Freitag, 29. März 2013

Revolutionsmuseum (Texte im Museum 392)

Intervention an der Baustelle des Büroturmes des Museum des 21. Jahrhunderts in Wien von Marco Lulic

Geburtstagsgruß an Klaus Albrecht


Lesenswert: Alexander Horwaths (Direktor des Österreichischen Filmmuseums und leidgeplagter "Untermieter" im Albertinagebäude) ingrimmige, an Klaus Albrecht Schröder gerichtete Geburtstagsgratulation im STANDARD (hier) unter dem Titel

Zehn Jahre Albertina neu: Glückwunsch, kleiner Rowdy!

Leseprobe: "Seit 2003 ist die "Albertina neu" nicht nur, wie ihre Website sagt, " Wiens exklusivste Event-Adresse" geworden. Sie wurde viel mehr: ein massiges Flaggschiff des industriellen Tourismus, ein rassiger Untersatz für die neofeudalen Herrenreiter Österreichs, ein gleichermaßen erst-, zweit- und letztklassiges Museum."

Donnerstag, 28. März 2013

Warum Museen? (Das Museum lesen 31)

Es gibt Texte, die Lücken lassen, in die man sich mit seinen eigenen Assoziationen - auch manchmal gegen die Argumentation des Autors - vortasten kann und muss. Leerstellen, Brüche, Widersprüche einer Argumentation sind dann paradoxerweise keine Schwächen sondern Einladungen, das Gedachte, wenn die Thesen stark und riskant sind, weiter zu entwickeln, von ihm wegzudriften, neue Abzweigungen zu eröffnen.
Ein solcher Text ist Boris Groys kaum mehr als eine Seite langer Text mit der bombastischesten aller museologischen Fragen "Warum Museen"?
Ich stelle hier in noch mal kürzerer, aber hoffentlich nicht verkürzter Form seine Thesen dar - als Anregung seinen Text im eben erschienenen Lettre International nachzulesen (Heft 100, 2013, S.140f.).

Museen verlieren ihre "traditionelle gesellschaftliche" Legitimation, die bislang (Groys spricht nur von Kunstmuseen) in ihrer Privilegiertheit lag, über Kunst zu informieren. Dieses Informationsmonopol wurde vom Internet gebrochen, wobei der offensichtliche Verlust von Aura und Originalität nicht zu beklagen sei, weil er längst schon durch "Museifizierung" stattgefunden habe.
Warum haben die digitalen Medien das Museum aber nicht schon längst besiegt? Im Gegenteil, immer mehr Museen entstünden - gerade für zeitgenössiche Kunst und auch herkömmliche Museen zeigten immer mehr zeitgenössiche Kunst.
Museen zehren zwar nicht mehr von ihrer Funktion der Information über Kunst, die auf das Internet übergegangen ist, sondern von jener Individualität, die gerade durch den Vergleich der Museen untereinander, der ja durch ebenfalls das Internet ermöglicht werde, wichtig werde. "Mit anderen Worten: Die Museen stellen heute nicht mehr Kunst aus, sondern sich selbst; sie präsentieren ihre eigene Selektivität, ihre eigenen Auswahlstrategien."
Damit sei auch klar, warum Musen für zeitgenössiche Kunst so attraktiv werden. Ältere Kunst sei "fixiert" (Groys verwendet nicht das Wort Kanon), zeitgenössische Kunst nicht. Anders gesagt, das Museum ist nicht mehr normativ, aber es gibt ein Modell dafür ab, wie man (s)eine individuelle Wahl treffen kann. "Das Interesse des Betrachters verschiebt sich hierbei vom individuellen ausgestellten Objekt zu der Art und Weise, in der es vom Museum kontextualisiert und historisiert wird - und zu der Frage, warum es überhaupt in die Ausstellung aufgenommen und nicht von ihr ausgeschlossen wurde."
Was aber ist immer noch so attraktiv an "Objekten"? Groys zieht dazu die Unterscheidung von heissen und kalten Medien zu Rate, die er von Marshall McLuhan übernimmt. Ausstellung seien "in der heutigen Zeit" ein heißes Medium. "Denn sie verschiebt die Aufmerksamkeit des Besuchers vom konzentrierten Betrachten auf den Kontext, die Organisation und die Architektur des öffentlichen Raums, auf Strategien der In- und Exklusion usw. (...) Deshalb ist die Kunstausstellung in der Lage, alle Formen von "heißen" Medien - Texte, Filme, Videos, Musik oder einzelne Bilder - einzubeziehen und "herunterzukühlen", das heißt den Blick der Besucher für den sozialen und räumlichen Kontext zu öffnen, in dem sich ihre Körper bewegen."
Diese Theatralisierung des Museums, um die "abgekühlten" Medien herum, stifte eine besondere Art von Gemeinschaft, wie sie typisch sei für die "Massenkultur" der Gegenwart, "...Gemeinschaften jenseits jeder gemeinsamen Vergangenheit - bedingungslose Gemeinschaften eines neuen Typs."
Während einer Kinovorführung oder einem Popkonzert ist der Blick nach vorne gerichtet und der Raum, in dem man sich befindet, wird nicht ausreichend wahrgenommen und als Bedingung der Gemeinschaft nicht reflektiert. Ausstellung (Groys schränkt wiederum ein: auf dem Gebiet der bildenden Kunst) bieten diese Reflexion. Die relative räumliche Trennung des Besuchers / Betrachters "bedeutet hier keine Abwendung von der Welt, sondern die Delokalisierung, Deterritorialisierung temporärer Gemeinschaften der Massenkultur, die ihnen hilft, sich a l s Gemeinschaften zu reflektieren, indem sie ihnen Gelegenheit gibt, sich selbst zu präsentieren. Indem sie alle anderen Medien "herunterkühlt", bietet die heutige Ausstellungspraxis der bildenden Kunst den Besuchern die Möglichkeit zur Selbstreflexion - und die Reflexion des unmittelbaren Kontextes ihrer Existenz, die andere Medien ihnen nicht im selben Maß bieten können."

Groys Überlegungen haben einige überraschende, ohne Umschweife auf gegenwärtige Entwicklungen gut passende Aspekte. Und die Einwände liegen auf der Hand: findet nicht auch im Feld der zeitgenössischen Kunst eine fortschreitende Kanonisisierung statt, die einschlägige Museen und Kunthallen so austauschbar werden läßt? Ist die Fokussierung, das Sich-Versenken ins einzelne Werk (dem "kalten" Medium) tatsächlich verschwunden oder gibt es nicht Ausstellungstypen, die das wiederum forcieren? Ist die "Theatralsierung" des Museums (unter den Stichworten Performativität oder Ritualisierung längst Gegenstand der museologischen Theorie), wenn man sie z.B. auf die Architektur bezieht (wie es Groys auch, aber nicht ausschließlich tut) nicht so alt wie das Museum selbst und stand diese nicht immer auch im Dienste des Gemeinschftstiftenden. Und last but not least: vor welcher gesellschaftlichen Veränderung vollzieht sich dieser Wandel des Ausstellens denn? Und wie hoch ist die Bedeutung einer bildungselitären Arkanpraxis "Museumsbesuch" denn jenseits der vier (weissen) Ausstellungswände?

Wie mir scheint - ein interessanter Text!







Vulkanische Malerei (Texte im Museum 391)

Fundacion Cesar Manrique

Werner Hofmann. Nachrufe, nachbarlich

Kürzlich hatte ich in einem Post mit der Überschrift "Werner Hofmann: Ohne Nachruf" über die Kulturberichterstattung in der österreichischen Presse polemisiert (hier). Inzwischen hat Matthias Dusini im FALTER einen kürzeren Nachruf verfasst (Nr.12/2013, soviel ich sehe, ist er nicht online), auch in artmagazine vom 15.3. findet sich in knapper, persönlicher Nachruf von Daniela Gregori (hier).

Ungleich mehr Aufmerksamkeit hat man Hofmann in Deutschland gewidmet. Martin Warnke, der in Hamburg mit Hofmann vielfach zusammengearbeitet hat, hat in DIE ZEIT vom 21.3.2013 (hier) vor allem den "Ausstellungsmacher" gewürdigt: "Unvergleichlich ist die Bedeutung Werner Hofmanns für die Ausstellungsgeschichte. Die Ausstellungsserien in der Hamburger Kunsthalle, die er von 1969 bis 1990 leitete, insbesondere die zur »Kunst um 1800«, haben Epoche gemacht. Hofmann hat der Kunsthalle ein ganz neues Profil gegeben, das dann mit der Galerie der Gegenwart einen weiteren Akzent erhielt. (...) Durch seine Ausstellungspraxis fand die bildende Kunst aus einem eher biederen, bildungsbeflissenen Milieu heraus und traf auf die Aufmerksamkeit einer intellektuellen Öffentlichkeit. Werner Hofmanns Ausstellungsstrategien haben der bildenden Kunst einen neuen, unverzichtbaren Stellenwert im Kulturdiskurs erstritten."

Auch Eduard Beaucamp hat im Deutschlandfunk vom 15.3.2013 in einem Gespräch vor allem dessen Leistung als innovativer Ausstellungsmacher hervorgehoben (Im Podcast hier nachzuhören) 

Die bislang beachtlichste Würdigung erschien heute in der NZZ (hier), wo Beat Wyss Hofmann sehr erhellend als Anwalt der Moderne würdigt. Und wo ich erfahre, warum Hofmann am Kunsthistorischen Institut der Universität Wien meiner Studienzeit kein Thema war (Hans Sedlmayr aber sehr wohl). Wyss: "1957 legte sich der damalige Assistent an der Albertina mit Hans Sedlmayr an: Er bezichtigte dessen «Verlust der Mitte», jene berühmt-berüchtigte Abrechnung mit der modernen Kunst, apodiktischer Willkür; die Aburteilung Goyas, Picassos, ja der Avantgarde insgesamt sei ohne transparente Beweisführung gleichsam standrechtlich exekutiert worden. Es war starker Tobak, einen Silberrücken akademischer Kunstgeschichte der Unwissenschaftlichkeit zu bezichtigen. Professor Sedlmayr war zwar wegen Mitgliedschaft bei der NSDAP der Wiener Lehrstuhl aberkannt worden, doch die Universität München setzte ihn bereits 1951 wieder in Amt und Würden. (...) Die Stadt Wien berief den 44-jährigen Hofmann 1962 zum Gründungsdirektor des Museums des 20. Jahrhunderts, des heutigen Mumok; eine damit verbundene Honorarprofessur verlieh ihm die Universität aber nicht. Die akademische Klasse hatte dem Anwalt der Moderne die klare Stellungnahme gegen Sedlmayr nicht verziehen."

Dienstag, 26. März 2013

Opfergedenken im Zeughaus (Texte im Museum 390)

Zeughaus / Universalmuseum Joanneum, Graz

Die Fundación César Manrique

Der Eingang zum Museum
Mit der Entstehung des standardisierten Tourismus geht die Festlegung von Reiserouten und -zeiten ebenso einher wie die Festlegung von Reisezielen, deren Bedeutung durch ihre Auswahl und den repetetiven Besuch bestimmt werden. Als Sehenswürdigkeiten liegt ihnen keine individuelle Wahl mehr zugrunde, sondern nur noch die Affirmation eines vorab bestimmten historischen und ästhetischen Werts.
Touristische Destinationen, die nicht durch ihre Kultur, sondern durch Freizeit, Erholung, Sport usw. ausgezeichnet sind, benötigen offenbar immer auch einen allerletzten Rest an kulturellem Anreiz, mit dem eine Reise zusätzlich legitimiert oder bereichert werden kann.
Der Übergang vom Untergeschoß in die Museumsebene
Was aber tun, wenn es Gegenden gibt, denen als an 'kulturellen Resten' so gänzlich mangelt, wie der Insel Lanzarote, auf der sich kaum Spuren der langen Besiedlungsgeschichte erhalten haben? Zwar gibt es mit der Vulkanlandschaft, die im 18. Jahrhundert fast ein Viertel der urbaren Insel zerstörte, ein großartiges Naturdenkmal (vorbildlich geschützt und sehr zurückhalten erschlossen), aber Kultur?
Der Glücksfall Lanzarotes hat den Namen César Manrique (* 24. April 1919 in Arrecife, Lanzarote, Spanien; † 25. September 1992), der sich, unterstützt vom Gouverneur der Insel, für eine Bändigung des Tourismus einsetzte, für den Schutz der Landschaft, gegen hybride Tourismusprojekte kämpfte und durch zahlreiche von ihm geplante Bauten Modelle für ein landschaftsgerechtes und von der lokalen Tradition inspiriertes Bauen schuf.

Einbeziehung der Landschaft - buchstäblich

Manche seiner Bauten tragen die Spuren der 70er-Jahre, erinnern in Lage und Stil an Filmarchitekturen, wie sie etwa in den frühen James-Bond-Filmen vorkommen. Da gibt es einen kühn positionierten Aussichtspunkt mit Terrasse und Bar am nördlichsten Punkt der Insel oder in den Feuerbergen, auf noch nicht erloschenen Vulkankegeln ein Restaurant mit Rundumblick und Grillofen über einem Kilometer in die Tiefe reichenden Magmaschlund.
Andere Bauten sind stärker von der bescheidenen ländlchen Bauweise geprägt und bilden mit ihrer ausgeklügelten Bepflanzung und zurückhaltenden Maßstäblichkeit wunderbare Oasen in der Vulkan- und Lavalandschaft. Einer dieser Punkt ist das ehemalige Wohnhaus (das nur in Teilen der Konvention des 'Hauses' entspricht), das trotz des bescheidenen Umfangs der Sammlung mit seiner Weitläufigkeit, den vielen Details, der dichten Bepflanzung und den diversen Objekten im Freiraum ein wunderbarer Aufenthaltsort ist.

Leider nur mehr Schaustück, der von einem im Lavafelsen eingelassenen Wasserspeier gespeiste Pool
Ob Manrique letztlich mit seinen zu Lebzeiten erfolgreichen Bemühungen nachhaltig wirkt, kann man als Kurzzeittourist schwer beurteilen. Es gibt alles: die gewaltigen schwarz errichteten Hotelbunker, die in rabiater klassischer Modernität errichteten Appartementanlagen, die subtil weiterentwickelte lokale Bauweise und die weitflächig zersiedelte Landschaft ebenso wie die - noch - strikt geschützten Bereiche mit ihren zugänglichen aber nicht kommerziell genutzten Stränden.   
Die "Fundación César Manrique" wurde von dem als Maler, Bildhauer und Architekten Tätigen 1982 selbst gegründet und befindet sich in seinem ehemaligen, seit den 70er-Jahren geplanten und errichteten Wohnhaus des Künstlers in Tahiche/Lanzarote.




Die unvermeidliche (?) Morbidität der Inszenierung eines Künstlerlebens: die "letzten Bilder..."
Manches am Werk Manriques drängt sich zur Vermarktung als Gadget geradezu auf: Bilderwand im Hof der Fundacion

Die weitläufige Anlage wurde nach seinen Plänen zum Museum umgestaltet, in dem sich einige Dutzend seiner Werke und solche befreundeter Künstler befinden, u.a. von Picasso oder Tapies.
Das zentrale Haus, das ehemals Wohnzwecken diente und nun Museum ist, steht auf einem 30.000 m² großen Grundstück, das sich über einem Lavastrom erstreckt, der von den Vulkanausbrüchen von 1730 bis 1736 stammt. Das Gebäude ist über fünf großen, vulkanischen Blasen errichtet worden und besteht aus zwei Stockwerken. Die Wohnfläche beträgt 1800 m², dazu kommen 1200 m² Terrassen und Garten. Ein ganzes Stockwerk erstreckt sich unterirdisch über fünf natürliche Vulkanblasen, die durch Höhlengänge miteinander verbunden wurden. Dort gibt es einen Erholungsbereich, ein Schwimmbecken, eine kleine Tanzfläche usw. Auch das ehemalige und teilrekonstruierte Atelier des Malers, das er in Haria bezogen hatte, kann dort besichtigt werden. Eine Bar und ein Laden befinden sich in ehemaligen Garagen.






Montag, 25. März 2013

Museumssparen vor fünfzig Jahren

1966 ordnete der Unterrichtsminister Theodor Piffl-Percevic den staatlichen Museen Österreichs ein Sparprogramm für an. DER SPIEGEL berichtete damals (8.12.1965): "Der Minister will im nächsten Jahr nicht einen Schilling für Ausstellungen, Bilderkäufe oder Investitionen ausgeben. Die laufenden Kosten (für Telephon, Korrespondenz und Strom zum Beispiel) seien ... aufs Minimum zu beschränken.
Hauptbetroffener war das jüngst gegründete Museum des XX. Jahrhunderts und sein Direktor - Werner Hofmann, der sich "zur Karikatur und Funktionslosigkeit verurteilt" sah. "Wenn das Museum nichts mehr zu zeigen hat", zitierete ihn der Spiegel, "braucht es nicht erst aufzumachen. Praktischerweise stellen sich Einsparungen an Strom- und Telephonkosten dann von selber ein."
Piffl-Percevic, vom 2. April 1964 bis 2. Juni 1969 auch für die staatlichen  Musen zuständiger Minister, konnte ohne von einer empörten Öffentlichkeit dabei gestört zu werden, die Vorteile seines Sparkurses empfehlen: "Die Kustoden können sich ungestört ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmen" und die Kunstwerke wären "den Gefährdungen entzogen, denen sie durch das Publikum ausgesetzt sind".
Einige Jahre später saß ich in einem Kunsthistorischen Seminar einer Ersten Direktorin des Kunsthistorischen Museums mit StudienkollegInnen gegenüber, die ein solches Museumsbild noch immer pflegte - und dabei nicht allein war. Die Museumsforschung solle von der Öffentlichkeit möglichst unbehelligt betrieben werden dürfen. Es war die Zeit, da große kunst- und kulturhistorische Ausstellungen allmählich eine erste Ahnung vom Potential der Popularisierung der Museumsarbeit gaben und konservativere Kuratoren und Direktoren zu solch heute ganz seltsam klingender Abwehrhetorik trieben.
P.S.: Piffl-Percevic, Jurist, Historiker, Kammerangestellter, Abgeordneter und dann Minister in der ÖVP-Regierung unter Kanzler Klaus, hatte auch in einem anderen Fall kein besonderes Glück mit der von ihm verwalteteten Kultur. Thomas Bernhard sollte den 1968 den Förderungspreis für österreichische Literatur erhalten, beleidigte aber, so der Minister, die Österreicher, die Bernhard als "Geschöpfe der Agonie" bezeichnet hatte. Der Minister enteilte der Veranstaltung wutentbrannt und ließ eine weitere Preisverleihung an Bernhard absagen.

Do not cross!

Fundacion Cesar Manrique

Tilda Swinton. "Living artist" exposed


Nicht nur nachts im Museum: Tilda Swintons Show Case


Tilda Swinton "The Maybe" Museum of Modern Art New York

Donnerstag, 21. März 2013

Minimal Text-Art (Texte im Museum 389)

Fundacion César Manrique/Lanzarote

Verzettler

Schon wieder eine dieser Ausstellung, bei der ich mir denke, "würde ich doch zu gerne sehen", aber weiß, daß es unwahrscheinlich ist, daß ich es in die Weltecke schaffe, in der es etwas zu sehen gibt. Nämlich „Zettelkästen. Maschinen der Phantasie“ im Deutschen Literaturarchiv Marbach, in das ichs sowieso noch nie geschafft habe. Bis 15. September hätte ich noch Gelegenheit etwas über den Universalschraubenschlüssel des Geisteswissenschaftlers zu erfahren und mich wehmütiger (wehmütiger?) Erinnerung an meine Zettelei hinzugeben.
Beim letzten Umzug habe ich die unhandlichen und hässlichen Plastikbehälter samt ihrem Inhalt entsorgt, die zum Beispiel die umfangreiche Vorarbeit und Archivrecherche zu meinem Buch zur Geschichte der Kunstgewerbeschule und des k.k. Kunstgewerbemuseums enthielten. Das war hart. Aber ich war mir sicher, daß ich zu dem Thema nicht mehr arbeiten würde und zur Weitergabe etwa an das Archiv der Hochschule schien mir das System der Verzettelung zu individuell, als das es für jemanden brauchbar hätte sein können.
Anderes habe ich in den Computer übertragen, der wohl wegen seiner reichen Möglichkeiten des Auflistens, Sortierens und Aufsuchens nicht nur meine Zettelkastenzeit beendet hat.
Mit so einer Frage könnte ich zum Beispiel nach Marbach fahren, wie sozialisierbar sind eigentlich solche Zetteluniversen, könnte man mit ihnen weiterarbeiten, etwas von ihrer Systematik lernen, gibt es eine Typologie des Verzettelns usw?
Schönes Thema auf das auch ein kurzer Essay von Jürgen Kaube in der FAZ Lust macht (hier).
Vielleicht schaff ich's ja doch noch.

Mittwoch, 20. März 2013

Elektrisierend (Objet trouvée)

Fundsache aus dem Focke-Museum Bremen, von Leserin J.D. gestiftet. „Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet. Und das gerade, das tun die Sachensucher“. (Pippi Langstrumpf)



„In einem unbekanntem Land, da war eine Biene sehr bekannt…“

Oder einfach nur: Back to the Roots. Ein Naturkundemuseum hat eröffnet. Das könnte man jetzt auch so stehen lassen. Im Joanneum hat das aber Bedeutung. 202 Jahre nach der Stiftung durch den allmundigen Erzherzog Johann ist das heutige Universalmuseum zu seinen Ursprüngen zurück gekehrt. Was gab es im Vorfeld nicht für Diskussionen? Intern wie extern! Blaue Blase-dominiert sei dieses Unternehmen. Die Keimzelle Natur an den Rand der Stadt deponiert. Nur mehr Kunst hat ihren Wert in einem neugeschaffenen Grazer Straßenviertel. Und jetzt ist sie zurück, die Natur. Offensichtlich besteht das Bedürfnis, selbige museal betrachten zu wollen. Rund 5.500 Besucher in den ersten fünf Tagen können nicht irren. Die Naturkundeabteilung in den oberösterreichischen Landesmuseen besticht durch ihre Disneylandhaftikeit. Stimmung wird dort vorgegeben. Kommt man nach Graz, da genießt man seine eigene Stimmung. Nichts kann langweiliger sein als Herbarbelege. Das könnte man so meinen. Betritt man die Natur, steht man vor einer Wand aus getrockneten Pflanzen einem Theatervorhang gleich szeniert und schmunzelt, weil so getrocknete Pflanzen doch betrachtenswert erscheinen. Textierung wird dort zur Nebensache. Kunstvoll wissenschaftlich sein, das ist das Motto dieser wahrlich sonderbaren Schau. Begreift man verstaubte naturkundliche Abteilungen in diversen Heimatmuseen, ist man gar nicht so überrascht über den Mut zur Ästhetisierung des Objektes. Back to the Roots. Tausende Objekte wurden aus der ursprünglichen Naturkundlichen Abteilung ausgesiedelt, die Konzeption des neuen Museums hat szenographisch eine Schau hervorgebracht, in der viele Stammstücke wieder zurück gekehrt sind. Traditionell museal im Museum steht die historische mineralogische Sammlung so neben neuen Highlights wie dem galoppierenden Geparden, der neben seinem eigenen Skelett den Besucher gleichsam entgegenspringt. „Wow. Cool.“ Das war an den Tagen der Eröffnung von Kindern wie Erwachsenen zu hören. Ein Naturkundemuseum wird lebendig. Back tot he Roots eben.



Bernhard Samitsch, geb. 1966. Hundebesitzer (sie heißt Miss Marple). Studium der Volkskunde und Museologie, zumindest von dem, das in Graz zu ergattern war. Derzeit Betriebsratsvorsitzender im Universalmuseum Joanneum. Nebenbei noch Volkskulturpreisträger für die Umgestaltung des Mautener Troadkostn.

Montag, 18. März 2013

Fundsache "Brus-Häferl" vom Grazer Adventmarkt



Das vollendete Universalmuseum

Vor wenigen Tagen wurde das Naturkundemuseum des Universalmuseum Joanneum wiedereröffnet. Mit der Neuaufstellung einer der ältesten Abteilungen des Landesmuseums wurde der letzte Schritt gemacht, der mit dem organisatorischen und rechtlichen Revirement 2003 begonnen hat und nach und nach fast alle wesentlichen Sammlungen und Abteilungen umfasste.
Ursprünglich sollte das Naturkundemuseum mit dem Jubiläum von 2011 und der Eröffnung des sogenannten Joanneumsviertels erfolgen, aber die von der Landesregierung eingeforderten Einsparungen haben die Eröffnung verzögert. Nun gibt es also die jüngste der erneuerten Kernsammlungen wieder zu sehen und damit wird auch der erste Standort des Museums Raubergasse 10 wieder "bespielt".
Wenn in wenigen Wochen das Vorarlberger Landesmuseum, um einen Zubau erweitert, eröffnet werden wird, dann haben alle österreichischen Landesmuseen tiefgreifende Erneuerungen hinter sich gebracht, mit zwei Ausnahmen, das Wien Museum zeigt noch immer seine alte Dauerausstellung und man hat schon lange nichts mehr von der Entscheidung zum Standort des Museums gehört, die ja im Dezember 2012 hätte fallen sollen. Und das Kärtner Landesmuseums hatte zuletzt mit "Überlebensproblemen" insofern gekämpft, als der beklagenswerte Zustand der Depots bekannt wurde. Hier scheint man von einer nachholenden Erneuerung zuletzt weit entfernt gewesen zu sein. Aber wer weiß, vielleicht bringen die neuen politischen Verhältnisse Bewegung in die Entwicklung des Museums.

Freitag, 15. März 2013

Werner Hofmann. Ohne Nachruf

In den letzten Wochen hatte ich den Eindruck, daß die - zumal Wiener - Kunst- und Kulturkritik völlig am Abdanken ist. Die Lust-, Interesse- und Kompetenzlosigkeit angesichts der Eröffnung der Kunstkammer im Kunsthistorischen Museums bildete einen gespenstischen Kontrast zum Medienhype, den das Museum um die Eröffnung gemacht hatte. Matthias Dusini, der mehrfach versucht hatte, kritische Auseiandersetzungen mit Grundfragen der Wiener Museen, etwa zum Völkerkundemuseum, zu initiieren, lieferte zu Albertina-Schröder eine Art Home-Story, die man kaum anders als völlige Resignation vor der selbstgestellten Aufgabe verstehen kann.
Und nun druckt das bürgerliche Intelligenzblatt Die Presse zu Werner Hofmanns Tod die APA-Meldung nach und der Standard auch, gezeichnet aber mit Thomas Trenkler, und macht Hofmann zum Gründunsdirektor des MUMOK, was Missverständnisse stiftender blanker Unsinn gleich in mehrfacher Hinsicht ist.
Ach was! Hofmann lag quer zu allem was in Wien kunsthistorisch und museologisch so zugange war und ist und so blieb er ab und zu höflich geladener Gast, als Akteur oder Berater wollteihn hier niemand. "Wienerisch-verbindlich im Tonfall, französisch in der Clarté seiner Gedanken, deutsch – wenn man so will – in der unbedingten Disziplin seiner Arbeit" nennt ihn der Tagesspiegel, und möglicherweise ist das der Grund, warum ihn die Wiener Presse mit Instant-Texten lieber totschlägt, als sich mit ihm auseinanderzusetzen.

Zu den in Deutschland und der Schweiz erschienenen Würdigungen siehe den Post "Nachrufe, nachbarlich" hier.

Mittwoch, 13. März 2013

Innenansichten eines Museums. Der Rechnungshofbericht zum Museum fürAngewandte Kunst Wien

Rechnungshofberichte zu lesen ist nicht jedermanns Sache. Die literarische Unergiebigkeit ist die Kehrseite ihrer besonderen Qualität: pedantische und akribische Notation. Wer es schafft, sich dieser Textsorte anzuvertrauen, kann einem museologisch ergiebigen Text begegnen, wie im Fall des nun im Volltext im Internet verfügbaren Berichtes zum Museum für Angewandte Kunst in Wien unter der Direktion von Peter Noever. (http://www.rechnungshof.gv.at/fileadmin/downloads/2013/berichte/teilberichte/bund/Bund_2013_02/Bund_2013_02_2.pdf).
Wer es durchhält, an einem Text wie an einem strohtrockenen Knäckebrot zu kauen, wird dann eben nicht nur die sattsam bekannten persönlichen Anwürfe vorfinden, sondern Informationen, die in die Untiefen der Organisation und ihrer Verwaltung durch das Ministerium und den Aufsichtsrat des Museums führen. Da zeigt sich, daß es gespenstisch unprofessionell zugehen kann, daß möglicherweise manchmal auch mit Absicht etwas übersehen oder stillschweigend geduldet wird, selbst wenn es mit Gesetzen und Regelungen nicht so ohne weiteres vereinbar ist. Hier hat man also Stoff genug, nicht nur einzelne Fehlleistungen zu finden, die sich schön skandalisieren lassen wie "Direktor feiert Muttertag auf Kosten des Hauses", sondern Schwächen der Konstruktion, der Trägerschaft, der Aufsicht.
Unter den vielen Informationen fand ich die besonders erstaunlich, die ein Versagen gerade dort dokumentieren, wo man die Stärke gerade dieses Museumskonzepts, wie es uns weisgemacht wurde, vermutet hätte, bei der Verwaltung der Gelder, der Effizienz der Verwaltung, der Medienarbeit oder der Acquirierung von Drittmitteln und Kooptierung von Partnern. Daß das MAK etwa nie ein Sponsoringkonzept besessen hat (und sein Eigendeckungsgrad zeitweiße ins Bodenlose abgesackt ist) ist doch erstaunlicher, als festzustellen, daß es nie ein Sammlungs- und Inventarierungskonzept hatte, oder?
Müßig anzumerken, daß es inhaltlich ohnehin nie so etwas wie ein Konzept gegeben hat, allerdings hält sich da der Rechnungshof nobel zurück, denn das würde vermutlich seine selbstgesteckten Grenzen sprengen. Da müssten die Medien einspringen. Aber die klauben sich die Rosinen für eine kurzlebige Alarmierung heraus und dann sinken alle wieder zurück in ihre Routinen.

Freitag, 8. März 2013

Entrée 99


Die Reichsten (Texte im Museum 388)

Ausstellung "In Arbeit". Technisches Museum Wien (Foto: GF, 2013)

Verpackungskünste. Das Grazer Volkskundemuseum übt den Ausbruch

Der Trachtensaal, wie er bis vor kurzem aussah
In der Ausstellung des Grazer Volkskundemuseums "Dirndl, Jeans und Seidenstrumpf" gibt es einen Text mit der Überschrift "Abschied von der Tracht." Was in der Ausstellung bloß theoretische Reflexion über aktuelle Entwicklungen ist, hat man im Obergeschoss der Dauerausstellung in Form einer zeitlich begrenzten Intervention in die Praxis umgesetzt.
;Man hat sich verabschiedet, durch wegpacken. Die Vitrinen mit den Trachtenfigurinen der 30er-Jahre sind - nahezu - verschwunden, hinter - Trachtenstoffen. Ein paar Fenster geben den Blick frei auf Bruchstücke, einige von ihnen mit applizierten Zitaten aus höchst unterschiedlichen Zeiten und aus ebenso unterschiedlichen ideologischen Kontexten.

Der verhüllte Trachtensaal

Beim ersten Anblick des so überraschenden Raumeindrucks wirkte das wie eine Befreiung. Die klobigen, ungeschlachten, buchstäblich und metaphorisch 'hölzernen' Figuren mit ihrer oft groben Kleidung, die dicht gestellten Vitrinen, in denen sich die Figuren zusammendrängen mussten, das allein wirkte schon immer unangenehm.
Dazu musste man noch nicht einmal wissen, daß dieser sogenannte Trachtensaal eine genuine Schöpfung staändestaatlicher Ästhetik und Wissenschaft ist. Protegiert vom damaligen Landeshauptmann Karl Maria Stepan, der seit 1934 Bundesleiter der Vaterländischen Front war, konnte der mit ihm persönlich befreundete, deutschnational-katholische Leiter des Volkskundemuseums, Viktor von Geramb, sich einen Traum erfüllen.
Was im aktuellen Begleittext im Museum als "neue Sachlichkeit" bezeichnet wird ist nichts weniger als das, es Ausdruck eines von Geramb immer wieder auffallend bellizistisch vorgetragenen pädagogischen Sendungsbewußtseins.
Im kleinen Musuemsführer von 1931 schreibt er unter anderem: "...für die Heimat und ihre Kultur zu leben, muß nun unsere heiligste Pflicht sein. In der Wahrung des guten Geistes der Heimat und ihrer gesunden Eigenart, in der Förderung, Verwertung und Vermittlung heimischer Sitten, Trachten und heimatlicher Kunst, in der liebevollen Pflege aller bodenständigen Werte und im heißen Kampfe gegen das Eindringen zerstörender, volksfremder Gifte wird wohl die ersten und wichtigste Aufgabe unserer Zeit zu sehen sein.“

Dem allem einfach etwas überzustülpen hat schon Witz und man kann es wohlwollend als ersten Probelauf deuten, sich von der Hypothek einer das Museum stark prägenden Geschichte langsam zu entlasten. Auch die erwähnte kleine Ausstellung hat manche Züge einer solchen befreienden Fingerübung.
Viktor Geramb im Kreis seiner Schülerinnen, wie die einschlägige Beschriftung festhält

Verhüllen ist noch nicht bearbeiten, aufarbeiten, und wenn der Stoff wieder von den Vtrinen gezogen wird, dann bleibt ein bislang merkwürdig heimlich-unheimliches Erbe zurück, dem man bis jetzt glaubte treu bleiben zu müssen. 
Doch die Geste ist stark und witzig, und mit Witz kann man mich immer überrumpeln, und auch optimistisch stimmen, daß etwas in Bewegung geraten ist...

Ein gutes Museum (Texte im Museum 387)


Der immer noch sterbende Kaiser. Maximilian von Mexico, ausgestellt

Als Schulkind war ich ein veritabler Maximilian von Mexico - Experte. Ich hatte nämlich alle fünf Bände des Kolportageromans gelesen, der ursprünglich Waldröschen hieß und dessen Autor sich Capitain Ramon Diaz de la Escosura nannte. In der Buchhandlung meiner Kindheit, in der ich nach und nach Schloß Rodriganda, Die Pyramide des Sonnengottes, Benito Juarez, Trapper Geierschnabel und endlich Der sterbende Kaiser (das war Maximilian) um einige Groschen entlehnte, wurden die Bände freilich unter dem Namen des wirklichen Autors entliehen - Karl May.


Mein Expertentum verblasste, Kolportageromane des 19. Jahrhunderts vermögen offenbar bei mir kein nachhaltiges Geschichtsbewußtsein zu stiften. An den Inhalt habe ich keinerlei Erinnerung mehr, aber Wikipedia, dieses supranationale Großgedächtnis ließ einige Gedächtnissplitter wieder aufblitzen: An Karl Sternau, den Namen des Arztes aus Deutschland erinnerte ich mich, der den spanischen Grafen Emanuel de Rodriganda heilen und dessen Tochter Rosa heiraten soll, was aber vom ruchlosen Schurken Cortejo beinahe vereitelt wird indem er Sternau in Mexiko in eine Pyramide einsperrt. Zuvor hatte er seinen eigenen Sohn gegen den Erben des Grafen ausgetauscht, um Rodriganda in seine Hand zu bekommen. Es geht klarerweise alles gut aus - bis auf den leidigen Umstand, daß der Kaiser erschossen wird.
 
Diese Geschichte ist auch ein Kolportageroman, denn daß sich die Europäischen Großmächte (mit Ausnahme Frankreichs, das die Idee dazu lieferte) und vor allem Mexico selbst mit der Idee anfreunden könnten, daß ein Mitglied des österreichischen Herrscherhauses mal rasch mit einem Schiff übersetzt um dort drüben in Südamerika Kaiser zu werden, das konnte doch nicht mal Maximilian selbst ernsthaft glauben. Hat er aber. Aber nur kurz.
Mexico war ein selbständiges und selbstbewusstes Land, das einen beliebten Präsidenten hatte, der die Politik der Unabhängigkeit gegenüber Europa energisch vorantrieb (erinnert ja an was, oder?). Also, lange hat das nicht gedauert, das mit dem Kaisertum. Maximilian wurde verhaftet, vor Gericht gestellt, verurteilt und erschossen. Mit einem Schiff nach Österreich gebracht und in der Kapuzinergruft beigesetzt.

Und? Nun, er ist ausstellungstauglich geworden. Und das Hofmobiliendepot oder auch Möbel Museum Wien genannt, das so manches Relikt dieses Maximilian besitzt (sein Sombrero hatte es mir schon immer angetan, schon als er nur ein beiläufig abgelegtes Depotobjekt und anderen war) zeigt eine Ausstellung, noch bis zum 18. August dieses Jahres. Samt zerschossenem Rock und richtigem Sarg,
Und wenn Edouard Manet nicht ein weltberühmtes Bild von der Erschießung gemalt hätte, wer weiß, wer sich noch an Maximilian erinnerte? Karl Mays Kolportagen liest wohl niemnd mehr.

Sonntag, 3. März 2013

Was will uns dieses sagen? (Texte im (am) Museum 385)

Volkskundemuseum Graz (2013)

Böse! Gut! Museen im Umgang mit ihren Besuchern

Direkt neben einer Schranke, an der auch noch eine zusätzliche persönliche Kontrolle stattfindet (sehr freundlich) hängt die Hausordnung, eine 15 Punkte umfassende Auflistung von Verboten, in einem, nun sagen wir, ganz schön strengen Ton formuliert und mit erstaunlichem Inhalt (Videoüberwachung z.B.). Gott kam mit zehn Geboten aus, das TMW benötigt fünfzehn für zur Prävention der Besucher-Todsünden. Zwei Plastikküberln nehmen die Schirme auf, eine Uhr zeigt vermutlich an, wie weit es noch bis zum Verlassen des Museums hin ist (Assoziation: Stechuhr). Eine Schengengrenze, die klar das Foyer vom Museum trennt, in dem vor allem eins zu herrschen hat: Ordnung. Am Pult, an dem die die Eintrittskarten kontrollierende Person steht (etwa drei Meter von der Kassa entfernt) dan noch ein Verbotsschild (keine Rucksäcke!) prangt. BÖSE! (Technisches Museum Wien)


Höflichkeit ist eine Zier. Es wird um Verständnis für diverse Anweisungen, Ge- und Verbote geworben. Zweisprachig. Es geht ums ungestörte Ausstellungserlebnis. Minus: zuviel Aufwand, Kinder unter Generalverdacht der Störanfälligkeit zu stellen. Da könnte man sich eine große Scheibe an englischen, schottischen oder niederländischen Museen abschauen. Hier ist nicht von Ordnung, sondern von Regeln die Rede und der Anschlag hat auch nicht die Dimension einer Werbefläche (wie im TMW) und drängt sich nicht in das Niemandsland zwischen Foyer und Ausstellung, sondern hängt ganz friedlich an einer Wand, direkt neben einer Orientierungstafel. Und am Schluß noch mal eine persönliche, freundliche Ansprache. GUT! (Universalmuseum Joanneum Graz / Joanneumsviertel)

Ich war hier! (Texte im Museum 384)

Volkskundemuseum Graz (2013)

Samstag, 2. März 2013

Großstädtisches Heimatmuseum

Alle reden über die Kunstkammer (des Wiener Kunsthistorischen Museums). Alle? Nein. Der Standard widmet eine halbe Seite seiner Wochenendausgabe einem Wiener Bezirksmuseum. Dem ältesten. Dem Meidlinger. Hier: http://derstandard.at/1362107189036/Im-aeltesten-Bezirksmuseum-Wien-in-Meidling-wird-Geschichte-konserviert