunstmuseum. Eine erfolgreiche Fehlkonstruktion. 2016 

Dieser Text ist eine überarbeite und erweiterte Fassung eines Beitrags der in der Zeitschrift des Museumsbundes erschienen ist. Neues Museum, März 2023, Heft ½ S.82/83

Sonntag, 19. März 2023

Volkes Stimme

 „Wolfsbär“ postet zu einem von Stefan Weiß im „Standard“ veröffentlichten Artikel zum „Postenschacher“ am Universalmuseum Joanneum: „ Leute aus der Wirtschaft im Museumsbereich sind leider eine Katastrophe. Leute aus der Wirtschaft glauben sie können einfach alles managen. Das erste was die machen ist einmal den Marketingbereich aufstocken und wissenschaftliche Mitarbeiter kürzen. Denn auf der WU lernt man doch auch wie man Ausstellungen macht und als Bankmensch weiss man natürlich welches Objekt "schön" ist und was "schiarch" ist und damit geignet oder ungeignet ist für die Sammlung. Den Politikern muss man sagen, wiel sie es selbst nicht kapieren: 1. Ein Museum funktioniert nicht so wie eine Bank. 2. In Museen ist kein Platz für politische Versorgungsposten. 3. Das gilt auf Landes- und Bundesebene.

Donnerstag, 16. Februar 2023

Und hier das nächste bizarre Kapitel in der unendlichen Geschichte Heeresgeschichtliches Museum

Unklare Gefechtslage, aber schwere Geschütze

Wie erinnerlich war vorgesehen gewesen, den abgelösten Direktor des HGM, Christian Ortner, als – wie es nun plötzlich heißt – bloß interimistischen Leiter des Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik (ISS) einzusetzen. (Hier der Bericht dazu) Nachdem es massiven Widerstand des Instituts gegen Ortner gegeben hat, der den Posten ohne Ausschreibung bekommen sollte, scheint sich die Vorgangsweise der Ministerin zu ändern. Das Institut werde derzeit evaluiert, erklärte sie auf der Pressekonferenz, auf der der neue Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums vorgestellt wurde. (Bericht dazu hier) Zitat Tanner: "Wenn das Institut in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, wird natürlich ausgeschrieben." Tanner erklärte allerdings, auch die Auflösung des Instituts sei denkbar. 

Dazu die Wiener Zeitung: „Die Aussage Tanners wird wohl kaum zu einer Beruhigung der Lage in der LVAk führen. Mitarbeiter erwähnten in einem Brief an die Ministerin subtile Drohungen, eine Auflösung des Instituts sei in den Raum gestellt worden, sollte man sich lautstark gegen Ortner stellen.“

Tanner dementierte die Vermutung, das HGM könne dem Institut angegliedert werden. Zitat Wiener Zeitung: „Gerüchten über Pläne einer Umstrukturierung des Instituts inklusive Angliederung des HGMs erteilte Tanner (...) eine Absage. Sie schrieb die Gerüchte einem FPÖ-nahen Personalvertreter zu. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" kamen sie allerdings aus dem Kabinett der Ministerin. Ihr Büro ließ Fragen darüber unbeantwortet.“ 

Also, sowohl die Drohungen, das Institut aufzulösen, kamen aus dem Kabinett der Ministerin, als auch das Gerücht von der Zusammenlegung von Museum und Forschungsinstituts. Wenn man im Zuge des lange dauernden Ausschreibungs- und Berufungsverfahrens etwas näher mit dem inneren Kreis der Entscheidungsträger vertraut werden durfte, dann ist es naheliegend, von einem veritablen Konflikt zwischen Kabinettsmitgliedern einerseits und einer nicht immer völlig informierten Ministerin andrerseits zu sprechen. Es gibt, kann man sich mit mehreren Anhaltspunkten, zurechtlegen, vermutlich weit rechts denkende und agierende Personen, die gerne an Ortner festhielten und die von der weiteren Entwicklung des HGM noch immer andere Vorstellungen haben, als die Ministerin, die Kommissionen, die das Museum evaluiert haben und der eingesetzte Beirat. 

Diese Konstellation ist eine der massiven Hypotheken des neuen Leiters des Museums, der ja nicht nur auf ziemlich anders gestrickte und noch dazu vorgesetzte Kabinettsmitarbeiter treffen wird, sondern auf ihm ideologisch nahe stehende Ortner-Fans in der Mitarbeiterschaft des Museums.

Quelle:

Auflösung eines Instituts nach Kritik möglich. In: Wiener Zeitung, 16.2.2023

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2178433-Aufloesung-eines-Instituts-nach-Kritik-moeglich.html


Mittwoch, 15. Februar 2023

Der neue Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums tritt sein Amt an

In einer Pressekonferenz hat Ministerin Tanner eben den neuen Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums vorgestellt. Hier der Stream der Pressekonferenz.

Georg Hoffmann stellte drei Ziele dar: "Modernisierung, Öffnung und Diskussion". Dabei werde er an  geäußerter Kritik ansetzen. Er möchte künftig die "Verbindung zwischen Gesellschaft und Militär in den Vordergrund rücken und auch den Menschen als Akteur einbinden". 

Leitbilder seien weiters "Erinnerungskultur, Multiperspektivität und Diversität". „Für Hoffmann ist das HGM sowohl ein historisches Museum als auch ein Museum für Militärgeschichte. Neben baulichen Maßnahmen, neuen Displays und zeitgemäßen Darstellungsformen möchte er das Haus vermehrt als Diskussionsort, aber auch als „Anker innerhalb des Bundesheeres als Ort der Selbstreflexion für Soldatinnen und Soldaten“ etablieren. Letzteres bezeichnete er als „Beitrag zur geistigen Landesverteidigung“. 

„Man muss das HGM im gesamtgesellschaftlichen Rahmen sehen, eingebettet in den museumstheoretischen Diskurs.“ Sein Zeil sei es, dem Museum „wieder die Bedeutung zu geben, die ihm Kraft seiner Sammlung zusteht“. Der erste Schritt sei es, das Team kennenlernen, das "Sicherheit und Handlungsräume bekommen soll, um kreativ arbeiten zu können". Hier sei besonders die Professionalisierung "ganz wichtig".

Ministerin Tanner räumte "viele Versäumnisse in den letzten Jahrzehnten ein, die teils bis ins Jahr 1955 zurückgehen". "Wichtig ist, dass die künftige Führung auf diesen Beirat hört und mit ihm zusammenarbeitet", unterstrich Tanner.“ "Ein Drittel der Empfehlungen des Rechnungshofs sei bereits umgesetzt, die anderen zwei Drittel werden vor allem auch im Zuständigkeitsbereich jener zweiten neuen Personalie liegen, die ins HGM einzieht: Die Juristin und Magistratsbeamte Stephanie Prachtersdorfer-Prigl wird als Stellvertreterin Hoffmanns über die wirtschaftlichen Belange wachen.

Das Gerücht, wonach Christian Ortner auf einen Posten versetzt worden sei, der ihm nach einer angeblich geplanten Strukturreform erneut Befugnisse über das HGM bringen könnte, wies Tanner klar als falsch zurück. (vgl. meinen Post dazu)


Quellen

Wien orf.at

APA 15.2.2023

Stefan Weiss: Führungswechsel im Heeresgeschichtlichen: Tanner kürt Hoffmann. Der Grazer Zeit- und Militärhistoriker übernimmt das in die Krise geratene HGM und will es modernisiert auf Kurs bringen. In: Der Standard 15.2.2023

Neuer HGM-Direktor Hoffmann: "Modernisierung, Öffnung und Diskussion", in: Kurier 15.2.2023




 



Montag, 28. November 2022

Mitarbeiterinnen des Heeresgeschichtlichen Museums wenden sich mit Mobbingvorwürfen an die Ministerin. Der Brief im Wortlaut

ich gebe den Brief aus dokumentarischen Gründen weiter, aber ohne jeden eigenen Kommentar. GF


Beschwerde über das Verhalten (Mobbing-/Bossingverdacht) unseres Dienststellenleiters, HR Dr. M. Christian Ortner, Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums

An die

Frau Bundesministerin Mag.a. Klaudia Tanner

Bundesministerium für Landesverteidigung Rossauer Lände 1

1090 Wien

Sehr geehrte Frau Bundesministerin!

Wir als aktive und ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Heeresgeschichtlichen Museums wenden uns mittels dieses Briefes an Sie, um die Zustände, die besonders seit den vergangenen 10 Jahren im Heeresgeschichtlichen Museum gang und gäbe sind, endlich publik zu machen, nachdem frühere Ersuchen um Unterstützung an Vorgesetzte keine Ergebnisse gebracht haben. Da im Artikel „18 Bewerbungen für Direktion im Heeresgeschichtlichen“ vom 28. September in der Tageszeitung „Der Standard“ berichtet wurde, dass sich unser derzeitiger Dienststellenleiter, HR Mag. Dr. M. Christian Ortner, nicht nur wieder um den Arbeitsplatz des wissenschaftlichen Direktors des HGM beworben hat, sondern auch durchaus wieder die Möglichkeit einer Neubestellung bestehe, haben wir verzweifelt den Mut gefasst, uns in dieser Angelegenheit direkt an Sie zu wenden. Wir schreiben diesen Brief auch im Namen zahlreicher Bediensteter, die es angesichts zu erwartender „Konsequenzen“ nicht wagen, sich ebenfalls offen zu bekennen.

Wir erheben hiermit gegen Herrn Direktor Dr. Ortner und seine Führungsmannschaft Beschwerde wegen wiederholten Mobbings (Bossing) im Sinne des § 43a BDG 1979

Beamtinnen und Beamte haben als Vorgesetzte ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und als Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter ihren Vorgesetzten sowie einander mit Achtung zu begegnen und zu einem guten Funktionieren der dienstlichen Zusammenarbeit beizutragen. Sie haben im Umgang mit ihren Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verhaltensweisen oder das Schaffen von Arbeitsbedingungen zu unterlassen, die deren menschliche Würde verletzen oder dies bezwecken oder sonst diskriminierend sind.

Durch Direktor Ortner und sein Führungsteam wurde in den vergangenen Jahren im Heeresgeschichtlichen Museum bewusst ein Klima der Angst, der Drohungen und der Konflikte erzeugt, wodurch es zu einer massiven psychischen Belastung am Arbeitsplatz gekommen ist. Gerade die Konflikte wurden bewusst erzeugt und geschürt (frei nach dem Spruch „je mehr sie miteinander kämpfen, desto leichter kann ich sie führen“).

Die Auswirkungen dieses Klimas lassen sich an der großen Anzahl an Krankenständen ablesen, die zwar von Direktor Ortner immer wieder auf die „Überalterung“ der Belegschaft geschoben wurde, in Wahrheit aber zu einem Gutteil der psychischen Belastung geschuldet ist (abzulesen am Anstieg an Burnout-Fällen und damit verbundenen Langzeitkrankenständen wie auch an anderen schweren Erkrankungen, Herzinfarkten usw.). Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war die „Flucht in den Krankenstand“ über Jahre die einzige Möglichkeit, um den Zuständen am Arbeitsplatz zumindest kurzfristig entkommen zu können. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen bis heute täglich Psychopharmaka, um den Arbeitsalltag bestreiten zu können.

Neben abwertenden Äußerungen über die Belegschaft und einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden innerhalb und außerhalb der Dienststelle Gerüchte, Unwahrheiten und Beleidigungen verbreitet. Immer wieder wird betont, wie „unfähig“ alle Mitarbeiter des HGM wären. Den bösartigen und nachteiligen Äußerungen konnten wir bisher nie entgegentreten, da neben Direktor Ortner nur ein kleiner und ausgesuchter Kreis für das Museum nach außen spricht. Dazu kommt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder vor allem verbal massiv bedroht werden (O-Ton: „Du bist ein Krebsgeschwür, das man herausschneiden muss.“, „Ich mache dich einen Kopf kürzer.“ „Du bist ein Feind des Museums.“). Die Drohungen erstreckten sich auf Kündigung bzw. Entlassung, den Einsatz der militärischen Geheimdienste („Das Abwehramt weiß alles was du sagst, ich habe sie schon informiert.“) und dem „Versprechen“, einem das dienstliche Leben zur Hölle zu machen. Man solle sich nur ja nicht „wohl fühlen“. So werden schriftliche Ermahnungen und dienstrechtliche Verfahren, die bisher allesamt zugunsten der Mitarbeiter ausgegangen sind (wobei allerdings bis jetzt niemals jemand hinterfragt hat, warum diese Verfahren überhaupt angestrengt wurden) immer wieder eingesetzt, um einzuschüchtern, zu demütigen und zu bestrafen. Dabei werden oftmals Begründungen geradezu an den Haaren herbeigezogen. Diese Praxis begann in Wahrheit bereits kurz nach dem Amtsantritt von Direktor Ortner (siehe Beilage – dort kam es zur letztlich vom Gericht aufgehobenen Kündigung, weil der entsprechende Bedienstete Direktor Ortner beim Betreten eines Saales im Museum nicht zuerst gegrüßt hatte). Bis heute haben die vorgesetzte Dienststelle und alle involvierten Abteilungen das, wie bereits erwähnt, noch nie hinterfragt.

Dazu treten „Kleinigkeiten“ wie beispielsweise Verbote, mit bestimmten MitarbeiterInnen Mittag zu essen („Man muss sich schon aussuchen, mit wem man Mittagessen geht.“), oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Informationen zukommen zu lassen. Genau diese künstliche „Verknappung“ von Informationen ist eine weitere Form der üblichen Machtausübung und des Bossings im HGM. Nur wer im engsten Kreis der Leitung aufgenommen ist, bekommt Informationen. Das führt oft zu Bloßstellungen gegenüber Außenstehenden, und außerdem ist es uns dadurch oft unmöglich, unseren eigentlichen Aufgaben nachzukommen zu können.

Dazu wurde in zahlreichen Fällen ausdrücklich gegen § 45 BDG 1979, BDG 1979 - Beamten- Dienstrechtsgesetz 1979 verstoßen.

(1) Der Vorgesetzte hat darauf zu achten, daß seine Mitarbeiter ihre dienstlichen Aufgaben gesetzmäßig und in zweckmäßiger, wirtschaftlicher und sparsamer Weise erfüllen. Er hat seine Mitarbeiter dabei anzuleiten, ihnen erforderlichenfalls Weisungen zu erteilen, aufgetretene Fehler und Mißstände abzustellen und für die Einhaltung der Dienstzeit zu sorgen. Er hat das dienstliche Fortkommen seiner Mitarbeiter nach Maßgabe ihrer Leistungen zu fördern und ihre Verwendung so zu lenken, daß sie ihren Fähigkeiten weitgehend entspricht.

(1a) Die oder der Vorgesetzte hat im Falle eines drohenden Verfalls des Erholungsurlaubes gemäß § 69 oder eines absehbaren Ausscheidens einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters aus dem Dienststand oder aus dem Dienstverhältnis rechtzeitig, unmissverständlich und nachweislich darauf hinzuwirken, dass ihre oder seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Erholungsurlaub in Anspruch nehmen können und auch in Anspruch nehmen.

(2) Der Leiter einer Dienststelle oder eines Dienststellenteiles hat außerdem für ein geordnetes Zusammenwirken der einzelnen ihm unterstehenden Organisationseinheiten zum Zwecke der Sicherstellung einer gesetzmäßigen Vollziehung sowie einer zweckmäßigen, wirtschaftlichen und sparsamen Geschäftsgebarung zu sorgen.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in ihrem beruflichen Fortkommen massiv beeinträchtigt und benachteiligt. So wurden etwa im Zuge von internen Ausschreibungen Bewerbungsgespräche bewusst manipuliert, um einzelnen Personen den beruflichen Aufstieg oder auch nur den Wechsel von Zuständigkeiten zu verwehren – um sie nicht zu „belohnen“. Dazu wurde die inner- und außerberufliche Weiterbildung des größten Teils der Belegschaft aktiv behindert – das wurde nur einem engen Kreis ermöglicht, der Rest sollte nicht in den Genuss einer solchen „Belohnung“ kommen.

Überstunden werden nur für „bestimmte“ auserwählte Personen bewilligt. Auch Urlaube bzw. Zeitausgleich (Zeitausgleich in Anspruch zu nehmen wird wieder nur einem „bestimmten“ Personenkreis bewusst massiv erschwert) wird in einzelnen Fällen ebenfalls nicht genehmigt. So wurde einer „bestimmten“ Personengruppe (den Mitarbeitern des Objekt 15) die Inanspruchnahme von Erholungsurlaub und von Zeitausgleich an Fenstertagen oft einfach mit der Begründung verwehrt, dass „der Direktor das nicht will.“ In einem Fall wurde ein Urlaubsgesuch in der Post liegengelassen, um dann die „nicht rechtzeitige“ Bekanntgabe und die damit verbundene unerlaubte Abwesenheit vom Arbeitsplatz als Anlass für Disziplinarmaßnahmen (schriftliche Ermahnung) heranziehen zu können. Auch ein freiwilliges und unentgeltliches gemeinnütziges Engagement innerhalb des Bundesheeres wird „bestimmten“ Mitarbeitern, die Direktor Ortner nicht zu Gesicht stehen, bewusst erschwert.

Zuständigkeiten und Kompetenzen von Referats- und Abteilungsleitern werden seit Jahren nicht nur durch das Platzieren von Unwahrheiten, sondern teils auch vor deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewusst untergraben, um die dienstliche und private Autorität und Glaubwürdigkeit der Betroffenen ins Lächerliche zu ziehen (ein AL muss sich beispielsweise seinen eigenen Urlaubsschein von seinem Stellvertreter genehmigen lassen, der selbst immer wieder – akademische und militärische – Titel führt, die er jedoch nicht verliehen bekommen hat – Anm.: Das wurde vom betreffenden Abteilungsleiter immer wieder den Vorgesetzten gemeldet, jedoch blieb eine entsprechende Disziplinarmaßnahme bis heute aus. Bei der Eröffnung der Panzerhalle wurde dieser Bedienstete – den Direktor Ortner immer wieder als seinen „besten Mann“ bezeichnet – vom Dienststellenleiter Direktor Ortner selbst als Herr Mag. vorgestellt. Der Clip findet sich bis heute auf Youtube).

Kritik oder auch Bestrafungen erfolgen oft vor anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die entsprechende Person bewusst zu demütigen. In einem Fall kam es zu einer Kündigung eines Abteilungsleiters noch kurz vor der Pensionierung, um den Zuständen so schnell wie möglich entkommen zu können. Auch die Verteilung von Prämien erfolgte bei zumindest einer Gelegenheit öffentlich, um die Mitarbeiter zu „bestrafen“ und lächerlich zu machen, die ohne Angabe von Gründen keine Belohnung zuerkannt bekommen haben.

Seit Jahren werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz bewusst nicht ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt, im Gegenteil wird aus Gründen der Machtausübung und Kontrolle immer wieder darauf geachtet, dass sie nur ja nicht zu viel „Spaß“ bei der Arbeit haben. So werden bereits seit Jahren Bedienstete, welche die Voraussetzungen für entsprechend höherwertiger Arbeitsplätze haben, nur betraut, um psychischen Druck in Form von Abhängigkeit aufzubauen. Motivation und Engagement werden auch so seit Jahren unterdrückt.

Es werden teilweise über längere Zeit keine (oder auch nicht erfüllbare) Arbeitsaufträge verteilt, dann aber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Vorwurf gemacht, man würde nichts tun. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen effektiv arbeiten und etwas schaffen, haben Ideen, fast alle Versuche, diese zu präsentieren, werden aber ins Lächerliche abgetan („Misch dich nicht ein.“ „Da denken viel zu viele Leute darüber nach.“). Letztendlich enden diese Versuche zumeist in einer Zurechtweisung und Abwertung der Vorschläge. Somit macht jeder nur noch das Notwendigste, außerdem scheitert das berufliche Engagement dazu noch oft am bereits erwähnten Informationsmangel. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben inzwischen resigniert. Dann erfolgt allerdings immer wieder die teils beleidigend vorgetragene Kritik, alle würden faul sein und nichts tun, gleichzeitig aber haben bzw. mussten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als einmal für private Projekte von Herrn Direktor Ortner in ihrer Dienstzeit Arbeiten leisten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfuhren teilweise erst nach getaner Arbeit, dass es sich um solche privaten Projekte gehandelt hat. Um keine dienstlichen Nachteile erfahren zu müssen, wurden diese auch erledigt und etwaige Meldungen entfielen.

Rückmeldungen auf erledigte dienstliche Arbeiten bleiben leider zumeist aus, teilweise sogar monate- bis sogar jahrelang. In einigen Fällen wurden auch schon über Jahre keine Mitarbeitergespräche gem. VBl I 26/2009 geführt, um den unangenehmen Kontakt mit einzelnen Mitarbeitern zu vermeiden. Viele der Betroffenen wagten schließlich nicht, diese Unterlassungen gegenüber den Vorgesetzten einzufordern, weil sie verängstigt waren und dienstliche Nachteile erwarten mussten. Gerade im Bereich der Forschung wurde Mitarbeitern die Erfüllung ihrer dienstlichen Aufgaben bewusst erschwert, zum Beispiel durch die Nichtgenehmigung von Dienstreisen und von dringend benötigter Arbeitsausstattung (Laptop, Handy oder Internet).

Viele der aufgezeigten Missstände wurden auch schon vom HPD aufgezeigt, durch die vorgesetzte Dienststelle wurde eine Nachevaluierung jedoch nicht vorangetrieben. Im Gegenteil wurde der HPD-Bericht vom Führungsteam des HGM als „Ausrede“ verwendet, um Bestrafungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (Zimmerrochaden, Verwendungsänderungen usw.) durchzuführen, die sich dem HPD anvertraut haben. In einem Fall führte das zu einem Versetzungsersuchen. Bislang hat sich jedoch nichts zum Besseren gewendet, im Gegenteil sind seitdem wieder einige Burnout-Fälle und andere schwere (auch stressbezogene) Erkrankungen verbunden mit langen Krankenständen aufgetreten. Auch Mag. Hitz kam in seiner Evaluierung des HGM zu diesem Ergebnis.

Bestimmte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren außerdem permanenter Kontrolle ausgesetzt, zum Beispiel wurden Kameras installiert, die in einem Fall auch die Toiletten und den Gemeinschaftsraum überwachten. Die Beschwerde beim Datenschutzbeauftragten/BMLV war erfolgreich. Bei „Kontrollgängen“ von Mitgliedern des Führungszirkels wurde immer wieder kontrolliert, ob zum Beispiel Zeitungen auf den Tischen der Gemeinschaftsräume lagen oder ob die Autos bestimmter Mitarbeiter auch nach dem Mittagessen noch da waren bzw. wo diese standen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich beim Lesen und beim Hören der parlamentarischen Anfragen bzw. Sitzungen und des Rechnungshofberichtes immer wieder Gedanken gemacht, warum dermaßen viele Unwahrheiten und Ungereimtheiten aufgetaucht sind und thematisiert wurden. Trotzdem blieb die Hoffnung lange Zeit aufrecht, dass sich bald etwas zum Guten wenden würde.

Die aufgezählten Argumente sind nur ein kleiner Teil unserer Beschwerden. Auch wenn Direktor Ortner nicht alle Verfehlungen persönlich gesetzt hat, geht das katastrophale und menschenverachtende Klima im HGM ursächlich auf ihn zurück. Es kam ihm und seinem engsten Zirkel (sowie seiner rechten Hand) immer darauf an, Konflikte zu schüren und Furcht und „Disziplin“ zu installieren. Das liegt anscheinend – wie in der Beilage von der befassten Richterin auch angesprochen – an der Führungsschwäche und dem Mangel an Selbstbewusstsein der entsprechenden Personen. Für uns ist es, wie auch der HPD ausführlich in seinem Bericht festgestellt hat, aus Spezialisierungsgründen leider oft schwer, die Dienststelle einfach zu wechseln, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aus fachlichen oder aus Altersgründen in den jetzigen Zuständen gefangen.

Wir stehen zu jedem der geäußerten Vorwürfe und wollen diese mündlich, jedenfalls unter Wahrheitsverpflichtung und wenn notwendig unter Eid vor einer entsprechenden Untersuchungsbehörde konkretisieren und in allen Details vorbringen. Gleichzeitig können Sie sich aber vorstellen, dass wir mit starken Bauchschmerzen den wahrscheinlich auf uns zukommenden Sanktionen entgegenblicken, die uns aufgrund dieser ehrlichen Worte und des Hilfeersuchens an Sie in der nächsten Zeit von unserem Dienststellenleiter und seiner rechten Hand erwarten werden.

Abschließend erlauben wir uns die Bemerkung, dass wir jedem anderen neuen Direktor mit Freude entgegensehen, denn es kann nur besser werden. Eine Weiterbetrauung von Herrn Direktor Ortner und das Weiterbestehen des jetzigen „Systems“ im HGM wäre dagegen eine Katastrophe für das Haus und für uns, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wir bitten daher hochachtungsvoll um Ihre Unterstützung und ein offenes Ohr, für die Mitarbeiter des HGM 

Katastrophe für das Haus und für uns, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wir bitten daher hochachtungsvoll um Ihre Unterstützung und ein offenes Ohr, für die Mitarbeiter des HGM

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Umweltaktivismus gegen Kunstwerke und Museen. Seine Bedeutung und die Kritik daran

 Über eintausend Leserreaktionen gibt es für einen kurzen Text im Standard, der sich mit der Attacke von Umweltschützern auf ein Gemälde im Museum Barberini in Potsdam beschäftigt. Kaum eine Zeitung, die nicht mehr oder weniger ausführlich über den Kartoffelbrei berichtet hätte, der am das Monets Gemälde schützenden Glas kleben blieb. Nicht alle Kommentare kanzeln die UmweltaktivistInnen derart ab, wie Hans Rauscher, der ihnen Fanatismus als Etikett umhängt und es „jenseitig“ findet, wenn die sich so über ihre Motive äußern: „Wir dürfen uns nicht verlieren in der Idylle auf der Leinwand, sondern müssen der Realität ins Auge blicken! Zur Bewunderung der Kunst wird keine Zeit mehr sein, wenn wir uns um Nahrung und Wasser bekriegen!“ Die Wochenzeitung Die Zeit zum Beispiel rettet sich ins Witzeln und kritisiert die Qualität des Erdäpfelpüres. Die meisten anderen Medien kritisieren den Angriff auf ein Kunstwerk mehr oder weniger scharf. 


Ein anderes Bild geben die erwähnten eintausend Leserreaktionen im Standard. Da spiegelt sich die ganze Bandbreite von Ablehnung, Unverständnis und Verachtung einerseits und Verständnis und Anerkennung andrerseits. Ich habe nicht nachgezählt, aber Ablehnung und Zustimmung scheinen sich die Waage zu halten. Und es gibt viele, die angesichts des Ausmaßes künftiger Zerstörung, Verständnis für den Alarmismus der Aktion haben. Da gibt es sehr differenzierte Reaktionen, an denen sich zeigt, wie vielen inzwischen der Ernst der Lage klar ist und die sich sorgen, daß die Warnungen der Wissenschaften ignoriert werden und die Politik den Ernst der Lage nicht im Entferntesten erkannt hat.


Es gibt - noch vereinzelt - Wissenschafter, die gestützt auf unzählige Forschungsergebnisse, die Auffassung vertreten, daß der Point of No Return bereits erreicht ist und es keine Maßnahmen mehr gibt, die die katastrophische Entwicklung abwenden könnte. Wer mag das zu beurteilen, wie glaubhaft solche Prognosen sind. Aber welches Versäumnis wäre es, sie nicht ernsthaft in Erwägung zu ziehen? Die Aktivisten anzugreifen, wird wenig helfen. Vielmehr gilt es, ihre. Motive zu verstehen und ihre Sorge anzuerkennen. 


Was den Aktivistinnen besonders angekreidet wird, ist, daß sie Kunst attackieren und Museen. Hier seien Werte in Gefahr, die solche Aktionen gar als Terrorismus einstufen lassen. Aber es dürfte kein Zufall sein, daß zumindest bis jetzt, einschlägige Aktionen nie ein Werk beschädigt haben, daß immer hinter Sicherheitsglas Geschütztes angegriffen wurde.

Die andere Aggression, die sich in den Medienreaktionen Bahn bricht, ist so heftig, weil es um ein „heiliges Gut“ geht, um den Kanon westlicher Kunst, den Museen beherbergen. Beiden schreibt man unausgesprochen allgemeine und vor allem zeitlose Gültigkeit zu. Beides ist falsch. Der Kanon spiegelt die Wertvorstellungen, den Geschmack, die Erziehung relativ kleiner sozialer Eliten und repräsentiert sicher nicht etwas, was alle Mitglieder einer Gesellschaft teilen. Diese soziale Dimension des Protestes wird übrigens komplett ausgeklammert. Museen sind eben nicht Gemeingut, nicht für alle, sie werden von einem großen Teil der Bevölkerung nicht besucht.


Der Protest kommt von den „Eingeborenen der Bildungselite“, wie sie Pierre Bourdieu genannt hat. Sie haben jene Werte verinnerlicht, für sie ist das wie eine zweite Natur. Das allein macht den Bildersturm der Umweltschützer so kränkend. Was aber besonders verletzend sein dürfte, ist das Spiel mit der Dauer, das da betrieben wird. Hochkunst und Museen sind Instanzen, für die wir uns kein zeitliches Limit vorstellen wollen oder können. Sie haben kein „Ablauffatum“. Sie enthalten so etwas wie ein Ewigkeits-Versprechen. Indem man auf die Verletzlichkeit der Kunst und die Angreifbarkeit des Museums - symbolisch - verweist, erinnert man daran, daß auch Kunst und Museum Dich ein Ablaufdatum haben. Die Aktivistinnen wissen sehr wohl, so nehme ich an, daß sie damit für alle sichtbar und erfahrbar eine künftige Zerstörung antizipieren. Die wird dann aber nicht mehr symbolisch sondern sehr real sein und vor allem ein unvorstellbares Ausmaß haben. Es wird dann keine Kunst mehr geben und kein Museum.


Dieser Vorstellung stellt sich niemand gerne und ein Zeil der Aggressionen gegen den Aktivismus erklärt sich wohl aus - allerdings verdrängten - Anerkennung genau jener Tatsache, auf die der Aktivismus verweist.


Man wird sehen, ob es bei den symbolischen Aktionen bleibt. Je größer der Widerspruch zwischen der Entwicklung der menschengemachten Krise einerseits und dem Ausbleiben von Gegenmaßnahmen andrerseits sich entwickelt, desto zahlreicher, heftiger und umfassender werden die Aktionen werden. Darüber kann man sich wirklich Sorgen machen. 






Mittwoch, 19. Oktober 2022

Zwei Landesmuseumsdirektoren - eine Abwahl, ein Rücktritt

Gleich zwei Landesmuseen ist innerhalb weniger Stunden der Leiter abhanden gekommen. Wolfgang Muchitsch wurde als Leiter des Landesmuseums Josnneum nicht mehr weiterbestellt und Peter Assmann ist von der Leitung des Ferdinandeum in Innsbruck zurückgetreten. Ein Zusammenhang ist nicht erkennbar, die Hintergründe sind in beiden Fällen nicht wirklich erkennbar.

In Innsbruck stand die bauliche Sanierung an, bei der es zu Unstimmigkeiten gekommen sein soll. Unüberprüfbare Vorwürfe an Assmann galten seinem Umgang mit Teilen der Mitarbeiterschaft. Und eine kritische Diskussionsreihe hat die Tiroler Tageszeitung auf den Plan gerufen. Kann das alles gewesen sein?


Wolfgang Muchitsch und Peter Pakesch wurden 2003 zu Leitern des Landesmuseums Joanneum (wie es damals noch hieß) berufen und Muchitsch leitete nach der freiwilligen Demission von Pakesch das Museum bis zur Bestellung einer Geschäftsführerin alleine. Mein Eindruck war stets der einer mit der Politik akkordierten und einvernehmlichen Führung des Museums und so hat es mich sehr überrascht, als ich hörte, daß nun eine andere Leitung bestellt wurde, der Leiter der Archäologie-Abteilung.


Guten Willens kann man annehmen, daß das Bessere der Feind des Guten ist und daß die Politik sachlich und vernünftig eine Wahl getroffen hat, die dem Museum neue Ziele setzt und neue Perspektiven verleiht.


Der designierte neue Leiter, Marko Mele wird sowohl von Mitgliedern der Findungskommission gelobt (Ich stütze mich auf Berichte der Kleinen Zeitung), als auch seinem Umfeld als überaus fähig überaus wohlwollend als neuer Direktor begrüßt. Was (wiederum nur aus Medien) von seinen Ideen bekannt ist, klingt interessant, aber vorerst sind das Bruchstücke, die noch kein Bild ergeben.


In beiden Fällen, Innsbruck und Graz, spielt die (Landes)Politik eine wichtige, wenn auch schwer durchschaubare Rolle. In Innsbruck läßt sich vor allem die Kulturlandesrätin als Gegenspielerin schon des Vorgängers von Assmann, der das Museum unfreiwillig verlassen musste, ausmachen. In Graz wurde das Museum zur Chefsache des zunächst als Kulturlandesrat dann als Landeshauptmann tätigen Christopher Drexler, der den Altlandeshauptmann zum Kuratoriumsvorsitzenden machte und der damit auch der Bestellungskommission angehörte.


Christopher Drexler hatte vor Jahren einerseits für die Weiterbestellung von Muchitsch gesorgt, ihm aber eine Geschäftsführerin in einem „Postenschacher“ (Kleine Zeitung) zur Seite gestellt. Sie wird nun aller Voraussicht nach auch abgelöst werden. Alexia Getzinger wird im Haus massiv kritisiert. Beide, Muchitsch und Alexia Getzinger, die Museumsleiterin wurde, während sie als designierte Landesschulrätin plötzlich einer „schwarzen“ Kandidatin im Wege stand, standen der SP nahe. Darf man also vermuten, daß die nach dem glatten Landeshauptmann-Wechsel (im Land) konsolidierte ÖVP eine Art parteipolitischer Flurbereinigung vorgenommen hat? 


Über das Verhältnis von Politik und (Landes)Museen möchte ich gesondert schreiben. Museen sind, vor allem im Bund und in den Ländern, „ideologische Staatsapparate“, bei denen der Politik die Kontrolle keineswegs nur über Finanzen und Personal wichtig ist, sondern auch über die „Botschaften“. In Tirol wurde das Landesmuseum mit seiner vielfach problematischen Erweiterung am Bergisel expressis verbis zur „Mitte des Landes“, zu einem politisch-ideologischen Zentrum. Und die im Vorjahr gestartete sogenannte „Steiermark-Schau“ (die fortgesetzt werden soll) war überwiegend nichts weniger als eine affirmative „Leistungsschau“ der steirischen Landespolitik.


Auch an anderen Landesmuseen läßt sich unschwer der Einfluss der Politik nachweisen. Die Abhängigkeit der Museen von der Politik steigt. Denn Corona, Inflation, Sparbudgets, Folgen des Klimawandels usw. setzen den Museen zu und zwingen zu verstärkter finanzieller Unterstützung.


So besehen könnten die beiden direktorialen Abgänge mehr als nur lokale Ereignisse mit lokalen Ursachen sein, sondern Symptome eines Umbruchs im Museumswesen mit ungewisser Zukunft.


Freitag, 24. Juni 2022

Direktion des Heeresgeschichtlichen Musuems ausgeschrieben

 Eben wurde die Direktion des Heeresgeschichtlichen Musuems ausgeschrieben. Mit dem klaren Auftrag einer Modernisierung des Museums. Immerhin. Jetzt kommt es darauf an, wie sehr das Ministerium diese "Neuaufstellung" des HGM unterstützt, wie die Berufungskommission zusammengesetzt ist und ob man wirklich eine starke und kompetente Person findet und auch akzeptiert. Weiters wird man sehen, ob der Beirat aktiviert wird und eine Rolle spielen wird und ob jene zivilgesellschaftliche Initiative und Expertise, die sich über drei Jahre aufgebaut hat, einbezogen wird oder sich selbst einmengen will.

Hier der entscheidende Passus der Ausschreibung (die hier ganz nachgelesen werden kann: https://bund.jobboerse.gv.at/sap/bc/jobs/#/details/0050568176C11EECBCC71A5287AC4997)

Die ausgeschriebene Funktion steht nur Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft oder mit unbeschränktem Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt offen.

Die Betrauung eines Bewerbers mit dieser Funktion setzt neben der Erfüllung der allgemeinen Ernennungserfordernisse gemäß § 4 des Beamten-Dienstrechtsgesetzes 1979 – BDG 1979, BGBl Nr 333 idgF, die Erfüllung folgender weiterer Erfordernisse voraus:
1. Das Bestehen eines öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnisses in der Verwendungsgruppe A/A1 bzw. eines privatrechtlichen Dienstverhältnisses in der Entlohnungsgruppe a/v1 oder das Vorliegen der Voraussetzungen für die Übernahme bzw. Aufnahme in ein solches Dienstverhältnis.
2. Den erfolgreichen Abschluss eines Hochschulstudiums der Geisteswissenschaften (Geschichte) im Sinne der Z 1.12 der Anlage 1 zum BDG 1979.
3. Vorliegen einer Prüfbescheinigung der festgestellten Verlässlichkeit entsprechend den Bestimmungen des Erlasses vom 23. März 2022, GZ S93207/50-ndAbw/2022 (1). Dieses Erfordernis kann durch eine eidesstattliche Erklärung, dass die Verlässlichkeitserklärung ausgefüllt und an zuständiger Stelle abgegeben worden ist, d.h. die Verlässlichkeitsprüfung eingeleitet wurde, ersetzt werden, wobei der Beischluss einer diesbezüglichen Kopie der Verlässlichkeitserklärung aus datenschutzrechtlichen Gründen zu unterbleiben hat. Es wird darauf hingewiesen, dass das positiv abgeschlossene Prüfverfahren Voraussetzung für die Einteilung in der angestrebten Leitungsfunktion ist.


Im Sinne des § 5 Abs 2 AusG werden weiters besondere Kenntnisse bzw. Fähigkeiten vor allem in folgenden Bereichen erwartet:
a) mehrjährige Erfahrung im musealen Bereich, (10 %)
b) besondere Kenntnisse im Bereich Museumsmanagement, (20 %)
c) umfassende Kenntnisse im Bereich Sammlungs-, Ausstellungs- und Forschungsmanagement, (20 %)
d) Kenntnisse in der Budgetführung, (10 %)
e) Beherrschung der Anwendung moderner Planungstechniken und –werkzeuge einschließlich relevanter Informationssysteme und Bürotechnik sowie fachspezifische IT-Kenntnisse, (10 %)
f) besondere Fähigkeiten und Erfahrungen in der Verhandlungsführung mit ressortinternen und externen Spitzenrepräsentanten, (10 %)
g) besondere Qualitäten hinsichtlich des Führungsstils, hohe Belastungskapazität und besondere Kommunikationsfähigkeit, (15 %)
h) der Funktion entsprechende Fremdsprachenkenntnisse. (5 %)

Die bei den erwarteten besonderen Kenntnissen und Fähigkeiten angeführten Prozentpunkte stellen die Gewichtung dar. Diese Gewichtung ist gemäß § 5 Abs 2 AusG vorgesehen und soll über das Maß der Beurteilung der Eignung im Rahmen der Sitzung der Begutachtungskommission Aufschluss geben.

Gemäß § 5 Abs 2a AusG wird darauf hingewiesen, dass auch Erfahrungen aus qualifizierten Tätigkeiten oder Praktika in einem Tätigkeitsbereich außerhalb der Dienststelle, in deren Bereich die Betrauung mit dem ausgeschriebenen Arbeitsplatz (Funktion) wirksam werden soll, erwünscht sind.

Die Betrauung mit dieser Funktion erfolgt nach § 141 Abs 1 in Verbindung mit § 253 Abs 2 BDG 1979 bzw. § 68 Abs 1 des Vertragsbedienstetengesetzes 1948 – VBG, befristet auf die Dauer von fünf Jahren (Weiterbestellungen sind zulässig) und setzt ein Dienstverhältnis in der Verwendungsgruppe A 1 bzw. in der Entlohnungsgruppe v1 oder das Vorliegen der Voraussetzungen für die Übernahme bzw. Aufnahme in ein solches Dienstverhältnis voraus.