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Montag, 20. November 2017

Sonntag, 4. Mai 2014

Das Archäologische Museum Istanbul



Das 1891 eröffnete Archäologische Museum in Istanbul ist das älteste Museumsgebäude (Architekt: Alexandre Vallaury) der Türkei. Anlass zur Errichtung waren ungewöhnlich reiche und besondere Funde in einer Nekropole in Sidon (heute im Libanon gelegen). Fund und Museumsgründung stellen eine Zäsur in der türkischen Museumspolitik dar. Bislang hatte man antike Reste und Spolien eher beiläufig gesammelt und aufbewahrt (in einem Hof der innerhalb der Mauern des Topkapi-Palastes gelegenen Haghia Eirene), die Sorge um die Sammlungen wurde meist aus dem Ausland kommenden und einschlägig ausgebildeten Experten überlassen. Jetzt kam der Ausgräber und Spiritus rector des Museums aus der türkischen Elite, ein Maler und Wissenschafter, Osman Hamdi Bey, Sohn eines Großwesirs. Er war an den Grabungen in Sidon beteiligt, setzte sich für den Bau des Museums ein, gründete, dem Museum gegenüberliegend eine Kunstakademie - heute das Museum für den Nahen Osten und den Orient (auch: Altorientalisches Museum; 1935 gegründet) -, und veranlasste eine Gesetzgebung, die die türkischen archäologischen Funde vor Plünderung und Ausfuhr schützten.

Zum Komplex des Archäologischen Museums gehört ein drittes Bauwerk und Museum, das Fayencen-Museum, das im ältesten islamischen Profanbau Istanbuls untergebracht ist (1472 als Lustschloss errichtet, im 18. Jahrhundert verändert).
Die aus Sidon stammenden Funde, unter anderem wurden dort 18 phönizische Königsgräber gefunden, gehören zu den berühmtesten des Museums, darunter der sogenannte Alexandersarkophag und der Sarkophag der Trauernden Frauen. Die danach gemachten Grabungskampagnen im osmanischen Reich und weitere zahllose Funde machten die rasch aufeinanderfolgende Erweiterung des Baues des Museums, 1903 und 1907 eröffnet) nötig, bis zur heutigen Größe.
Derzeit wird das Museum restauriert, was auch nötig ist, denn als Bau und Schauraum ist das Museum seit seiner Gründung kaum vom Fleck gekommen. Namentlich die Lichttechnik ist problematisch, die Beschriftung karg - bis auf eine sehr informative, den ganzen Eingangsraum einnehmende Ausstellung zur Geschichte des Museums, die Vitrinen und die Ausstellungsarchitektur veraltet.
Überall in Istanbul wird an den Museen verbessert, gebaut, modernisiert. Die Stadt entwickelt sich gerade zu einer der weltweit größten Tourismusmetropolen und man ist sichtlich bemüht, die kulturellen Institutionen zu modernisieren. Im Komplex der drei Häuser umfassenden archäologischen Museen hat man einen kleinen neuen Shop zur Verfügung und einen Kiosk, um den herum man in diversen Spolien wie in einem Antikengarten (nicht nur) Tee trinken kann. Man kann aber auch in den riesigen Park unterhalb ausweichen, um sich für andere Must Sees frisch zu halten, die in unmittelbarer Nähe liegen: Topkapi Serail und Hagia Sophia.

Um die Bedeutung des berühmtesten Objekts zu charakterisieren, den Alexandersarkophag, der als attisches Werk der Zeit um 325 v.Chr. gilt, kommt mir ein Text von Franz Winter von 1912 gelegen, der auch meine - durchaus laienhafte - Überraschung angesichts des Sarkophags spiegelt: "Ein Werk feinster attischer Marmorkunst auf der reifen Stufe der Entwicklung, in die das vollendete Schaffen des Praxiteles in noch unmittelbar frischer Tradition hineinwirkte, gibt er uns in seinem Bildwerk einen ganzen Zyklus von Darstellungen der Art, wie sie das Erleben einer großen Zeit hervorrief, als Alexanders Taten die Welt erfüllten, Schilderungen glänzender Waffentaten, Bilder von Kampf und Mord und von abenteuerlichen Jagdzügen in den persischen Landen. Aber von dem Gegenständlichen zieht an diesem Denkmal die Ausführung doch immer als das überwiegend Wirkende den Blick zu sich hin und wir meinen deutlich zu spüren, daß auch dem Künstler selbst in diesem Falle die Form mehr als der Inhalt, die Aufgabe der künstlerischen Dekoration mehr als die der Mitteilung bedeutet hat. Wir besitzen kein zweites Werk von ähnlich reicher Fülle der Schmuckausstattung."

Der zweite unmittelbar auffallende Sarkophag - inmitten einer Sammlung unglaublich vieler und herausragender Objekte -, ist der Sarkophag der trauernden Frauen, der möglicherweise um 360 v. Chr. für König Straton von Sidon bestimmt war. Die Oberfläche des Sarges ist mit Reliefs verziert, die die anlässlich des Todes des Königs klagenden Frauen und seine Leichenbegängnisse darstellen.