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Montag, 8. Dezember 2014

Museumsszene. La realitat

MACBA Barcelona. 2014. Foto: GF

Entdeckerlust durch Texte (Texte im Museum 500). Fünf Jahre "Museumsblog" und 500 "Texte im Museum"


Eine Ausstellung mit Gemälden Paul Cézannes sehen zu können, mit erstrangigen Werken in einem angesehenen Museum, Thyssen-Bornemisza in Madrid (2014), ist eine schöne Überraschung, wenn man touristisch in der Stadt ist und mit dieser Schau nicht gerechnet hat. Noch schöner ist, es wenn man feststellt, daß die Ausstellung einer bemerkenswerten Gliederung folgt, die sparsam und intelligent von Texten unterstützt wird.
Der oben abgebildete Text war der am Eingang, er exponiert eine Frage. Das ist schon einmal bemerkenswert, meist beginnt es doch mit einer Würdigung, Affirmation, Unterstreichung der Bedeutung des Künstlers. Und das gekleidet in kunsthistorisches Fachwissen. Nicht hier. Hier steht zuerst die Auseinandersetzung eines Gegenwartskünstlers mit Cézanne. Aus seinen Beobachtungen werden weitere Entwickelt und dem Besucher als eine Möglichkeit vorgeschlagen, sich die Gemälde anzusehen. Es wird weder etwas behauptet noch bewertet, man bekommt eineige Werkzeuge mit, die man anwenden kann oder nicht. Es wird nicht Wissen vermittelt, sondern eine Ermunterung, selbst zu sehen, ausgesprochen.
Auch die räumliche Ordnung unterstützte diese Vorgangsweise. Der erste Raum war den Wegbiegungen gewidmet - an und für sich schon eine witzige Idee. Wegbiegungen? Warum in aller Welt jetzt das? Noch einmal, aber dann immer sparsamer, unterstützte in diesem Raum ein Text und einoriginales Zitat von Cézanne. Mehr braucht es auch nicht. Die Fragen potenzieren sich, wenn man mal anfängt, sie anzuwenden.
Hier also noch der Text über Wegbiegungen.


Freitag, 16. Mai 2014

Das Caixa Forum Madrid



Die spanische Caixa, "Kassa" ist eine Großbank, die die größte Kulturstiftung der Welt unterhält und in ganz Spanien verschiedene Einrichtungen errichtet hat und betreibt. 2008 wurde das CaixaForum in Madrid eröffnet, auf dem Gelände und unter Verwendung von Gebäudeteilen eines ehemaligen Elektrizitätswerk, dem Central Eléctrica del Mediodía. Das Forum liegt in unmittelbarer Nähe der Museen Prado und Reina Sofia. Das von den Architekten Herzog & de Meuron geplante Gebäude ist ein Forum für Musik und bildenden Kunst, Ausstellungen, sozialen Programmen, der Bildung und der Geisteswissenschaften. Es steht damit weit mehr in der Tradition der Kulturhäuser, aus der etwa (in der französischen Tradition) das Centre Pompidou in Paris entwickelt wurde, als in der des Museums, als welches das CaixaForum gelegentlich bezeichnet wird.
Das Forum ist ein Beispiel dafür, wie sehr Architekturfotografie ein Gebäude weitab seiner tatsächlichen Dimension und Situierung verändern, um nicht zu sagen, verfälschen kann. Ich hatte ein großzügiges Gebäude erwartet, mit einem ebenso großzügigen eleganten Foyer, das sich monumental in seiner städtischen Umgebung positioniert. Tatsächlich ist das Gebäude maßstäblich im Vergleich zu umgebenden Wohnbauten durchaus angepasst. Auch der offenbar meist mit Weitwinkel fotografierte Vorplatz ist ein bescheidener, zur Hauptstraße hin geöffneter Vorraum, von dem aus man das Gebäude betritt. Dessen Besonderheit ist, daß es wie abgeschnitten weit auskragt und den Platz gewissermassen teilweise überkragt. Dabei ist die Höhe so knapp bemessen, daß man das Gefühl hat, man kann grade noch unten durchgehen. Mit einer ziemlich verschachtelten Zugangssituation, unglücklicher Platzmöblierung und der relativen Dunkelheit dieser Zone, kam mir dieser Teil des Gebäudes ziemlich verunglückt vor, abweisend, alles andere als zum Verweilen und Aufenthalt einladend. Ausgerechnet dort steht man Schlange, wenn man zu einer vielbesuchten Ausstellung will.
Ohne eine singuläre expressive Geste kann offenbar heute kein Museums-, oder wie in diesem Fall, Ausstellungsbau mehr bestehen. Das eine "Überraschungselement" ist das statisch gewollt widersinnig wirkende vom Grund wie abgeschnittene Gebäude, das andere eine Überdachung aus perforierten, rostbraunem Material, dessen Ornamentalität und Lichteffekte sich allerdings im Inneren, wenn man das eher konventionell möblierte Café besucht, als nicht besonders spektakulär entpuppt.
Im Vergleich zu Fotos entpuppte sich der Veranstaltungssaal und das zugehörige Foyer als besonders merkwürdig. Was auf Fotos unglaublich elegant und weit wirkt, verliert durch seine in Wirklichkeit geringere Dimension, vor allem aber sind wir hier in einem nur durch Kunstlicht erhellten Untergeschoß, dessen braune, "erdige" Täfelung eher stickig und höhlenartig auf mich gewirkt hat, als elegant.
Das Innere ist ein Pasticcio von Stilen und Materialen. Man betritt den Ausstellungsteil über eine Metalltreppe, das Geschoß mit Empfang und Kassen hat einen Metallboden, in dem sich die frei und gebogen durch den Raum schwingenden Leuchtstoffröhren spiegeln. Die sechs Geschosse sind durch ein gesondertes Treppenhaus in kühler Farbigkeit und jugendstilhafter Geschwungenheit erschlossen. Die eigentlichen Ausstellungsräume unterscheiden sich als pragmatische Zeigeräume in nichts von konventionellen White Cubes.
Den spektakulärsten und - auch von den Besuchern - meistfotografierten Teil des Forums findet man seitlich vor dem Gebäude.  Die Feuermauer des Nachbarhauses wurde mit mit rund 15.000 Pflanzen und 250 Pflanzenarten bepflanzt (Patrick Blanc), ein von Wasser durchrieselter vertikaler Garten.





Fotos G.F. 2014