Donnerstag, 30. September 2010

"Politik nach Gutsherrenart". Die ZEIT zur Schließung des Altonaer Museums

Mit zwei Beträgen reagiert die in Sachen Kulturpolitik Hamburgs schon lange verstimmte, lokal aber höchst zuständige ZEIT heute. In der Reihe "Museumsführer" wird das "großartige Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte" gewürdigt und in einem Essay wird ziemlich heftg die Kulturpolitik generell und die Attacke auf gleich mehrere Einrichtungen der Stadt kritisiert.

"Das Deutsche Schauspielhaus und die städtischen Bücherhallen, beide längst heruntergespart, werden durch Kürzungen im Millionenbereich ruiniert. Das Altonaer Museum aber, das bedeutendste Haus für norddeutsche Kulturgeschichte, das eben für drei Millionen Euro saniert und vor kaum einem Jahr neu eingeweiht wurde, soll liquidiert werden. Es wäre die erste Schließung eines Museums dieser Größenordnung in Deutschland. Ein Signal: nicht nur Kulturbruch, sondern Politik nach Gutsherrenart. Weil die Sparmaßnahmen nicht offen debattiert wurden, weder mit den Betroffenen noch mit den Bürgern, die bei Beschlüssen solcher Tragweite vielleicht doch gern gewusst hätten: Warum haben wir ein Haushaltsloch? Und warum muss man es so und nicht anders stopfen?, fühlen viele sich düpiert."

Die Zeit kritiert die auch wirtschaftlich ziemlich unstimmige Schließung des Museums und rechnet den "Pfeffersäcken" (Wortwahl der ZEIT) nicht nur deren Reichtum vor (die Zahl der in Hamburg ansässigen von Vermögenssteuer befreiten Milliardäre und Millionäre) und ihre Milchmädchenrechnung der sogenannten Einsparung detailliert durch.

"Am teuersten bei der Museumsschließung, sagt Hinrichsen, sei die Vernichtung von geldwertem Eigentum. Alle Objekte zusammen seien 100 bis 200 Millionen Euro wert. Hat das Museum Bestand, dann akzeptieren die Banken die Objekte als Sicherheit für etwaige Staatskredite. Was jedoch nicht heißt, dass man die Stücke einzeln zu diesem Preis losschlagen könnte. Wertvoll sei die Beleihungssumme. »Nachdem Hamburg zuhauf Grundstücke und öffentliche Gebäude verhökert hat, gehört das Museumsgut zu den letzten dinglichen Sicherheiten für Staatskredite.« Wir verstehen: In den Museen liegt der Staatsschatz. Wer hat das Recht, ihn zu verschleudern? Ein seit vier Wochen amtierender Kultursenator? Ein neuer Oberbürgermeister, der übermorgen vielleicht wieder weg ist?"

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