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Donnerstag, 16. Februar 2023

Und hier das nächste bizarre Kapitel in der unendlichen Geschichte Heeresgeschichtliches Museum

Unklare Gefechtslage, aber schwere Geschütze

Wie erinnerlich war vorgesehen gewesen, den abgelösten Direktor des HGM, Christian Ortner, als – wie es nun plötzlich heißt – bloß interimistischen Leiter des Instituts für Strategie und Sicherheitspolitik (ISS) einzusetzen. (Hier der Bericht dazu) Nachdem es massiven Widerstand des Instituts gegen Ortner gegeben hat, der den Posten ohne Ausschreibung bekommen sollte, scheint sich die Vorgangsweise der Ministerin zu ändern. Das Institut werde derzeit evaluiert, erklärte sie auf der Pressekonferenz, auf der der neue Leiter des Heeresgeschichtlichen Museums vorgestellt wurde. (Bericht dazu hier) Zitat Tanner: "Wenn das Institut in seiner jetzigen Form bestehen bleibt, wird natürlich ausgeschrieben." Tanner erklärte allerdings, auch die Auflösung des Instituts sei denkbar. 

Dazu die Wiener Zeitung: „Die Aussage Tanners wird wohl kaum zu einer Beruhigung der Lage in der LVAk führen. Mitarbeiter erwähnten in einem Brief an die Ministerin subtile Drohungen, eine Auflösung des Instituts sei in den Raum gestellt worden, sollte man sich lautstark gegen Ortner stellen.“

Tanner dementierte die Vermutung, das HGM könne dem Institut angegliedert werden. Zitat Wiener Zeitung: „Gerüchten über Pläne einer Umstrukturierung des Instituts inklusive Angliederung des HGMs erteilte Tanner (...) eine Absage. Sie schrieb die Gerüchte einem FPÖ-nahen Personalvertreter zu. Nach Informationen der "Wiener Zeitung" kamen sie allerdings aus dem Kabinett der Ministerin. Ihr Büro ließ Fragen darüber unbeantwortet.“ 

Also, sowohl die Drohungen, das Institut aufzulösen, kamen aus dem Kabinett der Ministerin, als auch das Gerücht von der Zusammenlegung von Museum und Forschungsinstituts. Wenn man im Zuge des lange dauernden Ausschreibungs- und Berufungsverfahrens etwas näher mit dem inneren Kreis der Entscheidungsträger vertraut werden durfte, dann ist es naheliegend, von einem veritablen Konflikt zwischen Kabinettsmitgliedern einerseits und einer nicht immer völlig informierten Ministerin andrerseits zu sprechen. Es gibt, kann man sich mit mehreren Anhaltspunkten, zurechtlegen, vermutlich weit rechts denkende und agierende Personen, die gerne an Ortner festhielten und die von der weiteren Entwicklung des HGM noch immer andere Vorstellungen haben, als die Ministerin, die Kommissionen, die das Museum evaluiert haben und der eingesetzte Beirat. 

Diese Konstellation ist eine der massiven Hypotheken des neuen Leiters des Museums, der ja nicht nur auf ziemlich anders gestrickte und noch dazu vorgesetzte Kabinettsmitarbeiter treffen wird, sondern auf ihm ideologisch nahe stehende Ortner-Fans in der Mitarbeiterschaft des Museums.

Quelle:

Auflösung eines Instituts nach Kritik möglich. In: Wiener Zeitung, 16.2.2023

https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2178433-Aufloesung-eines-Instituts-nach-Kritik-moeglich.html


Sonntag, 11. Dezember 2022

"Kein republikanisches Selbstverständnis". Elena Messner im Gespräch mit Christa Zöchling über das Heeresgeschichtliche Museum


Elena Messner im Gespräch mit Christa Zöchling vom profil

https://www.profil.at/podcasts/elena-messner-kein-republikanisches-selbstverstaendnis/402248799


Und hier der Artikel zum HGM von Christa Zöchling im jüngsten profil:

https://museologien.blogspot.com/2022/12/alexandra-foderl-schmid-suddeutsche.html


Alexandra Föderl-Schmid (Süddeutsche Zeitung) und Christ Zöchling (profil) kommentieren die jüngste Entwicklung am Heeresgeschichtlichen Museum

Kurz hintereinander haben die Süddeutsche Zeitung und das profil Beiträge zum Heeresgeschichtlichen Museum gebracht. Hier die Links und Leseproben:

Alexandra Föderl-Schmid: Museumschefs gesucht. Noch dieses Jahr soll feststehen, wer nach den Turbulenzen um das Heeresgeschichtliche Museum künftig das Haus führen soll. Es ist nicht die einzige vakante Leitung, die es an den Wiener Museen zu besetzen gilt. In: Süddeutsche Zeitung 9. Dezember 2022
https://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-heeresgeschichtliches-museum-tanner-ortner-hollein-kunsthistorisches-museum-albertina-schroeder-1.5711601?reduced=true

Zitat: “Außerdem wurde in einem offenen Brief, den bisher 70 Experten aus dem museologischen und historischen Fachgebiet unterzeichnet haben, Kritik am bisherigen Procedere geübt. In dem Appell wird eine "Neuausschreibung und ein Berufungsverfahren, das öffentlich und unter Einbeziehung in- und ausländischer ExpertInnen stattfindet und den Weg zur grundlegenden Erneuerung des Museums öffnet" gefordert. Kritik wurde an der Berufungskommission geübt, weil diese "fast ausschließlich aus Berufsoffizieren und Ministerialjuristen" bestehe.
Von der Ministerin wurde zwar Ende 2021 ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet, der aber den geltenden Regularien zufolge keinerlei Befugnis bei der Auswahl der Museumsleitung hat. Ministeriumssprecher Michael Bauer verweist im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung darauf, dass das Verfahren so abgehalten wurde, wie es das Ausschreibungsgesetz vorsieht. Wenn man Findungskommissionen oder externe Wissenschaftler in die Entscheidungsgremien mit einbeziehen wolle, müsse dafür das Ausschreibungsgesetz geändert werden. Er verwies auch darauf, dass von der Ministerin eine Personalberatungsfirma beauftragt wurde, die Erfahrung im öffentlichen Bereich habe.
Wohl als Reaktion auf die Kritik wurden kurzfristig drei weitere Bewerber eingeladen
(…) Nun wurden aus dem größeren Kreis der Bewerber in dieser Woche kurzfristig weitere Bewerber zu Gesprächen für diesen Freitag nach Wien geladen, was von Eingeladenen als Reaktion auf die Kritik am Bestellungsverfahren gewertet wurde.
Aus dem Ministerium heißt es, dass dennoch noch bis Jahresende eine Entscheidung fallen soll. Angesichts der massiven Kritik dürfte sich Tanner sehr gut überlegen, ob sie tatsächlich nochmals den Favoriten vieler Berufssoldaten und so mancher Beschäftigter nominiert.

Christ Zöchling: Hat das Heeresgeschichtliche Museum eine Zukunft? Eine neue Historikergeneration sagt: Nein, in der Form nicht, und fordert eine Reflexion über Militär und Krieg, die einer Republik würdig ist. In: profil
11.12.2022

Zitat: „Der umstrittene Direktor Ortner ist freilich nur das Symptom eines Konflikts, der tiefer geht. Was man mit diesem Museum tun soll, ist eine Generationenfrage geworden. Eine Historikergeneration, die die Kolonialgeschichte aufarbeitet, den österreichischen Opfermythos lächerlich findet und bereit ist, Denkmäler zu stürzen oder zumindest kritisch zu hinterfragen, findet ein Festhalten am Habsburg-Mythos und militaristischen Heldenlegenden einer Republik unwürdig.“
Zitat: „Generell: kein Gesamtkonzept, keine Erzählung und auch  keine Leitidee.  Nur immer „Ruhm und Ehre“ des Hauses Habsburg und seiner Heerführer sowie propagandistische Verzerrungen bis hin zu stereotypen Feindbildern.“
Zitat: „Zur Tradition des Hauses gehört auch, dass man über die Nachkriegsdirektoren, die NSDAP-Mitglieder waren, nobel schweigt. Einer von ihnen, Heinz Zatschek, war sogar im Büro von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, der mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt war, tätig gewesen. Im Museum findet sich auf der Tafel für Zatschek dazu kein einziges Wort.“


Montag, 5. Dezember 2022

Heeresgeschichtliches Museum. Personalstand 2021

In den Debatten um das Heeresgeschichtliche Museum wurde immer wieder gefragt, wie viele Mitarbeiterinnen das Museum denn hätte. Auf der Webseite finden sich keine Angaben zum Personal, was eher unüblich für Museen ist. Hier nun der Personalstand 2021. Quelle: Jahresbericht des Heeresgeschichtlichen Museums.








Sonntag, 4. Dezember 2022

Heeresgeschichtliches Museum. Reaktionen auf den Mobbingvorwurf




Kurz nach dem Bekanntwerden der Mobbingvorwürfe - etwa ein Dutzend Personen von insgesamt 80 BeamtInnen und MitarbeiterInnen hatte ihn unterzeichnet - wurde eine andere Unterschriftenliste bekannt, die die Vorwürfe zu relativieren versuchte. Zu dokumentarischen Zwecken veröffentliche ich den an Minister Tanner gerichteten Brief (ich habe nur den etwas beschnitten Text mit unleserlicher Unterschrift).

Von den von Mobbing Betroffenen heißt es (5.12), daß keinerlei Schritte unternommen wurden, sie zu kontaktieren und ein Mobbingverfahren einzuleiten.



Offener Brief des wissenschaftlichen Leiters des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands an die Bundesminsterin Klaudia Tanner



Offener Brief des wissenschaftlichen Leiters des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands an die Bundesminsterin Klaudia Tanner


Sehr geehrte Frau Bundeministerin Mag.a Klaudia Tanner

Aufgrund der aus Presseinformationen bekannt gewordenen Details über die Shortlist für die Neubesetzung der Direktion am HGM fordern wir

- den sofortigen Stopp des Vergabeverfahrens

- die Offenlegung aller Bewerbungen und Bewerbungsunterlagen für Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates

- die Offenlegung der angewandten Kriterien für die Erstellung der derzeitigen Shortlist durch die Verantwortlichen Beamten des BMLV

- die allfällige Wiederholung des Auswahlverfahrens unter Einbeziehung der Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates

- oder andernfalls den Abbruch des Besetzungsverfahrens und eine neuerliche Ausschreibung der Direktion des HGM

Die Neuausschreibung der Direktion war ursprünglich aufgrund zahlreich festgestellter Mängel in der bestehenden Führung des HGM unausweichlich geworden. Erscheint die Belassung der problematischen Führung des HGM über den aktuellen Vertragszeitraum hinaus an sich schon bedenklich, so ist das nunmehrig bekannt gewordene Ergebnis des neuen Auswahlverfahrens völlig inakzeptabel. Dass ausgerechnet jener Direktor, dessen eklatante Führungsmängel zur Neuausschreibung geführt haben, sich nun wieder als aussichtsreichster Kandidat auf dem aktuellen Dreiervorschlag für die Besetzung der Direktion wiederfindet, erscheint absurd und völlig inakzeptabel – die Chancen der beiden anderen Kandidaten erscheinen marginal, in einem Fall schon aufgrund des jugendlichen Alters sowie der Unerfahrenheit in der Führung einer Institution und im zweiten Fall durch die völlige Fachfremdheit des Bewerbers.

Die Mängel in der geschäftsführerischen Leitung des derzeitigen Direktors wurden durch einen extrem kritischen Bericht des Bundesrechnungshofes detailliert kommuniziert. Die wesentlichen konservatorischen und inhaltlichen Mängel betreffend die Dauerausstellung sowie den skandalösen Ausstellungsabschnitt „Demokratie und Diktatur“ wurden durch zwei Untersuchungskommissionen genauestens beschrieben.

Neuerdings wurde auch der Ausstellungsteil über Geschichte und Aufgabe des österreichischen Bundesheeres nach 1945 – nach Auskunft des Museumspersonals für immer – geschlossen. Dass in einer Institution der Republik die Darstellung der Militärgeschichte im Jahre 1945 endet und die 75-jährige Geschichte der Streitkräfte der Zweiten Republik nicht thematisiert werden soll, ist absurd. Als kleines Trostpflaster bleibt, dass damit auch die diffamierende Darstellung des österreichischen Zivildienstes mittels einer hetzerischen Karikatur aus der rechtsextremen Publikation „Aula“ endlich nicht mehr zu sehen ist.

Leider immer noch zu sehen ist der nur unmerklich veränderte Ausstellungsbereich „Demokratie und Diktatur. Vor allem aber wurden die 2020 im Bericht der Expertenkommission ausdrücklich als sehr problematisch bezeichneten und ohne jede Beschriftung und Kontextualisierung präsentierten nationalsozialistischen Propagandaplakate weder entfernt noch als solche gekennzeichnet (Stand 27.11.2022). Eine Direktion, die diese Problematik nicht sehen will, ob aus Naivität oder anderen Gründen, ist für die Leitung einer solch bedeutenden Institution untragbar.






Elena Messner: Zurück an den Start! Die Bestellung der HGM-Direktion muss gestoppt werden




Elena Messner: Zurück an den Start! Die Bestellung der HGM-Direktion muss gestoppt werden
  

Der durch Medienberichte bekannt gewordene Stand des Bestellungsprozesses für die Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) zeigt einmal mehr, dass das grundlegendste Problem des HGM seine Zugehörigkeit zum Verteidigungsministerium ist. Was öffentlich bislang kaum bekannt war: Die Auswahl für den Dreiervorschlag an die Ministerin (eine Frau ist nicht darunter) trifft eine fast ausschließlich aus Berufsoffizieren und Ministerialjuristen zusammengesetzte Bewertungskommission des BMLV. Diese besteht aus zwei von Ministerin Tanner bestimmten Dienstgebervertretern sowie zwei vom Zentralausschuss des BMLV eingesetzten Dienstnehmervertretern. Die beiden zuletzt Genannten gehören durch die jetzige politische Konstellation der ÖVP an. Diese Kommission hatte die „Eignung“ der Bewerber zu beurteilen, obwohl ihren Mitgliedern jede wissenschaftlich-museologische Fachkenntnis fehlt. Das Ergebnis ist ein Dreiervorschlag, auf dem sich der bisherige Direktor des HGM Christian Ortner an aussichtsreicher Stelle befindet. Jener Direktor also, gegen den aktuell Mobbingvorwürfe laut wurden, der aber vor allem jahrelang jede Kritik am Museum ignorierte und sich in Interviews gegen jede Reform des HGM positionierte, und das obwohl die Kritik an diesem Museum vom Rechnungshof ebenso detailreich ausformuliert wurde wie von renommierten Museolog/-innen und Historiker/-innen, die das Ministerium mit einer gründlichen Begutachtung des Museums beauftragt hatte. Es stellt sich die Frage: Wie konnte Ortner die Bestellungskommission davon überzeugen, den vom Ministerium mehrfach glaubhaft angekündigten Reformprozess zu befürworten und umzusetzen? Die Beteuerungen des BMLV, man meine es mit der Reform ernst, werden mit diesem Dreiervorschlag jedenfalls ad Absurdum geführt. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass es bei der Ausschreibung nur vordergründig um die Suche nach dem/der Bestqualifizierten ging, während hinter den Kulissen die Durchsetzung genehmer Kandidaten aus dem eigenen Umfeld betrieben wurde – etliche renommierte österreichische und deutsche Bewerber wurden nicht einmal zum Hearing eingeladen. Rückblickend lässt auch die Abwicklung des Verfahrens diese Vermutung plausibel erscheinen: Die Ausschreibung wurde trotz vehementer Kritik jahrelang hinausgezögert, dann folgte eine sehr plötzliche Ausschreibung im Sommer, die auffällig kurze Bewerbungsfrist und die sehr aufwändigen Unterlagen, die verlangt wurden, erscheinen im Rückblick wie ein systematisches Vorgehen zumindest einiger Akteur/-innen im Ministerium – was zugleich auf tiefgehende Unstimmigkeiten im Ressort schließen lässt. Der Ausschreibungsprozess hat sich zur Farce entwickelt. Wenn Ministerin Tanner den Reformprozess ernst meint, dann muss der laufende Bestellungsprozess gestoppt und die HGM-Direktion neu ausgeschrieben werden. Sonst wird sich ein Verdacht weiter erhärten: Das HGM ist nicht reformierbar und bleibt ein „Verteidigungsmuseum“ bestimmter Kreise im Bundesheer. Dass damit das Ansehen des Hauses, des Ministeriums und auch Österreichs international Schaden nimmt, scheint dabei keine Rolle zu spielen.   

erschienen in: Die Ptresse 28.11.2022

Elena Messner, Kulturwissenschaftlerin, an der Universität Wien, Lehrbeauftragte an der Universität Klagenfurt, Gründungsmitglied von #hgmneudenken. Gem. mit Peter Pirker gab sie 2021 den Sammelband „Kriege gehöre ins Museum. Aber wie?“ (Edition Atelier) heraus

Sonntag, 27. November 2022

Heeresgeschichtlichen Museum. Eine Neuausschreibung ist nötig. Offener Brief


Das Heeresgeschichtliche Museum muss die Leitungsposition neu ausschreiben und kann die massive Kritik am Museum und seiner bisherigen Ausrichtung nicht ignorieren!

 

Seit Jahren steht das Heeresgeschichtliche Museum in der Kritik. Der Rechnungshof, mehrere vom Ministerium eingesetzte Kommissionen, eine zivilgesellschaftliche Gruppe #hgmneudenken, viele HistorikerInnen und MuseologInnen und die Medien haben die Geschichtsideologie der Dauerausstellung, zahllose organisatorische Mängel, aufklärungsbedürftige Naheverhältnisse zu rechtsextremen Kreisen, das Fehlen einer klaren und zukunftsweisenden Konzeption und vieles andere mehrfach kritisiert. Große Teile der Belegschaft berichten zudem öffentlich von dramatischen Fällen von Mobbing.

 

Nach langen Verzögerungen wurde die Direktion des HGM 2022 endlich neu ausgeschrieben. Die fast ausschließlich aus Berufsoffizieren und Ministerialjuristen zusammengesetzte Berufungskommission hat sich in einem intransparenten Berufungsverfahren für einen Dreiervorschlag entschieden, in dem offenbar vorwiegend Personen bevorzugt wurden, die in einem Naheverhältnis zum Ministerium stehen, und in dem der vielkritisierte amtierende Direktor an aussichtsreicher Stelle gereiht sein soll.

 

Dies legt den Schluss nahe, dass eine dringend nötige, auf wissenschaftliche, museologische und gesellschaftliche Diskurse des 21. Jahrhunderts aufbauende Neuausrichtung des Museums offenbar verhindert werden soll. Die vielstimmige und anhaltende Kritik am Museum wird ignoriert und konstruktive Vorschläge werden nicht gehört.

 

Die Unterzeichnenden fordern eine Neuausschreibung und ein Berufungsverfahren, das öffentlich und unter Einbeziehung in- und ausländischer ExpertInnen stattfindet und den Weg zur grundlegenden Erneuerung des Museums öffnet.

 November 2022

 

Unterzeichnet von:

 

Gottfried Fliedl, Museologe

 

Heidemarie Uhl, Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien, Mitglied der Austrian Delegation to the International Holocaust Remembrance Alliance und stv. Vorsitzende des Internationalen Wissenschaftlichen Beirats des Hauses der Geschichte Österreich, stv. Vorsitzende der Militärhistorischen Denkmalkommission des BMLV

 

Aleida Assmann, Universität Konstanz

 

Hanno Loewy, Direktor des Jüdischen Museums Hohenems

  

Nora Sternfeld, Kuratorin und Professorin für Kunstpädagogik, Universität Hamburg

 

Mirjam Zadoff, Direktorin NS-Dokumentationszentrum München

 

Omer Bartov, Brown University

 

Tantner, Anton. Universität Wien. Institut für Geschichte


Dominique Trimbur, Fondation pour la Mémoire de la Shoah (Paris)

 

Katharina Eisch-Angus, Institut für Kulturanthropologie & Europäische Ethnologie, Institutsleiterin

 

Bernhard Tschofen, Univ. Prof. für Europäische Ethnologie in Zürich

 

Ingrid Böhler, Universität Innsbruck / Leitung Institut für Zeitgeschichte

 

Martha Keil, Institut für Jüdische Geschichte St. Pölten

 

Werner Dreier, ehem. Geschäftsführung von erinnern.at

 

Florian Wenninger, Institut für Historische Sozialforschung

 

Verena Moritz, ehem. Mitglied zweier Kommissionen des BMfLV für die Überprüfung des HGM, unabhängige Historikerin

 

Dünser, Kathrin. Kuratorin vorarlberg museum

Christine Haupt-Stummer, Kuratorin  (section.a)

 

Niko Wahl, ext. Kurator u.a. für Wien Museum

 

Marcel Amoser, Universität Innsbruck / Institut für Zeitgeschichte

 

Susanne Neuburger, Kunsthistorikerin, zuletzt Kuratorin im MUMOK

 

Beatrice Jaschke, Kuratorin (purpurkultur)

 

Eric Burton, Universität Innsbruck / Institut für Zeitgeschichte

 

Petra Paolozzi, Ausstellungskuratorin, Innsbruck

 

Christa Hämmerle, Universität Wien, Institut für Geschichte

 

Eva Pfanzelter, Universität Innsbruck / Institut für Zeitgeschichte

 

Gerhard Baumgartner, Wissenschaftlicher Leiter DÖW, Mitglied des wissenschaftlichen Beirates HGM

 

Georg Blaha, Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien-Krems

 

Peter Pirker, Universität Innsbruck, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats HGM

 

Klaus Schönberger, Professor für Kulturanthropologie, Institut für Kulturanalyse, Alpen-Adria-Universität-Klagenfurt, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft und Volkskunde

 

Anja Seipenbusch, Universität für Angewandte Kunst Wien

 

Katharina Seibert, Universität Wien / Institut für Zeitgeschichte

 

Herbert Posch, Universität Wien / Institut für Zeitgeschichte

 

Hannes Sulzenbacher, Kurator Jüdisches Museum Wien

 

Alina Strmljan, Wien Museum

 

Tanja Schult, Kunsthistorikerin, Stockholm University

 

Werner Wintersteiner, Universität Klagenfurt 

 

Nadja Danglmaier, Universität Klagenfurt / Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung

 

Andreas Rudigier, Vorarlbergmuseum

 

Josef Mitterer, Institut für Philosophie, Universität Klagenfurt

 

Lisa Rettl, Zeithistorikerin

 

Mario Keller, Institut für Wirtschaftsgeschichte / Universität Wien

 

Lisa Noggler-Gürtler, Museum der Völker, Schwaz

 

Tim Corbett, Historiker

 

Roswitha Muttenthaler, Kuratorin und Kustodin

 

Stefania Pitscheider, Frauenmuseum Hittisau

 

Elena Messner, Kulturwissenschaftlerin, Universität Wien

 

Matthias Breit, Leitung Gemeindemuseum Absam

 

Elsbeth Wallnöfer, Kulturwissenschaftlerin

 

Stefania Pitscheider, Frauenmuseum Hittisau

 

Judith Goetz, Universität Innsbruck

 

Markus Gönitzer, Kollektive Leitung Forum Stadtpark, Graz

 

Andrea Stangl, Historikerin

 

Harald Walser, Historiker

 

Georg Spitaler, Politologe

 

Anna Jungmayr, Wien Museum

 

Nils Olger, Künstler und Filmschaffender

 

Julia Brandstätter, Universität Wien

 

Sebastian Reinfeldt, Journalist und Publizist

 

Thomas Geldmacher-Musiol, Obmann des Personenkomitees »Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz«

 

Felicitas Heimann-Jelinek, Kuratorin, u.a. Jüdisches Museum

 

Ljubomir Bratić,  Philosoph und Sozialarbeiter

 

Karl Öllinger, Abg. z.NR a.D.

 

Nikola Langreiter, Kulturwissenschaftlerin


Amanshauser, Hildegund. Kuratorin, Autorin und war bis August 2020 Direktorin der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg

 

Regina Wonisch, Wien Museum, Volkskundemuseum Wien / Forschungszentrum für historische Minderheiten

 

Eva Binder, Universität Innsbruck / Institut für Slawistik









  


Mittwoch, 18. Mai 2022

Museumsanalyse - Ausstellungskritik. Einladung zur Veranstaltung

 


Museumsanalyse - Ausstellungskritik

Programm 

Freitag, 3. Juni 2022

Ort: Volkskundemuseum, Wien

17:30 Hanno Loewy (Jüdisches Museum Hohenems), Matthias Beitl (Volkskundemuseum, Wien)

Begrüßung

17:45 – 18:30 Roswitha Muttenthaler: Was kann und soll Ausstellungsanalyse und -kritik?

 

kurze Pause

 

19:00 Was will man von Ausstellungen als gesellschaftlicher Diskursform? Warum werden Ausstellungen nicht in ihrer einzigartigen Medialität wahrgenommen?

 

Diskussionsrunde mit Stefan Weiss, (Der Standard). Barbara Staudinger, (design. Direktorin Jüdisches Museum der Stadt Wien). Nora Sternfeld, (Professorin für Kunstpädagogik an der HFBK Hamburg. Schnittpunkt). Herbert Posch (Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien), Luisa Ziaja, (Kuratorin für zeitgenössische Kunst Belvedere und Schnittpunkt) Moderation: Felicitas-Heimann Jelinek und Hanno Loewy

Ende gegen 21 Uhr

Samstag, 4. Juni 2022

Ort: Volkskundemuseum, Wien;

9:30  - 11:30 Uhr Uhr

Roswitha Muttenthaler arbeitet mit der Gruppe in der Ausstellung „Die Küsten Österreichs“ im Volkskundemuseum an Praktiken der Ausstellungsanalyse und -kritik

Anschließend erfolgt die Gruppenbildung. Zusage zur Moderation von Gruppen gibt es bislang von Regina Wonisch, Felicitas Heimann-Jelinek (Heeresgeschichtliches Museum), Peter Melichar, Gottfried Fliedl (beide Haus der Geschichte Österreich), Elena Messner und co. (Heeresgeschichtliches Museum)

11:30 – 12:30 Mittagspause

12:30 Uhr

-        Besuch in unterschiedlichen Museen und Ausstellungen

17:00 Uhr

-        Feedback-Runde zum Museumsbesuch. „Wozu und wie Ausstellungskritik?“ – gemeinsames Brainstorming für thematische Zusammenfassung und Theoretisierung

Ende gegen 20 Uhr

Sonntag, 5. Juni

Ort: Heeresgeschichtliches Museum, Wien

10:00 Uhr

-       Heeresgeschichtliches Museum. Begehung mit Felicitas Heimann-Jelinek. Treffpunkt im Kassenbereich des Museums

Mittagspause

13:00 -

-        Elena Messner, #hgmneudenken und System Kollektive, Daniela Weiss / Litto und Jascha Ehrenreich. Begehung des Areals um das Heeresgeschichtliche Museum - virtuell wie auch live als Public Hearing

Eine Anmeldung unter der Mailadresse info@museumdenken.eu ist notwendig

Information zum Netzwerk museumdenken finden sich unter www.museumdenken.eu

 

 

Heeresgeschichtliches Museum im Umbruch HGM neu gestalten – aber wie?

 

Heeresgeschichtliches Museum im Umbruch

HGM neu gestalten – aber wie?

 

Eine Veranstaltung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, in Kooperation mit der Universität Innsbruck, Institut für Zeitgeschichte

 

Zeit: 2. Juni, 14:00 – 18:00 Uhr

Ort: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Hollandstraße 11-13,
1020 Wien


Die öffentliche Debatte über das Heeresgeschichtliche Museum (HGM) in Wien reißt nicht ab. Der vom Ringstraßen-Architekten Theophil Hansen geplante Prachtbau wurde 1869 als k.k. Hofwaffenmuseum eröffnet. Bis heute schließt das HGM sowohl architektonisch als auch inhaltlich bruchlos an das Erbe der Monarchie an. Seit zwei Jahren wird die Ausrichtung des Hauses öffentlich diskutiert, nicht zum ersten Mal, jedoch weitaus intensiver als zuvor. Eine umfassende Neupositionierung steht an. Aber wie soll das „HGM neu“ gestaltet sein? Und welche gesellschaftlichen und wissenschaftlichen AkteurInnen sollen an der Neugestaltung beteiligt werden?

 

Die Veranstaltung findet in Form von zwei Podiumsdiskussion statt.

 

14.00

 

Begrüßung

Ljiljana Radonić

 

Einleitungsstatement

Elena Messner, Peter Pirker

 

14:15 – 15:45 Panel 1

 

Wie soll sich das HGM neu positionieren? Welche Rolle kann es in Zukunft in der zeitgeschichtlichen Museumslandschaft in Österreich und Europa einnehmen? Welche gesellschaftlichen und wissenschaftlichen AkteurInnen sollen daran beteiligt werden?

 

Moderation: Elena Messner (Kulturwissenschaftlerin und Schriftstellerin)

 

Es diskutieren:

 

Wolfgang Müller, Stv. Leiter des Instituts für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien; Vorsitzender des Militärhistorischen Beirates der Wissenschaftskommission beim Bundesministerium für Landesverteidigung

 

Ljiljana Radonić, Leiterin des ERC-Projekts „Globalized Memorial Museums“, Vize-Direktorin des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, Österreichische Akademie der Wissenschaften

 

Dieter A. Binder, Historiker, Andrássy Universität Budapest, Vorsitzender der Militärhistorischen Denkmalkommission beim Bundesministerium für Landesverteidigung

 

Judith Götz, Politische Bildung am Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität Wien

 

Monika Sommer, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich

 

 

 

15:45 – 16:15

Pause

 

16:15 – 17:45 Panel 2

 

Wie kann der Reformprozess „HGM neu“ gestaltet werden? Welche Kompetenzen sind nötig, um eine funktionierende Sammlungsverwaltung und die Gestaltung von Ausstellungen samt Vermittlung zu gewährleisten? Was ist für das Haus an Know-How und Ressourcen unabdingbar? Welche Organisationsformen sind denkbar?

 

Moderation: Peter Melichar (Vorarlberg Museum)

 

Es diskutieren:

 

Wolfgang Muchitsch, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Heeresgeschichtlichen Museums, Präsident des Museumsbundes Österreich

 

Roswitha Muttenthaler, Museologin, war Kustodin am Technischen Museum und Dozentin an der zhdk Zürich und der Universität Oldenburg

 

Peter Pirker, Universität Innsbruck, Institut für Zeitgeschichte, Projekt "Deserteure der Wehrmacht"

 

Christian Stadelmann, Technisches Museum Wien